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Wolf Weber ca 1572 vermutlich am 29 August 1582 in Darmstadt war das jungste und einzige mannliche Opfer der Darmstadter Hexenverfolgungen unter Landgraf Georg I von Hessen Darmstadt Darmstadt Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthaus Merian 1655 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Wolfs Verhor 3 Nachwirkungen des Verhors 4 Die rechtliche Frage 5 Hinrichtung 6 Folgen 7 Rezeptionsgeschichte 8 Quellen 9 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenWolf Weber war der jungste Sohn einer nur als alte Weberin bezeichneten Frau Diese hatte ihrer Tochter Sara und deren Liebhaber Konrad Ballass offenbar dabei geholfen die jeweiligen Ehepartner der beiden zu vergiften Infolge dieses Doppelmordes wurden die alte Weberin und ihre Tochter Sara als Hexen angeklagt und verurteilt Die alte Weberin wurde bald darauf mit einigen anderen als Hexen verurteilten Frauen verbrannt wahrend Saras Hinrichtung verschoben wurde da sie schwanger war Aufgrund der Hexenverfolgungen und verhore waren die Gefangniszellen jedoch dermassen ausgelastet dass Sara zunachst zuhause bewacht wurde und schliesslich in den Raumen eines der Stadttore offenbar unbewacht angekettet wurde Ihr Bruder Wolf brachte ihr daraufhin eine Feile mithilfe derer sie sich befreien und fliehen konnte Nachdem man die Flucht bemerkte fiel der Verdacht sofort auf Wolf den man daher auch festnahm und verhorte Sara sollte am nachsten Tag ebenfalls im nahen Bessungen wieder aufgegriffen werden Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt es ist jedoch davon auszugehen dass sie unter den weiteren Opfern der Hexenverfolgungen zu finden ist Wolfs Verhor BearbeitenIn Wolfs Verhor spielten seine Fluchthilfe wie auch der scheinbar noch nicht bis ins Detail aufgeklarte Mord an Saras Ehemann und Konrad Ballas Ehefrau eine nur sehr untergeordnete Rolle Das Interesse der Obrigkeit fokussierte sich vielmehr auf die Aussage einiger Madchen der Stadt die uber Wolf sagten er hatte behauptet gesehen zu haben wie die Enkelin einer mit seiner Mutter hingerichteten Hexe mit dem Teufel Hochzeit gehalten hatte Wolf leugnete dies zunachst gestand aber nach einigen Stockhieben nicht nur seine Beobachtung sondern auch gleich dass er selbst von seiner Mutter dem Teufel zugebracht wurde Daraufhin breitete er eine Sammlung weit verbreiteter Erzahlmotive von Teufelstanzen aus Seine Mutter fuhrte ihn zu einem kleinen schwarzen Bub der sich als Teufel mit dem Namen Fedderwisch herausstellte und der ihm erklarte dass Wolf nun sein Knecht ware Bei einem dieser Tanze wollte Wolf auch beobachtet haben wie ein bockbeiniger Mann der vier Fusse hatte und dennoch aufrecht ging von einem langen schwarzen Pfaffen in einem schwarzen Mantel mit eben jener Enkelin einer mit seiner Mutter hingerichteten Hexe vermahlt wurde nbsp Landgraf Georg I Nachwirkungen des Verhors BearbeitenJenes Madchen eine Anne aus Dreieich ca 1565 vermutlich am 29 August 1582 war die Enkelin einer nur als die Dreieicherin bekannten Frau die zusammen mit Wolfs Mutter hingerichtet worden war Neben dem Gestandnis von Wolf beschuldigte auch eine weitere als Hexe angeklagte Frau Anne mit dem Teufel Hochzeit gehalten zu haben Diese Frau eine Lenhardin erweiterte die Vorwurfe gegenuber Anne um eine sexuelle Komponente die in Annes darauf folgendem Gestandnis die zentrale Rolle spielen sollte Dieses Gestandnis legte Anne bereits unter der Androhung von Folter ab ohne tatsachlich gefoltert zu werden Auch sie bediente sich dabei bekannter Erzahlmotive von Hexentanzen hier mit dem Fokus auf dem Geschlechtsverkehr mit dem Teufel Die rechtliche Frage BearbeitenLandgraf Georg I hatte Zweifel daran ob er Wolf und Anne hinrichten lassen durfte Allerdings zweifelte er zu keiner Sekunde an ihrem Gestandnis sondern es ging ihm lediglich um die rechtliche Frage ob er Minderjahrige auf die gleiche Weise bestrafen durfte wie Erwachsene Uber diese Frage korrespondierte er uber Wochen hinweg mit seinem Bruder Landgraf Wilhelm IV von Hessen Kassel Dieser versuchte massigend auf ihn einzuwirken und ihn davon zu uberzeugen dass viele Hexereigestandnisse Hirngespinste waren Da es Georg I jedoch um diese Frage gar nicht ging folgte er Wilhelms Argumenten nicht Hinrichtung BearbeitenVermutlich am 29 August 1582 auf jeden Fall aber im Spatsommer 1582 liess Landgraf Georg Wolf und Anne zusammen mit 8 weiteren Hexen hinrichten Die juristische Frage klarte er dabei an sich nicht nahm sich als Landesfurst aber das Recht heraus ein Exempel statuieren zu durfen Folgen Bearbeiten1586 kam es in Darmstadt zu einer weiteren Verfolgungswelle bei der 17 Frauen hingerichtet wurden 1590 sind noch einmal zwei Opfer nachweisbar Die Hexenverfolgungen scheinen eng mit der Person von Landgraf Georg I verbunden zu sein da zum einen zur gleichen Zeit im ubrigen Hessen die Hexen hochstens ein Randphanomen waren dem man sehr skeptisch gegenuberstand und zum anderen Georgs Nachfolger selbst wahrend des Hohepunktes der Hexenverfolgungen im 17 Jahrhundert auf Hexenhinrichtungen verzichteten Rezeptionsgeschichte BearbeitenDie Darmstadter Hexenverfolgungen waren lange Zeit nicht genauer erforscht worden Lediglich das Gerichtsprotokoll eines Falles in Arheilgen heute Darmstadt eingemeindet wurde ab 1915 naher untersucht 1 Der Fall von Wolf Weber und der damit eng verbundene Fall der Anne aus Dreieich wurden erstmals 1966 in einer Biographie uber Georg I erwahnt 2 Der in Abschrift erhaltene Briefwechsel zwischen Georg I und Wilhelm IV von Hessen Kassel war der Forschung bis dato unbekannt gewesen In zwei kurz darauf veroffentlichten Serien der Lokalpresse wurde dann uber den Fall mit reisserischer Emporung berichtet 3 in denen unter anderem vollkommen anachronistisch von einem Polizeistaat christlicher Pragung die Rede war und die schliesslich in der Behauptung gipfelten Anne ware von ihrer Grossmutter als eine Art Callgirl missbraucht worden 4 Erst Mitte der 1990er fand dann eine seriose Aufarbeitung statt infolge derer der Briefwechsel zwischen Georg I und Wilhelm IV auch zum ersten Mal vollstandig ediert wurde 5 Diese Aufarbeitung halt sich mit Interpretationen zu dem Fall zuruck und beschrankt sich grosstenteils auf die Fakten die sich direkt aus dem Briefwechsel und der Forschung bzgl Georg I und der Hexenverfolgungen ergeben Dass Wolf seine Ausfuhrungen selbst geglaubt haben konnte wird dabei nicht vollig ausgeschlossen wahrend bei Anne ein Liebhaber vermutet wird den sie mit ihrem Gestandnis schutzen wollte Eine jungere Abhandlung sieht dagegen in den Gestandnissen einen wahren Kern der hinter Volksmythen versymbolisiert verschleiert wird 6 Dabei wird auf Ahnlichkeiten in Wolfs Verhaltnis zu seinem Teufel Fedderwisch und dem Verhaltnis zu Konrad Ballass dem mutmasslichen Morder des Ehemanns seiner Schwester hingewiesen Fur Anne dagegen wird hier eine arrangierte Zwangsehe die nach Georgs Agenda verboten war 7 mit einer einflussreichen Personlichkeit angenommen Als Indiz dient der plotzlich gestiegene politische Einfluss einer Familie Dreieicher in Darmstadt im fruhen 17 Jahrhundert sowie einige Details in Annes Gestandnis Quellen BearbeitenStaatsarchiv Marburg Bestand 4c Hessen Darmstadt Nr 163 Thomas Lange Jurgen Rainer Wolf Hexenverfolgungen in Hessen Darmstadt zur Zeit Georgs I in Archiv fur hessische Geschichte und Altertumskunde Neue Folge 52 Band 1994 http www historicum net themen hexenforschung quellen edierte einzelquellen art Wolf Weber 11 html ca 7fdbf7e3c4 Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Muller Die Verurteilung einer Arheilger Hexe im Jahr 1586 in Hessische Chronik 4 Jahrgang 1915 Winfried Noack Georg I von Hessen und die Obergrafschaft Katzenelnbogen 1567 1596 Darmstadt 1966 Max Peter Maass Hexenjager Aus den Malefizakten des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt in Darmstadter Tagblatt 32 Folgen vom 30 November 1967 15 August 1968 und Ernst Schneider Das Halsgericht zu Gross Gerau in Heimatspiegel Blatter zur Pflege der Heimatkunde und Heimatliebe im Gerauer Land Folge XII und XIII 13 und 20 Juli 1968 Ernst Schneider Das Halsgericht zu Gross Gerau in Heimatspiegel Blatter zur Pflege der Heimatkunde und Heimatliebe im Gerauer Land Folge XII 13 Juli 1968 Thomas Lange Jurgen Rainer Wolf Hexenverfolgungen in Hessen Darmstadt zur Zeit Georgs I in Archiv fur hessische Geschichte und Altertumskunde Neue Folge 52 Band 1994 Hexenwahn in Darmstadt Memento vom 24 August 2011 im Internet Archive Hexenwahn in Darmstadt Agenda Marburg 1574 Neudruck Darmstadt 1662 STAD J 487 18 auch http www digada de reformation uebersichtreformation htmPersonendatenNAME Weber WolfKURZBESCHREIBUNG Opfer der Darmstadter HexenverfolgungenGEBURTSDATUM um 1572STERBEDATUM unsicher 29 August 1582STERBEORT Darmstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolf Weber Darmstadt amp oldid 198030326