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Waldeinsamkeit ist ein 1880 erschienener Gedichtzyklus der zum Spatwerk des Dichters Joseph Victor von Scheffel zahlt Inhaltlich und stilistisch erinnert der Zyklus an die Literatur des Biedermeiers Der Untertitel lautet Dichtung von Joseph Viktor von Scheffel zu zwolf landschaftlichen Stimmungsbildern von Julius Marak Julius Maraks vielfaltige Walddarstellungen bilden die Grundlage von Scheffels Gedicht Zyklus Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau und Inhalt 2 Formale Aspekte 3 Inhaltliche Aspekte 3 1 Natur 3 2 Kulturelle Bezugswelten 3 3 Echte Personen 3 4 Ruckzug und Aufbruch 4 Weblinks 5 LiteraturAufbau und Inhalt BearbeitenDas der Naturlyrik zuzuordnende Werk ist in zwolf Gedichte zum Thema Waldeinsamkeit gegliedert Das Vor und Nachwort schaffen eine Rahmenhandlung und reflektieren zugleich die zentralen Themen Vorwort Bereits die erste Strophe schlagt biedermeierliche Tone an Und dass trotz Mammon Kriegsehrgeiz und Spott das Beste bleibt Friede in sich und Gott Ein lyrisches Ich tritt als Erzahler auf der von einem Waldfreund erzahlen will Dieser namentlich nicht genannte Waldfreund ist Forster in einem Wald im Alpenvorland Er geht als Zeichner und Dichter seiner poetischen Veranlagung nach Als er eines Tages Besuch aus der Stadt erhalt lernt er die junge Wilhelmine kennen Die beiden verlieben sich entzweien sich aber kurz vor der Abreise Wilhelmines Sie hat dem Waldfreund einen niederen Kunstsinn vorgeworfen da dieser die heimische Landschaft der italienischen Landschaft vorzieht Um Wilhelmine wiederzugewinnen will der Waldfreund nun die heimische Landschaft besonders eindrucklich in Dichtung und Malerei festhalten Die zwolf folgenden Gedichte bilden seine poetische Darstellung des Waldes I Uber Haide und Moor Der Waldfreund beschreibt seinen Auszug in den Wald in hohen Gedanken und Stiefeln An einem Moor stellt er sich in Gedanken die urzeitliche Pflanzenwelt und die Pfahlbauerzeit vor II Waldeingang Beeindruckt von machtigen Eichen am Waldeingang gedenkt der Waldfreund der Zeit der Germanen und ihrem Baumkult Er beschreibt seine Empfindungen mit einer Vielzahl religioser Begriffe III Morgengesang Im weltentruckten Wald angekommen lauscht der Waldfreund dem Gesang der Buchfinken Der Dichter hat den Buchfinken volkstumliche Reime in den Mund gelegt die an die in der Romantik und im Biedermeier beliebte literarische Form des Volksmarchens erinnern IV Das alte Waldschloss Ein uberwuchertes Rokoko Jagdschloss wird in des Waldfreunds Phantasie wieder zum Leben erweckt Das Lied endet in einem melancholischen Ton mit der Hervorhebung der Verganglichkeit V Nach dem Windbruch Ein tosendes Gewitter unterbricht die Harmonie im Wald Der Waldfreund fuhlt sich an Schlachten erinnert VI Einsame Blumen Der Schauplatz ist eine karge reissende Schlucht die dem Waldfreund wie ein Platz fur Berggeisterspuk erscheint VII Waldbrand Erneut wird die Harmonie gestort diesmal durch einen Waldbrand Der Waldfreund sucht einen ubersinnliche Erklarung durch das Ungeheuer Typhon aus der griechischen Mythologie VIII Sonnenuntergang Erneut ist von Glut die Rede jedoch hier im weit harmonischeren Bild des Sonnenuntergangs IX Wenn die Unkem rufen Die Nacht ist von den Klagerufen der Unken dominiert die wie ein Heuchlerchor klingen X Waldfrevel Zum drittenmal wird die Harmonie durch Axthiebe gebrochen die durch den Wald hallen Der Waldfreund erkennt allerdings seinen Tagelohner Sebastian der sich fleissig statt frevelhaft um das Sturmholz kummert XI Morgengruss in der Waldmuhle Das seit der Romantik beliebte Bild der idyllischen Muhle wird hier inszeniert XII Stilles Heim Der Waldfreund kehrt in die stille Heimat zuruck die er nur mit seiner Mutter teilt Nachwort Der Forster sendet seine Gedichte nun ab und erhalt einen Liebesbrief von Wilhelmine zuruck Die Mutter behauptet allerdings dass ihr prosaisches Werben dies ermoglicht habe und nicht des Waldfreunds poetische Schriften Der Waldfreund ware sonst selig vertraumt und selig gestorben Dieser Kritik folgt nach der Versohnung mit Wilhelmine die Selbsteinsicht des Waldfreunds Ein Mann dem das Brautchen versohnt winkt zum Kuss sein Malen und Dichten sehr einschranken muss Fahr wohl und kling aus Waldeinsamkeit Ich freue fortan mich des Waldes selbzweit Auf diese inhaltliche Schlusspassage folgt eine Autorenangabe mit dem Verweis auf die Vorbilder fur den Gedichtzyklus Julius Maraks Gemalde und Eduard Willmanns Kupferstiche dieser Gemalde Ein freundliches Geleitwort an den Leser beschliesst das Werk Formale Aspekte BearbeitenDie Formen der Gedichte variieren und sind meist sehr frei angelegt Der Dichter bevorzugt daktylische Rhythmen und Paarreime Die Gedichte IX XI und XII bestehen aus vierzeiligen Strophen mit Kreuzreimen Inhaltliche Aspekte BearbeitenNatur Bearbeiten Landschaft und Lebewesen werden in den Gedichten erst in ihrer Wirkung auf die Empfindung des Waldfreunds charakterisiert bevor diese Eindrucke dem Waldfreund zu weiterfuhrenden Assoziationen Anlass geben Es dominieren idyllisch harmonische Stimmungsbilder An die Romantik erinnern die Uberschneidungen von Innen und Aussenwelt des Waldfreunds sowie die bei aller realistischer Schilderung doch oft als beseelt und religios verklarte Natur Kulturelle Bezugswelten Bearbeiten Die Natur gibt dem Waldfreund zu einer bemerkenswerten Vielzahl an Assoziationen zu kulturgeschichtlichen Epochen Anlass So nimmt er im Laufe des Zyklus explizit auf die Pfahlbauer Siehe Pfahlbauromantik die Germanen die hofische Kultur des Barocks die Griechen und die Romer Bezug Ferner sind zahlreiche versteckte Bezuge auf die Romantik Italienbegeisterung Wilhelmines Kunstlerideal Berggeisterspuk ersichtlich Echte Personen Bearbeiten Mehrere Personen werden namentlich genannt Als Vorbilder fur den Waldfreund werden explizit zwei Hauptvertreter des Biedermeiers Adalbert Stifter und Nikolaus Lenau genannt Im Nachwort behauptet Scheffel der Landschaftsmaler Julius Marak habe die Skizzen des Waldfreundes zu Gemalden verarbeitet Eduard Willmann habe davon Kupferstiche angefertigt die dann im Kunstverlag von Peter Kaser erschienen Der Erzahler charakterisiert sich dann selbst als Joseph Victor von Scheffel wobei er hier nur das Vor und Nachwort als sein eigenes Werk angibt Ruckzug und Aufbruch Bearbeiten Die Thematik wird bereits im Titel des Werks aufgegriffen Der ganze Gedichtzyklus widmet sich dem kontemplativen Ideal der Waldeinsamkeit des Waldfreundes Hier kommen Elemente des romantischen Kunstlerideals zum Tragen Die Poesie scheint schliesslich der Nahrboden der Liebe zu sein Es folgen aber zwei Einwande im Nachwort die Kritik der Mutter an der vertraumten Poesie des Waldfreundes und seine Einsicht dass die Poesie neben einer erfullten Liebe nur noch wenig Platz habe Dadurch wird die Frage nach dem Kunstlerideal zwischen Ruckzug und Aufbruch zwar reflektiert aber nicht eindeutig beantwortet Eine totale Weltflucht des romantisch biedermeierlichen Kunstlers kann gemass dem Nachwort freilich nicht zum Liebes Gluck fuhren Weblinks BearbeitenText des Zyklus in der Deutschen GedichtebibliothekLiteratur BearbeitenJoseph Victor von Scheffel Waldeinsamkeit tredition GmbH Hamburg 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waldeinsamkeit Scheffel amp oldid 238673707