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Tatzen stellen eine Form der Korperstrafe dar die uberwiegend im Schulunterricht angewandt wurde Es handelt sich dabei um Schlage auf die Handflachen des zu Bestrafenden Ein Dorfschulmeister bestraft einen Schuler Gemalde von Jan Steen Inhaltsverzeichnis 1 Historisches 2 Praxis 2 1 Applizierung 3 Padagogischer Hintergrund 4 Verbot 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseHistorisches BearbeitenBereits im antiken Rom war es ublich an den Privatschulen Schuler durch Stockhiebe auf die hinzuhaltende Hand zu bestrafen Praxis BearbeitenAls im Mittelalter auch im nordlichen Europa Schulen gegrundet wurden wurde dies in den Kanon der Schulstrafen ubernommen Zum Schlagen verwendete man uberwiegend Weiden oder Haselnussstocke Tatzenstecken Lineale und spater auch den Rohrstock Ziel der Hiebe war der Handteller oder die Finger Als besonders unangenehm und schmerzhaft galten Schlage auf die Fingerkuppen Das Tatzengeben galt als Alternative zu den sonst als Strafe ublichen Stockhieben aufs Gesass und wurde insbesondere bei Madchen angewendet 1 Je nach Schwere des Vergehens wurden normalerweise zwei bis funf Hiebe verabreicht Allerdings gab es hierbei kein vorgegebenes Limit und auch keinerlei Kontrollen seitens der Schulleitung So kam es bisweilen vor dass nach einer grosseren Anzahl von Tatzen die Hand erheblich anschwoll und der betreffende Schuler mehrere Stunden nicht mehr richtig schreiben konnte Nachdem fruher das Schreiben nur mit der rechten Hand erlaubt war gab es deshalb die Tatzen bevorzugt auf die Linke Bisweilen wurde das Tatzengeben auch mit anderen Strafen wie z B vorherigem oder anschliessendem Stehen in der Ecke kombiniert War der Tatzenstecken ausgetrocknet oder abgenutzt musste er ersetzt werden Das war teilweise Aufgabe der Schuler selbst die in der freien Natur fur Nachschub zu sorgen hatten Applizierung Bearbeiten Zunachst wurde der zu bestrafende Schuler nach vorne zitiert Die Hiebe erfolgten dann auf die etwa in Hufthohe im Allgemeinen mit der Innenseite nach oben hinzuhaltende Hand Je nach verwendetem Zuchtigungsgerat waren die Spuren teilweise mehrere Tage zu sehen In selteneren Fallen erfolgten die Hiebe allerdings auch auf die Aussenflache der Hand was besonders schmerzhaft war und Verletzungen nach sich ziehen konnte Padagogischer Hintergrund BearbeitenDas Tatzengeben diente als Korperstrafe fur Vergehen verschiedener Art Ein spezieller padagogischer Effekt wurde darin gesehen dass der Bestrafte durch das freiwillige Prasentieren der Hand die Zuchtigung zu ermoglichen hatte Die dafur notwendige willentliche Unterdruckung eines angeborenen Schutzreflexes sollte Willenskraft und Selbstdisziplin starken Ausserdem konnte damit die Lehrkraft ihre unangefochtene Autoritat zum Ausdruck bringen Wer die Hand in Erwartung des bevorstehenden Schmerzes zuruckzog musste mit Strafverscharfung z B Zusatzhiebe rechnen Es bestand die Gefahr einer ernsthaften Verletzung wenn der zu Bestrafende die Hand spontan zur Faust ballte Ringe und sonstiger Schmuck waren aus Sicherheitsgrunden vor der Bestrafung abzulegen Verbot BearbeitenSeit dem Verbot der korperlichen Zuchtigung durch die Landesschulverordnungen in den 1970er Jahren gehort das Tatzengeben in der Bundesrepublik der Vergangenheit an Die korperliche Bestrafung in der Schule war aber tief in den Kopfen verankert So entschied das Bayerische Oberste Landesgericht 1979 dass auch durch die neuen Schulverordnungen das gewohnheitsrechtlich begrundete Zuchtigungsrecht fur Lehrer nicht ausser Kraft gesetzt werden konne 2 Die Prugelstrafe wurde an bayerischen Schulen erst 1980 offiziell abgeschafft Siehe auch BearbeitenSchulische DisziplinEinzelnachweise Bearbeiten Bei allen anderen regiert der Rohrstock Memento vom 27 November 2010 im Internet Archive DER SPIEGEL 18 1979 Sinn des Fortschritts Spiegel Online 30 April 1979 abgerufen am 15 Dezember 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tatze Strafe amp oldid 213834148