www.wikidata.de-de.nina.az
Tivoli war ein beruhmtes Vergnugungsetablissement im ehemaligen Wiener Vorort Obermeidling Es lag zwischen den heutigen Strassenzugen der Hohenbergstrasse Tivoligasse und Grunbergstrasse nunmehr im 12 Bezirk Meidling Hauptgebaude des Tivoli mit Rutschbahn Franz Wolf 1830Auf der Rutschn des Tivoli 1832Geschichte BearbeitenNach dem Muster von Rutschbahnen die in Russland erfunden worden waren und in mehreren europaischen Grossstadten errichtet wurden siehe Russische Berge eroffneten die Berliner Unternehmer Friedrich Emil Gericke und Ernst Wagner auch in Wien eine derartige Einrichtung Der Name Tivoli wurde wegen der schonen Aussicht gewahlt die man von der Rutschbahn auf das Wiental und die dahinter liegende Stadt Wien hatte nach dem fur seine Gartenanlagen beruhmten Ort Tivoli ostlich von Rom 1829 erwarben die Unternehmer ein Grundstuck am Grunen Berg in Meidling Das war damals ein vornehmer Villenort mit einem Heilbad Theresienbad in der Nahe des kaiserlichen Schlosses Schonbrunn In kurzer Zeit erbauten sie ein luxurioses Vergnugungsetablissement fur die oberen Schichten in dem gespeist und getanzt werden konnte Es bestand aus mehreren Gebauden mit einer davor liegenden Plattform von der man die erwahnte schone Aussicht auf Wien genoss Im darunter liegenden Garten lag die Rutschbahn mit vier nebeneinander liegenden Gleisen und ungefahr 15 zweisitzigen Wagen mit denen man die wellenformige Strecke befuhr Das Lokal wurde 1830 eroffnet begleitet durch zahlreiche Werbemassnahmen und Inserate in Zeitungen Auch zusatzliche Attraktionen wie Laternenfeste oder Feuerwerke sorgten fur die Abwechslung der Gaste Von entscheidender Bedeutung fur den Erfolg der Anlage war das fixe Engagement des Orchesters von Johann Strauss Vater das in einem Pavillon im Garten immer wieder auch neue Kompositionen an Walzern und anderen Tanzen darbot Die Eroffnung am 5 September erfolgte unter Anwesenheit des Kaiserpaares am zweiten Eroffnungstag dem 9 September waren 2000 Gaste aus dem Hochadel geladen Immer wieder wurden grosse Feste veranstaltet wie z B 1831 mit einem Feuerwerk von Johann Georg Stuwer unter dem Titel Madchen aus der Feenwelt oder 1832 ein Chinesisches Laternenfest mit Strauss Walzern 1834 fanden am Tivoli die letzten Hahnenkampfe auf Wiener Boden statt Ferdinand Raimund schuf 1830 innerhalb seines Schauspiels Die gefesselte Phantasie ein Tivoli Lied das sich beim Publikum grosser Beliebtheit erfreute Kompositionen von Johann Strauss Vater fur das Tivoli waren der Tivoli Rutsch Walzer op 39 1830 Tivoli Freudenfest Tanze op 45 1831 Vive la Danse op 47 1831 Ein Strauss von Strauss aus Tonblumen 1832 Zampa Walzer op 57 1832 Der Frohsinn mein Ziel op 63 1833 Erste Walzer Guirlande op 67 1834 und Heimath Klange op 84 1836 Der Militarkapellmeister Joseph Rezniczek um 1787 bis 1846 komponierte diverse Tivoli Marsche und brachte sie im Meidlinger Tivoli mit seinen Musikern auch zur Auffuhrung 1 Ab 1834 konnte das Etablissement aber wegen der hohen Betriebskosten nicht mehr rentabel gefuhrt werden Neue Besitzer wie Johann Junge 1836 oder Karl Demuth 1837 versuchten vergeblich durch neue Attraktionen und Verlangerung der Rutschbahn daran etwas zu andern Erst Franz Lechner gelang es 1844 das Tivoli zu retten indem er unter dem Namen Klein Tivoli erfolgreich eine Meierei und Jausenstation etablierte die Rutschbahn wurde abgebaut Ein Plan das Gelande zu parzellieren und dort eine Villensiedlung zu errichten zerschlug sich Lechner engagierte vor allem den jungen Johann Strauss Sohn zu Beginn seiner Laufbahn als Komponist und Dirigent Von Johann Strauss Sohn wurden der Patrioten Marsch op 8 1845 und die Walzer Berglieder op 18 1845 sowie Die Zillerthaler op 30 1846 im Tivoli uraufgefuhrt 1873 wurde Johann Wallner Besitzer In seiner Zeit wurde das Tivoli wiederum von prominenten Personlichkeiten besucht wie um die Jahrhundertwende von den Kunstlern Gustav Klimt und Egon Schiele Wallner errichtete oberhalb der Meierei einen grossen Holzpavillon der mit Bildern des Malers Anton Hlavacek ausgemalt war Eine Buste Hlavaceks von Fritz Hanlein wurde 1925 hier aufgestellt In der Nahe des Tivoli befand sich in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts der sogenannte Meidlinger Prater mit Schaukeln und Ringelspielen Wahrend des Zweiten Weltkriegs war das Tivoli geschlossen und verfiel danach zusehends sodass der Betrieb 1967 eingestellt wurde 1980 wurde es durch Brandstiftung verwustet und 1991 abgetragen Heute erinnern noch die Wohnhausanlage Am Tivoli die Tivolibrucke und die Tivoligasse an das einstige Vergnugungslokal Literatur BearbeitenGunther Berger Das Tivoli in Meidling 1989 Felix Czeike Historisches Lexikon Wien Bd 5 Kremayr amp Scheriau Wien 1997 Hans W Bousska Fuhrn s mi hinaus hinaus aufs Tivoli zum Strauss Johann Strauss Vater und das Tivoli in Meidling Blatter des Meidlinger Bezirksmuseums Heft 48 1999Einzelnachweise Bearbeiten Osterreichisches Musiklexikon online48 177777777778 16 316666666667 Koordinaten 48 10 40 N 16 19 0 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tivoli Wien amp oldid 230851528