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Abwettern bezeichnet strategische und taktische Massnahmen sowie Verhaltensweisen um in einem Sturm und oder bei schwerer See Beschadigungen und Gefahren fur ein Wasserfahrzeug sowie dessen Ladung und Besatzung zu vermeiden Prioritat haben Massnahmen zur Abwendung von Gefahr fur Leib und Leben Abwettern bezeichnet auch die Entscheidung der Schiffsfuhrung einen Hafen wahrend eines Sturms nicht anzulaufen 1 oder den Hafen fur die Zeit des Sturmes zu verlassen 2 um den speziellen Gefahren im flachen Kustenwasser u a Grundsee Brecher Gezeitenstrom zu entgehen Der Sturm wird dann im Tiefwasser abgewettert und der Hafen bei Wetterbesserung angelaufen Inhaltsverzeichnis 1 Strategisch 2 Taktisch 3 Literatur 4 EinzelnachweiseStrategisch BearbeitenDie strategisch wirksamste Massnahme ist ein Schlechtwettergebiet zu vermeiden indem ein im Hafen liegendes Fahrzeug nicht auslauft und ein in See befindliches Fahrzeug das Schlechtwettergebiet umfahrt Moderne meteorologische Dienste zum Beispiel die Schiffsroutenberatung vom Deutschen Wetterdienst erlauben es fruhzeitig uber die aktuellen Wettergefahren informiert zu werden Wahrend ein Skipper unter Umstanden problemlos noch einen Tag im Hafen verbringen kann um dort abzuwettern muss der Kapitan in der Berufsschifffahrt stets einen Kompromiss zwischen Gefahren und Routenvorgaben finden Besteht keine Moglichkeit oder auch nicht der Wunsch ein Schlechtwettergebiet zu umfahren ist rechtzeitig eine ganze Reihe von Massnahmen durchzufuhren um das Schiff fur schwere See und Starkwind vorzubereiten Kontrolle und gegebenenfalls Verstarkung der Laschung die die Ladung sichert das wasserfeste Schliessen von Luken und Bullaugen Verstauen und Sichern von Gegenstanden auf Segelschiffen das vorsorgliche Reffen und Vorbereitung von Sturmsegeln Anbringen von Sicherheitsleinen sowie besondere Einweisung der Besatzung sofern diese unerfahren ist Taktisch BearbeitenDie jeweilige Sturmtaktik ist stark vom Bootstyp abhangig In den meisten Fallen ist es ratsam einen Kurs quer zu den Wellen zu vermeiden Bei Segelbooten sind die gangigsten Sturmtaktiken Beiliegen eventuell mit Unterstutzung der Maschine Beim Beiliegen wird das Ruder in Luv festgelascht und sich selbst uberlassen Das Boot driftet fast parallel zu den Wellen nach Lee Das Beiliegen ist jedoch nur so lange moglich wie das Boot noch Segel tragen kann aktives Segeln unter Sturmbesegelung Auf leichten Yachten empfiehlt sich unter Sturmbesegelung so lange wie moglich aktiv zu segeln um in Fahrt zu bleiben Grund ohne Fahrt ist keine Steuerung mehr moglich Dabei sollte das Boot einen Am Wind Kurs fahren um die Wellen mit dem Bug voran zu uberqueren Sollte das Boot nicht uber die Welle kommen und achteraus treiben oder mit dem Bug in die Vorderseite einer Welle einstecken droht jedoch Kenterung Lenzen vor Topp und Takel ggf mit nachgeschleppten Leinen Beim Lenzen vor Topp und Takel lauft das Boot ohne jegliche Segel vor dem Sturm ab Das ist erforderlich wenn der Sturm eine Starke erreicht hat bei der keinerlei Segel mehr gefuhrt werden konnen Der Winddruck auf den Mast ist dabei ausreichend dass die Yacht erstaunlich hohe Geschwindigkeiten erreicht und steuerbar bleibt ein Schiff muss Fahrt durchs Wasser machen um steuerbar zu bleiben Die Gefahr hierbei ist dass das Boot beim Ablaufen einer Welle querschlagt und kentert Durch das Nachschleppen von Leinen oder einem Treibanker kann etwas Fahrt aus dem Boot genommen werden um die Gefahr zu minimieren Ausserdem wird dadurch das Heck im Wind gehalten Liegen vor Seeanker Beim Liegen vor Seeanker wird der Bug des Schiffes im Wind gehalten Der Vorteil gegenuber dem Lenzen vor Topp und Takel ist dass der Bug eher Schutz gegen Wellen bietet Die Taktik braucht jedoch eine gute Vorbereitung und dafur ausgelegte Ausrustung Problematisch werden Beiliegen Lenzen vor Topp und Takel sowie Liegen vor Treibanker vor Legerwall also vor einer Kuste mit auflandigem Wind da dann das Risiko besteht dass das Schiff gegen die Kuste gedruckt wird und leckschlagt Selbst wenn die Tiefe vor der Kuste das Ausbringen des Ankers erlauben wurde durfte es schwierig sein ihn im Sturm so zu platzieren dass er halt Selbst wenn das gelingen sollte wurden die starken Zugkrafte des Schiffes an der Ankerkette Schaden am Schiff verursachen oder die Kette ausreissen Die Maschine hilft in einem Sturm auch nur bedingt da viele Motoren auf Segelschiffen mit zu wenig Leistung ausgestattet sind um gegen Wind und hohe Wellen vernunftig anfahren zu konnen Zudem ist auch nicht unbedingt genugend Treibstoff vorhanden um die Maschine tagelang mit hoher Leistung arbeiten zu lassen Wenn der Motor dauerhaft bei starker Krangung mitlauft konnte er zudem Schaden nehmen weil die Olschmierung nicht mehr gewahrleistet ist In der Berufsschifffahrt stehen folgende Taktiken zur Verfugung Kopf gegen die See mit minimaler Fahrt Zunachst muss die Geschwindigkeit so reduziert werden dass das Schiff gut liegt ohne hart einzusetzen dabei aber steuerfahig bleibt Dann soll das Schiff in einem gunstigen Moment zugig gedreht werden um die gewunschte Lage zu erreichen und damit die Geschwindigkeit wieder auf ein steuerfahiges Minimum reduziert wird Falls die Schiffslange gleich der Wellenlange ist kann es zu Festigkeitsproblemen kommen Angewendet wird dieses Vorgehen bei Stabilitatsproblemen bei notwendigen Arbeiten an Deck oder bei schwieriger Ladung Vorsicht ist geboten bei Maschinenproblemen hohe Belastung sowie bei Schiffen mit ausladendem Vorsteven und oder wenig Freibord 3 Literatur BearbeitenAdlard Coles Peter Bruce Schwerwettersegeln Delius Klasing Bielefeld 2014 12 Auflage ISBN 978 3 7688 3178 9 Rolf Dreyer Sportkustenschifferschein Sportbootfuhrerschein See 5 Auflage Delius Klasing Bielefeld 2001 ISBN 3 7688 1137 9 Robbert Das Harald Schwarzlose Praktische Seemannschaft in Bildern Delius Klasing Bielefeld 1997 Muller Krauss Schiffsfuhrung 6 Auflg Springer Berlin 1962 Kap Seemannschaft S 287 288 Manovrieren im Sturm Friedrich Woerdemann Dampfermanover 2 Aufl E S Mittler amp Sohn GmbH Berlin 1958 S 210 213 Beigedrehtliegen und Lenzen Ulrich Scharnow Lexikon Seefahrt 5 Auflage Transpress VEB Verlag fur Verkehrswesen Berlin 1988 ISBN 3 344 00190 6 S 17 Einzelnachweise Bearbeiten Unfalluntersuchungsbericht der BSU Kentern der TAUBE am 20 Januar 2009 PDF 2 5 MB Unfalluntersuchungsbericht der BSU Unfall der CMS CHICAGO EXPRESS am 24 September 2008 PDF 2 1 MB Knud Benedict Christoph Wand Handbuch Nautik II Seehafen Verlag Hamburg 2011 ISBN 978 3 87743 826 8 Seiten 466f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abwettern amp oldid 232178002