www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt Kafkas Erzahlung Zum emotionalen Zustand siehe Ungluck Unglucklichsein ist eine Erzahlung von Franz Kafka die 1913 im Rahmen des Sammelbandes Betrachtung erschien In der Erzahlung geht es um einen irrealen Besuch bei einem einsamen unglucklichen Mann Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Textanalyse 3 Deutungsansatze 4 Ausgaben 5 Sekundarliteratur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksInhalt BearbeitenDer Ich Erzahler berichtet in der Vergangenheitsform von einem Abend im November Er sei damals unruhig in seinem Zimmer hin und hergelaufen sei in konfuser Stimmung gewesen und habe erwogen noch einmal auszugehen Da sei aus dem Korridor ein kindliches Gespenst aufgetaucht Der Erzahler sei noch aufgeregter geworden und habe kaum glauben konnen dass das Gespenst wirklich zu ihm wollte Dieses habe ihn beruhigt alles sei schon richtig Im nun einsetzenden Gesprach hatten sich die beiden nicht verstandigen konnen Erst sei es darum gegangen ob eine Tur zu bzw verschlossen war oder sein muss Das Gespenst habe nicht gewollt dass der Erzahler so viel Aufhebens machte Nach einem regelrechten Disput sei das Gesprach abgebrochen Der Erzahler berichtet weiter er habe eine Kerze angezundet und hektisch seine Wohnung verlassen Auf der Treppe habe er einen nachbarlichen Mieter getroffen dem er von seinem Gespenst erzahlte Wenn man nicht an Gespenster glaubt meinte der Nachbar brauche man auch keine Angst zu haben Aber der Erzahler bekannte sich zu seinen tiefsitzenden Angsten Gespenster konne man auffuttern meinte der Nachbar insbesondere weibliche Gespenster Auch das habe den Erzahler nicht uberzeugt Im Weggehen habe er seinen Nachbarn gebeten ihm sein Gespenst ja nicht wegzunehmen Nun hatte er an sich ruhig spazieren gehen konnen habe sich aber so verlassen gefuhlt dass er lieber wieder hinaufgegangen sei und sich schlafen gelegt hatte Textanalyse BearbeitenEin allein in einem Zimmer wohnender Erzahler offensichtlich Junggeselle wird nervos umgetrieben und weiss nichts mit sich anzufangen Er lauft uber den schmalen Teppich seines Zimmers wie in einer Rennbahn Das Ganze findet im November statt dem Monat der Depressionen Als das Gespenst erscheint kleidet er sich schnell formlich an weil er nicht so halb nackt dastehen wollte Dem Erzahler ist es besonderes wichtig dass niemand aus dem Haus den Besuch bei ihm bemerkt Er ist dabei so unentschlossen und umstandlich dass das Gespenst ungehalten wird Das Gesprach eskaliert regelrecht man macht sich gegenseitig Vorwurfe Der Erzahler beendet das Gesprach mit den Worten Nichts weiss ich Was weiter mit dem Gespenst geschieht erfahrt man nicht Der andere Mieter scheint den Erzahler fur einen Schwerenoter zu halten Sie gehen schon wieder weg Sie Lump Er weist auf den lohnenden Kontakt mit der weiblichen Erscheinungsform eines Gespenstes hin und versteht nicht die Angst und Unzufriedenheit des Erzahlers Obwohl der Erzahler zum Gespenst nur eine ungluckliche Verbindung herstellen konnte will er es auf keinen Fall verlieren Wenn er nun statt nach draussen wieder in sein Zimmer zuruckgeht ist anzunehmen dass er wieder Annaherung an das Gespenst sucht Es war nicht davon die Rede dass es das Zimmer verlassen hatte Das konkrete Ende oder die Weiterfuhrung dieser Beziehung wird uns vorenthalten Deutungsansatze BearbeitenHier tauchen schon die Elemente auf die spater in Blumfeld ein alterer Junggeselle weiter ausgefuhrt werden namlich ein irrealer Besuch in der Wohnung eines einsamen unglucklichen Junggesellen Das Wesen des Junggesellen schlechthin wird in einem anderen Stuck aus Betrachtung namlich Das Ungluck des Junggesellen geschildert Das kindliche Gespenst durfte mindestens zwei Deutungsvarianten besitzen Einerseits stellt es das Alter Ego des Erzahlers dar 1 das er mit folgenden Worten beschreibt Ihre Natur ist meine und wenn ich mich von Natur aus freundlich zu Ihnen verhalte so durfen Sie auch nicht anders In seiner Irrealitat spiegelt sich die Neurose des Erzahlers Wie hier die dunklen kranken Seiten seiner Existenz beruhrt werden aussert sich in dem Satz Die eigentliche Angst ist die vor der Ursache der Erscheinung Und diese Angst bleibt Die habe ich geradezu grossartig in mir Die zweite Variante besteht in der Deutung des Gespenstes als Frauenerscheinung Vielfach sind die Andeutungen dass es sich auch um einen geheimen Besuch eines weiblichen Wesens handelt Die geradezu verklemmten Reaktionen des Erzahlers sprechen dafur Man erfahrt dass das kindliche Gespenst eher schon ein erwachsenes Madchen ist mit dem man sich nicht im Zimmer einschliessen sollte Hier erscheint auch Kafkas Vorliebe fur junge kindliche Frauen thematisiert Auch der Mieter weist auf das weibliche Geschlecht von Gespenstern hin Zweimal wird die Geste des Gespenstes beschrieben das mit den Fingern uber die Wand des Zimmers reibt Der Erzahler erwahnt diese Geste besonders Wird hier eine sexuelle Geste angedeutet Das Gesprach zwischen beiden entwickelt sich nach anfanglicher Zuwendung qualend Der Erzahler zerredet und problematisiert die Situation Wenn man aber aus dem Text ein junges mannliches Gespenst ableitet erscheint das Verhalten des Erzahlers erst recht befremdlich und lasst sich allenfalls mit der Reaktion auf eine versteckt homophile Situation erklaren Die Frage nach einer naheren Identitat des Gespenstes ist nicht zu klaren Auch die Literatur gibt dazu keine abschliessende Aussage Bei Dagmar C Lorenz werden sogar zwei Wesen gesehen namlich die Erscheinung eines kleinen Kindes und eine weibliche Geistererscheinung 2 In diesem Gesprach erkennt man schon den Stil der kunftigen Briefe Kafkas an seine Freundinnen Felice Bauer und Milena Jesenska Hier hat Kafka wie mehrfach in seinem Schreiben seine kunftige eigene Lebensrealitat vorausempfunden Ausgaben BearbeitenPaul Raabe Hrsg Franz Kafka Samtliche Erzahlungen Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1970 ISBN 3 596 21078 X Roger Herms Hrsg Franz Kafka Die Erzahlungen Originalfassung Fischer Verlag Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 596 13270 3 Wolf Kittler Hans Gerd Koch Gerhard Neumann Hrsg Franz Kafka Drucke zu Lebzeiten Fischer Verlag Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 10 038154 8 S 33 40 Sekundarliteratur BearbeitenPeter Andre Alt Franz Kafka Der ewige Sohn Verlag C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 53441 4 Dagmar C Lorenz Kafka und gender In Bettina von Jagow Oliver Jahraus Kafka Handbuch Leben Werk Wirkung Vandenhoeck amp Ruprecht 2008 ISBN 978 3 525 20852 6 S 371 384 Einzelnachweise Bearbeiten Peter Andre Alt Franz Kafka Der ewige Sohn 2005 S 254 Dagmar C Lorenz Kafka und gender 2008 S 375 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Unglucklichsein Quellen und Volltexte Unglucklichsein auf www textlog de Beispielinterpretation von Gunther NickelDie Texte aus Franz Kafkas Betrachtung Kinder auf der Landstrasse Entlarvung eines Bauernfangers Der plotzliche Spaziergang Entschlusse Der Ausflug ins Gebirge Das Ungluck des Junggesellen Der Kaufmann Zerstreutes Hinausschaun Der Nachhauseweg Die Voruberlaufenden Der Fahrgast Kleider Die Abweisung Zum Nachdenken fur Herrenreiter Das Gassenfenster Wunsch Indianer zu werden Die Baume Unglucklichsein Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unglucklichsein amp oldid 237057459