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Ein Wasserkeilhebewerk ist eine besondere Form eines Schiffshebewerks namlich ein Schraghebewerk mit Nassforderung in Langsrichtung ohne Trog Anstelle eines Trogs wird in einer geneigten Rinne eine keilformig geformte Wassermasse mitsamt den darauf schwimmenden Schiffen schrag nach oben geschoben bzw kontrolliert nach unten bewegt Wasserkeilhebewerk Montech Blickrichtung stromaufwarts Montech Hebefahrzeug aus zwei Triebfahrzeugen Festmachbalken und angehobenem SchieberWasserkeilhebewerk Fonseranes Blickrichtung stromabwarts Hebefahrzeug mit gesenktem Schieber am unteren Rinnenende 1984 Fonseranes Hebefahrzeug auf luftbereiften Radern 1984 Fonseranes Dichtleiste am Schieber Fonseranes Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Anlagenbestandteile 3 Funktionsprinzip 4 Energie 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBereits im Jahr 1885 veroffentlichte Julius Greve in deutschen Fachzeitschriften seine Entwurfe fur Wasserkeilhebewerke Weiterentwickelt wurden diese von dem Franzosen Jean Aubert in den 1950er und 1960er Jahren Bisher wurden weltweit nur zwei Wasserkeilhebewerke gebaut Das erste war 1973 das Wasserkeilhebewerk Montech im Canal lateral a la Garonne deutsch Garonne Seitenkanal in Sudfrankreich Das Wasserkeilhebewerk Fonseranes im Canal du Midi ebenfalls in Sudfrankreich gelegen folgte als zweites im Jahr 1983 parallel zur Schleusentreppe Fonseranes in der Nahe von Beziers 1 Heute sind beide Anlagen ausser Betrieb 1999 passierte letztmals ein Schiff die Anlage am Canal du Midi 1 das Hebewerk Montech ist seit Mai 2009 ausser Betrieb Die dem Verfall preisgegebenen Hebefahrzeuge sind jeweils als technisches Denkmal aus gewisser Entfernung zu betrachten Anlagenbestandteile BearbeitenEin Wasserkeilhebewerk besteht aus ortsfesten Teilen namlich einer betonierten Rinne die mit konstantem Querschnitt geradlinig eine gleichmassige Steigung hinauffuhrt einem Absperrtor am oberen Ende der Rinne Schleusentor und dem Hebefahrzeug mit der Antriebseinheit z B in Montech zwei starr miteinander verbundene Triebfahrzeuge einem Schieber mit dem der Wasserkeil in der Rinne talwarts abgesperrt werden kann sowie einem horizontalen Querbalken ein Stuck bergwarts vor dem Tor zum Festmachen des Schiffs Der Schieber bildet eine bewegliche Dichtung gegen Boden und Seitenwande der Betonrinne Diese Dichtung ist eine der kritischsten Komponenten des Wasserkeilhebewerkes Sie muss ausreichend dicht sein darf einen nicht zu grossen Reibungswiderstand aufweisen und ihr Verschleiss muss ertraglich sein Funktionsprinzip BearbeitenDas Funktionsprinzip am Beispiel eines aufwarts zu transportierenden zu hebenden Schiffes Die durch das ortsfeste obere Absperrtor gegen das Oberwasser verschlossene Betonrinne ist im Grossteil ihres Verlaufs trocken reicht unten jedoch in das Unterwasser hinein so dass sich dort ein zunachst noch mit dem Unterwasser verbundener Wasserkeil befindet unten und seitlich begrenzt durch Boden und Innenwande der Rinne Das Hebefahrzeug befindet sich in der unteren Endposition Dessen portalformige Konstruktion erlaubt dass Schiffe vom Unterwasser her darunter hindurch in den Wasserkeil einfahren Nachdem die Schiffe in den Wasserkeil eingefahren sind senkt das Hebefahrzeug den an seinem vorderen Teil angebrachten Querbalken ab Daran werden die zu transportierenden Schiffe vertaut Jetzt wird der am Hebefahrzeug hinter dem Querbalken befindliche Schieber abgesenkt wodurch der Wasserkeil vom Rest des Unterwassers isoliert wird Der Querbalken vermeidet Kollisionen zwischen Schieber und Schiffen Dann beginnt das Hebefahrzeug seine Fahrt aufwarts Seine angetriebenen Rader laufen dabei auf den beidseitigen Randern der Betonrinne Infolge des geschlossenen Schiebers als bewegliche Dichtung schiebt das Hebefahrzeug den Wasserkeil mitsamt darauf schwimmender Schiffe die Rinne aufwarts Zu Beginn der Fahrt wahrend sich der Schieber vom unteren Absperrtor entfernt dehnt sich das dazwischen verbliebenen Restwasser ein Stuck weit in die Rinne hinein aus wobei sein Spiegel sinkt Wenn Hebefahrzeug und Wasserkeil am oberen Ende angekommen sind d h wenn der Wasserspiegel des Wasserkeils auf dem des Oberwassers angelangt ist endet die Fahrt Nun wird das ortsfeste obere Absperrtor geoffnet so dass der Wasserkeil mit dem Oberwasser verbunden ist Abschliessend werden die Schiffe vom Querbalken losgetaut und konnen ins Oberwasser ausfahren Entsprechend gilt fur abwarts zu transportierende Schiffe Einfahrt der Schiffe durch das ortsfeste obere Absperrtor in den Wasserkeil der durch das oben stehende Hebefahrzeug gehalten wird Festtauen der Schiffe am Querbalken Schliessen des oberen Absperrtors Abwartsfahrt des Hebefahrzeugs und damit Abwartstransport des Wasserkeils mit den Schiffen Vor dem Ende der Fahrt trifft der Schieber auf das untere Restwasser in der Rinne das dann bei Weiterfahrt bis zum unteren Endpunkt wieder auf das Niveau des Unterwassers angehoben wird Heben des Schiebers Lostauen vom Querbalken und Heben desselben Ausfahrt der Schiffe durch das Portal des Hebefahrzeugs hindurch in das Unterwasser Infolge unvermeidlicher Undichtigkeiten rinnt beim Transport des Wasserkeils stets Wasser am Absperrschieber des Fahrzeugs durch Diese Verluste konnen durch einen geregelten Nachfluss vom Oberwasser her kompensiert werden Energie BearbeitenAufgrund des Archimedischen Prinzips ist die Masse des Wasserkeils immer gleich unabhangig davon ob sich ein Schiff darin befindet und wie schwer dieses ist da jedes schwimmende Schiff die gleichschwere Menge Wasser verdrangt Bei der Bergauffahrt muss potentielle Energie fur das Heben dieser Masse durch die Motoren des Hebefahrzeugs erbracht werden Bei der Fahrt talwarts in Fonseranes wurde diese potentielle Energie durch Rekuperationsbremsen zum Teil zuruckgewonnen in Montech durch Bremsen in Warme umgesetzt und an die Umgebung abgegeben Leerfahrten des Hebefahrzeugs mit geoffnetem Schieber sind mit sehr geringem Energieaufwand moglich und nutzlich wenn zu einem Zeitpunkt nur Schiffe in einer Richtung zu transportieren sind Bei Talfahrten mit anschliessender leerer Bergfahrt wird allerdings dem Oberwasser jeweils das gesamte Volumen des Wasserkeils entnommen und nicht mehr zuruckgegeben so dass ein Schleusenverlust auftritt Weblinks BearbeitenLOST PLACES Der Todesstreifen WELT TV Ab Minute 33 40 Bericht uber das Wasserkeilhebewerk Montech La pente d eau de Montech zeitgenossischer Film Youtube Pente d eau de Beziers zeitgenossischer Film Youtube Einzelnachweise Bearbeiten a b Pente d eau Fonserannes Canal du Midi bei uk rec waterways abgerufen am 7 Juli 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasserkeilhebewerk amp oldid 232385873