www.wikidata.de-de.nina.az
Entlassmanagement auch Pflegeuberleitung oder Uberleitungsmanagement ist ein auf den Patienten abgestimmtes Versorgungsmanagement mit dem Ziel eine luckenlose sektorenubergreifende Versorgung nach Entlassung oder Verlegung aus einer stationaren Gesundheitseinrichtung i d R ein Krankenhaus sicherzustellen Beim Entlassmanagement handelt es sich um eine teamorientierte multiprofessionelle Aufgabe da sowohl bei der Beurteilung als auch bei der Organisation der Versorgung fur die Zeit nach einem stationaren Aufenthalt Elemente aus Medizin Pflege Rehabilitation sowie Aspekte des Sozialwesens einzubeziehen sind Schon vor der Entlassung werden notwendige medizinische Informationen an die nachbetreuenden Organisationen und Einrichtungen ubermittelt um den Informationsfluss sicherzustellen und notwendige Vorbereitung zu gewahrleisten Durch das Entlassmanagement soll die Kontinuitat der Versorgung an den Schnittstellen gewahrleistet und eine verbesserte Kommunikation zwischen den beteiligten ambulanten oder stationaren Versorgungsbereichen eingefuhrt werden Hierzu ist geplant den Anspruch des Patienten auf Versorgungsmanagement 11 Abs 4 SGB V mit der Aufnahme des Entlassmanagements als definierte Leistung des Krankenhauses 39 Abs 1 SGB V zu verstarken und die Landesverbande der Krankenkassen und Krankenhauser zu beauftragen die Einzelheiten dieser Regelung in entsprechenden Vertragen nach 112 SGB V zu regeln In der Praxis hat sich gezeigt dass gerade bei Patienten die aufgrund eines akuten Ereignisses Schlaganfall Herzinfarkt Unfall u a bzw einer entgleisten Grunderkrankung z B COPD Herzinsuffizienz Demenz u a einen stationaren Aufenthalt benotigen die Nachversorgung trotz unterschiedlicher Bemuhungen der Krankenhauser fur den Patienten in seiner Versorgungsrealitat nicht ausreichend geregelt ist und kein strukturiertes Entlassmanagement erfolgt Inhaltsverzeichnis 1 Zielsetzung 1 1 Gesetzliche Grundlagen 2 Begriffe und Definitionen 2 1 Pflegeuberleitung 2 2 Ubergangspflege 2 3 Uberleitungspflege 2 4 Bruckenpflege 2 5 Entlassungsplanung Entlassmanagement 2 6 Entlassplanung im Case Management 2 7 Entlassrezept 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseZielsetzung BearbeitenAuf Basis einer in der verlegenden Einrichtung zu erstellendem Pflegeassessments Ist Stand soll die kontinuierliche poststationare Versorgung durch sektorubergreifende Behandlung und Betreuung gewahrleistet werden und Folgeschaden und kosten durch Versorgungsbruche vermieden werden Durch eine geplante und abgestimmte Uberleitung konnen Patienten fruher entlassen werden wahrend die niedergelassenen Arzte die Behandlung bei gleichzeitiger organisatorischer Entlastung optimieren konnen Die ambulanten Pflegedienste oder die nachfolgende Einrichtung profitieren dabei von der verbesserten Koordination und konnen ihre personellen Ressourcen optimieren Je nach Definition und Zielsetzung werden diese Ziele durch unterschiedliche Massnahmen angestrebt beziehungsweise wird das Verstandnis der Pflegeuberleitung weiter oder enger gefasst Gesetzliche Grundlagen Bearbeiten 39 Abs 1a SGB V Krankenhausbehandlung Die Krankenhausbehandlung umfasst ein Entlassmanagement zur Unterstutzung einer sektorenubergreifenden Versorgung der Versicherten beim Ubergang in die Versorgung nach Krankenhausbehandlung Das Entlassmanagement und eine dazu erforderliche Erhebung Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten durfen nur mit Einwilligung und nach vorheriger Information des Versicherten erfolgen Begriffe und Definitionen BearbeitenInnerhalb der Pflege werden verschiedene Begriffe verwendet mit denen die pflegerischen Massnahmen zur Versorgungsintegration vor wahrend und nach der Entlassung eines Patienten beschrieben werden Einheitliche Bezeichnungen und Definitionen zu diesem Gebiet lassen sich aus der pflegewissenschaftlichen Fachliteratur nicht ableiten 1 Pflegeuberleitung Bearbeiten Pflegeuberleitung 2 beschreibt im Allgemeinen die strukturellen und organisatorischen Massnahmen zur Gewahrleistung der poststationaren Versorgung Der Pflege kommen dabei schwerpunktmassig Beratungs und Managementaufgaben zu die Pflegeuberleitung umfasst dabei die Kontrolle die Moderation und die Begleitung der als Prozess verstandenen Uberleitung des Patienten in ein neues Umfeld Der Deutsche Berufsverband fur Pflegeberufe DBfK definierte 1997 neben der pflegerischen Beratung und Anleitung des Patienten auch die fruhzeitige und fachgerechte Beschaffung von Heil und Hilfsmitteln sowie die Vermittlung von Kurzzeitpflegeplatzen zur Vermeidung von Fehlbelegungen in den Akutkrankenhausern als Aufgaben der Pflegeuberleitung 3 Ubergangspflege Bearbeiten Der in Osterreich weitgehend einheitlich verstandene und verwendete Begriff der Ubergangspflege wird in Anlehnung zu Bohm definiert der in seinem psychodynamischen Pflegemodell ein Konzept zur Ubergangspflege integriert hat 4 Die Ubergangspflege beginnt hierbei nicht zeitnah vor der Entlassung sondern setzt bei der Aufnahme ein Dabei werden uber die organisatorischen Massnahmen hinaus auch personliche Dienstleistungen durch die Pflege verstanden die beispielsweise die Schulung der Angehorigen Informationen uber den Heilungsverlauf und die unmittelbare Begleitung des Patienten in die hausliche Umgebung umfasst Sie entspricht im Wesentlichen dem in Deutschland verwendeten Definition der Pflegeuberleitung wahrend der in Deutschland verwendete Begriff Ubergangspflege zum einen im Sinne einer Kurzzeitpflege verwendet wird oder auch in Anlehnung an das Bohmsche Konzept benutzt wird 1 Uberleitungspflege Bearbeiten Die Uberleitungspflege ist ein Verfahren das die organisatorischen und strukturellen Massnahmen der Pflegeuberleitung definiert und damit den Ubergang von einem Krankenhaus in eine weitere pflegerische Versorgung stationar oder ambulant erleichtern soll Daneben kann die Uberleitungspflege auch die Entlassung eines Pflegebedurftigen aus dem Krankenhaus in sein hausliches Umfeld unterstutzen 5 Damit soll die Uberleitungspflege eine Verbindung zwischen Krankenhaus sozialen Einrichtungen und gegebenenfalls dem Zuhause des Patienten schaffen Sie will erreichen dass pflegebedurftige Patienten nach ihrer Entlassung Verlegung aus dem Krankenhaus dem Pflegeheim oder der ambulanten Pflege weiter gut versorgt sind Insbesondere nach der Entlassung aus dem Krankenhaus soll damit auch eine erneute Aufnahme vermieden werden die wegen unzureichender pflegerischer und medizinischer Versorgung kurzfristig wieder notwendig werden konnte Drehtur Effekt 6 Bruckenpflege Bearbeiten Hauptartikel Bruckenschwester Das in den 1980ern in Baden Wurttemberg entstandene und in die Regelversorgung implementierte Konzept der Bruckenpflege dient dazu insbesondere onkologischen Patienten eine hausliche Versorgung zu ermoglichen die dem Versorgungsstand innerhalb eines stationaren Umfeldes gleicht Neben den Aufgaben der Uberleitung uberwacht die Bruckenpflege auch im ambulanten Bereich die Effizienz der Versorgung gewahrleistet die psychosoziale Betreuung der Erkrankten und die Symptomkontrolle 7 Entlassungsplanung Entlassmanagement Bearbeiten Die Begriffe Entlassungsplanung und Entlassmanagement werden in neueren Schriften verwendet diese Begrifflichkeiten sollen den multiprofessionellen und interdisziplinaren Ansatz der Pflegeuberleitung betonen Zu dieser Thematik wurde 2002 in Deutschland vom Deutschen Netzwerks fur Qualitatsentwicklung in der Pflege DNQP der Expertenstandard Entlassmanagement formuliert Dieser soll nicht die Organisation der Entlassung im Einzelnen regeln sondern die vorhandenen Ansatze einer systematischen Patientenentlassung optimieren betont die Koordinierungsfunktion der Pflegefachkrafte und den multidisziplinaren Ansatz 8 Entlassplanung im Case Management Bearbeiten Im anglo amerikanischen Raum hat die Entlassplanung in Pflegepraxis und forschung nicht zuletzt wegen ihrer Bedeutung fur die Kostendampfung im Gesundheitswesen einen erheblichen Stellenwert Die allgemeine Definition ahnelt dabei im Wesentlichen dem deutschen Verstandnis der Pflegeuberleitung ein zusatzlicher Fokus liegt dabei auf der Vermeidung unnotiger Krankenhausaufenthalte durch bestmogliche hausliche Versorgung Unterschieden werden kann dabei zwischen Discharge planning engl fur Entlassplanung bei der die Entlassung aus dem stationaren Bereich auch die Beendigung der Pflegesituation und notwendigkeit bedeutet und dem Transitional planning engl fur Ubergangsplanung bei der der Ubergang von einem Pflegeumfeld in ein anderes oder der Ubergang in eine andere Pflegeebene geplant wird Seit den 1980ern wird das ehemals ausschliesslich dem discharge planer engl fur Entlassmanager zugeordnete Fachgebiet der Uberleitung in den Bereich des Case Managements engl fur Fallmanagement 9 zugeordnet 10 Die Betreuung endet dabei nicht mit der Verlegung sondern geht weit in die poststationare Phase hinein und umfasst die ambulante Ressourcenmobilisation die multidisziplinare Koordination und die Patientenbetreuung durch Anwendung pflegewissenschaftlich fundierter Techniken des patientenorientierten Case managements beim Ubergang von einer Betreuungsebene in eine andere 11 Entlassrezept Bearbeiten Im Oktober 2017 wurde das Entlassrezept eingefuhrt mit welchem Krankenhausarzte Arzneimittel oder Hilfsmittel rezeptieren konnen Entlassrezepte durfen nur innerhalb von drei Werktagen zulasten der GKV von Apotheken beliefert werden wobei der Ausstellungstag bereits mitzahlt 12 Die Verordnung von Arzneimitteln auf Entlassrezepten ist auf N1 Packungen beschrankt ist diese nicht im Verkehr kann eine Packung verordnet werden deren Packungsgrosse die kleinste Normgrosse nicht uberschreitet Entlassrezepte durfen nur von Arzten mit abgeschlossener Facharztausbildung ausgestellt werden Literatur BearbeitenSabine Dorpinghaus Frank Weidner Uberleitung und Case Management in der Pflege Schriftenreihe des Deutschen Instituts fur angewandte Pflegeforschung e V Pflegeforschung Schlutersche 2004 ISBN 3 89993 128 9 Weblinks BearbeitenDeutsches Netzwerk fur Qualitatsentwicklung in der Pflege Hrsg Expertenstandards Entlassungsmanagement in der Pflege Entwicklung Konsentierung Implementierung 1 Aktualisierung 2009 PDF Abgerufen am 1 Januar 2010 Checkliste Krankenhausentlassung 2 Seiten PDF automatischer Download 40 6 kB 2012 hat der BMC ein umfangreiches Positionspapier zum Entlassmanagement im Krankenhaus veroffentlicht das mit dem Gesetz zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen in der gesetzlichen Krankenversicherung sog Versorgungsstrukturgesetz in das SGB V aufgenommen wurde 1 Entlassmanagement Bundesministerium fur Gesundheit Begriffe A Z abgerufen am 3 Oktober 2018 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b Sabine Dorpinghaus Frank Weidner Uberleitung und Case Management in der Pflege Schriftenreihe des Deutschen Instituts fur angewandte Pflegeforschung e V Pflegeforschung Schlutersche 2004 ISBN 3 89993 128 9 S 27 40 In einigen Schriften wird der Begriff Pflegeuberleitung durch einen Bindestrich getrennt als Pflege Uberleitung geschrieben Diskussionspapier des DBfK Pflegeuberleitung im Krankenhaus 1997 Seite 5 Beschrieben in Erwin Bohm Ist heute Montag oder Dezember Erfahrungen mit der Ubergangspflege Psychiatrie Verl Bonn 1992 ISBN 3 88414 062 0 Seite 112 ff oder unter dem Titel Erwin Bohm Krankenpflege Brucke in den Alltag Hochschule Osnabruck Entlassungsmangement in der Pflege Kimberley Dash Nancy C Zarle Lydia O Donnell Entlassungsplanung und Pflegeuberleitung Urban amp Fischer Verlag 2002 ISBN 3 437 26330 7 S Kranzle Ulrike Schmid Christa Seeger Palliative Care Handbuch fur Pflege und Begleitung Springer 2009 ISBN 3 642 01324 4 Seite 185 Zitat aus der Praambel des Expertenstandards Entlassungsmanagement in der Pflege Der Expertenstandard regelt nicht das organisatorische Vorgehen des Entlassungsmanagements innerhalb der jeweiligen Einrichtungen Absprachen in direkter Form zwischen allen Beteiligten oder Einsatz einer koordinierenden Vermittlungsinstanz Er stellt vielmehr in Rechnung dass viele Einrichtungen bereits uber Ansatze einer systematischen Patientenentlassung verfugen die sich mit Hilfe des Expertenstandards weiter optimieren lassen Gleichwohl geht der Standard mit Bezug auf internationale Studien davon aus dass im Entlassungsprozess die Pflegefachkraft aufgrund ihrer Nahe zu Patienten und Angehorigen die entscheidende Koordinationsfunktion einnimmt Das heisst jedoch nicht dass sie alle Schritte des Entlassungsmanagements selbst durchfuhrt Ein gelungenes Entlassungsmanagement kann nur in multidisziplinarer Zusammenarbeit erreicht werden in der auch die anderen Berufsgruppen wie Medizin Sozialarbeit Physiotherapie Ergotherapie und Psychologie ihren Anteil wahrnehmen In Deutsches Netzwerk fur Qualitatsentwicklung in der Pflege Hrsg Expertenstandards Entlassungsmanagement in der Pflege Entwicklung Konsentierung Implementierung 2002 Der angloamerikanische Verstandnis des Begriffs Case Management geht dabei uber die im deutschsprachigen Raum verwendete Terminologie des Fallmanagements hinaus Toni G Cesta Hussein A Tahan The Case Manager s Survival Guide Winning Strategies for Clinical Practice 2 Auflage Elsevier Health Sciences 2002 ISBN 0 323 01688 X Transitional Planning and Case Management S 113 116 Kimberley Dash Nancy C Zarle Lydia O Donnell et al Entlassplanung Uberleitungspflege Elsevier Urban amp Fischer 2000 ISBN 3 86126 614 8 Seite 10 Julia Borsch Was Apotheker zum Entlassrezept wissen mussen In DAZ online 29 September 2017 deutsche apotheker zeitung de abgerufen am 30 September 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Entlassmanagement amp oldid 236162365 Ubergangspflege