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Das Wahlsystem in Neuseeland basiert auf dem Mixed Member Proportional Wahlsystem MMP das von den neuseelandischen Wahlern am 6 November 1993 mit einer Mehrheit von 53 9 der abgegebenen Stimmen per bindendem Referendum ausgewahlt 1 und am 12 Oktober 1996 bei der Wahl zum House of Representatives General Election erstmals angewandt wurde 2 Coat of Arms of New Zealand Inhaltsverzeichnis 1 Das Wahlsystem heute 2 Geschichte 2 1 Wahlsystem 2 2 Wahlrecht 3 Referendum 2011 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDas Wahlsystem heute BearbeitenDie Wahlen zum neuseelandischen House of Representatives das 120 Sitze zu vergeben hat finden regular alle drei Jahre statt 72 Reprasentanten werden uber Wahlkreise Electorates nach dem Mehrheitswahlprinzip direkt gewahlt und die restlichen 48 Sitze entsprechend der Stimmenanteile der Parteien an die Kandidaten vergeben die von den Parteien auf ihren Wahllisten aufgestellt wurden 3 Verglichen mit dem Wahlsystem zum deutschen Bundestag bei dem 50 der Sitze uber Direktmandate vergeben werden und die andere Halfte uber die Landeslisten der Parteien legt das Wahlsystem von Neuseeland mit 59 2 direkt vergebener Sitze eine etwas grossere Gewichtung auf die Direktmandate 16 der 72 Wahlkreise liegen auf der Sudinsel und 49 Wahlkreise reprasentieren die Nordinsel Die Maori verfugen uber sieben eigene Wahlkreise sogenannte Maori Electorates sechs auf der Nordinsel einen auf der Sudinsel 4 nbsp Wahlzettel zur General ElectionUm im Parlament vertreten zu sein mussen Parteien zwei Hurden uberwinden Sie mussen einen Anteil von mindestens 5 der abgegebenen Stimmen erhalten oder mindestens einen Sitz uber ein Direktmandat eines Wahlkreises gewinnen Im letzteren Fall wird auch der Stimmenanteil von unter 5 bei der Sitzverteilung gewertet Die Verteilung der 120 Parlamentssitze erfolgt nach dem Stimmenanteil den die jeweiligen Parteien auf sich vereinigen konnten 4 Ausgewertet und verteilt werden die Sitze nach dem Sainte Lague Verfahren 5 Erringt eine Partei weniger Direktmandate als ihr nach dem Ergebnis der Verhaltniswahl zustehen wurde zahlen die Sitze entsprechend dem Stimmenanteil der Partei erringt sie mehr Direktmandate als ihr nach dem Ergebnis der Verhaltniswahl zustehen wurde werden die gewonnenen Mandate als sogenannte Uberhangmandate gewertet und zugelassen Dadurch kann die Anzahl der Parlamentssitze entsprechend der Anzahl der Uberhangmandate uber 120 Sitzen liegen 6 Jeder Wahler hat somit zwei Stimmen zu vergeben eine fur einen Direktkandidaten und eine Stimme fur eine Partei Der Wahlzettel ist dazu entsprechend in zwei Spalten aufgeteilt Mehrere Kreuze in einer Spalte machen den Wahlzettel ungultig Wahlberechtigt ist jeder der das 18 Lebensjahr erreicht hat die neuseelandische Staatsburgerschaft besitzt oder den Status eines permanent resident vergleichbar einer Niederlassungserlaubnis in Deutschland hat Auch Personen die mehr als ein Jahr in Neuseeland gelebt haben und sich nicht langer als 12 Monate im Ausland befinden konnen zur Wahl zugelassen werden Neuseelandern die langer als drei Jahre im Ausland leben ist das Recht zur Wahl verwehrt 7 Auch Menschen die im Gefangnis einsitzen haben seit 2010 grundsatzlich kein Recht mehr zu wahlen Davor galt der Ausschluss nur fur Gefangnisinsassen die fur drei Jahre und langer verurteilt waren 8 Voraussetzung fur die Teilnahme Wahlberechtigter an Wahlen ist sich vorher zur Wahl anzumelden und in die Wahlerliste eintragen zu lassen Ohne eine Anmeldung die Enrolment genannt wird kann man in Neuseeland nicht wahlen 7 Geschichte BearbeitenWahlsystem Bearbeiten Erste Wahlen wurden in Neuseeland 1853 abgehalten Die mit dem New Zealand Constitution Act of 1846 errichteten Provinzen New Ulster und New Munster sollten eine erste mit eignen Rechten versehene Provinzregierung bekommen Doch noch bevor Wahlen abgehalten werden konnten wurden die beiden Provinzen mit dem New Zealand Constitution Act 1852 durch eine Aufteilung in sechs neue Provinzen ersetzt 9 Jede Provinz erhielt einen Superintendenten und Provincial Council Provinzrat die direkt fur vier Jahre gewahlt wurden Am 12 Oktober 1875 wurden die Provinzen mit dem Abolition of Provinces Act wieder abgeschafft 10 Mit der ersten Wahl zum House of Representatives fur die gesamte Kolonie bei der 37 Sitze als Direktmandat zu vergeben waren 11 wurde 1853 das britische Wahlsystem ubernommen das auch unter dem Begriff first past the post FPP sinngemass ubersetzt der Erste erreicht den Pfosten bekannt ist Das Wahlsystem basierte auf dem Prinzip der einfachen Mehrheit bei dem die Kandidaten der jeweiligen Wahlkreise gewahlt wurden die die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen konnten Dieses System galt allerdings nur fur 12 von insgesamt 24 Wahlkreisen Bei den anderen 12 Wahlkreisen konnten zwei oder gar drei Kandidaten gewahlt werden 3 1881 wurde mit dem Representation Act of 1881 die Anzahl der Wahlkreise fur Europaer auf 91 erhoht und das Wahlsystem mit nur einem wahlbaren Kandidaten pro Wahlkreis landesweit eingefuhrt 12 Doch 1889 kehrte man wieder zu dem vorherigen System zuruck weil man Minderheiten nicht genugend reprasentiert sah Nur vier Jahre spater fuhrte man das System von 1881 wieder ein 3 1908 wurde von der Regierung unter der Liberal Party mit dem Second Ballot Act 1908 3 das FPP System dahingehend geandert dass wenn ein Kandidat eines Wahlkreises nicht die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen konnte in einem zweiten Wahlgang eine Stichwahl zwischen den beiden Erstplatzierten durchgefuhrt werden musste Dieses Wahlsystem fand in der General Election 1908 und 1911 Anwendung wurde aber 1913 wieder abgeschafft und durch das FPP System ersetzt 13 Die Nachteile des FPP Systems das grossere Parteien bevorzugt und ein 2 Parteien System schafft in dem eine Partei die Regierung stellt und die andere Partei die Opposition gab uber viele Jahre immer wieder Stoff fur Diskussionen Doch Versuche das Wahlsystem gegen das Verhaltniswahlsystem auszutauschen schlugen immer wieder fehl Ausschlaggebend fur einen Wandel in der offentlichen Meinung war schliesslich die zunehmend mangelnde Reprasentation des Wahlerwillens in den 1970er und 1980er Jahren In der General Election von 1978 erreichte die Labour Party einen Stimmenanteil von 40 4 gegenuber der National Party mit 39 8 Trotzdem Labour also nach seinem Stimmenanteil starkste Partei wurde erreichte die National Party auf Grund der gewonnenen Direktmandate 11 Sitze mehr und konnte so die Regierung stellen Ein ahnliches Missverhaltnis entstand 1981 14 Erst nachdem Labour 1984 auch die Mehrzahl an Direktmandate gewinnen konnte konnte es die Regierung stellen Unter dem Premierminister David Lange ging Labour dann umgehend zahlreiche Reformen an darunter auch die des Wahlrechts Am 11 Dezember 1986 ubergab die Royal Commission on the Electoral System ihr Gutachten zur Anderung des neuseelandischen Wahlsystems Infolgedessen wurde 1993 ein bindendes Referendum daruber abgehalten ob Neuseeland das Mixed Member Proportional Wahlsystem MMP einfuhren soll oder nicht 3 Rund 53 9 der Wahler sprachen sich seinerzeit bei einer Wahlbeteiligung von 85 2 fur das MMP System aus 1 Damit war die Einfuhrung des MMP Systems beschlossen und wurde am 12 Oktober 1996 erstmals zur Wahl angewendet Wahlrecht Bearbeiten Das erste zugestandene Wahlrecht in Neuseeland erhielten 1853 nur Manner die 21 Jahre und alter waren und uber einen Grundbesitz in der jeweiligen Provinz im Wert von mindestens 50 Pfund verfugten oder ein Anwesen im Wert von 10 Pfund pro Jahr angemietet hatten 15 Frauen durften nicht wahlen und Maori konnten zumeist nicht wahlen da sie im Sinne europaischer Denkweise einzeln kein Land besassen sondern ihr Land der gesamten Gemeinschaft gehorte 1858 wurde das Wahlrecht auf Manner ausgedehnt die ein Haus fur mindestens 5 Pfund pro Jahr gemietet hatten 16 Diese Regelung trug dem wachsenden Anteil an Stadtbewohnern Rechnung 1862 folgte das Wahlrecht fur Goldsucher in den Goldfeldern der Region Otago Mit dem Miners Franchise Act bekamen alle Goldsucher das Recht zwei Reprasentanten der Goldfelder zu wahlen die uber mindestens drei Monate das Recht besassen Gold zu schurfen Da aber durch den Goldrausch in Otago die Zahl der Goldsucher sprunghaft anstieg anderte man die Regel mit dem Schurfrecht schnell auf sechs Monate 17 1867 bekamen alle mannlichen Maori die uber 21 Jahre alt waren das Recht aus ihrem Kreis vier Kandidaten zum House of Representatives wahlen zu durfen 1879 wurde das Wahlrecht ohne weitere Bedingungen auf alle Manner uber 21 Jahre erweitert 1893 wurde Frauen mit demselben Alterslimit das Wahlrecht zugesprochen Neuseeland war damit das erste Land mit einer Selbstverwaltung in dem Frauen wahlen gehen durften 1919 erhielten sie dann auch das passive Wahlrecht konnten somit in das House of Representatives gewahlt werden 18 1969 wurde das Wahlrechtsalter auf 20 Jahre gesenkt 1974 ein weiteres Mal auf 18 Jahre 18 Seit je her gilt in Neuseeland die Regelung dass nur diejenigen die das Wahlrecht besitzen wahlen durfen wenn sie sich vorher fur ihren Wahlbezirk haben registrieren lassen Referendum 2011 BearbeitenAm 26 November 2011 wurde uber das Wahlsystem Neuseelands abgestimmt Zur Abstimmung standen die Fragen Soll Neuseeland das Mixed Member Proportional MMP Abstimmungssystem behalten Wenn Neuseeland zu einem anderen Wahlsystem wechseln sollte welches Wahlsystem wurden Sie wahlen First Past the Post FPP ein Kandidat pro Wahlkreis mit einfacher Mehrheit Preferential Voting PV Bevorzugte Wahl Single Transferable Vote STV Einzeln ubertragbare Stimme Supplementary Member SM Zusatzliches Mitglied Informal Votes Informelle Stimmen Eine informelle Stimme ist wenn der Wahler sich nicht fur eine der vorgenannten Optionen eindeutig entscheiden konnte 1 Bei einer Wahlbeteiligung von 74 2 stimmten 56 17 der Wahlberechtigten fur die Beibehaltung des MMP Wahlsystems Auf die zweite Frage entschieden sich 31 19 fur das First Past the Post Wahlsystem 8 34 fur das Preferential Voting System 11 19 fur das Single Transferable Vote System und 16 14 fur das Supplementary Member System 33 14 entschieden sich auf dem Stimmzettel nicht eindeutig und wurden damit als ungultige Stimmabgabe gewertet 19 Literatur BearbeitenTherese Arseneau Nigel S Roberts The MMP Electoral System In Janine Hayward Hrsg New Zealand Government and Politics 6 Auflage Oxford University Press Melbourne 2015 ISBN 978 0 19 558525 4 Kapitel 5 1 S 275 286 englisch Sebastian Heer Institutionenwandel durch evolutorisches Lernen Ursachen und Prozessanalyse der Wahlsystemreform in Neuseeland von 1993 Nomos Baden Baden 2014 ISBN 978 3 8487 1190 1 New Zealand Government Hrsg Report of the Royal Commission on the Electoral System Towards a better Democracy Wellington Dezember 1986 englisch Online abgerufen am 17 Juli 2015 Department of Justice The Electoral Law of New Zealand A Brief History In Report of the Royal Commission on the Electoral System Dezember 1986 Appendix A S A 1 A 105 englisch Online PDF 359 0 MB abgerufen am 17 Juli 2015 Weblinks BearbeitenThe road to MMP Introduction In New Zealand History Ministry for Culture amp Heritage 5 August 2014 abgerufen am 17 Juli 2015 englisch und folgende 5 Webseiten Einzelnachweise Bearbeiten a b c Referenda Electoral Commission New Zealand 20 Oktober 2014 abgerufen am 17 Juli 2015 englisch About the 1996 NZES New Zealand Election Study abgerufen am 17 Juli 2015 englisch a b c d e Parliamentary Voting Systems in New Zealand and the Referendum on MMP New Zealand Parliament 10 November 2011 abgerufen am 17 Juli 2015 englisch a b Arseneau Roberts The MMP Electoral System In New Zealand Government and Politics 2015 S 275 Arseneau Roberts The MMP Electoral System In New Zealand Government and Politics 2015 S 276 Arseneau Roberts The MMP Electoral System In New Zealand Government and Politics 2015 S 278 a b Who can and can t enrol Electoral Commission New Zealand 24 November 2014 abgerufen am 17 Juli 2015 englisch Prisoners and the Right to Vote NZ Council for Civil Liberties 24 Marz 2011 abgerufen am 17 Juli 2015 englisch The Electoral Law of New Zealand In Report of the Royal Commission on the Electoral System 1986 S A 8 f New Zealand s Nine Provinces 1853 76 PDF 22 kB Friends of the Hocken Collections Marz 2000 abgerufen am 17 Juli 2015 englisch Bulletin Number 31 General elections 1853 2014 dates and turnout Electoral Commission New Zealand 21 Oktober 2014 abgerufen am 17 Juli 2015 englisch The Electoral Law of New Zealand In Report of the Royal Commission on the Electoral System 1986 S A 39 The road to MMP First past the post In New Zealand History Ministry for Culture amp Heritage 20 Dezember 2012 abgerufen am 17 Juli 2015 englisch General elections 1890 1993 Electoral Commission New Zealand 9 September 2013 abgerufen am 17 Juli 2015 englisch The Electoral Law of New Zealand In Report of the Royal Commission on the Electoral System 1986 S A 14 The Electoral Law of New Zealand In Report of the Royal Commission on the Electoral System 1986 S A 21 The Electoral Law of New Zealand In Report of the Royal Commission on the Electoral System 1986 S A 25 a b Political and constitutional timeline In New Zealand History Ministry for Culture amp Heritage 9 Juli 2015 abgerufen am 19 Juli 2015 englisch Results of the Referendum Electoral Commission New Zealand 29 Januar 2013 abgerufen am 18 Juli 2015 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wahlsystem Neuseeland amp oldid 224849459