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Uber Staat und Religion ist eine Schrift Richard Wagners die dieser im Auftrag des jungen Konigs Ludwig II von Bayern geschrieben hat kurz nachdem er vom Konig im Fruhjahr 1864 nach Munchen berufen wurde Diese Schrift veroffentlichte Wagner im achten Band seiner Gesammelten Schriften und Dichtungen Ludwig II von BayernHintergrund BearbeitenWagner fand sich unerwartet in der Rolle eines Beraters und Erziehers eines Konigs wieder Ludwig hatte bereits in jungen Jahren die kulturpolitischen Schriften Wagners gelesen Die Kunst und die Revolution Das Kunstwerk der Zukunft und kannte dessen Vorstellung einer idealen Gesellschaft Wie Wagner traumte auch der junge Idealist aus dem Hause der von jeher kunstfordernden Wittelsbacher von einer heilen Welt einem Konigreich der Musen wo Kunst und Kultur im Vordergrund stehen Krieg Gewalt politische Intrigen waren ihm ein Grauel Ludwigs Ziel war es Munchen als Kulturzentrum als Zentrum der deutschen Musik zu etablieren Wagner sollt ihn dabei unterstutzen So gesehen war Wagner fur den Konig Mittel zum Zweck um als grosster Kunst Mazen in Deutschland zu gelten Kurzfassung der Schrift BearbeitenWagner inzwischen uber 50 Jahre alt hat in dieser Schrift seine Vorstellungen uber Staat Konigtum und Kunst aktualisiert Er schreibt vom Ernst der Kunst vom Wahn des Patriotismus der offentlichen Meinung einem idealen Konigtum und uber die stabilisierende Aufgabe der Religion im Staat Ich stelle mir die Kunst im offentlichen Leben als einen Aufruf zur Zerstreuung des Lebens vor welches im Grunde nur als eine heitere Beschaftigung nicht aber als eine Arbeitsmuhe gedacht werden sollte Meine Richtung ging darauf mir eine Organisation des gemeinsamen offentlichen wie des hauslichen Lebens vorzustellen welche von selbst zu einer schonen Gestaltung des menschlichen Geschlechtes fuhren musste Zu jener Zeit hatte ich bereits die Dichtung meines Ringes des Nibelungen entworfen Mit dieser Konzeption hatte ich mir unbewusst im Betreff der menschlichen Dinge die Wahrheit eingestanden Hier ist alles durch und durch tragisch und der Wille der eine Welt nach seinem Wunsche bilden wollte kann zu nichts Befriedigenderem gelangen als durch einen wurdigen Untergang sich selbst zu brechen Auch der Kunstler kann von sich sagen mein Reich ist nicht von dieser Welt und ich vielleicht mehr als irgendein jetzt lebender muss dies von mir sagen eben des Ernstes willen mit dem ich meine Kunst erfasse Hart ist es nun dass wir mit diesem ausserweltlichen Reiche mitten in dieser Welt stehen die selbst so ernst und sorgenvoll ist dass ihr fluchtige Zerstreuung einzig angemessen dunkt wahrend das Bedurfnis nach ernster Erhebung ihr fremd geworden ist Wagner schreibt weiter und geht damit auf die Intentionen seines Musikdramas Der Ring des Nibelungen ein dass das Wesen der Welt Blindheit sei und durch einen dunklen Drang einen blinden Trieb von Macht und Gewalt bewegt wird der sich gerade nur so weit Licht und Erkenntnis verschafft als es zur Stillung der augenblicklichen Bedurfnisse Not tut Das Grundwesen des menschlichen Dranges ware die Habgier und Genusssucht um sich somit schnelle Befriedigung individueller Leidenschaft wenn notig auch mit Gewalt zu beschaffen Der Furcht vor Gewalt verdanken wir den Staat In ihm druckt sich das Bedurfnis von blind begehrenden Individuen nach einem ertraglichen Auskommen mit sich selber aus Er ist ein Vertrag durch welchen die Einzelnen sich vor gegenseitiger Gewalt zu schutzen suchen Wie in der Naturreligion den Gottern ein Teil der Feldfrucht oder Jagdbeute zum Opfer gebracht wurde so opferte im Staate der Einzelne so viel von seinem Egoismus als notig erschien um die Befriedigung des grossen Restes desselben sich zu sichern Hierbei geht die Tendenz des Einzelnen dahin gegen das kleinstmogliche Opfer die grosstmogliche Zusicherung zu erhalten Die eigentliche Tendenz des Staates ist Stabilitat und mit Recht denn sie entspricht zugleich dem unbewussten Zwecke jedes hoheren menschlichen Strebens uber die Grundbedurfnisse wirklich hinauszukommen namlich zur freieren Entwicklung der geistigen Anlagen Die verkorperte Gewahr fur dieses Grundgesetz ist der Monarch Ein Staat erreicht mit der Person des Konigs zugleich sein eigentliches Ideal Er ist der Vertreter des rein menschlichen Interesses und nimmt deshalb vor dem Auge des Burgers eine in Wahrheit fast ubermenschliche Stellung ein Sein Walten ist daher Gerechtigkeit und wo diese nicht zu erreichen Gnade auszuuben Wagner schreibt nun weiter uber das Verhaltnis von Konig und Volk kritisiert die offentliche Meinung die durch das Zeitungswesen sehr zum Schaden fur einen Monarchen manipuliert wird und kommt dann auf den stabilisierenden Faktor der Religion die zur eigentlichen Menschenwurde fuhre Die Religion ist ihrem Wesen nach grundverschieden vom Staate Ihre Grundlage ist das Gefuhl der Unseligkeit des menschlichen Daseins die tiefe Unbefriedigung des rein menschlichen Bedurfnisses durch den Staat Ihr innerster Kern ist Verneinung der Welt d h Erkenntnis der Welt als eines nur auf einer Tauschung beruhenden fluchtigen und traumartigen Zustandes sowie erstrebte Erlosung aus ihr vorbereitet durch Entsagung erreicht durch den Glauben Der religiosen Vorstellung geht die Wahrheit auf es musse eine andere Welt geben als diese weil in ihr der unerloschliche Gluckseligkeitstrieb nicht zu stillen ist Die Religion ist nicht nur als Moralgesetz und durch ihre praktische Bedeutung fur den Staat wichtig sondern vor allem durch ihren unermesslichen Wert fur das Individuum Die christliche Religion hat ihre erhabene Bedeutung durch ihre Dogmen Das religiose Dogma stellt die andere bisher unerkannte Welt dar und zwar mit solch unfehlbarer Sicherheit und Bestimmtheit dass der Religiose dem sie aufgegangen ist hieruber in die tiefbeseligendste Ruhe gerat Die tiefste Erkenntnis lasst uns begreifen dass im eigenen inneren Grunde des Gemutes nicht aber aus der uns nur von aussen vorgestellten Welt eine wahre Beruhigung uns kommen kann Wagner beschliesst seine Ausfuhrungen mit der Feststellung dass jeder wahrhaft grosse Geist wie ihn die menschlichen Generationen doch nur selten hervorbringen wurde erstaunt daruber sei wie es moglich ward in dieser Welt langere Zeit auszuhalten Dies sei nur mit Hilfe der Kunst moglich womit Wagner die Ambitionen des Konigs unterstreichen wollte auch neue Wege der Kunst beispielsweise seiner Kunst zu fordern Seine Vorstellungen uber Staat Kunst Religion und Politik hat Wagner spater weiter prazisiert vor allem in seinen Schriften Deutsche Kunst und Deutsche Politik sowie Religion und Kunst Quellen BearbeitenSven Friedrich Hrsg Richard Wagner Werke Schriften und Briefe Berlin 2004 Richard Wagner Samtliche Schriften und Dichtungen Leipzig 1911 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Uber Staat und Religion amp oldid 192906572