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Tijuana Bibles auch Eight pagers oder Bluesies genannt sind pornografische Comics die in den 1920er bis 1960er Jahren vorwiegend in den USA zirkulierten Die Bezeichnung eight pagers bezieht sich auf den Umfang von gewohnlich acht Seiten wobei jede Seite einem Einzelbild entspricht Die Zuschreibung an den mexikanischen Grenzort Tijuana aus dem viele anruchige Schmuggelwaren kamen stammt ebenfalls aus dieser Zeit dabei wurden die meisten der Heftchen in den USA hergestellt Die kleinformatigen ca 5 10 cm auf billigem Papier gedruckten Heftchen enthielten pornografische Bildgeschichten oft mit bekannten Comicfiguren oder Schauspielern in den Hauptrollen Sie gelten als Vorlaufer der Underground Comix der 1960er Jahre Ausschnitt aus Chris Crusty einer Tijuana BibleDie Zeichner von Eight pagers blieben stets anonym auch wenn manche unter einem gleichbleibenden Pseudonym veroffentlichten Qualitat und Stil der Zeichnungen schwanken von krudesten Amateurzeichnungen bis hin zu gut gemachten Strips die nur von professionellen Grafikern stammen konnen Hinter manchen dieser Untergrund Pornos werden namhafte Comiczeichner vermutet andere stammen sicher auch nur von weniger talentierten aber geschaftstuchtigen Gelegenheitskunstlern die Zugang zu einer Druckpresse hatten Der Werbegrafiker und Comiczeichner Wesley Morse Bazooka Joe ist einer der wenigen namentlich bekannten Autoren Von Morse stammen rund 60 Tijuana Bibles darunter einer der bekanntesten Strips der auf der Weltausstellung von 1939 in New York City spielt ein Parchen hat Sex auf einem Transportwagelchen wahrend es Attraktion fur Attraktion besichtigt Hauptfiguren der Geschichten sind Comichelden und heldinnen wie Popeye Tarzan Donald Duck Betty Boop Dagwood und Blondie Little Orphan Annie und Wonder Woman Filmstars wie James Cagney Mae West Ingrid Bergman Laurel und Hardy oder die Marx Brothers bekannte Personlichkeiten wie Joe Louis Al Capone Mussolini oder auch einfach Hausfrauen Vertreter Feuerwehrmanner und Hotelboys Die Handlung schildert jeweils eine kurze Geschichte die rasch zu einem oder mehreren expliziten sexuellen Akt en fuhrt In Tijuana Bibles dominiert eine lustbetonte positive Darstellung von Heterosexualitat Frauen treten in ihnen mit gleicher sexueller Energie Lustempfinden und Initiative auf wie Manner Vaginalverkehr Cunnilingus und Fellatio weibliche Masturbation lesbischer Sex und flotte Dreier gehoren zu den beliebtesten dargestellten Sexualpraktiken wobei die Stellungen moglichst von Bild zu Bild variieren Die Story ist stets mit pornografischen oft auch witzigen Dialogen in Sprechblasen oder erzahlenden Untertiteln versehen Die Storys tragen oft uberdreht komische parodistische oder groteske Zuge so dass viele Bildergeschichten nicht nur der reinen Darstellung von sexuellen Akten dienen sondern daruber hinaus Unterhaltungswert als augenzwinkernde Satire bieten Wahrend viele Eight pagers sich auf die simple Abbildung von Nacktheit und Geschlechtsteilen beschranken gibt es auch solche die gekonnt ihre Vorbilder parodieren und mit Sprache und Erzahlstil eine eigene burleske Kunstform geschaffen haben Tijuana Bibles wurden wie Bob Adelman schreibt in der Prohibitionszeit geboren reiften zum Mannesalter in der Weltwirtschaftskrise der spaten 1920er und 1930er Jahre und starben schliesslich in den 1960er Jahren Sie wurden da ihre Verbreitung illegal war unter dem Ladentisch verkauft und zirkulierten oft von Leser zu Leser Ihre genaue Auflage ist unbekannt doch durften Millionen dieser Heftchen im Umlauf gewesen sein zumal sich Raubdrucke sehr leicht herstellen liessen Ab Mitte der 1930er Jahre kamen auch Hefte in Umlauf die 16 24 oder gar 32 Seiten besassen oder aufwendiger produziert waren Nach dem Zweiten Weltkrieg sank das Interesse mit dem Aufkommen der ersten erotischen Mannermagazine wie dem ab 1953 erscheinenden Playboy die die Eight pagers schliesslich vom Markt verdrangten Fur einige Zeit wurden die Heftchen nun legal verkauft und in Kleinanzeigen als Versandartikel angeboten doch wuchs in gewohnlichen Comics und Magazinen nun das Angebot an Erotik und Satire Der Zeichenstil und der sprachmachtige freche Humor von Tijuana Bibles lebte weiter in den Underground Comix deren Blutezeit in den 1960er Jahren begann In dieser Zeit erschienen auch die ersten Reprints und zeichnerischen Hommagen Heute sind Tijuana Bibles je nach Erhaltungszustand und Echtheit ein teures Sammelobjekt Literatur BearbeitenDominik M Klinger Hrsg Erotische Comic Kunst Palast Verlag Paderborn 2007 ISBN 978 3 939527 04 6 Reprint vieler Eight pagers mit einem Vorwort des Herausgebers Dominik M Klinger Die Fruhzeit der erotischen Comics 1900 1935 Early erotic comics DMK Verlag Nurnberg 1985 Limitierte Auflage von 2000 Stuck nummeriert ISBN 3 923642 50 4 Bob Adelman Tijuana Bibles Art and Wit in America s Forbidden Funnies 1930s 1950s Simon amp Schuster New York 1997 ISBN 0 684 83461 8 Reprint vieler Eight pagers mit einem Vorwort von Art Spiegelman Sex in Comics Die Geschichte der Eight Pagers Ausgabe in Deutsch 1985 ohne Verlagsangabe ISBN und Autor Reprint mit deutschen Texten handgelettert C Eddie Palmer 1979 Pornographic comics A content analysis The Journal of Sex Research Seiten 285 298 doi 10 1080 00224497909551052Weblinks Bearbeitenhttp tijuanabibles org http www tijuanabible org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tijuana Bible amp oldid 229568721