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Arztegenossenschaften sind freiwillige Zusammenschlusse niedergelassener Arzte die sich gemeinsam unternehmerisch betatigen Oberstes Ziel dieser Genossenschaften ist die Wahrnehmung der Interessen ihrer Mitglieder sowie die Forderung und Verbesserung der medizinischen Versorgung in Deutschland Arztegenossenschaften haben keinen gesetzlichen Auftrag im Rahmen der ambulanten Versorgung konnen aber dennoch im Sinne des Funften Buches Sozialgesetzbuch SGB V Teile der ambulanten Versorgung ubernehmen 1 Arztegenossenschaften handeln als Wirtschaftsunternehmen Sie finanzieren sich nicht aus den Beitragen zur gesetzlichen Krankenversicherung sondern aus eigenen wirtschaftlichen Aktivitaten und oder Beitragen ihrer Mitglieder Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Organisation 3 Ziele 4 Unternehmensbereiche 5 Siehe auch 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksGeschichte BearbeitenBereits das Zweite GKV Neuordnungsgesetz 1997 2 NOG hatte das Ziel neue Versorgungsstrukturen im ambulanten Bereich durch eine starkere Vernetzung von niedergelassenen Arzten sogenannte Praxisnetze oder Arztnetze zu fordern Der Begriff Praxisnetz ist nicht gesetzlich definiert und bietet den beteiligten Vertragspartnern einen grossen Spielraum in der Gestaltung ihrer Zusammenarbeit 2 Vor diesem Hintergrund entstanden in den Folgejahren die ersten Arztnetze mit unterschiedlichen Organisationsformen Vor dem Hintergrund des Gedankens der Wirtschaftlichkeit formierten sich Arztnetze zunehmend auch als Genossenschaften 3 In dem Bewusstsein dass die Freiberuflichkeit eine wesentliche Stutze zum Erhalt des Gesundheitssystems ist wurde am 24 Mai 2000 die erste landesweit agierende Arztegenossenschaft in Schleswig Holstein gegrundet 4 Zu den Grundungsmitgliedern zahlten 1 200 niedergelassene Arzte und Psychotherapeuten aus Schleswig Holstein 5 Die Motivation bestand in der Entwicklung einer unabhangigen basisdemokratischen Unternehmensstruktur neben den Kassenarztlichen Vereinigungen KVen denen als Korperschaften offentlichen Rechts im SGB V nicht die Aufgabe der Interessensvertretung ihrer Mitglieder zugeschrieben wird Bemerkenswert Die Grundung einer starken Parallelorganisation zur Kassenarztlichen Vereinigung ging vom Vorstand der KV Schleswig Holstein den Kreisstellenvorstanden und bereits bestehenden Praxisnetzen aus Zielsetzung war eine Gesellschaftsform auf freiwilliger Basis als Alternative zu den Einkaufsmodellen der Krankenkassen Es war eine deutliche und bedeutsame Reaktion auf den von der Politik erteilten diffusen Sicherstellungsauftrag fur die Gesundheitsversorgung 6 Mittlerweile gibt es landesweit agierende Arztegenossenschaften in zahlreichen Bundeslandern Zum 19 Januar 2010 hat sich die Arztegenossenschaft Schleswig Holstein eG nach Fusion mit der Arztegenossenschaft Hamburg e G umbenannt in Arztegenossenschaft Nord eG 4 Organisation BearbeitenArztegenossenschaften sind entsprechend dem Genossenschaftsgesetz strukturiert So haben Arztegenossenschaften einen Vorstand einen Aufsichtsrat und eine Generalversammlung Der Vorstand fuhrt die Geschafte der Arztegenossenschaft Er setzt sich aus Mitgliedern der Arztegenossenschaft zusammen und ubt seine Tatigkeit in der Regel ehrenamtlich aus Die meisten Vorstandsmitglieder sind als niedergelassene Arzte tatig und erhalten sich dadurch die Nahe zur Patientenversorgung und deren Problemen Der Aufsichtsrat uberwacht die Arbeit des Vorstandes Er benennt die Mitglieder des Vorstandes und beruft diese ggf ab Der Aufsichtsrat vertritt die Interessen der Mitglieder gegenuber dem Vorstand Auch der Aufsichtsrat einer Arztegenossenschaft setzt sich in der Regel aus niedergelassenen Arzten zusammen die ehrenamtlich der Genossenschaftsarbeit nachgehen Die Generalversammlung ist das hochste Organ der Arztegenossenschaft In der Regel besteht sie aus allen Mitgliedern der Arztegenossenschaft also den niedergelassenen Arzten Vorstand und Aufsichtsrat mussen ihre Arbeit mindestens einmal im Jahr vor der Generalversammlung darstellen um dann fur das zuruckliegende Wirtschaftsjahr entlastet zu werden Ziele BearbeitenDie Ziele einer Arztegenossenschaft konnen im Detail von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein Alle Arztegenossenschaften haben jedoch im Sinne des Genossenschaftsgesetzes das Ziel den Geschaftsbetrieb ihrer Mitglieder zu fordern In der Umsetzung gehoren hierzu beispielsweise die Organisation des gemeinsamen Einkaufs der Mitglieder der Genossenschaft sowie auch die Ubernahme von Versorgungsaufgaben in der ambulanten Versorgung durch den Abschluss so genannter Selektivvertrage mit den gesetzlichen Krankenversicherungen Gewinnerzielungsabsichten haben die Arztegenossenschaften meist nicht sondern setzen die erwirtschafteten Finanzmittel zur Forderung der Versorgungsstrukturen in der jeweiligen Region ein in der die Arztegenossenschaft ihre Wirkung entfaltet Im Einzelnen werden die Ziele in der Satzung der Arztegenossenschaft geregelt 7 Die meisten Arztegenossenschaften haben auch das Ziel die Selbststandigkeit fur den Berufsstand des niedergelassenen Arztes zu erhalten Es werden politische Aktivitaten entwickelt wie z B gemeinsame Protestveranstaltungen im Rahmen der bundesweiten Arzteproteste in den Jahren 2006 8 9 und 2009 10 Unternehmensbereiche BearbeitenEin typisches Beispiel genossenschaftlichen Handelns ist die Organisation des gemeinsamen Einkaufs Ziel ist es hierbei durch Bundelung der Nachfrage z B bessere Einkaufskonditionen oder auch bessere Rahmenbedingungen zu verhandeln Oft werden dafur Tochterunternehmen in Form von Dienstleistungsgesellschaften gegrundet Typische Beispiele dafur sind die drei Tochterunternehmen der Arztegenossenschaft Nord die adg Dienstleistungsgesellschaft mbH amp Co KG Praxisausstattung Versicherungen Lohnbuchhaltung Seminare die bundesweit agierende Q Pharm AG Pharmaunternehmen Generika und die mediageno Verlags GmbH Verlag und Mediendienstleister im Gesundheitswesen 11 Nicht selten wird von Arztegenossenschaften im Rahmen eines Unternehmensbereiches Geld verdient um es an anderer Stelle fur strukturfordernde Massnahmen wieder einzusetzen Ein typisches Feld fur solche strukturfordernden Massnahmen ist die Forderung von Praxisnetzen Ziel solcher Praxisnetze ist es u a die regionale Patientenversorgung zu verbessern und die Zusammenarbeit zwischen Haus und Facharzten Krankenhausern Pflegeeinrichtungen usw zu fordern Insbesondere im Zusammenhang mit den steigenden Anforderung an die Versorgung einer immer alter werdenden Bevolkerung kommt der Rolle der Praxisnetze eine immer grosser werdende Bedeutung zu Auch beim Abschluss von Selektivvertragen geht es um die Verbesserung der Versorgung der Bevolkerung In Selektivvertragen werden zwischen Arztegenossenschaften und gesetzlichen Krankenkassen Vereinbarungen getroffen die abweichende Regelungen zu den auf Bundesebene vereinbarten Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherungen enthalten Demzufolge handelt es sich haufig um innovative Versorgungsformen die nicht selten in den Bereichen Pravention oder telemedizinische Anwendungen angesiedelt sind 12 13 Siehe auch BearbeitenGesundheitsreform in Deutschland Gesundheitssystem DeutschlandsEinzelnachweise Bearbeiten Funftes Buch Sozialgesetzbuch SGB V Kassenarztliche Bundesvereinigung zu Praxisnetzen Medizinische Qualitatsgemeinschaft Rendsburg eG Memento vom 18 September 2009 imInternet Archive a b Arztegenossenschaft Nord eG vormals Arztegenossenschaft Schleswig Holstein de medi report Memento vom 11 November 2011 imInternet Archive Bis 2014 auf der Website Regionales Gesundheitsnetz Leverkusen eG Satzung der Arztegenossenschaft Nord als stellvertretendes Beispiel PDF 127 KB Memento vom 4 Januar 2014 imInternet Archive Artikel im Deutschen Arzteblatt zu den Arzteprotesten 2006 Pressemitteilung des NAV Virchow Bund zu den Arzteprotesten 2006 Artikel im Deutschen Arzteblatt zu den Arzteprotesten 2009 Tochtergesellschaften der Arztegenossenschaft Nord Arztegenossenschaft Niedersachsen Bremen eG zu den Vertragen via Navigation Vertrage der Arztegenossenschaft Nord eGLiteratur BearbeitenGenossenschaftsverband Frankfurt e V Andramedos eG Hrsg Regionale Gesundheitsversorgung gestalten Herausforderungen Trends und Losungen Dustri Verlag Munchen 2007 ISBN 3 89967 360 3 Weblinks BearbeitenDGRV Grunderfibel Arztegenossenschaften PDF 400 kB Deutsches Arzteblatt Arztegenossenschaft Schleswig Holstein Keine Revolution aber erfolgreichBitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arztegenossenschaft amp oldid 234673286