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Der Toppkeller war ein Vergnugungslokal in Berlin Es existierte von 1924 bis 1930 und war fur die lesbische Szene des damaligen Berlins eines der bekanntesten Tanzlokale und kultureller Treffpunkt Bekannt war es vor allem fur seine offene und permissive Atmosphare Anzeige des Toppkeller von 1929Geschichte BearbeitenDie genauen Anfange des Toppkellers als lesbischer Veranstaltungsort lassen sich zeitlich schwer bestimmen Bereits im Kaiserreich befand sich am selben Standort in Schoneberg ein Lokal namens Westend Ressource spater umgetauft in Grunders Festsale nach den Eigentumern Wilhelm und Wilhelmine Grunder Wie bei vielen Festsalen wurden die Raume an Veranstalter vergeben die so fur Auslastung sorgten 1 1924 begrundete der von nun an jeden Montag ab 21 Uhr stattfindende Damenklub Lotterieverein Die Pyramide dem einige altere Damen vorstanden den Ruf des Toppkellers als lesbischen Treffpunkt Ab 1927 fanden dann an allen Tagen lesbische Veranstaltungen statt Zwei der Veranstalterinnen sind durch Spitznamen bekannt die Zigeunerlotte und die Rheinische Kathe 1 Ruth Margarete Roellig nannte die Zigeunerlotte in ihrem zeitgenossischen Szenefuhrer die Seele des Ganzen sie kennt ihre Besucherinnen die sie zumeist duzt sie weiss was notig ist zur Unterhaltung der Gaste und Stimmung Stimmung Kinder ist ihre standige Mahnung die sie in den Saal ruft 2 1929 ubernahm der Gastwirt Willy Dubrau den Toppkeller vom Ehepaar Grunder der Wechsel blieb aber ansonsten folgenlos 1930 wurde der Toppkeller geschlossen 1 Profil BearbeitenDer Toppkeller lag im dritten Hinterhof in der in Dusternis verschwimmenden 2 Schwerinstrasse 13 in Schoneberg Um ihn zu erreichen musste man von der Strasse aus durch einen langen dunklen Gang und eine Treppe hinunter gehen und kam durch einen Vorraum zum eigentlichen Saal Alle zeitgenossischen Berichte vom Toppkeller erwahnen dass er ausgesprochen heruntergekommen war offensichtlich investierten die Wirte in keiner Weise in die Sale Roellig beschrieb ihn als alt hasslich verschwenderisch mit bunten billigen Papiergirlanden geschmuckt die kunstlich seine armliche Fadenscheinigkeit verdecken sollen Der Saal war ihr zufolge von leidlicher Grosse ein Gemalde Rudolf Schlichters von 1925 mit dem Titel Damenkneipe das den Toppkeller abbildet zeigt einen Raum mit ungedeckten Tischen gross genug fur wenige hundert Menschen 2 Wie in vielen anderen lesbischen Lokalen war der Toppkellers offen fur Manner die durch die Verteilung von Werbekarten in der Nachbarschaft angeworben haufig aus voyeuristischen Grunden kamen und als Zechemacher also umsatzerhohende Gaste im Vorraum geduldet wurden 2 Dort war auch der Empfang der von mehreren sehr mannlichen und grossen zigarrerauchenden Frauen bestellt wurde 3 Der grosse Saal war fur Frauen reserviert neben dem eigentlichen lesbischen Publikum gab es nach einigen Berichten auch zahlreiche Prostituierte im Publikum Der Toppkeller galt als Borse also Treffpunkt fur lesbische Frauen die sich sexuell ausleben wollten 2 1 Der Toppkeller erwarb sich rasch aufgrund der ausgesprochen ausgelassenen und permissiven Atmosphare im Verbund mit gunstigen Preisen und haufigen Veranstaltungen ohne Eintritt ein auch sozial breit gemischtes Publikum Gertrude Sandmann berichtete spater der Toppkeller war etwas Einmaliges Dort traf sich wirklich alles die Akademikerin wie die Verkauferin die Dame von der Strasse wie die Dame der Gesellschaft prominente Kunstlerinnen wie die Arbeiterin im Vorraum an der Theke standen Kneipengaste der Gegend Dahinter der grosse Saal voller Frauen Tanz laute Musik unvergessliche Stimmung der Lebenslust Gemeinsamkeit und Freiheit Vielleicht war auch dieses Elementare Losgelassene Gefahrliche das was die besondere Anziehungskraft des Toppkellers ausmachte 4 Claire Waldoff beschrieb das Publikum als bunt gemischt aus Malerinnen Modellen bekannten Malern aus Paris schonen eleganten Frauen und verliebten kleinen Angestellten Zu den regelmassigen Gasten zahlten auch Anita Berber Celly de Rheidt Hilde Radusch und Susi Wannowsky sowie Charlotte Wolff die den Ort ambivalent erlebte Zu einer bestimmten Zeit wurden die Turen verriegelt Dann fuhlte man sich mehr eingesperrt als sicher 1 1928 stellte der Fotograf Umbo in einer seiner ersten Ausstellungen Portrats im Toppkeller aus 1 Am 13 April desselben Jahres gastierte hier erstmals das von Dinah Nelken Paul Marcus und Rolf Gero gegrundete Kabarett Die Unmoglichen das allerdings nach kurzer Zeit aufgrund behordlichen Verweises in einen anderen Saal in der Lutherstrasse 31 umzog 5 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Toppkeller Lesbenschwoof in der Schwerinstrasse 13 In Andreas Pretzel Historische Orte und schillernde Personlichkeiten im Schoneberger Regenbogenkiez Vom Dorian Gray zum Eldorado Maneo o J 2012 S 68 77 a b c d e Ruth Margarete Roellig Berlins lesbische Frauen vollstandiger Nachdruck In Adele Meyer Hrsg Lila Nachte Die Damenklubs im Berlin der Zwanziger Jahre 2 uberarbeitete Auflage Berlin 1994 ISBN 978 3 930126 05 7 S 35 36 Ilse Kokula Ein Interview mit Charlotte Wolff In Gruppe L 74 e V Hrsg UKZ Unsere kleine Zeitung von und fur Lesben Nr 7 8 Richter Verlag Berlin 1979 S 38 42 Gertrude Sandmann Anfang des lesbischen Zusammenschlusses die Clubs der zwanziger Jahre In Gruppe L 74 e V Hrsg UKZ Unsere kleine Zeitung von und fur Lesben Nr 7 8 Richter Verlag Berlin 1976 S 4 8 Klaus Budzinski Reinhard Hippen Metzler Kabarett Lexikon Metzler Verlag Stuttgart 2016 S 403 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Toppkeller amp oldid 236063783