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Die World Values Survey dt etwa Weltweite Werte Erhebung kurz WVS ist die umfangreichste und weitraumigste Umfrage uber menschliche Werte die je durchgefuhrt wurde Es ist ein anhaltendes akademisches Projekt von Sozialforschern um den Status von soziokulturellen moralischen religiosen und politischen Werten verschiedener Kulturen der Welt zu ermitteln Die Ergebnisse sind grosstenteils auf der Website des Projekts zu finden 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Methodik und Umfrage 3 Ergebnisse 3 1 Gluck 3 2 Die Kulturkarte 3 3 Entwicklung zur Demokratie 4 Kritik 4 1 Positives Feedback 4 2 Skeptisches Feedback 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie erste reprasentative Befragungswelle des World Values Surveys fand 1981 in 22 Staaten statt Als Hauptakteur in der weltweiten Befragung von Menschen zu ihren Einstellungen und Werten gilt Ronald Inglehart von der Universitat Michigan in den USA Dabei wurde auf die Arbeit der Forschungsgruppe um den European Values Study Europaische Werte Studie EVS aufgebaut Der EVS untersuchte die Werteeinstellungen von Menschen in 8 westeuropaischen Landern Die wissenschaftliche Schirmherrschaft ubernahmen dabei Jan Kerkhofs und Ruud de Moor deren Hochschule die Universitat von Tilburg bis heute der Hauptsitz des EVS ist Die erste Befragung wurde nach etwa 10 Jahren wiederholt was nach der zweiten Durchfuhrung Wellen genannt wurde Eines der Ziele des Projektes wurde die Langsschnittsmessung der Entwicklung von Werten in den jeweiligen Landern Weitere Wellen folgten der zweiten in Intervallen von ungefahr funf Jahren Auf Grund des europaischen Ursprungs des Projektes wurden in den fruhen Wellen des WVS hauptsachlich in westlichen Staaten Befragungen durchgefuhrt und afrikanische und sudostasiatische Staaten waren unterreprasentiert Damit der WVS in mehr Landern durchgefuhrt wird kam es zu einer dezentralen Organisationsstruktur Auf diesem Weg wuchs die WVS uber ihren europagewichteten Ursprung hinaus um 42 Lander in der zweiten Welle 54 in der dritten und 62 Lander in der vierten Welle zu umfassen Die Daten des WVS sind auf dessen Internetseite frei verfugbar und stehen dort auch fur eine deskriptive Analyse durch ein Onlineanalysetool zur Verfugung Das Sekretariat des WVS hat seinen Sitz in Stockholm Schweden und das Datenarchiv des WVS befindet sich in Madrid Spanien Methodik und Umfrage BearbeitenDie WVS Methodik besteht aus der Handhabung von detaillierten Fragebogen in personlichen Befragungen Die Fragebogen aller sechs Wellen konnen in vollstandiger Version auf der WVS Website eingesehen werden Die Fragebogen der 5 Welle bestanden aus etwa 250 Fragen In jedem Land wurden 1000 bis 3500 Personen befragt In der vierten Welle z B ergab sich ein Durchschnitt von 1330 Interviews pro Land was einer weltweiten Gesamtzahl von etwa 92 000 Befragungen entspricht Ergebnisse Bearbeiten nbsp Die erste Inglehart Wertekarte 1999 2004 nbsp Die zweite Inglehart Welzel Wertekarte 2005 2008 Der WVS Fragebogen besteht aus etwa 250 Fragen welche auf 400 bis 800 messbare Variablen hinauslaufen Einige Beispiele sind wie folgt Gluck Bearbeiten Der WVS untersucht die individuelle Wahrnehmung von Gluck in verschiedenen Landern Dieser Teil der WVS ist auch der von der Presse meist zitierte 2 Die Statistikwebsite Nationmaster z B veroffentlichte eine vereinfachte Version des Weltglucklichkeitsmassstabs basierend auf WVS Daten Die WVS Website selbst erlaubt jedoch ein fortgeschritteneres Niveau der Analyse sowie den Vergleich der Glucksentwicklung je Land im Zeitverlauf und zwischen verschiedenen soziookonomischen Gruppen Eine der auffallendsten Verschiebungen der Glucksmessung war der betrachtliche Ruckgang des Glucksempfindens der russischen Bevolkerung sowie einiger anderer Bevolkerungen osteuropaischer Lander wahrend der 1990er Jahre Die Kulturkarte Bearbeiten Die Kulturkarte 3 ist ein weiteres Ergebnis der WVS Befragung Einige Variablen wurden zu zwei Dimensionen von kultureller Variation zusammengefasst bekannt als traditionelle Werte vs sakular rationale Werte und Uberlebenswerte vs Selbstentfaltungswerte Auf Grundlage dieses zweidimensionalen Spektrums konnten Lander in bestimmte kulturelle Regionen unterteilt werden Die WVS behauptet Diese beiden Dimensionen erklaren mehr als 70 der landerubergreifenden Varianz in einer Faktorenanalyse von zehn Indikatoren 3 Diese Ergebnisse bestatigen auch die Thesen von Max Weber zur Religionssoziologie nach denen Kultur stark von Religion gepragt wird Entwicklung zur Demokratie Bearbeiten Inglehart entdeckte dass Selbstentfaltungswerte zu einem Wunsch nach Demokratie fuhren Die Befragung fand dass Vertrauen und Demokratie diejenigen Werte waren die die meisten kulturellen Grenzen uberschritten Des Weiteren zeigte die Befragung dass die Geschlechtergleichheit einer der bedeutendsten Unterschiede zwischen den westlichen und anderen Kulturen ist Kritik BearbeitenPositives Feedback Bearbeiten Der niederlandische Interkulturalitatsforscher Geert Hofstede nahm im Jahre 2001 die WVS Ergebnisse positiv auf Speziell auf Ingleharts zweidimensionale Kurzung seiner Ergebnisse bezogen wie in der Inglehart Karte dargestellt ging Hofstede davon aus dass dieses seine eigene Arbeit unterstutzt Ingleharts schlusselkulturelle Dimensionen entsprachen sehr meinen Dimensionen Wohlbefinden versus Uberleben korrelierte stark mit Individualismus und Maskulinitat Sakular rationell versus traditioneller Autoritat korrelierte negativ mit Machtdistanz Geert Hofstede Cultures Consequences 4 Andere Fachstimmen kommentierten kritisch dass Ingleharts zwei Dimensionen nicht identisch mit Hofstedes funf Dimensionen seien In Anbetracht der Unterschiede in der Methodik Hofstedes basierte auf Befragungen von IBM Angestellten sei es wenig uberraschend dass es Unterschiede zwischen seinen Ergebnissen und denen des World Values Survey gebe Skeptisches Feedback Bearbeiten Quelle 5 Eine Fehlerquelle des WVS Methodik sehen manche Stimmen in der Verzerrung der Ergebnisse durch die soziale Erwunschtheit bestimmter Antworten die bei standardisierten Umfragen nie ausgeschlossen werden kann Dieses Konzept beruht auf der Annahme dass die Befragten in der konkreten Interview Situation dazu neigen ihre Angaben entsprechend der angenommenen Erwartung an sie zu machen Kritisiert wurde auch die Bewertung der Antwortkategorie Don t Know die von Antwortenden vermehrt bei der offenen Abfrage der Bedeutung von Demokratie Global Barometer Project in ostasiatischen Landern 20 bis 30 aber auch bei den konkreten Antwortkategorien zum Wert der Demokratie World Value Survey bis zu 40 in Indien und China gewahlt wurde und die eine aussagekraftige Interpretation erschweren wurden Eine weitere Kritik bezieht sich auf die theoretischen Annahmen die der Einteilung in Kulturkreise zugrunde liegen Alternativ dazu schlagen Vertreterinnen der transkulturellen Demokratietheorie vor zwischen Landern mit bzw ohne Demokratieerfahrung zu unterscheiden 6 Das Konzept der Einteilung in Kulturkreise geht zuruck auf Samuel P Huntington aus seinem Werk Kampf der Kulturen dt Ubersetzung und ist wissenschaftlich hochst umstritten 7 Im WVS wird diese Einteilung mit dem Argument der Vergleichbarkeit verwendet weil nur so vergleichende Bezuge zu fruheren Forschungen sinnvoll gezogen werden konnten Ein weiterer Einwand bezieht sich auf die angenommene Universalitat des Demokratiebegriffs und wirft der Konzeptualisierung der Umfrage neben einem imperialism of categories 8 ein hegemoniales Verhaltnis von Forschern zu Forschungsobjekten vor Siehe auch BearbeitenWertewandelLiteratur BearbeitenRussell J Dalton Christian Welzel Hrsg The Civic Culture Transformed From Allegiant to Assertive Citizens Cambridge University Press New York Cambridge 2014 ISBN 978 1 107 03926 1 Ronald Inglehart Culture Shift in Advanced Industrial Society Princeton University Press Princeton 1990 ISBN 0 691 02296 8 Ronald Inglehart Modernization and Postmodernization Cultural Economic and Political Change in 43 Societies Princeton University Press Princeton 1997 ISBN 0 691 01181 8 Ronald Inglehart Pippa Norris Rising Tide Gender Equality and Cultural Change Around the World Cambridge University Press New York Cambridge 2003 ISBN 978 0 521 82203 9 Ronald Inglehart Christian Welzel Modernization Cultural Change and Democracy Cambridge University Press New York Cambridge 2005 ISBN 978 0 521 84695 0 Pippa Norris Ronald Inglehart Sacred and Secular Religion and Politics Worldwide Cambridge University Press New York Cambridge 2004 ISBN 0 521 83984 X Pippa Norris Ronald Inglehart Cosmopolitan Communications Cultural Diversity in a Globalized World Cambridge University Press New York Cambridge 2009 ISBN 978 0 521 49368 0 Christian Welzel Freedom Rising Human Empowerment and the Quest for Emancipation en Cambridge University Press New York Cambridge 2013 ISBN 978 1 107 03470 9 Christian Welzel Ronald Inglehart The Role of Ordinary People in Democratization In Journal of Democracy 19 Jg Nr 1 2008 S 126 140 doi 10 1353 jod 2008 0009 De La Rosa Sybille Schubert Sophia Zapf Holger Hrsg Transkulturelle Politische Theorie Trans und interkulturelle Politische Theorie und Ideengeschichte Wiesbaden Springer Fachmedien 2016 ISBN 978 3 658 05010 8Weblinks Bearbeitenhttp www worldvaluessurvey org http www europeanvaluesstudy eu Einzelnachweise Bearbeiten Die interaktive Datenbank lasst ungefahr 400 Variable Januar 2006 zu Es wird jedoch angegeben dass die Website 800 Variable zur Verfugung hat Es ist moglich dass viele dieser Variablen nach der zweiten Welle nicht weiter nachverfolgt wurden als die Anzahl der Fragen von 379 auf 250 zuruckging Weitere Details siehe auf http www worldvaluessurvey org z B Nigeria tops happiness survey BBC News Online Oktober 2003 Robles Alan aus New Scientist Report Happiness Viewpoint It Doesn t Make Much Despite burden like poverty and pollution Filipinos tend to be happy Why Time Asia Magazine 20 Februar 2005 a b http www worldvaluessurvey org wvs articles folder published article base 54 Sage Publications 2001 ISBN 0 8039 7323 3 pp 33 34 Schubert Sophia Inwiefern universal Zum Demokratiebegriff in der vergleichenden Demokratieforschung In De La Rosa Sybille Schubert Sophia Zapf Holger Hrsg Transkulturelle politische Theorie Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 S 285 303 Lu Jie Shi Tianjan The battle of ideas and discourses before democratic transition Different democratic conceptions in authoritarian China In International Political Science Review Nr 36 SAGE 2015 S 20 41 Simone Dietz Kampf der Kulturen Uber Huntingtons These Abgerufen am 18 Januar 2017 deutsch Rudolph Susanne Hoeber The Imperialism of Categories Situation Knowledge in a Globalizing World In Perspectives on Politics Band 3 Nr 1 2005 S 5 14 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title World Values Survey amp oldid 224405348