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Die Alternsforschung untersucht interdisziplinar mit wissenschaftlichen Methoden das Phanomen des Alterns Verschiedene komplexe und teilweise noch unverstandene Mechanismen sind dafur verantwortlich dass biologische Systeme wie Zellen Gewebe und Organismen altern Dieser Vorgang begrenzt die Lebensdauer von Lebewesen Auf die Frage warum Organismen altern gibt es bis heute keine allgemeingultige und wissenschaftlich akzeptierte Antwort Damit befassen sich die sogenannten Alternstheorien Die Vision der ewigen Jugend beschaftigt die Menschen seit Jahrhunderten Hier das Gemalde eines Jungbrunnens von Lucas Cranach d A aus dem Jahr 1546 im Alter von 74 Jahren gemalt Die durchschnittliche Lebenserwartung in den Industriestaaten hat sich in den letzten 120 Jahren fur Frauen wie fur Manner verdoppelt Die hohere Lebenserwartung zusammen mit einer niedrigen Geburtenrate in den OECD Staaten fuhrt zu gravierenden gesellschaftlichen Umbruchen Die Gesellschaft altert Gleichzeitig treten im Alter vermehrt schwere Krankheiten auf welche die Lebensqualitat einschranken konnen Inhaltsverzeichnis 1 Definitionen und Abgrenzungen 2 Ziele 3 Primares und sekundares Altern 4 Beispiele fur verschiedene Alternsverlaufe 5 Literatur 5 1 Fachzeitschriften 5 2 Fachbucher 5 3 Popularwissenschaftliche Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDefinitionen und Abgrenzungen BearbeitenAlternsforschung ist Forschungsgebiet vieler Disziplinen Dabei wird Altern als ein irreversibler sich beschleunigender Funktionsverlust lebender Systeme verstanden Ausserdem geht Altern einher mit einer verminderten Anpassungsfahigkeit gegenuber Umwelteinflussen 1 Es stehen also nicht nur der Mensch sondern auch andere Tier und Pflanzenarten im Fokus der Forschung Bernhard Strehler stellte vier sogenannte Alternskriterien heraus Altern ist demnach ein Prozess dem alle lebenden Organismen unterliegen der fortschreitet der fur den Organismus schadlich ist und der dem lebenden System selber eigen ist also keinen Ausloser von aussen benotigt 2 Diese Definition erlaubt auch die Abgrenzung von Seneszenz einem Prozess der eine graduelle und langsame Akkumulierung schadlicher Effekte beschreibt Seneszenz ist demnach dem Wort Altern nachgeordnet kann aber zum Altern beitragen 1 Ein Beispiel fur einen akkumulierenden Effekt sind die Telomere der Chromosomen Die Telomere sitzen wie eine Schutzkappe an den Enden der Chromosomen und werden mit jeder Zellteilung verkurzt Dies wird mit der Zellalterung in Verbindung gebracht 3 Da Altern jedoch nicht nur von biologischen und medizinischen Faktoren abhangig ist sondern z B auch von soziodemografischen und okonomischen beschaftigen sich mit der Alternsforschung auch die Psychologie die Soziologie die Okonomie und die Padagogik Die Gerontologie hingegen erforscht biologische medizinische psychologische und soziale Aspekte des Alterns Sie ist dabei ausschliesslich auf den Menschen fokussiert 4 nbsp Tabakkonsumierende SeniorinDie Geriatrie auch Alters oder Altenmedizin bzw Altenheilkunde genannt ist eine Spezialdisziplin der Medizin Sie befasst sich mit den korperlichen geistigen funktionalen und sozialen Aspekten alter Patienten Ausserdem kummert sie sich um Rehabilitation und Pravention alter Menschen und deren spezieller Situation am Lebensende Die Mehrzahl der geriatrischen Patienten ist alter als 80 Jahre Ihre Lebenssituation ist haufig durch viele Krankheiten gleichzeitig gepragt Multimorbiditat 5 Abgegrenzt werden kann Altern von der Alterung einer Bezeichnung fur Abnutzung und Strukturveranderungen von Materialien und unbelebten Systemen Alterung geht dieser Definition zufolge einher mit einer gleichzeitigen Funktionsstorung 1 Ziele Bearbeiten nbsp Entwicklung der Lebenserwartung in Deutschland mit Prognose fur das Jahr 2040 6 Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Alter wahrend die maximale Lebensspanne mit etwa 120 Jahren gleich bleibt Die steigende Lebenserwartung in den Industriestaaten ist vor allem auf eine verbesserte Hygiene eine bessere Ernahrung und eine verminderte Kindersterblichkeit zuruckzufuhren Die maximale Lebenserwartung w maximum attainable age der Spezies Mensch hingegen ist in den letzten 100 Jahren nahezu konstant geblieben Sie liegt bei etwa 120 Jahren 6 Primares Ziel der Alternsforschung ist es daher nicht die Grenze der Sterblichkeit in ein noch hoheres Alter zu verschieben Ziel ist es moglichst lange ein gesundes und selbstbestimmtes Leben zu ermoglichen die sogenannte Gesundheitsspanne zu verlangern Die Kurve des normalen Alterns mit nur leichten Beeintrachtigungen bis ins hohe Alter soll sich also im Sinne der Alternsforschung der idealtypischen Alternskurve angleichen Primares und sekundares Altern BearbeitenAltern als physiologischer Vorgang ist eines der am wenigsten verstandenen Phanomene der Biologie 7 Jeder Organismus jedes Gewebe und jede Zelle altert auch ohne aussere Einflusse und relativ unabhangig von Umweltbedingungen Diese universellen Prozesse nennt man auch primares Altern Sie werden vor allem durch die Erbinformation des Individuums bestimmt Daneben unterscheidet man aber auch das sekundare Altern das durch aussere Einflusse ausgelost wird Dies konnen z B Umwelteinflusse sein die sich direkt auf die physiologischen Ablaufe auswirken Aber auch soziale und psychologische Umwelteinflusse spielen beim sekundaren Altern eine Rolle Beispiele fur verschiedene Alternsverlaufe BearbeitenDie nebenstehende Abbildung zeigt beispielhaft fur verschiedene Altersverlaufe wie sich die Vitalitat mit zunehmenden Lebensalter verandert und welche Beeintrachtigungen damit einhergehen nbsp 1 Altern bei Progerie vorzeitiger Vergreisung 2 Beschleunigtes Altern durch Risikofaktoren wie Bluthochdruck Tabakrauchen Ubergewicht u a 2A ohne therapeutische Massnahmen 2B mit therapeutischen Massnahme nach zwei Akutereignissen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt 3 typischer Alternsverlauf nach Demenz mit einer schnellen Funktionsbeeintrachtigung und einer langen Phase der Behinderung und Pflegeabhangigkeit 4 normaler Alternsverlauf bei gesunden Menschen mit nur geringen Beeintrachtigungen auch im hohen Alter 5 idealer Alternsverlauf 6 Literatur BearbeitenFachzeitschriften Bearbeiten AGE Verlag Springer seit 2005 Fortsetzung des Journal of the American Aging Association Ageing International Springer seit 1974 Ageing Research Reviews Elsevier seit 2002 Cell Elsevier seit 1972 Aging Journal in Open Access Beitrage unter CC by sa seit 2009 European Journal of Ageing Springer seit 2004 European Review of Aging and Physical Activity Springer seit 2006 Journal of Aging Studies Elsevier seit 1987 Journal of Population Ageing Springer seit 2008 Mechanisms of Ageing and Development Elsevier seit 1972Fachbucher Bearbeiten Paul B Baltes Jurgen Mittelstrass Ursula Staudinger Hrsg Alter und Altern Ein interdisziplinarer Studientext zur Gerontologie Walter de Gruyter 1994 ISBN 3 11 014408 5 Peter Gruss Hrsg Die Zukunft des Alterns die Antwort der Wissenschaft C H Beck 2007 ISBN 978 3 406 55746 0 ein Bericht der Max Planck Gesellschaft Jurgen Kocka Ursula Staudinger Hrsg Gewonnene Jahre Empfehlungen der Akademiegruppe Altern in Deutschland Nova Acta Leopoldina Band 109 2009 Andreas Motel Klingebiel Susanne Wurm Clemens Tesch Romer Hrsg Altern im Wandel Befunde des Deutschen Alterssurvey DEAS Kohlhammer 2010 ISBN 978 3 17 021595 5 R Schulz The Encyclopedia of Aging Band 1 2 Springer 2006 ISBN 0 8261 4843 3 N S Wolf Hrsg Comparative Biology og Aging Springer 2010 ISBN 978 90 481 3464 9 Popularwissenschaftliche Literatur Bearbeiten K G Collatz Altern unubersichtliche Terminologie In wissenschaft online J Heisig Jung bleiben In Horzu 4 Januar 2013 Rafaela von Bredow Alternsforschung Die Abschaffung des Sterbens In Der Spiegel Nr 30 2005Weblinks BearbeitenAmerican Federation for Aging Research Deutsche Gesellschaft fur Alternsforschung Deutsches Zentrum fur Altersfragen Institut fur Umweltmedizinische Forschung an der Heinrich Heine Universitat Dusseldorf Leibniz Forschungsverbund LFV Healthy Ageing Leibniz Institut fur Alternsforschung Fritz Lipmann Institut e V Max Planck Institute for Biology of AgeingEinzelnachweise Bearbeiten a b c W W Heiss Altern und Seneszenz In W W Heiss Altersmedizin aktuell Verlag C H Beck Freiburg 2012 universality progressiveness deleterousness intrinsicalty S L Coles The life and contributions of Professor Bernhard L Strehler founding Editor in Chief of Mechanisms of Ageing and Development Professor of Biology at the University of Southern California In Mechanism of Ageing and Development 2002 S 821 825 Rudolph u a Longvity stress response and cancer in aging telomerase deficient mice In Cell 96 5 1999 S 701 712 online Duden Gerontologie Bibliographisches Institut Berlin 2013 J Bruder C Lucke A Schramm H Tews H Werner Was ist Geriatrie Expertenkommission der Deutschen Gesellschaft fur Gerontologie und Geriatrie und der Deutschen Gesellschaft fur Geriatrie Rugheim 1991 a b c T Nikolaus Alter und Altern In R F Schmidt G Thews F Lang Physiologie des Menschen Springer Verlag Berlin Heidelberg 2000 S 708 716 J Krutmann Umweltinduzierte Alterungsprozesse In Jahresbericht 2008 Deutsche Forschungsgemeinschaft Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alternsforschung amp oldid 228401797