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Tragisch griechisch tragikos heisst nach Aristoteles ein Ereignis das zugleich Mitleid mit dem Betroffenen eleos und Furcht um uns selbst phobos erweckt Es kann allgemein erschutternd bedeuten in der Literatur bezeichnet es aber die Tragik und die Form Tragodie Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Grausamkeit und Erhabenheit des Tragischen 3 Weltschmerz und Pathos 4 Auflosung des Tragischen 5 Siehe auch 6 LiteraturDefinition BearbeitenEin tragisches Ereignis muss einerseits ein Leiden sein weil es sonst nicht selbst Leid wecken konnte aber es darf nicht die gerechte Strafe eines wirklichen Verbrechens sein denn dies wurden wir zwar bedauern aber nicht bemitleiden Anderseits muss es furchtbar sein weil wir es sonst nicht furchten wurden und es muss willkurlich verhangt sein Nur das unverdiente Leiden ist wirklich tragisch ein Schicksalsschlag des Lebens gegen den Menschen In Frage kommen eine Heldentat der rachende Gott oder das launenhafte Schicksal so beim Feuerraub des Prometheus der dafur von dem neidischen Zeus an den Felsen geschmiedet wird Eine zweite Moglichkeit ist dass der vermeintlich Schuldige nur teilweise schuldig die himmlischen Machte welche den Armen haben schuldig werden lassen die eigentlich Schuldigen sind wie etwa Odipus den das Schicksal schon im Mutterleib zum kunftigen Vatermorder und Muttergemahl ausersehen hat Wallenstein von dessen Schuld ungluckselige Gestirne die grossere Halfte tragen Das Tragische ruht daher ebenso wie das Komische auf einem Kontrast desjenigen was geschieht des Ungerechten im Tragischen mit dem was eigentlich geschehen sollte Der wesentliche Unterschied zwischen Tragik und Komik ist dass das was geschieht im Tragischen ein Leiden im Komischen dagegen nur eine Torheit ist Da nun nach der Theorie des Aristoteles Tragik im Wesentlichen durch die Einsicht in diesen Kontrast entsteht so muss ein gemischter Eindruck entstehen Das unverdiente Leiden und der Untergang der tragischen Person der Sieg des Geschicks oder der neidischen Gotter ist ein Triumph der Ungerechtigkeit und bringt als solcher das Gefuhl menschlicher Ohnmacht dem grossen gigantischen Schicksal gegenuber hervor Die Verurteilung des tragischen Geschehens durch die Vernunft die sich selbst weder durch den nahen Untergang noch durch die Ubermacht des Schicksals erschuttern lasst wird zum Triumph der Gerechtigkeit Die Weigerung das Unverdiente fur verdient den ungerechten Gott als gerechten anzusehen erzeugt das erhebende Gefuhl menschlicher Hoheit und Uberlegenheit gegenuber dem grausamen Schicksal das wohl den Leib toten aber die Seele nicht toten kann Grausamkeit und Erhabenheit des Tragischen BearbeitenIn ersterer Hinsicht ist der Eindruck des Tragischen der tragische Affekt jenem des Grausamen der blinden Naturnotwendigkeit welches Verzweiflung in dieser jenem des nach Kant moralisch Erhabenen der sittlichen Freiheit verwandt welches Bewunderung erzeugt Werden beide Seiten des tragischen Kontrastes an verschiedene Personen verteilt so dass das zermalmende Gefuhl des Unterliegens unter das Schicksal in die tragische Person das erhebende der moralischen Erhabenheit des Menschen uber dasselbe in den Zuschauer verlegt wird so entsteht das Naiv oder Objektiv Tragische Werden beide dagegen in der tragischen Person vereinigt welche sodann wahrend sie physisch dem Schicksal unterliegt moralisch als tragischer Held dasselbe besiegt so entsteht das Bewusst oder Subjektiv Tragische Jenes bei welchem die tragische Person sich leidend passiv verhalt wirkt vorzugsweise ergreifend dieses bei welchem dieselbe wenigstens moralisch tatig aktiv auftritt vorzugsweise erhebend Die Eigentumlichkeit des ersteren besteht darin dass der tragische Held dem Beschauer die des letztern darin dass er sich selbst tragisch erscheint Mitleid und Furcht nicht bloss anderen sondern sich selbst fur sich einflosst Weltschmerz und Pathos BearbeitenIphigenia Antigone Thekla im Wallenstein beklagen ihr Geschick Das Subjektiv Tragische ist durch die Gemutsstimmung des Helden welche aus Mitleid mit sich der dem Schicksal unterliegt und Hohn uber den Gegner der nur scheinbar triumphiert zusammengesetzt ist dem Humor und zwar weil der physische Untergang unvermeidlich ist dem bosen Humor Weltschmerz verwandt und heisst um dieser Verwandtschaft willen Humoristisch Tragisches Je nachdem in dem Eindruck des Tragischen das zermalmende oder das erhebende Element als das starkere erscheint wird das Ruhrend Tragische vom Pathetisch Tragischen unterschieden Durch Kombination beider Einteilungen entstehen als Unterarten des Ruhrend Tragischen das Ruhrende bei welchem das mitleiderregende und das Schreckliche bei welchem das furchterweckende Element des Ergreifenden uberwiegt als Unterarten des Pathetisch Tragischen das humoristische Pathos bei welchem die Klage uber sein Schicksal und der tragische Humor bei welchem der Hohn uber dasselbe im Helden die Oberhand gewinnt jene machen uns weinen diese unter Tranen lacheln Auflosung des Tragischen BearbeitenDie Auflosung des Tragischen erfolgt wie die des Komischen durch die Aufhebung des Kontrastes indem entweder das scheinbar Ungerechte als gerecht der scheinbar Schuldlose oder nur halb Schuldige als wirklich Schuldiger erkannt oder das vermeintlich durch blinden Willen oder feindselige Absicht herbeigefuhrte Leiden als das Werk des Zufalls oder eines mechanischen Naturprozesses naturlicher Tod anerkannt wird welche als vollig heterogen mit der Vernunft nicht vergleichbar also auch nicht als Kontrast zu derselben betrachtet werden konnen Siehe auch BearbeitenTragodie TragikomodieLiteratur BearbeitenJosef Sellmair Der Mensch in der Tragik Zwolf Kapitel Erich Wewel Verlag Krailling vor Munchen 1939 2 erweiterte Auflage 1941 3 Auflage 1948 italienische Ubersetzung L uomo nella tragedia 1944 2 Auflage 1949 Ulf Heuner Hrsg Klassische Texte zur Tragik Parodos Berlin 2006 ISBN 3 938880 03 1 Peter Szondi Versuch uber das Tragische 2 durchgesehene Auflage Insel Verlag Frankfurt 1964 Dietrich Mack Ansichten zum Tragischen und zur Tragodie Ein Kompendium der deutschen Theorie im 20 Jahrhundert W Fink Munchen 1970 Markus Schauer Tragisches Klagen Form und Funktion der Klagedarstellung bei Aischylos Sophokles und Euripides Narr Tubingen 2002 ISBN 3 8233 4885 X August Wilhelm Bohtz Die Idee des Tragischen Gottingen 1836 Robert Zimmermann Uber das Tragische und die Tragodie Wien 1856 Hermann Baumgart Aristoteles Lessing und Goethe Uber das ethische und asthetische Prinzip der Tragodie Leipzig 1877 Julius Duboc Die Tragik vom Standpunkt des Optimismus Hamburg 1885 Georg Gunther Grundzuge der tragischen Kunst aus dem Drama der Griechen entwickelt Leipzig 1885 Gebhard Geiger Tragisches Menschenbild und Konservativismus In Das konservative Prinzip Politik als Kunst des Erwunschten Langen Muller Munchen Wien 1978 ISBN 3 7844 1710 8 S 19 32 Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage von 1888 bis 1890 Bitte entferne diesen Hinweis nur wenn du den Artikel so weit uberarbeitet hast dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt dies belegt ist und er den heutigen sprachlichen Anforderungen genugt Um danach auf den Meyers Artikel zu verweisen kannst du Meyers Online Band Seite benutzen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tragik amp oldid 238348755