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Die Zervikale Intraepitheliale Neoplasie CIN auch Squamose Intraepitheliale Lasion SIL genannt stellt eine Dysplasie des Epithels des Gebarmutterhalses dar deren schwerste Form CIN III als Prakanzerose gilt Ursacher ist eine Infektion mit bestimmten sogenannten Hochrisiko Typen des Humanen Papillom Viruses Inhaltsverzeichnis 1 Krankheitsbild 2 Geschichte 3 Therapie 4 EinzelnachweiseKrankheitsbild BearbeitenDie CIN wird in drei Schweregrade eingeteilt CIN I leichte Dysplasie geht von basal aus bis hochstens einem Drittel der Hohe des Epithels CIN II mittelgradige Dysplasie bis zu zwei Drittel des Epithels CIN III hochgradige Dysplasie durchzieht fast das gesamte Epithel Carcinoma in situ nbsp Normales zervikales Epithel nbsp Grad I CIN nbsp Grad II CIN nbsp Grad III CIN Die CIN III gilt als sogenannte obligate Prakanzerose das heisst dass ein Ubergang zum Zervixkarzinom sehr wahrscheinlich ist Das Durchschnittsalter der Patientinnen beim Auftreten einer fur CIN I und CIN II betragt 24 27 Jahre Etwa die Halfte der CIN 1 Lasionen bilden sich zuruck Rund 10 schreiten bis zum CIN III voran und 2 werden zu einem invasiven Cervixkarzinom Die Prognose ist in einem hohen Mass abhangig vom Virustyp Wahrend Dysplasien durch Infektionen mit sogenannten low risk Papillom Viren sich meist spontan zuruckbilden fuhren sogenannte high risk Papillom Viren haufig zu einer CIN III und wenn sie nicht behandelt werden zu einem Zervixkarzinom Das Durchschnittsalter der Patientinnen bei der Entdeckung einer Lasion der Stufe CIN III rangiert zwischen 35 und 40 Jahren 1 Die Begriffe CIN und Dysplasie wurden in den vergangenen Jahren vor allem im angloamerikanischen Raum immer mehr zugunsten der Bezeichnung low grade und high grade squamous intraepithelial lesion LSIL und HSIL aufgegeben Dabei entspricht die CIN I der LSIL CIN II und CIN III der HSIL In der 2017 novellierten Fassung der WHO Klassifikation von Tumoren wurde die Einteilung in LSIL und HSIL zum Standard erklart eine Unterteilung in CIN II und CIN III ist aber weiterhin moglich 2 Geschichte Bearbeiten1908 beschrieb Walther Schauenstein eine Epithelveranderung am Gebarmutterhals die alle Anzeichen einer zellularen Entartung zeigte ohne allerdings in das Bindegewebe einzudringen und vermutete dass es sich dabei um die Fruhform eines Zervixkarzinoms handelt 3 Eine Einteilung nach dem Befall der Epithelschichten wurde erstmals von Schottlander und Kermauner 1912 vorgenommen 4 Sie werteten die CIN III als vollwertiges Karzinom weshalb diese Veranderung in den folgenden Jahrzehnten mit radikalen operativen Eingriffen Wertheim Meigs Operation behandelt wurde Erst in den 1950er Jahren setzte sich die Konisation als weniger aggressives Therapieverfahren durch Verlaufsstudien in den 1960er Jahren sprachen dafur dass die CIN I ein extrem hohes Risiko des Ubergangs in eine CIN III und letztlich ein Zervixkarzinom habe Obwohl die Studien schwere methodische Mangel aufwiesen wurden CIN I Erkrankungen daraufhin zum Teil bis in die 1990er Jahre hinein mit einer Konisation behandelt Eine infektiose Atiologie der Erkrankung wurde schon fruh angenommen Hinweise auf eine Infektion als Ursache des Zervixkarzinoms bestanden schon seit dem 19 Jahrhundert Der italienische Arzt D Rigoni Stern beobachtete bereits 1842 dass das Zervixkarzinom fast nur bei Frauen auftrat die Geschlechtsverkehr hatten 5 Im fruhen 20 Jahrhundert wurde ein Zusammenhang mit Syphilis und Gonorrhoe vermutet 4 spater mit Infektionen mit Herpes genitalis 6 1976 stellte Harald zur Hausen die These auf dass das HPV Virus eine massgebliche Rolle bei der Entstehung des Zervixkarzinoms spielt 7 1983 gelang seiner Arbeitsgruppe der Nachweis von HPV 16 DNA in nahezu der Halfte der analysierten Zervixkarzinome 8 In den folgenden Jahren konnte auch die Assoziation von Hochrisiko HPV Typen mit der Entstehung der CIN III nachgewiesen werden 9 Therapie BearbeitenDie Behandlung der CIN hangt vom Schweregrad der Veranderung ab Bei einer leichten Dysplasie CIN I geht man von einer Spontanruckbildungsrate von 50 bis 70 Prozent aus daher wird hauptsachlich zuwartend vorgegangen und in regelmassigen Abstanden untersucht ob und wie sich die Dysplasie weiterentwickelt Bei mittelgradigen Dysplasien CIN II liegt die Ruckbildungsrate bei etwa 30 50 Prozent In diesem Fall entscheidet man zwischen einem zuwartenden Vorgehen mit regelmassigen Kontrollen oder einer Entfernung des betroffenen Areals am Muttermund mittels Konisation oder Laser Vaporisation Die Entscheidung ist dabei neben Faktoren wie Dauer der Erkrankung Ausdehnung der Veranderung und Wunsch der betroffenen Frau auch vom nachgewiesenen HPV Typ abhangig Bei schwergradigen Dysplasien CIN III liegt die Spontanregressionsrate nur noch bei 10 Prozent Da die CIN III unbehandelt mit hoher Wahrscheinlichkeit in ein invasives Zervixkarzinom ubergeht wird sie ublicherweise operativ mittels Konisation behandelt Einzelnachweise Bearbeiten Stanley Robboy Maria Merino George Mutter The Female Reproductive System In Raphael Rubin David Strayer et al Rubin s Pathology 5 Auflage Philadelphia 2008 S 798 S3 Leitlinie Pravention des Zervixkarzinoms Version 1 0 2017 Walther Schauenstein Histologische Untersuchungen uber atypisches Plattenepithel an der Portio und an der Innenflache der Cervix uteri In Archiv fur Gynakologie Band 85 Nr 3 1908 S 577 616 a b J Schottlander F Kermauner Zur Kenntnis des Uteruskarzinoms Monographische Studie uber Morphologie Entwicklung Wachstum S Kager Berlin 1912 D Rigoni Stern Fatti statistici alle mallattie cancerose che servirono di base alle poche cose dette dal dottore Rigoni Stern il di 23 settenbre alla Sotto sezione di chirurgia del IV Congresso degli scienzati Italiani In Giornale per servire ai progressi della patologia e della terapeutica Band 2 Nr 2 1842 S 499 517 W E Rawls et al Herpesvirus Type 2 Association with carcinoma of the cervix In Science Nr 161 1968 S 1255 1256 Harald zur Hausen Condylomata acuminata and human genital cancer In Cancer research Nr 36 1976 S 794 M Durst L Gissmann H Ikenberg H zur Hausen A papillomavirus DNA from a cervical carcinoma and its prevalence in cancer biopsy samples from different geographic regions In Proceedings National Academy of Sciences USA Band 80 1983 S 3812 3815 R M Richart Causes and management of cervical intraepithelial neoplasia In Cancer Band 60 1987 S 1951 1959 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zervikale intraepitheliale Neoplasie amp oldid 228607089