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Amalia Holst geborene von Justi 10 Februar 1758 in Altona als Paulina Amalia Johanna Marchand 1 6 Januar 1829 in Gross Timkenberg 2 war eine deutsche Padagogin und Frauenrechtlerin Sie setzte sich fur eine Bildung im Geiste der Aufklarung ein und war Verfechterin der Frauenbildung Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Padagogik 3 Frauenrechte 3 1 Soziale Rolle 3 2 Bildung 4 Rezeption 5 Werke 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAmalia von Justi wurde als voreheliche Tochter des preussischen Bergrats Johann Heinrich Gottlob von Justi und dessen zweiter Ehefrau Johanna Maria Magdalena Marchand geboren Johann von Justi war spater Professor fur Staatsokonomie und Naturwissenschaft in Gottingen Im Jahr 1760 veroffentlichte er mit dem Vorschlag von Errichtung einer Akademie vor das Frauenzimmer seine Forderung nach einer neuartigen Frauenbildung Er schrieb darin dass es ungemein nutzlich und heilsam seyn wurde wenn man sich eine vernunftige Erziehung des weiblichen Geschlechts mehr angelegen seyn liesse und eine gewisse Art von hohern Schulen und Akademien vor dasselbe errichtete 3 1767 folgte sein Vorschlag von Errichtung eines weiblichen Schoffenstuhls der vorsah das in Gerichten nur Frauen uber Frauen urteilen sollten Im Jahr 1771 starb er im Gefangnis wo er wegen des Verdachts der Untreue einsass Wie es seiner Tochter danach ergangen ist ist nicht bekannt 1792 heiratete Amalia von Justi in Hamburg den Juristen Ludolf Holst Mit ihm betrieb Amalia Holst Erziehungsanstalten in Hamburg Wittenberg Boitzenburg Schwerin und Parchim 4 Sie lebten die Ehe als Arbeitsgemeinschaft Die beiden hatten drei Kinder Von Aufzeichnungen aus dem Jahre 1807 weiss man dass Amalia Holst in Wittenberg ihr Mann in Hamburg gemeldet waren Die beiden scheinen also getrennt gelebt zu haben 5 Das Damen Conversations Lexikon verzeichnete 1864 als einzige Quelle hierfur die Promotion Amalia Holsts zur Doktorin der Philosophie seitens der Universitat Kiel Von 1823 bis zu ihrem Tod lebte sie in Timkenberg in der Nahe von Boizenburg Padagogik Bearbeiten1791 formulierte Holst ihre Bemerkungen uber die Fehler unserer modernen Erziehung Die alten Erziehungsmethoden seien nur eine Gedachtnisubung ohne dass auf die Entwicklung des Geistes Rucksicht genommen werde So habe man nur oberflachliches Vielwissen und Selbstgefalligkeit gefordert Sie knupft bei Johann Bernhard Basedow Joachim Heinrich Campe und Christian Gotthilf Salzmann an derer theoretischen Vorstellungen sie sich anschliesst Deren Konzepte seien aber praktisch mangelhaft umgesetzt Sie beklagte das viele Gerede und das zu wenig an Handlung Im spielenden sich ganz nach der Laune des Kindes bequemenden Unterricht lehnte sie ab da er zur Oberflachlichkeit erziehe Die Folge sei dass sich die Schuler statt ausgiebig mit dem Nutzlichen nur auf die Schnelle mit dem was sie gerade anspricht beschaftigten bis es den Reiz des neuen verloren habe Man solle dem Kind nichts vorsetzen sondern ein beobachtetes individuelles Interesse gezielt vertiefen In den Bemerkungen uber die Fehler unserer modernen Erziehung wird nicht zwischen Jungen und Madchenbildung unterschieden Es findet keine explizite Betrachtung der Geschlechterfrage statt Frauenrechte BearbeitenSoziale Rolle Bearbeiten 1795 erschien in Leipzig zunachst anonym 6 Elisa oder Das Weib wie es seyn sollte ein Roman von Wilhelmine Karoline von Wobeser Darin wird die Titelheldin Tochter Ehefrau und Mutter Elisa als Ideal einer traditionellen Vorstellung weiblicher Tugenden dargestellt 7 Dieses Werk reizte Holst zu ihren in Zeitschriften veroffentlichten Briefen an Elisa 1799 1800 in denen sie die idealisierte Unterordnung der Ehefrau kritisierte In den Briefen beruft sie sich auf Jean Jacques Rousseau Jean de Lafontaine Christoph Meiners und Carl Friedrich Pockel Holsts Einschatzung Rousseaus unterliegt mit der Zeit einem Wandel 8 Dessen im Roman Julie oder Die neue Heloise gezeigtes Frauenbild erhalt in den Briefen uber Elisa noch ihre Zustimmung In ihrer Bestimmung des Weibes zeichnet sie hingegen das Bild Rousseaus als reaktionaren Rechteverweigerer Hier weist sie stattdessen auf Theodor Gottlieb von Hippel hin dessen Abhandlung Uber die burgerliche Verbesserung der Weiber sie mehr Aufmerksamkeit wunscht Hippel wird als wahrscheinlicher Ideengeber des starkere Nachdrucks im Vergleich zu den Briefen an Elisa vermutet 5 Amalia Holst tritt der Unterstellung Frauen konnten weniger prazise denken entgegen Im Sinne der Aufklarung weist sie darauf hin dass sich der Mensch erst durch Bildung zu einer mundigen Person mache Von der Ehe schreibt sie diese sei als Vertrag unter gleichberechtigten Partnern anzusehen Ihre Grundlage konne nur Liebe nicht ein Herrschaftsverhaltnis sein Die Vorstellung einer durch hintergrundige Beeinflussung ihres Gatten ihre Wirkung entfaltenden Frau weist sie zuruck Die unsichtbaren Faden womit wir bisher hinter den Kulissen das Maschinenwerk des grossen Schauspiels der Welt geleitet haben werfen wir hinweg weil es unter unserer Wurde als Mensch ist uns ferner zu verstellen um durch List und Ranke zu unserem Zweck zu gelangen Bildung Bearbeiten 1802 erschien Uber die Bestimmung des Weibes zu hoherer Geistesbildung Im Geiste der Aufklarung trat sie hier fur das Naturrecht aller Menschen auf Bildung ein Die Beschrankung auf Manner folge dem Recht des Starkeren was von der Kultur uberwunden werden musse Denkt etwa unser Geist nach anderen logischen Gesetzen nimmt er die Dinge der Aussenwelt anders auf als die Manner Wie Rousseau erfahrt auch Pockel hier eine Neubewertung Dessen Schreiben uber eine durch Bildung abgelenkte ihre hauslichen Pflichten vernachlassigende Frau parodiert Holst in dem sie im selben Stile von einigen durch Bildung abgelenkten Mannern berichtet Wenn man einer Frau Bildung verweigere um sie nicht abzulenken musse man auch den Mannern jegliche uber ihre beruflichen Notwendigkeiten hinausgehende Bildung versagen Holst raumt fur unverheiratete Frauen die Moglichkeit ein sich dank ihrer Bildung um ihre Versorgung verdient machen zu konnen Sonst spricht sie von traditionellen familiaren Aufgaben der Frau Bei ihrer Betrachtung der Frauenbildung hat sie stets nur die hoheren Stande im Sinn Rezeption BearbeitenEin anonymer Rezensent beschaftigte sich 1802 in der Zeitschrift zur Geschichte der Zeit der Sitten und des Geschmacks mit Holsts Thesen 5 Er sieht wissenschaftlich begabte Frauen als Anomalie der Natur Holst wirft er Inkonsequenz vor Sie fordere wissenschaftliche Bildung aber keine entsprechenden Berufe fur Frauen Dann fordere sie Bildung fur Frauen nicht aber fur Angehorige niederer Stande Moderne Beurteilungen wie etwa die Claudia Honeggers schliessen sich der Beobachtung der die beruflichen Aussichten einschrankenden Mutterrolle in Holsts Werk an Elke Spitzer sieht Holst als Aufklarerin einerseits andererseits als in der Tradition der Querelle des femmes stehend Holst unterlasse die Forderung nach einer Umwalzung der Geschlechterrollen nicht als Zugestandnis einer unterschiedlichen Natur sondern als eine frei vereinbarte Aufgabenverteilung 5 Spitzer beobachtet Merkmale der Querelle des femmes bei Holst Das scholastische Argumentationsmuster von Rede und Gegenrede schimmere durch Typisch fur diese Tradition sei auch Holsts Aufzahlung beruhmter Frauen die als Indiz fur gleiche Fahigkeiten der Geschlechter angefuhrt werde sowie ihre intensive Vaterbeziehung Werke BearbeitenBemerkungen uber die Fehler unserer modernen Erziehung 1791 Briefe an Elisa 1799 Uber die Bestimmung des Weibes zur hohern Geistesbildung 1802 in Berlin von Heinrich Frolich verlegt Literatur BearbeitenAndrew Cooper Amalia Holst On the Vocation of Woman to Higher Intellectual Education Oxford 2023 Dieter Dumcke Gedanken einer praktischen Erzieherin Amalia Holst In Wolf Gunter Volker Horst Gosta Berling Hrsg Mecklenburgische Schulmeister Lebensbilder von Lehrerinnen und Lehrern zwischen Neubrandenburg und Schwerin Neukloster und Parchim Gesellschaft fur Schulgeschichte Mecklenburgs und Vorpommerns e V Thon Schwerin 1998 S 33 36 Corey W Dyck Amalia Holst on the Education of the Human Race In Isabel Karremann Anne Claire Michoux amp Gideon Stiening eds Women and the Law in the Eighteenth Century London 2017 Gisela Framke Amalia Holst Bemerkungen zur Padagogik der Aufklarung In Jorgen Bracker Hg Beitrage zur deutschen Volks und Altertumskunde Hamburg 1984 S 31f Helen Fromius Women and Literature in the Goethe Era 1770 1820 Determined Dilettantes Oxford 2007 S 206ff Andrea Gerhard Amalia Holst Zur Person In dies Wenn die Frau Mensch wird Campe Holst und Hippel im Vergleich Ein Beitrag zur Geschichte der Madchen und Frauenbildung EPUB 2017 Ulrike Gleixner Marion W Gray Hg Gender in Transition Discourse and Practice in German speaking Europe 1750 1830 Michigan 2006 Karl Jacoby Amalia Holst geb von Justi Hamburgs erste Frauenrechtlerin In ders Beitrage zur deutschen Litteraturgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts Hamburg 1911 Elke Kleinau Claudia Opitz Geschichte der Madchen und Frauenbildung Band 1 Frankfurt am Main 1996 S 340 Elke Kleinau Christine Mayer Caroline Rudolphi 1754 1811 Gemalde weiblicher Erziehung 1807 Amalia Holst geb von Justi 1758 1829 Uber die Bestimmung des Weibes zur hohern Geistesbildung 1802 und Betty Gleim 1781 1827 Erziehung und Unterricht des weiblichen Geschlechts 1810 In dieselben Hrsg Erziehung und Bildung des weiblichen Geschlechts Eine kommentierte Quellensammlung zur Bildungs und Berufsbildungsgeschichte von Madchen und Frauen Band 1 Weinheim 1996 S 70 84 Heiner F Klemme Manfred Kuehn The Bloomsbury Dictionary of Eighteenth Century German Philosophers London 2016 S 358 Petra Meyer Madchenbildung in Frankfurt am Main zwischen 1816 und 1848 Frankfurt am Main 1979 S 40 Robert B Louden A Mere Skeleton of the Sciences Amalia Holst s Critique of Basedow and Campe In Corey W Dyck Hg Women and Philosophy in Eighteenth Century Germany Oxford 2021 S 72 94 Elke Spitzer Amalia Holst In Metis 3 1994 S 29 38 ISSN 0939 5970 Carol Strauss Sotiropoulos Scandal Writ Large in the Wake of the French Revolution The Case of Amalia Holst In Women in German Yearbook Band 20 2004 S 98 121 Birgit Wagenbaur Die Pathologie der Liebe Literarische Weiblichtkeitsentwurfe um 1800 Berlin 1996 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Amalia Holst im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Kirchenbuch St Trinitatis Hamburg Altona Taufen 1755 1759 S 46 Kirchenbuch Blucher Boizenburg Taufen Heiraten Tote 1787 1874 S 199 Frei wandeln auf dem Felde des Wissens Deutschlandfunk Heide von Felden Jean Jacques Rousseau in den Niederlanden und in Deutschland Anmerkungen zur Rousseau Rezeption im 18 Jahrhundert In Dick E H Boer Gudrun Gleba Rudolf Holbach Hrsg Wanderung von Personen Verbreitung von Ideen Austausch von Waren in den niederlandischen und deutschen Kustenregionen vom 13 18 Jahrhundert PDF a b c d Elke Spitzer Emanzipationsanspruche zwischen der Querelle des Femmes und der modernen Frauenbewegung Kassel University Press 2002 PDF 1 2 Vorlage Toter Link www upress uni kassel de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Wobeser Wilhelmine Karoline von In The Oxford Companion to German Literature Oxford University Press 2005 Allgemeine Literatur Zeitung 1796 Band 3 Nr 207 Faksimile Felden Heide von Die Frauen und Rousseau die Rousseau Rezeption zeitgenossischer Schriftstellerinnen in Deutschland Campus Frankfurt Main 1997Normdaten Person GND 118774786 lobid OGND AKS LCCN n84126160 VIAF 72190095 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Holst AmaliaALTERNATIVNAMEN Justi Amalia von Marchand Paulina Amalia Johanna Geburtsname KURZBESCHREIBUNG preussische Padagogin und FrauenrechtlerinGEBURTSDATUM 10 Februar 1758GEBURTSORT AltonaSTERBEDATUM 6 Januar 1829STERBEORT Timkenberg Abgerufen von https de wikipedia 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