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Das Haus Zum 10 Mai war ein historisches Wohn und Geschaftshaus in Magdeburg im heutigen Sachsen Anhalt Es wurde wahrend des Zweiten Weltkriegs zerstort Haus Zum 10 Mai vor 1890 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Name 3 Geschichte 4 Architektur 5 Sage 6 Literatur 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Gebaude befand sich in der Magdeburger Altstadt auf der Westseite des Breiten Wegs an der Adresse Breiter Weg 146 Nordlich grenzte das Haus Zum grauen Wolf sudlich das Haus Zu den drei Krebsen an Heute befindet sich an dieser Stelle etwa der mittlere Bereich der Ostseite des Centrum Warenhauses Name BearbeitenZunachst trug das Gebaude den Namen Zum weissen Bracken wobei als Bracke ein kurzhaariger Vorstehhund bezeichnet wird Der Name ist 1632 belegt Spater hiess es Zum weissen Hundchen Der Name war noch 1744 gebrauchlich Auch die Variante Zum weissen Hunde findet sich Der bis zur Zerstorung gebrauchliche Name Zum 10 Mai wurde erst im 19 Jahrhundert verwendet Das Datum 10 Mai hat fur die Stadt Magdeburg als Tag der Zerstorung der Stadt im Jahr 1631 eine besondere Bedeutung Der trotzdem fur ein Haus ungewohnliche Name ging auf den langjahrigen Eigentumer den Burgermeister Stephan Lentke zuruck Lentke errichtete mit seinem Testament vom 6 August 1684 eine Stiftung deren Kapital als Hypothek auf das Haus eingetragen wurde Sie sollte an den 10 Mai erinnern ihre Zinsen wurden auch jeweils an diesem Tag verteilt Vor diesem Hintergrund wurde am Haus die Inschrift Gedenke des 10ten Mai 1631 angebracht Sie wird erstmalig 1810 erwahnt Geschichte BearbeitenIn der Zeit vor 1631 gehorte das als Brauhaus gefuhrte Haus Moritz Lentke Er verkaufte die Statte und somit das wohl in Folge der Zerstorung Magdeburgs im Jahr 1631 wuste Grundstuck fur 150 Taler an seinen Vetter Stephan Lentke der es wieder bebaute und selbst bewohnte Er erwarb acht weitere hinter dem Grundstuck im Bereich Stiftstrasse 4 und 5 gelegene Brandstatte hinzu und richtete einen Ackerhof ein Sein Hof erstreckte sich hinter den Hausern des Breiten Wegs zwischen Breiter Weg 141 bis in die Grosse Schulstrasse und 147 Das Braurecht bestand zunachst bis in die Zeit um 1650 dann wurde es auf das Haus Breiter Weg 144 ubertragen Als weiteres Recht ruhte auf dem Haus jedoch das Gewandschnittrecht Lentkes Tochter Dorothea heiratete spater den bekannten Magdeburger Burgermeister Otto von Guericke Stephan Lentke blieb bis zu seinem Tod 1684 Eigentumer ihm folgten seine Erben nach Im Jahr 1692 verkauften die Erben des Burgermeisters Heinrich Konrad Beckendorf das Gebaude fur 4300 Taler an den Kaufmann Johann Georg Plattner Zu diesem Zeitpunkt bestand wieder ein Braurecht Plattner folgte sein Schwiegersohn der Sekretar Johann Sigismund Wolkenstein nach bis er 1704 verstarb Seine Witwe verkaufte es im Jahr 1707 fur 5200 Taler an den Kaufmann Christian Koppe Aus der Zeit der Regierung des Gouverneurs Leopold I ist uberliefert dass das Gebaude uppig und sehr farbig mit Landschaftsbildern bemalt war Auf Befehl Leopolds musste das Gebaude dann jedoch schlicht gelb und weiss im Stile der benachbarten Hauser angemalt werden Breiter Weg in den 1920er Jahren Haus Zum 10 Mai als zweites von links 1803 war der Eigentumer ein Bertram Die Baugeschichte des Hauses ist nicht uberliefert da die Bauakte nicht erhalten ist 1 Moglicherweise in der Zeit um 1810 erfolgte ein Um bzw Neubau im Stile des Klassizismus Um das Jahr 1823 gehorte das Gebaude Friedrich Wilhelm August Rademacher der hier die Handlung C Harder amp Co betrieb 2 1845 war ein Schulz Eigentumer 1870 dann der Kaufmann Oppermann Im Jahr 1914 waren der Rentier R Oppermann der jedoch im Breiten Weg 264 wohnte die Witwe M Oppermann Kaiserstrasse 57 und der Kaufmann W Oppermann Eigentumer des Hauses Anfang der 1920er Jahre war die Fassade farbig ausgefuhrt 3 und durfte so zu den nach Entwurfen von Bruno Taut im Zuge des Neuen Bauens gestalteten Hausfassaden gehort haben Strassenszene in Magdeburg vor dem Haus Zum 10 Mai drittes Haus von links 1920er Anfang 1930er Jahre In der Zeit um 1924 betrieb Richard Lindemann ein Spezialhaus fur Hute und Schirme In den Jahren 1925 und 1928 war der Kaufmann Jacob Abrahamsohn als Eigentumer registriert Die judische Familie Abrahamsohn wurde wahrend der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet Zumindest ab 1940 gehorte es Woolworth die ein Warenhaus fur Billigartikel betrieben Als Mieter befanden sich im Haus das Dentallabor B Bartsch der Dentist K Eschert der Herrenschneider F Bendix und das Detektivburo Georg Grau Wahrend des Zweiten Weltkrieges brannte das Gebaude im Jahr 1945 aus und wurde weitgehend zerstort Einsturzgefahrdete ruinose Reste wie Hausfront und Brandgiebel wurden etwa im September 1946 abgerissen In der Zeit der DDR entstand an der Stelle das Centrum Warenhaus die heutige Karstadt Filiale Architektur BearbeitenIm 19 und 20 Jahrhundert war das Haus viereinhalbgeschossig ausgefuhrt Die Fassade zum Breiten Weg war achtachsig und reich verziert Mittig befand sich im ersten Obergeschoss ein Bereich mit funf auf sechskantigen Saulen ruhenden Rundbogen Die Saulen verjungten sich jeweils nach oben und liefen dort in figurlich gestaltete Kapitelle aus Oberhalb der Rundbogen befand sich ein reich mit Ornamenten verzierter Fries der sich uber die komplette Breite der Fassade zwischen erstem und zweitem Obergeschoss erstreckte Ein ahnlicher aber schmalerer Fries war auch unterhalb der Saulen angeordnet Wahrend vier der Rundbogen jeweils ein Fenster uberspannten befand sich in der mittleren Saulennische die Inschrift Gedenkedes10ten Mai1631 Darunter befand sich auf einem Podest die plastische Darstellung eines Hundes Im zweiten Obergeschoss und am Mezzaningeschoss befand sich mittig jeweils eine Buste Sage BearbeitenVermutlich bedingt durch die Stiftung mit Bezug auf den 10 Mai 1631 entstand eine Ansicht von Ortschronisten die dem Haus eine besondere Funktion bei den Ereignissen dieses Tages zuordneten Auch in den Sagensammlungen wird das Haus gesondert erwahnt Nach der Sage Das Haus zum 10 Mai blieb das 1631 hier bestehende Gebaude trotz der weitgehenden Zerstorung der Stadt erhalten Es habe dem ehemaligen Ratsherren Johann Alemann gehort der im Dreissigjahrigen Krieg mit der kaiserlichen katholischen Seite sympathisiert haben soll und daher als Ratsherr nicht wieder gewahlt wurde Wahrend der Belagerung der Stadt im Jahr 1631 habe er sich auf seinem Gut Sohlen aufgehalten wahrend seiner Familie im Haus lebte Er habe sich dann fur Verhandlungen und einen Vergleich mit dem die Stadt belagernden Tilly eingesetzt und seinem Schwager dem Burgermeister Georg Kuhlewein ein Brief gesandt in dem er forderte ihm Verhandlungsvollmacht zu erteilen Die Ratsversammlung wies das zuruck Bei der kurz darauf erfolgten Ersturmung der Stadt hatte das Haus der Alemanns unter kaiserlichem Schutz gestanden Es hatten grosse Buchstaben an der Tur gestanden und es waren kaiserlicher Wachtposten zum Schutz des Hauses aufgezogen die allerdings erhebliche Muhe gehabt hatten Angriffe und Plunderungsversuche abzuwehren Weitere Verwandte samt ihrer Familien flohen daraufhin in das Gebaude darunter die Burgermeister Georg Kuhlewein Georg Schmidt und Johann Westphal sowie der Ratsherr Otto Gerike Generalkriegskommissar von Walmerode hatte dann die Schutzsuchenden aus der brennenden Stadt hinaus nach Schonebeck Elbe gebracht Die Magdeburger Bevolkerung warf den Gefluchteten jedoch insbesondere Alemann Verrat vor Das Haus selbst wurde durch den sich ausbreitenden Feuersturm beschadigt blieb jedoch weitgehend erhalten Wegen der Ereignisse und zur Erinnerung daran dass die fruheren Bewohner Verrater an der Stadt gewesen seien sei das Haus dann als Zum 10 Mai benannt wurden 4 Die Zuflucht von Personen in ein Haus der Familie Alemann fand tatsachlich statt Allerdings handelte es sich hierbei nicht um das Haus Zum 10 Mai sondern um das Haus Zum goldenen Greif Alter Markt 11 Literatur BearbeitenGunter Hammerschmidt Hauser mit Hauszeichen in der ehemaligen Altstadt von Magdeburg Magdeburg 2004 Seite 92 ff Ernst Neubauer Hauserbuch der Stadt Magdeburg 1631 1720 Teil 1 Historische Kommission fur die Provinz Sachsen und fur Anhalt Magdeburg 1931 Seite 47 f Guido Skirlo Der Breite Weg ein verlorenes Stadtbild Landeshauptstadt Magdeburg 2005 Seite 146 f Einzelnachweise Bearbeiten Guido Skirlo Der Breite Weg ein verlorenes Stadtbild Landeshauptstadt Magdeburg 2005 Seite 304 Gunter Hammerschmidt Hauser mit Hauszeichen in der ehemaligen Altstadt von Magdeburg Magdeburg 2004 Seite 94 Guido Skirlo Der Breite Weg ein verlorenes Stadtbild Landeshauptstadt Magdeburg 2005 Seite 304 Fr Hulsse Sagen der Stadt Magdeburg Verlag Albert Rathke Magdeburg 1887 Seite 696 ff 52 13228 11 63678 Koordinaten 52 7 56 2 N 11 38 12 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zum 10 Mai amp oldid 233903329