www.wikidata.de-de.nina.az
Die Villa Goldonkel ist ein denkmalgeschutztes Bauernhaus in Pfronten Seit 2009 ist das Gebaude im Besitz der Gemeinde die hier ein Dokumentationszentrum fur Heimatgeschichte einrichten will Villa Goldonkel OstseiteVilla Goldonkel SudseiteIsometrische Aufnahme des Kellergeschosses mit dem alten HofIsometrische Aufnahme des ganzen GebaudesKuche im alten HofStube im alten HofAlter TurbeschlagAltes TurschlossInhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Baugeschichte 2 1 Der alte Hof 2 2 Der neue Hof 3 Besitzer 4 Hausnamen 5 Ungeklarte Frage 6 Einzelnachweise 7 LiteraturLage BearbeitenDas Anwesen bekam 1784 bei der Nummerierung der Hauser die Nummer 192 Es liegt unterhalb der Pfarrkirche St Nikolaus im Pfrontener Ortsteil Berg auf der Plannummer 2293 Am Hornle 1 Zusammen mit dem Heimathaus und der Kirche selbst bildet das Ensemble in seiner exponierten Hanglage ein beliebtes Fotomotiv Baugeschichte BearbeitenDie Untersuchung der Bausubstanz hat ergeben dass auf einem alteren Bauernhaus mit einem gemauerten Erdgeschoss spater ein deutlich grosserer heute noch weitestgehend unveranderter Standerbohlenbau aufgesetzt wurde Der alte Hof Bearbeiten Das alte Bauernhaus ist noch heute im Sockelgeschoss des heutigen Gebaudes vorhanden und ablesbar Dieser Kernbereich besteht aus einer sudostlich gelegenen Wohnstube einer anschliessenden Flurkuche und zwei nordlich im Hang gelegenen Kammern Der Grundriss bildet den sog Typus des Flurkuchenhauses aus Die Wohnfunktion ist durch eine noch vorhandene Feuerstelle in der Kuche und ein Ofenfundament sowie auch eine Kienleuchte in der Stube definiert An den Wohnteil ist ein in Teilen erhaltener Wirtschaftstrakt Stall Tenne angeschlossen Die Decke des alten Kerns wurde dendrochronologisch auf das Jahr 1643 datiert wobei die massiven Wande durchaus noch alter sein konnen Gotische Stilelemente an einer Saule und den Turpfosten sind vermutlich Elemente aus der nahe gelegenen Kirche die hier zweitverwendet eingebaut wurden Eine Besonderheit der Stube ist die mit einfachen Stuckformen abgesetzte Decke die wohl in einer Umbauphase des 18 Jh entstanden ist und hier eine zeittypische Weisse Stube ausbildet Der alte Kern wurde mit dem heutigen Gebaude uberbaut und ist von aussen nur noch im Sockelbereich an der nordostlichen Giebelseite ablesbar Der neue Hof Bearbeiten Das heutige Hauptgebaude ist einer der letzten erhaltenen noch unverputzten Standerbohlenbauten in dieser Region und ist inschriftlich auf das Jahr 1793 datiert Bei diesem Einfirsthof handelt es sich um ein sog Mitterstallhaus Die Erschliessung erfolgt giebelseitig uber einen sehr breiten Hausgang der bis zum quer liegenden Stallteil in der Mitte des Gebaudes verlauft An den Hausgang schliessen sudlich hintereinander Stube Kuche und Gaden an nordlich eine Kammer und ein Wirtschaftsraum mit Zugang zur seitlichen Remise Neben dem Stall befinden sich Tenne und Scheune Der Grundriss ist von kleineren Umbauten abgesehen in seiner Systematik original erhalten Besonderheiten des Innenraumes sind die homogene und ablesbare Holzkonstruktion und die Ausstattung im Bereich der Turen und Beschlage aus unterschiedlichen Zeitstellungen Besitzer BearbeitenDie Steuerregister von 1587 1 1594 2 1602 3 und 1628 4 verzeichnen einen Hans Worle als Anwesenbesitzer in Pfronten Berg Er wird wohl der Vorganger des Joseph Weber gewesen sein denn von Weber wird 1662 5 ausdrucklich berichtet dass er ein Anwesen von Hans Worle habe Weber wird schon 1645 6 als Besitzer eines Hofes in Berg genannt Damals bezahlt er ohne Besitz an Feldern die niedrigste Abgabe aller Berger Bauern 1662 dagegen hat er bereits sechs Metzensaat an Ackerland vier Tagmahd Wiesen und zwei Kuhe in seinem Stall Als 1697 die Pfrontener Pfarrkirche neu gebaut und dabei stark vergrossert worden war musste Joseph Weber fur den das Gotteshaus umgebenden Friedhof einen Teil seiner Baind abgeben Dafur erhielt er eine Entschadigung die nach Webers Meinung aber zu gering ausgefallen war Auf seinen Protest hin bekam er noch weitere 10 Gulden die in den Rechnungen der Kirchenstiftung 1699 1700 unter den Ausgaben gebucht sind Diese Nachricht beweist dass Joseph Weber Besitzer der spateren Hausnummer 192 war Weber starb hochbetagt im Jahre 1702 als altester Mann der Pfarrgemeinde 7 Der Nachfolger auf dem Anwesen war sein Sohn Andreas der mehrfach in Briefprotokollen 8 als Nachbar des nordwestlich angrenzenden Anwesens erscheint Ab 1727 tritt in den Protokollen nur noch seine Witwe in Erscheinung Nach Andreas Weber folgt auf dem Hof dessen Sohn Anton Weber Dieser hat bereits auf dem Totenbett liegend 1785 an seinen noch ledigen Sohn Joseph ubergeben 9 Er kam 1789 zusammen mit seinem Bruder Benedikt in den Genuss einer bedeutenden Erbschaft so dass den beiden der Bau des reprasentativen neuen Hofes moglich war 10 Mit Joseph Webers Sohn Franz Xaver der 1865 kinderlos verstarb endet die Reihe der Weber auf dem Hof Die Witwe des Franz Xaver uberliess das Anwesen ihrem Neffen Jakob Haf Als auch sein Sohn Xaver Haf keine leiblichen Erben hinterliess kam Hausnummer 192 an das Seraphinische Liebeswerk in Altotting Von ihr konnte die Gemeinde Pfronten das Haus erwerben Hausnamen BearbeitenJoseph Weber 1702 war von Beruf ein Glaser 11 Deshalb verzeichnet die alteste Hausnamenliste von 1804 12 die beiden Hausnamen Glaser bzw Joase mundartlich Joseph Glaser Noch vor 1900 kam dann die Bezeichnung Gessele Gassele in Gebrauch Die Herkunft ist unbekannt Seit etwa 1900 wird das Haus meist Villa Goldonkel genannt Im Volksmund wird uberliefert dass ein Mann aus diesem Haus mit einem Beutel voll Gold aus den franzosischen Kriegen zuruckgekehrt sei Wahrscheinlicher aber geht der Hausname auf den kinderlosen Xaver Haf zuruck der den Bau eines Gesellenhauses Kolpinghaus in seiner Heimatgemeinde sehr grosszugig unterstutzt hat Ungeklarte Frage BearbeitenBei der Einfuhrung der Nummerierung der Pfrontener Anwesen im Jahre 1784 erhielt die Villa Goldonkel die Hausnummer 192 die man eigentlich im Norden des Ortsteils suchen musste Der Grund konnte darin liegen dass dort ein Holzhaus abgebrochen wurde und wesentliche Teile davon 1793 fur den Bau des neuen Hofes sekundar wieder verwendet wurden Einzelnachweise Bearbeiten Staatsarchiv Augsburg HA NA 318 Pfingstgeldregister 1587 Staatsarchiv Augsburg HA NA 180 Turkensteuerregister 1594 Staatsarchiv Augsburg HA NA 181 Steuerbeschreibung 1602 Staatsarchiv Augsburg HA NA 182 Steuerregister 1628 Staatsarchiv Augsburg HA NA 184 Steuerbeschreibung der Pflege Fussen Gemeindearchiv Pfronten Steuerbeschreibung 1645 Pfarrarchiv Pfronten Sterbematrikel II Seite 96 z B Staatsarchiv Augsburg Augsburger Pflegamter Bd 249 S 97 Staatsarchiv Augsburg Augsburger Pflegamter Bd 257 S 731 Staatsarchiv Augsburg Augsburger Pflegamter Bd 258 S 589 Pfarrarchiv Pfronten Matrikel Bd II S 55 Archiv Polcher Seelbuch 1804Literatur BearbeitenAnja Wunnemann Villa Goldonkel Untersuchung eines Bauernhauses im schwabischen Raum Bearbeitung fur den Masterstudiengang Denkmalpflege an der Otto Friedrich Universitat Bamberg Institut fur Archaologie Denkmalpflege und Kunstgeschichte 2010 Bertold Polcher Hausgeschichte 87459 Pfronten Pfronten Berg Hausnummer 192 Unveroffentlichtes Manuskript 2010 Helmut Gebhard Hans Frei Bauernhauser in Bayern Bd 7 Schwaben Hugendubel Verlag 1999 ISBN 3 89631 369 X S 29647 585769444444 10 557825 Koordinaten 47 35 8 8 N 10 33 28 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Villa Goldonkel amp oldid 238915156