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Treibanker oder Seeanker historisch auch Lenzsack genannt 1 2 werden auf Yachten bei schwerer See eingesetzt Es sind fallschirmartige Konstruktionen die im tiefen Wasser dazu dienen Bug oder Heck gegen den Wind zu halten und so zu verhindern dass das Boot quer zu den Wellen zu stehen kommt und von diesen zum Kentern gebracht wird Ein einfacher TreibankerEine andere Nutzungsmoglichkeit ist das Spannen von Seilen im Canyoning Freizeitangler nutzen das Prinzip des Treibankers um die Drift des Bootes wahrend des Angelns zu verzogern Auf diese Weise konnen erfolgversprechende Bereiche langer beangelt werden Der hierfur zum Einsatz kommende Treibanker wird von Anglern als Driftsack bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Terminologie 2 Einsatz 2 1 Seeanker 2 2 Treibanker 3 Zusammenfassung 4 Verwendung beim Canyoning 5 Einzelnachweise 6 LiteraturTerminologie BearbeitenHistorisch sind die Begriffe Treibanker und Seeanker austauschbar inzwischen hat man sich jedoch darauf geeinigt uber den Bug ausgebrachte Anker als Seeanker oder Para Anker zu bezeichnen uber das Heck ausgebrachte Anker nennt man dagegen Treibanker 3 4 Erstere sollen die Yacht moglichst ruhig mit dem Bug im Wind an Ort und Stelle halten letztere dienen dazu die Fahrt vor dem Wind auf ein vernunftiges Mass zu reduzieren Fahrt ein Schiff zu schnell von einer Welle hinunter kann es im Wellental wegen der umgedrehten Fliessrichtung des Wassers querschlagen und dann von der Welle uberrollt werden Einsatz BearbeitenTreibanker oder Seeanker werden eingesetzt wenn der Seegang uber ein fur das Schiff ertragliches Mass hinausgeht und die Gefahr besteht dass brechende Wellen das Schiff zum Kentern bringen konnen Fur alle seegangigen Schiffe geht die echte Gefahr bei schwerem Wetter von den Wellen aus und nicht direkt vom Wind denn der Wind kann ein Schiff zwar flach aufs Wasser drucken aber nie daruber hinaus In der Praxis werden Treib oder Seeanker bei Windstarken jenseits von 7 oder 8 Beaufort eingesetzt Sie sorgen dafur dass das Schiff immer mit Bug oder Heck zu den Wellen zeigt und so eine moglichst geringe Angriffsflache fur die Wassermassen bildet Diese Taktik bietet die grosste Wahrscheinlichkeit den Sturm unbeschadet zu uberstehen 5 Seeanker Bearbeiten Fallschirm oder Para Seeanker wurden regelmassig seit den 1960er Jahren von verschiedenen Hochseeseglern mit Erfolg eingesetzt Zu den ersten Seeankern gehorten Bu Ord Fallschirme ausgediente Fallschirme der US Armee die in Kalifornien gunstig erworben werden konnten Seeanker eignen sich insbesondere fur Boote die nicht gut beidrehen konnen oder sehr leicht sind und von den Wellen zu sehr beeinflusst werden wenn sie gegen viel Wind aufzukreuzen versuchen Andere Boote insbesondere Langkieler konnen so gut beidrehen dass ein Seeanker kaum zusatzliche Sicherheit bietet Alternativ zum Seeanker besteht auch die Moglichkeit gegen die See zu motoren dies ist aber fur den Ruderganger sehr anspruchsvoll kann wegen starker Rollbewegungen die Maschine stark belasten und ist auch nicht beliebig lange moglich denn der Treibstoffvorrat besonders von Segelyachten ist begrenzt Seeanker sollten einen Durchmesser von mindestens 35 der Schiffslange aufweisen um effektiv zu sein Je kursstabiler die Schiffe sind umso grosser mussen sie sein Man kann die Flache auch durch Hintereinanderbinden mehrerer Schirme vergrossern Zu gross durfen sie hingegen auch nicht sein denn dann lassen sie sich kaum noch ausbringen oder einholen und die benotigten Trossen und Belegklampen am Schiff uberschreiten die sinnvollen Dimensionen nbsp Schematischer Seeanker 1 Seeanker 2 Verbindungsleine 3 Trippleine zum Bergen des AnkersSeeanker werden an langen Leinen vom Bug des Schiffes ins Wasser gelassen Die Leine sollte mindestens 50 Meter lang sein auf dem offenen Ozean idealerweise sogar 130 Meter und mehr Dies entspricht der Wellenlange grosser Wellen auf See Die optimale Lange hangt von verschiedenen Faktoren ab darunter auch der Konstruktion des Schiffs So lange Leinen sind besonders in nassem Zustand schwer zu handhaben und teuer Zwischen der Verbindungsleine und dem eigentlichen Anker kann noch ein Kettenstuck geschakelt werden damit das zusatzliche Gewicht ein Aufschwimmen des Ankers verhindert Der Anker sollte immer deutlich unter Wasser bleiben wo er von Wellen und Gischt unbeeinflusst bleibt Am entfernten Ende des Ankers befindet sich ein sogenanntes Bojenreep eine schwere Leine die das Ende unter Wasser halt Oben ist ein Schwimmkorper z B ein Fender angebracht Mittels einer weiteren Leine der sogenannten Trippleine die am ersten Schwimmkorper angebracht wird kann der Anker einfacher geborgen werden Mittels der Schwimmkorper kann man die Position des Ankers im Seegang ausmachen Beim Ausbringen des Ankers und beim Festmachen des Trossenendes am Schiff muss man darauf achten dass die Leine nicht am Bug durchscheuert Durch das in den Wellen stark arbeitende Schiff konnte die Leine sonst in kurzester Zeit reissen und der Seeanker samt Trosse in den Fluten versinken Schlauchstucke uber der Leine oder zusatzliche Leinen zum Verteilen der Kraft auf mehrere Anschlagpunkte konnen dem entgegenwirken Letzteres vermeidet auch dass die Klampen am Schiff uberlastet werden und ausreissen Treibanker Bearbeiten Das System des Treibankers ist schon lange bekannt Schon fruh wurden verschiedene Gegenstande nachgeschleppt um bei nachlaufender See also wenn das Schiff vor dem Wind fahrt die Geschwindigkeit auf ein sicheres Mass zu reduzieren Im einfachsten Fall schleppt man eine moglichst lange Trosse hinter dem Boot her Es ist auch moglich den eigentlichen Anker mit Kette als Treibanker zu verwenden Durch den steilen Winkel wird viel Widerstand erzeugt Diese Methode funktioniert aber nur bei ausreichend grosser Wassertiefe und das Wiedereinholen konnte schwierig werden Auch zum Ausbringen von Treibankern braucht man sehr lange Leinen denn der Anker sollte sich etwa eine Wellenlange hinter dem Schiff befinden Auf dem offenen Ozean betragt die Wellenlange etwa 120 Meter Einige Meter Kette oder ein Zusatzgewicht sind auch beim Treibanker moglicherweise hilfreich um ihn unter Wasser zu halten Daruber gibt es aber widerspruchliche Berichte und es wird in jedem Fall empfohlen die Ausrustung bei massigen Bedingungen zu testen bevor der Ernstfall eintritt wenn jeder Handgriff grosse Anstrengung benotigt und die Arbeit an Deck zur echten Gefahr wird 6 Durch den Einsatz eines Treibankers soll das Boot so stark verlangsamt werden dass es nicht in den Wellen querschlagt wodurch es fur brechende Wellen angreifbar wird aber auch nicht so stark dass es nicht mehr steuerbar ist denn dann wurde es von den Wellen auch beliebig herumgeworfen Treibanker gibt es in verschiedenen Varianten zu kaufen Neben der bereits erwahnten einfachen Leine gibt es etwa sogenannte Reihen Treibanker mit vielen kleinen Kegeln auf einer etwa 100 Meter langen Leine Diese haben den Vorteil dass sie immer unter Zug bleiben da sie aufgrund ihrer Lange nie von einer einzelnen Welle beeinflusst werden Mit dem zugehorigen Ballastgewicht von alleine uber 20 Kilogramm sind sie aber sehr schwer und muhsam zu verstauen Galerider oder Seabreak sind Modelle die sehr kompakt und sack und trichterformig sind Kegel Treibanker sind ebenfalls kauflich zu erwerben und erzielen ahnlich gute Ergebnisse Bei Tests erstaunlich gut schlug sich auch eine an den drei Ecken ausgebrachte Genua allerdings nur wenn die Verbindungsleinen lang genug sind und sie sich offnen kann 7 Am effektivsten in Bezug auf die erreichte Geschwindigkeitsreduktion zeigte sich der Bu Ord Fallschirm Er bremste allerdings so gut dass er eher als Seeanker in Betracht kommt denn das Schiff war kaum mehr zu steuern Zusammenfassung BearbeitenTreibanker oder Seeanker sind eine sinnvolle Zusatzausrustung fur Boote die auf die offene See hinausfahren und mit Schwerwetter rechnen mussen Zusammen mit einer Selbststeueranlage konnen sie der Crew die notige Ruhezeit bringen und das Schiff mit Bug oder Heck zu den anrollenden Wellen halten und so schwere Schaden oder eine Kenterung vermeiden Verwendung beim Canyoning BearbeitenBeim Canyoning wird ein Treibanker verwendet um gefahrliche Stromungen zu uberwinden Das durch den Anker gespannte Seil wird beim Abseilen als Fuhrung verwendet um zum Beispiel nicht vom Ruckstrom eines Wasserfalls erfasst zu werden 8 Einzelnachweise Bearbeiten Meyers Grosses Konversations Lexikon 1905 1909 Treibanker Zeno org Abgerufen am 9 Marz 2014 E Ludwig Taschenbuch fur Schiffsingenieure und Seemaschinisten Schult Stichwort Treibanker Schwerwettersegeln Seiten 110ff Schwerwettersegeln Seite 113 Schwerwettersegeln Seite 129f Vergleichstabelle siehe Schwerwettersegeln Seite 130 und 131 Treibanker Memento vom 17 Oktober 2011 im Internet Archive beim Deutschen Canyoningverein Literatur BearbeitenPeter Bruce Treibanker und ihr Einsatz bei Schwerwetter in Schwerwettersegeln 12 Auflage 2014 Delius Klasing Verlag ISBN 978 3 7688 3178 9 Joachim Schult Segler Lexikon 9 Auflage Delius Klasing Bielefeld 1994 ISBN 3 87412 103 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Treibanker amp oldid 237968866