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Die Ambundu sind eine Ethnie in Angola die im Wesentlichen in einem breiten Landstreifen siedelt der die Hauptstadt Luanda einschliesst und sich nach Osten bis zur Provinz Malanje hinzieht Ihre Sprache ist das Kimbundu ihre Selbstbezeichnung gelegentlich Akwambundu selten Akwakimbundu Wir Mbundu Sie werden ethnografisch oft als nordliche Mbundu bezeichnet im Gegensatz zu den Ovimbundu Zentralangolas den sudlichen Mbundu Zahlenmassig stellen sie gegenwartig etwa ein Viertel der Bevolkerung Angolas dar Ihre wichtigsten Untergruppen sind von West nach Ost die Luanda die eigentlichen Ambundu die Kissama die Dembo Ndembu die Ngola die Bangala Imbangala die Songo die Chinje die Minungu und nach Suden die Libolo und Kibala 1 Ethnische Karte Angolas Siedlungsgebiet der Ambundu ist hellbraun gekennzeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Kolonialzeit 3 Anti kolonialer Widerstand und spatkoloniale Entwicklungen 4 Entkolonisierungskonflikt und Burgerkrieg 5 Gegenwart 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseUrsprung BearbeitenUm die Mitte des letzten Jahrtausends bestanden einerseits verschiedene politische Einheiten Konigreiche der Ambundu vor allem das Konigreich Ndongo andererseits gehorte ein Teil von ihnen zum Kongoreich Sehr fruh kamen sie in Kontakt mit dem portugiesischen Bruckenkopf Luanda der vom 15 bis 19 Jahrhundert als eine Art Enklave bestand und Verbindungen verschiedener Art zu seinem Hinterland pflegte Dadurch gab es bald verstadterte Ambundu und die portugiesische Sprache und Kultur einschliesslich der Schrift begann sich auch uber Luanda hinaus zu verbreiten Bis zum 19 Jahrhundert waren Teile der Ambundu aktiv in den Sklavenhandel verwickelt bei dem Menschen aus dem heutigen Ostangola nach Brasilien und z T Zentralamerika verkauft wurden 2 Kolonialzeit BearbeitenVon der Mitte des 19 Jahrhunderts an gerieten die Ambundu schrittweise unter die Kontrolle des portugiesischen Kolonialstaats der von Luanda und dem zweiten Bruckenkopf Benguela aus Ende des 19 bzw Anfang des 20 Jahrhunderts das Gebiet des heutigen Angola in Besitz nahm Ihre kulturelle Assimilierung ist wahrend der Kolonialzeit daher am weitesten von allen Ethnien fortgeschritten was sich u a darin ausdruckte dass schon damals eine ganze Anzahl westlich gepragter Intellektueller aus ihren Reihen hervorging Die kulturelle Assimilierung war in dieser Intensitat nur moglich weil die Ambundu in jener Phase ausnahmslos zum Christentum ubertraten Portugiesische aber auch spanische Missionare waren vom 19 Jahrhundert an fur die Katholische Kirche im gesamten Siedlungsbereich der Ambundu tatig Im selben Zeitraum fasste dort von Grossbritannien und den USA ausgehend die Methodistische Kirche Fuss die sich fur Erhalt und Weiterentwicklung des Kimbundu einsetzte so die soziale Identitat der Ambundu starkte und zu einer Art informellem Sprecher dieser Volksgruppe wurde Gleichzeitig hatten jedoch auch die Ambundu in den landlichen Gebieten den ganzen Druck eines Kolonialsystems zu ertragen das sich vor allem von den 1920er Jahren an verstarkte In einem Teil ihres Gebietes der Baixa de Cassanje wurde ihnen sogar der Zwangsanbau von Baumwolle auferlegt eine Praxis die sonst in Angola nicht zur Anwendung kam Anti kolonialer Widerstand und spatkoloniale Entwicklungen BearbeitenVon der Mitte der 1950er Jahre an artikulierte sich infolgedessen unter den Ambundu sowie unter der mit ihnen zusammenhangenden Mischlingsbevolkerung von Luanda der antikoloniale Widerstand Dieser schlug sich 1961 in einem unorganisierten Bauernaufstand in der Baixa de Cassanje und der Ersturmung des Zentralgefangnisses von Luanda nieder 3 In der Folgezeit fand das MPLA eine von drei in den 1950er und 1960er Jahren entstehenden Unabhangigkeitsbewegungen ihre Anhangerschaft vornehmlich unter den Ambundu In deren Siedlungsbereich konkret im Suden der Provinz Cuanza Norte errichtete das MPLA seinen ersten Guerillastutzpunkt in Angola der allerdings nur eine geringe Aktivitat zu entwickeln vermochte 4 Im Untergrund baute das MPLA jedoch im gesamten Gebiet der Ambundu vor allem aber in Luanda ein Netz von Zellen und Sympathisanten auf Gleichzeitig nutzten die Ambundu starker als jede andere Ethnie die Moglichkeiten die sich in Angola in der spatkolonialen Zeit 1961 1974 eroffneten als das bis dahin geltende Eingeborenenstatut aufgehoben und alle Einwohner Angolas zu gleichberechtigten Staatsburgern Portugals erklart wurden Die Ambundu nahmen die Moglichkeit schulischer Ausbildung in hohem Mass wahr die sich durch die Reformen von 1962 eroffnete 5 Sie nutzten mit grossem Erfolg jede sich bietende Gelegenheit Anstellungen meist allerdings auf unterem und mittlerem Niveau im damals expandierenden offentlichen Dienst und in Staatsbetrieben zu finden zugleich auch innerhalb des Militars und im Rahmen der Katholischen sowie der Methodistischen Kirche In beiden Kirchen erreichten Ambundu bereits vor der Unabhangigkeit den Bischofsrang 6 Entkolonisierungskonflikt und Burgerkrieg BearbeitenAls Portugal Anfang 1974 seine Absicht erklarte sich aus seinen Kolonien zuruckzuziehen brach ein Konflikt unter den rivalisierenden Unabhangigkeitsbewegungen MPLA FNLA und UNITA aus der nicht zuletzt fur die Ambundu erhebliche Schaden mit sich brachte 7 Vor allem unmittelbar nach seinem Ausbruch fanden schwere Kampfe in Luanda sowie nordlich und ostlich der Hauptstadt statt Dass sich das MPLA hier durchsetzte hatte es zu einem guten Teil den oft improvisierten militarischen Einheiten zu verdanken die es aus Ambundu rekrutierte Bei der Vertreibung von FNLA und UNITA aus Luanda war eine spontane Stadtguerilla aus jugendlichen Ambundu mitentscheidend Auch die Truppenverbande die dann im ubrigen Land auf Seiten des MPLA zum Einsatz kamen setzten sich weitgehend aus Ambundu zusammen All dies fuhrte zu einer klaren Identifizierung mit dem unabhangigen Angola das 1975 vom MPLA ausgerufen wurde Bei der hier aufgezeichneten Entwicklung bestand ein enges Bundnis zwischen den Ambundu und der in Luanda relativ zahlreichen Mischlingsbevolkerung an diesem war auch eine ganze Anzahl von Angolaportugiesen beteiligt meist jungere Menschen mit besserer Schulbildung Gegenwart BearbeitenDie Ambundu wohnen heute zu einem grossen wahrscheinlich uberwiegenden Teil in Stadten nicht nur in der Stadt und Provinz Luanda sowie den teilweise verstadterten Bereichen der angrenzenden Provinz Bengo sondern auch in Malanje und Ndalatando sowie kleineren Stadten wie Ambriz Ambrizete Caxito und Dondo Siehe auch BearbeitenGeschichte Angolas Burgerkrieg in AngolaLiteratur BearbeitenDavid Birmingham Trade and Conflict in Angola The Mbundu and their Neighbours Unter the Influence of the Portuguese 1483 1790 Oxford Clarendon 1966 Joseph Miller Kings and Kinsmen Early Mbundu States in Angola Oxford Clarendon 1976Einzelnachweise Bearbeiten Jose Redinhs Etnias e culturas de Angola Luanda Instituto de Investigacao Cientifica de Angola 1975 Siehe Joseph Miller Slaves slavers and social change in nineteenth century Kasanje in Franz Wilhelm Heimer Social Change in Angola Munchen Weltforum Verlag 1973 S 9 30 Eine detaillierte Rekonstruktion dieser Ereignisse und ihrer Wurzeln findet sich in John Marcum The Angolan Revolution Band I The Anatomy of an Explosion 1950 1962 Cambridge Mass amp London MIT Press 1969 Siehe John Marcum The Angolan Revolution Band II Exile Politics and Guerrilla Warfare 1962 1976 Cambridge Mass amp London MIT Press 1978 Siehe Elisete Marques da Silva Condicionamentos socio culturais da escolarizacao nas zonas suburbanas de Luanda Luanda Missao de Inqueritos Agricolas de Angola 1972 dies Social conditions of school attendance and achievement of minors in suburban Luanda a preliminary test of some hypotheses in Franz Wilhelm Heimer Hg Social Change in Angola Munchen Weltforum Verlag 1973 S 193 210 dies O papel societal do sistema de ensino na Angola colonial 1926 1974 Revista Internacional de Estudos Africanos Lissabon 16 17 1992 1994 S 103 130 Wiederabdruck in Kulonga Luanda Sondernummer 2003 S 51 82 Siehe Franz Wilhelm Heimer amp Elisete Marques da Silva Politische Entwicklung und Situation der katholischen Kirche im nachkolonialen Angola Freiburg i Br Arnold Bergstraesser Institut 1983 Siehe Franz Wilhelm Heimer Der Entkolonisierungskonflikt in Angola Munchen Weltforum Verlag 1979 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ambundu amp oldid 223884653