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Die Aktenkunde auch Aktenlehre ist eine Historische Hilfswissenschaft die sich mit den Formen und der Entstehungsweise der spatmittelalterlichen und neuzeitlichen Akten beschaftigt Der Schwerpunkt liegt bei behordlichen Schriftstucken Sie ubernimmt einen Teil ihrer Methoden aus der Diplomatik hat jedoch seit Heinrich Otto Meisner ein eigenes Lehrgebaude errichtet Die Aktenkunde bietet die Grundlage fur ein quellenkritisches Aktenstudium Sie hinterfragt jedes Schriftstuck mit besonderen Kriterien Aktentitel aus dem Stadtarchiv Stralsund 1775Die Aktenkunde unterteilt sich in die analytische Aktenkunde die genetische Aktenkunde und die systematische Aktenkunde Die analytische Aktenkunde untersucht die inneren und ausseren Formen der Akten Die aussere Analytik beschaftigt sich beispielsweise mit dem verwendeten Papier der angewandten Verschlussform dem Schreibstoff und Schreibgerat Die innere Analytik beschaftigt sich mit Aufbau des Geschriebenen Die genetische Aktenkunde untersucht den Entstehungsprozess der Akten innerhalb der Behorde und beschaftigt sich mit den verschiedenen Vermerken Die systematische Aktenkunde stellt eine Typologie der Akten mit klaren Richtlinien auf Das Auffinden von Akten wird durch identifizierende Aktenzeichen ermoglicht Inhaltsverzeichnis 1 Anfange des Aktenwesens bis zum 18 Jahrhundert 2 Das Aktenwesen im 18 Jahrhundert 3 Das Aktenwesen im 19 Jahrhundert 4 Sonstiges 5 Weblinks 6 LiteraturAnfange des Aktenwesens bis zum 18 Jahrhundert BearbeitenIm Verlauf des 13 Jahrhunderts treten immer mehr anderweitige Schriftstucke aus den unterschiedlichsten staatlichen und gesellschaftlichen Bereichen auf Im Gegensatz zu den Urkunden beinhalten diese keine rechtlichen Sachverhalte Die Zunahme der Schriftstucke ist insbesondere auf die Ausbildung des Stadtewesens und der furstlichen Landesherrschaft zuruckzufuhren Auf diese Weise entstand auch eine erste Art von organisiert arbeitender Verwaltung fur deren Arbeit schriftliche Aufzeichnungen eine grosse Rolle spielten Zudem konnten mit Hilfe dieser Aufzeichnungen alltagliche Geschafte vereinfacht werden und auf Verlangen Rechenschaft beim Landesherren abgeliefert werden Im 15 und 16 Jahrhundert entwickelte sich das Verwaltungswesen dahingehend dass ihm immer mehr Befugnisse eingeraumt wurden womit das Aktenwesen zunahm Das Aktenwesen im 18 Jahrhundert BearbeitenIm 18 Jahrhundert setzte sich in den Behorden das Kollegialsystem durch Eingehende Schriftstucke werden demnach nicht von einzelnen Beamten sondern einem Kollegium bearbeitet Dieses Kollegium trat mehrfach in der Woche zusammen um gemeinsam uber die eingegangenen Schriftstucke zu beraten Diese Sitzungen dienten dazu einen Beschluss uber das eingegangene Schriftstuck zu befassen Der Beschluss dient der Reaktion auf ein Schreiben oder ein mundlich vorgetragenes Anliegen Er kann direkt auf dem zu beantwortenden Schriftstuck oder in einem so genannten Protokollbuch festgehalten werden Des Weiteren besteht die Moglichkeit der Beantwortung durch einen einzigen Beamten Dieser Beamte oder auch Referent macht Angaben zum eingegangenen Schriftstuck Sowohl der Beschluss als auch die Angabe bilden ein Konzept mit dessen Hilfe ein Sekretar eine Reinschrift erstellen soll Dieses Konzept kann u U diverse Vermerke beinhalten Diese sind Konzipierungsvermerk Revisionsvermerk Mundierungs oder Fertigungsvermerk Gebuhrenvermerk AbgangsvermerkIst die Reinschrift angefertigt worden dient zur Beglaubigung die Unterschriften des gesamten Kollegiums Ist die Reinschrift verschickt worden spricht man von der Ausfertigung Wenn die Ausfertigung beim Empfanger nicht zu den Akten genommen werden soll beginnt der Ablauf dort von Neuem Zusatzlich zur Reinschrift kann eine Abschrift angefertigt werden die fur unterschiedliche Zwecke weitere Bearbeitung privates Interesse etc und unterschiedlichen Zeiten entstehen kann Im 18 Jahrhundert gibt es eine Vielzahl an Schriftstucken die bearbeitet werden konnen Diese sind Weisungen Privilegien Edikte Reskripte Handschreiben Kabinettorders Berichte Suppliken Mitteilungsschreiben Interne AufzeichnungenDas Aktenwesen im 19 Jahrhundert BearbeitenDer Verwaltungsapparat wurde aufgrund von Neuerungen grundlegend umstrukturiert Eine Behorde war von nun an in Dezernate und Buros unterteilt Dort herrschte eine pyramidische Hierarchie Das Kollegialsystem des 18 Jahrhunderts wurde zunachst reformiert und dann abgeschafft Die Bearbeitung der einzelnen Schriftstucke nahm zu viel Zeit in Anspruch und das System wurde der zunehmenden Spezialisierung nicht gerecht An die Stelle des Kollegialsystems trat deshalb das so genannte Prasidialsystem Mit ihm vollzog sich ein Wandel hin zur sachlichen Geschaftsverteilung und der verantwortlichen Einzelleitung Der Chef war von nun an wirklicher Vorgesetzter aller Beamten der Behorden und hatte die Hauptentscheidungsgewalt und Weisungsbefugnis inne Die eingegangenen Schriftstucke wurden jetzt von dafur abgestellten Beamten bearbeitet wobei die Relevanz des Schriftstucks uber den Rang des Beamten entschied der sich damit befasste Folglich wurden die wichtigen und seltenen Anliegen vom Behordenleiter Dezernenten selbst bearbeitet Der Ablauf der Bearbeitung innerhalb der Behorde bleibt ahnlich dem im 18 Jahrhundert Lediglich Angabe und oder Konzept das jetzt auch Entwurf genannt wurde konnten wegfallen oder wurden durch Durchschriften und Durchschlage Schreibmaschine ersetzt Die Vermerke konnten von nun an auch direkt auf die Durchschrift gesetzt werden Diese sind Konzipierungsvermerk Zeichnungsvermerk Fertigungsvermerk Vergleichsvermerk Abgabevermerk Gebuhrenvermerk Wiederholungsvermerk z d A zu den Akten bzw ad acta VerfugungDer weitere Ablauf gleicht dem im 18 Jahrhundert Wobei zur Beglaubigung nicht mehr das gesamte Kollegium unterschreibt sondern lediglich der Aussteller im Namen seines Vorgesetzten Im 19 Jahrhundert gibt es eine Vielzahl an Schriftstucken die bearbeitet werden konnen Diese sind Weisungen Gesetze Rechtsverordnungen Verwaltungsverordnungen Verfugungen an Burger und nichtstaatliche Einrichtungen Verfugungen an Behorden Berichte Antrage und Beschwerden Mitteilungsschreiben Interne AufzeichnungenSonstiges BearbeitenWegen ihrer ganz eigenstandigen ausseren Form und wegen ihres Charakters als systematische Zusammenstellung einer Vielheit von Einzelinformationen werden die Amtsbucher inzwischen von den Akten getrennt von der Amtsbucherkunde erforscht Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Aktenkunde Quellen und Volltexte Aktenkunde Aktenlesen als Historische Hilfswissenschaft Forschungsblog Sudwestdeutsche Archivalienkunde Themenmodul in LEO BW Literatur BearbeitenHeinrich Otto Meisner Archivalienkunde vom 16 Jahrhundert bis 1918 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1969 Friedrich Beck Eckart Henning Die archivalischen Quellen Mit einer Einfuhrung in die Historischen Hilfswissenschaften 5 durchgesehene Auflage Bohlau Koln Weimar Wien 2012 Jurgen Kloosterhuis Amtliche Aktenkunde der Neuzeit Ein hilfswissenschaftliches Kompendium pdf 309 kB In Archiv fur Diplomatik Band 45 1999 S 465 563 archiviert vom Original am 24 Dezember 2012 abgerufen am 31 Januar 2022 wiedergegeben auf gsta spk berlin de Michael Hochedlinger Aktenkunde Urkunden und Aktenlehre der Neuzeit Oldenbourg Wissenschaftsverlag Koln 2009 ISBN 978 3 486 58933 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aktenkunde amp oldid 230488551