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Under der linden Lachmann 39 11 ist ein Lied von Walther von der Vogelweide Es thematisiert das Liebeserlebnis eines Madchens mit ihrem hofischen Geliebten in der freien Natur In dem Lied kommt der Topos des locus amoenus lieblicher Ort vor Wilhelm von Kaulbach Unter der Linden Inhaltsverzeichnis 1 Text 2 Massgebliche Textausgabe 3 Literatur 4 Weblinks 5 Horbeispiele 6 EinzelnachweiseText BearbeitenWalthers sogenannte Madchenlieder deren bekanntestes dieses ist losen zeitlich wahrscheinlich die Phase seiner Jugendlieder ab die stark vom klassischen Minnesang gepragt sind Sie zeigen die Abkehr vom Ideal der Hohen Minne des Ritters zur hohergestellten Dame die unerfullt bleibt Walther hat in verschiedenen Liedern das Wesen von Hoher und Niederer Minne charakterisiert und schliesslich das neue Ideal der ebenen Minne einer erfullten Liebe von gleich zu gleich entwickelt 1 Under der linden an der heide da unser zweier bette was da muget ir vinden schone beide gebrochen bluomen unde gras Vor dem walde in einem tal tandaradei schone sanc diu nahtegal Unter der Linde an der Heide wo unser beider Bett war da konnt ihr schon gebrochen finden Blumen und Gras Vor dem Walde in einem Tal tandaradei sang die Nachtigall lieblich da da lokal mugen konnen vinden finden vorfinden erkennen schone schon Adverb zu gebrochen hier sorgfaltig beide unde sowohl als auch tandaradei von Walther fur den Gesang der Nachtigall erfundenes lautmalendes Wort Ich kam gegangen zuo der ouwe do was min friedel komen e Da wart ich enpfangen here frouwe daz ich bin saelic iemer me Kuster mich Wol tusentstunt tandaradei seht wie rot mir ist der munt Ich kam zu der Au da war mein Liebster schon da wortlich vorher hingekommen Dort wurde ich empfangen edle Frau entweder Ausruf Bei der heiligen Muttergottes oder wie eine hofische Dame oder auch ich eine hofische Dame so dass ich fur immer glucklich bin Kusste er mich Wohl tausendmal Tandaradei seht wie rot mir ist der Mund ouwe Au wasserreiches Wiesenland Wiese in der Nahe eines Gewassers Wiese Au do da temporal friedel Geliebter e vorher eher wart wurde her hehr vornehm edel frouwe Dame Herrin here frouwe edle Herrin kann auch Anrede an die Muttergottes sein Die Zeile ist fur uns sicher nicht fur Walthers Zeitgenossen dreideutig 1 ich eine hofische Dame das ist die wortliche Ubersetzung Dann ware das Madchen tatsachlich eine hofische Dame diese Deutung widerspricht aber der Situation des Liedes eine hochadlige Jungfrau ware zu gut behutet um sich mit ihrem Geliebten in der Au treffen zu konnen 2 ich wie eine hofische Dame dann ware das Madchen keine adlige Dame aber der Geliebte hatte sie durch die sorgfaltige Vorbereitung von Rosen usw wie eine solche behandelt diese Deutung kann man sich gut vorstellen aber sie erfordert die syntaktische Erganzung des wie das nicht im Text steht 3 Ausruf Heilige Maria Mit dieser Deutung hat man weder eine interpretatorische Schwierigkeit wie bei Deutung 1 da sich aus der Situation ein Ausruf gut verstehen liesse noch eine grammatikalische wie bei Deutung 2 da ein Ausruf im Vokativ keine weiteren Satzglieder erfordert Deutung 3 war daher fruher allgemein akzeptiert Es ware jedoch das einzige Mal dass Walther diesen Ausruf verwendet daher ist man heute skeptisch Allerdings benutzt Walther als Mann herre got auch als unglaubigen Ausruf nicht nur in einem Gebet da kann man ihn wohl das Madchen Maria als unglaubigen Ausruf benutzen lassen Wie gelaufig solche Ausrufe in der Alltagssprache tatsachlich waren wissen wir nicht da wir zu wenig Belege mittelalterlicher Alltagssprache haben 2 Do het er gemachet also riche von bluomen eine bettestat Des wirt noch gelachet innecliche kumt iemen an daz selbe pfat Bi den rosen er wol mac tandaradei merken wa mirz houbet lac Da hatte er aus Blumen ein prachtiges Bett vorbereitet Daruber wird jetzt noch herzlich gelacht wenn jemand denselben Weg entlang kommt An den Rosen kann er wohl tandaradei erkennen wo mein Haupt lag riche reich prachtig des dessen hier daruber innecliche innig herzlich iemen irgendjemand pfat Pfad Weg bi bei an mac kann mirz mir daz mir das Daz er bi mir laege wessez iemen nu enwelle got so schamt ich mich Wes er mit mir pflaege niemer niemen bevinde daz wan er und ich und ein kleinez vogellin tandaradei daz mac wol getriuwe sin Dass er bei mir lag wusste das jemand das wolle Gott nicht dann wurde ich mich schamen Was er mit mir tat das soll nie jemand erfahren ausser er und ich und ein kleines Voglein tandaradei das kann wohl verschwiegen sein wessez wesse ez wusste es en welle wolle nicht en proklitischer Verneinungspartikel pflaege zu pflegen eine Tatigkeit ausuben wan ausser mac kann getriuwe treu das kann wohl verschwiegen sein versteht sich wohl auf Verschwiegenheit Massgebliche Textausgabe BearbeitenWalther von der Vogelweide Leich Lieder Sangspruche Hrsg von Christoph Cormeau 14 vollig neu bearb Aufl d Ausg Karl Lachmanns mit Beitr von Thomas Bein u Horst Brunner Berlin u a de Gruyter 1996 ISBN 3 11 013608 2 Literatur BearbeitenThomas Bein Walther von der Vogelweide Reclam Stuttgart 1997 ISBN 3 15 017601 8 Ingrid Bennewitz Vrouwe maget Uberlegungen zur Interpretation der sogen Madchenlieder im Kontext von Walthers Minnesang Konzeption In Hans Dieter Muck Hrsg Walther von der Vogelweide 1989 S 237 252 Andreas Krass Saying It With Flowers Post Foucauldian Literary History and the Poetics of Taboo in a Premodern German Love Song Walther von der Vogelweide Under der linden In Dagmar Herzog Helmut Puff Scott Spector Hrsg After the History of Sexuality German Genealogies With and Beyond Foucault Oxford 2012 Friedrich Neumann Walther von der Vogelweide Under der linden In Die deutsche Lyrik Form und Geschichte Interpretationen Vom Mittelalter bis zur Fruhromantik Hrsg von Benno von Wiese Bagel Dusseldorf 1957 S 71 77 Hermann Reichert Walther von der Vogelweide fur Anfanger 3 uberarbeitete Auflage facultas wuv Wien 2009 ISBN 978 3 7089 0548 8 Hermann Reichert Walther Schaf im Wolfspelz oder Wolf im Schafspelz In Der achthundertjahrige Pelzrock Walther von der Vogelweide Wolfger von Erla Zeiselmauer Hrsg von Helmut Birkhan Ann Cotten Wien 2005 S 449 506 Manfred Gunter Scholz Walther von der Vogelweide korr u bibliogr erg Aufl Sammlung Metzler 316 Metzler Stuttgart u a 2005 ISBN 3 476 12316 2 Meinolf Schumacher Einfuhrung in die deutsche Literatur des Mittelalters Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2010 ISBN 978 3 534 19603 6 S 126 128 Peter Wapnewski Waz ist Minne Munchen 1975 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Under der linden Quellen und VolltexteHorbeispiele Bearbeiten Under der linden auf YouTube interpretiert vom Salzburger Ensemble fur Alte Musik Dulamans Vroudenton Tandaradei auf YouTube interpretiert von Nobody KnowsEinzelnachweise Bearbeiten Zur Diskussion welcher Gattung dieses und die ihm ahnlichen Lieder angehoren siehe den Hauptartikel Walther von der Vogelweide Zu den Deutungen von here frouwe siehe Hermann Reichert Walther Schaf im Wolfspelz oder Wolf im Schafspelz In Der achthundertjahrige Pelzrock Walther von der Vogelweide Wolfger von Erla Zeiselmauer Hgg Helmut Birkhan und Ann Cotten Wien 2005 S 449 506 Anders reiht die Wahrscheinlichkeit der moglichen Deutungen z B Joachim Heinzle der die Interpretation von here frouwe als Zitat der Anrede fur nicht mehr akzeptabel halt Madchendammerung Zu Walther 39 11 und 74 20 In Verstehen durch Vernunft Festschrift fur Werner Hoffmann hg Burkhart Krause Philologica Germanica 19 Wien 1997 S 157 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Under der linden amp oldid 235239557