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Kleister sind Klebstoffe in Form eines wassrigen Quellungsproduktes aus Starke oder organischen Celluloseethern Meist handelt es sich um Methylcellulose Sie bestehen zu 2 20 aus nachwachsenden Rohstoffen und zu 80 98 aus Wasser Kleister binden durch Verdunstung des Wassers physikalisch ab sie sind kalt hartend und einfach in der Verarbeitung Tapetenkleister Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Arten 3 Verwendung 4 Anwendung 4 1 Ansetzen 4 2 Weichzeit 4 3 Aufbewahrung 4 4 Kleisterflecken 4 5 Tapeten ablosen 5 Geschichte 6 Nachhaltigkeit 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 BelegeEigenschaften Bearbeiten nbsp Vliestapetenkleister wird direkt auf die Wand aufgetragen Um sicherzustellen dass der gewunschte Wandbereich mit Tapetenkleister benetzt ist gibt es spezielle zunachst farbige Vliestapetenkleister Diese Verfarbung dient der Auftragskontrolle und verschwindet nach kurzer Zeit unter Einwirkung der Raumluft Kleister bilden schon in geringsten Konzentrationen eine hochviskose nicht fadenziehende Masse Aufgrund der vielfaltigen Tapetentypen bietet die Industrie verschiedene Arten von Tapetenkleister mit teils sehr unterschiedlichen Eigenschaften an Entscheidend fur die Auswahl des Kleisters sind die Verarbeitungshinweise der Tapetenhersteller die im Einleger der Tapetenrolle vermerkt sind Seit 1953 werden vielfach Tapetenkleister aus Methylcellulose und Starke eingesetzt Beide Stoffe sind ungiftig und werden oft zusatzlich mit Harzen und anderen Stoffen versetzt die die Anwendung erleichtern den Tapetenkleister starker oder haltbarer machen Tapetenkleister die uberwiegend Starke enthalten sind gunstig in der Herstellung besitzen jedoch eine reduzierte Klebkraft und Gesamthaftung Tapetenkleister ohne Kunstharzanteil haben kaum einen Einfluss auf den Wasserdampfdiffusionswiderstand der Wandoberflache jedoch weisen sie eine geringe Anfangshaftung und Feuchtfestigkeit auf Anforderungen Eine erhohte Anfangshaftung wird beim Verkleben von sehr schweren Tapeten gefordert Speziell beim Verkleben von Textil Vlies und Vinyltapeten die eine hohe Eigenspannung besitzen die durch vorheriges Einweichen kaum abgebaut werden kann kommt es auf die sofortige Klebkraft des Kleisters an Oft ist ein wasserloslicher Kleister erwunscht da dieser bei der spateren Entfernung der Tapeten durch Einweichen angelost werden kann In Raumen mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit sollte hingegen auf einen wasserfesten Kleister zuruckgegriffen werden Auch wenn ein mehrfacher Anstrich oder ein Anstrich mit grosserer Schichtstarke und wassrigen Farbmitteln vorgesehen ist sollte sich der Kleister nicht zu schnell anlosen lassen Probleme entstehen jedoch in der Regel nur wenn der Untergrund wenig saugfahig ist und mehrere Farbschichten nass in nass aufgetragen werden oder wenn die Farbe beim Abbinden eine ungewohnlich grosse Spannung aufbaut Arten BearbeitenIm Handel werden Kleister hauptsachlich in Pulverform als Normal oder Spezialkleister angeboten Normalkleister Viele Papiertapeten sowie Makulatur konnen mit Normalkleistern auf Starkebasis oder auf Basis modifizierter Celluloseether verklebt werden Sie sind in kaltem Wasser klumpenfrei loslich und besitzen ein hohes Wasserbinde und Wasserruckhaltevermogen Normalkleister bestehen grosstenteils aus nachwachsenden Rohstoffen konnen aber auch Zusatze enthalten die die Zubereitung des Kleisters beschleunigen oder vor Pilzbefall schutzen Reine Methylcellulose ohne weitere Zusatze wird selten als Fertigkleister angeboten Sie ist lagerstabiler und ergiebiger sollte aber am Vortag angesetzt werden Um Kleister aus Starke herzustellen wird zunachst die Starke mit kaltem Wasser angeruhrt und dann je nach Starkesorte mit kochendem Wasser uberbruht oder durchgekocht Zum Basteln und Modellieren wie z B der Herstellung von Pappmache sind pH neutrale Kleister auf Basis reiner Methylcellulose geeignet Spezialkleister Fur schwerere Tapeten Vinyl Prage oder Raufasertapeten werden dem Kleister zusatzlich Kunstharze wie PVA und gegebenenfalls weitere chemische Bestandteile wie Weichmacher oder Biozide hinzugefugt da die Klebekraft der reinen Celluloseether nicht ausreicht Vliestapetenkleister Tapetenkleister fur Vliestapeten weist eine besondere Konsistenz auf er ist spritzarm eingestellt so dass er als Direkt Kleister fur den direkten Auftrag auf die Wand mit einer Kurzhaarrolle geeignet ist Da Vliestapeten nicht einweichen mussen werden sie trocken in das Kleisterbett eingelegt Damit die Tapete beim Anbringen auf die Wand sicher halt sollte der Vliestapetenkleister eine hohe Anfangshaftung haben Tapeziergeratekleister Fur die gangigsten Papiertapeten sowie Raufaser konzipierter Kleister der durch seine samige Konsistenz speziell fur die Verwendung in Kleistermaschinen angepasst wurde Speziell angepasste Tapeziergeratekleister ermoglichen heute auch die Verklebung von Vliestapeten bzw sogenanntem Saniervlies Verwendung BearbeitenZum Ankleben von Tapeten sollte der Untergrund eine gewisse Saugfahigkeit besitzen und die Tapeten einigermassen wasserdampfdurchlassig sein damit der Kleister abtrocknen kann Wasserdampfundurchlassige Tapeten wie Metallfolien oder Vinyltapeten auf wenig bis nicht saugenden Untergrunden erfordern spezielle Kleber welche auch in feuchtem Zustand abbinden In der Buchbinderei verwendet man auch Kleister als Klebstoff Wenn eine grossere Klebkraft erforderlich ist auch mit Holzleim gemischt Starkekleister hauptsachlich aus Kartoffelstarke wird in grossem Masse in der Wellpappeproduktion eingesetzt Bei der Herstellung von Pappmache wird uberwiegend Kleister als Bindemittel verwendet In der Strassenkunst wird Kleister zum Befestigen vorgefertigter und ausgeschnittener Werke sog Cutouts an Wanden benutzt Als Koppelmittel bei der manuellen Ultraschallprufung Stuckateure und Bildhauer setzen Gips eine gewissen Menge Kleister zu um die Abbindezeit zu verzogern Meyers Konversations Lexikon 1888 Kleister Buchbinderkleister Klebmittel fur Buchbinderarbeiten wird aus Weizenstarke erhalten indem man dieselbe mit etwas kaltem Wasser zu einem Brei anruhrt und diesen unter starkem Umruhren in dunnem Strahl in heisses Wasser giesst bis dasselbe die gehorige Konsistenz angenommen hat Kochen darf man den Kleister nicht weil er dann nach dem Trocknen leicht abspringt Der reine Kleister wird kalt verarbeitet oder wenn man ihn um seine Klebkraft zu erhohen mit etwas Leimwasser vermischt lauwarm Fur grobere Arbeiten bereitet man Kleister aus Roggenmehl und wenn man den noch heissen Kleister mit dem halben Gewicht der angewandten Starke oder des Mehls Terpentin gut mischt so haftet der Kleister besser widersteht der Nasse und eignet sich besonders zum Aufkleben von neuen Tapeten auf alte Um den Kleister haltbarer zu machen lost man in dem Wasser mit welchem man die Starke bruht den 16 Teil vom Gewicht der letztern Alaun auf oder vermischt den fertigen kalten Kleister mit etwas Kreosot oder Benzin Um Insekten von den mit Kleister gearbeiteten Sachen abzuhalten kocht man das Wasser mit etwas Aloe Wermut oder Koloquinten Starke Beim Erhitzen mit Wasser quillt die Starke je nach der Abstammung bei 47 57 die Schichten platzen und bei 55 87 Kartoffelstarke bei 62 5 Weizenstarke bei 67 5 entsteht Kleister welcher je nach der Starkesorte verschiedenes Steifungsvermogen besitzt Maisstarkekleister grosseres als Weizenstarkekleister dieser grosseres als Kartoffelstarkekleister und sich mehr oder weniger leicht unter Sauerung zersetzt Brockhaus Konversationslexikon 1902 1910 Kleister ein Klebmittel fur Papier und Pappe also namentlich fur Buchbinderarbeiten Der K leister wird bereitet indem man Starkemehl Weizen Reis oder Maisstarke mit kaltem Wasser zu einem nicht zu dicken Brei anreibt und dann siedendes Wasser in einem dunnen Strahle unter raschem Umruhren zusetzt bis die Kleisterbildung beginnt was man an dem Durchsichtigwerden wahrnimmt und endlich den Rest des erforderlichen Wassers schnell zugiesst Kochen der fertigen Masse ist nachteilig und giebt einen K leister der leicht abspringt Von grosserer Bindekraft ist der aus Roggenmehl hergestellte K leister wegen seines Klebergehalts Jedoch ist dieser Kleister nicht weiss sondern grau bis graubraun Um den K leister haltbarer zu machen lost man in dem Wasser das zur Kleisterbildung dient etwas Alaun oder ein wenig Salicylsaure oder bruht das Mehl mit siedendem Leimwasser Anwendung BearbeitenAnsetzen Bearbeiten Tapetenkleister ist hauptsachlich als Pulver erhaltlich Zur Anwendung wird dieses in ein Gefass mit sauberem klarem Wasser kein Mineralwasser eingeruhrt auch ansetzen genannt Als Anmachgefass eignet sich jeder saubere und nicht rostende Behalter In zylindrischen Behaltern lasst sich am einfachsten ruhren In welchem Verhaltnis Pulver und Wasser gemischt werden mussen ist den Verarbeitungshinweisen auf der Packung zu entnehmen Wichtig ist es den Tapetenkleister sehr zugig ins Wasser zu schutten da er ansonsten klumpen kann Anschliessend muss der Tapetenkleister je nach Kleistertyp einige Zeit quellen Weichzeit Bearbeiten Die Weichzeit bezeichnet den Zeitraum den der Tapetenkleister vor dem Tapezieren auf der Tapete verbleiben muss um diese einzuweichen Die Weichzeit unterscheidet sich je nach Starke und Qualitat des Tapetenpapiers Hinweise dazu sind im Einleger der Tapetenrolle vermerkt Die Weichzeit muss bei allen Bahnen etwa gleich lang sein da unterschiedliche Weichzeiten Musterverschiebungen verursachen konnen Durch das Einweichen dehnt sich die Tapete deutlich in der Breite aus sie verandert ihre Dimension Ist der Tapetenkleister nach dem Anbringen der Tapete an der Wand getrocknet ist eine feste Verbindung zwischen Wand und Tapete hergestellt Da sich die Tapete wahrend der Trocknung wieder zusammenzieht kommt es zur so genannten Trocknungsspannung durch welche die Tapete einen straffen und blasenfreien Sitz an der Wand erhalt Vliestapeten sind nicht aus Papier und bleiben auch nach Feuchtigkeitseinwirkung dimensionsstabil Diese mussen daher nicht einweichen und der Kleister kann auf den Untergrund gestrichen oder gerollt und die Vliestapete trocken in das Kleisterbett eingerollt werden Aufbewahrung Bearbeiten Fertig angeruhrte Kleister lassen sich je nach Umgebungsbedingung in der Regel bis zu 14 Tage aufbewahren wenn sie abgedeckt sind Fur Normalkleister gilt dies nicht Gegen eine Schimmelbildung bei der Lagerung von Kleistern kann Benzalkoniumchlorid als Konservierungsmittel zugesetzt werden Kleisterflecken Bearbeiten Eingetrocknete Kleister sind von empfindlichen Oberflachen nur sehr muhsam manchmal auch gar nicht mehr zu entfernen und hinterlassen einen auffalligen Glanzeffekt im Gegenlicht Sollte Tapetenkleister wahrend des Tapezierens auf die Vorderseite der Tapete gelangen kann er aber mit einem feuchten Lappen und klarem Wasser wieder abgetupft werden Tapeten ablosen Bearbeiten Alte Tapeten lassen sich nach dem Einweichen von der Wand entfernen Das Einweichen kann erleichtert werden indem die alte Tapete vor oder nach dem Benassen mit einer Stachelrolle durchlochert mit einem chemischen Tapetenabloser bestrichen oder mit einem Dampf erzeugenden Tapetenablosegerat behandelt wird Vliestapeten die mit einem speziellen Vliestapetenkleister verklebt wurden konnen auch nach Jahren trocken von der Wand abgezogen werden Geschichte BearbeitenJahrhundertelang wurde im Maler und Tapezierhandwerk sogenannter Knochenleim zum Tapezieren verwendet 1888 entwickelte der Malermeister und Dekorateur Ferdinand Sichel den ersten gebrauchsfertigen Tapetenkleister auf Basis von Pflanzenstarke und machte den Knochenleim somit uberflussig Denn der Sichel Tapetenkleister SM musste vor der Verarbeitung nur mit heissem Wasser verdunnt und verruhrt werden Anfang der 1920er Jahre ubernahm Sichel die Herstellung der von Dr Friedrich Supf entwickelten kaltwasserloslichen Starkekleister in Trockenform die auch als Quellstarke bezeichnet werden 1953 brachte Henkel unter der Marke Metylan einen neuartigen Tapetenkleister auf den Markt der aus reiner Methylzellulose bestand Das weisse Zellulosepulver wird sofort vom Wasser aufgenommen klumpt nicht und bildet in wenigen Minuten eine homogene Losung mit kraftiger Konsistenz Aufgrund der leichten Verarbeitungsmoglichkeit der hohen Klebkraft sowie der Kalk und Zementbestandigkeit loste der neue Tapetenkleister alle bisherigen Kleistermethoden ab Seit 2002 gibt es einige Tapetenkleister auch in der staubarmen Granulatform 2010 entwickelte Henkel den ersten Tapetenkleister der als flussiges Konzentrat in Wasser eingeruhrt wird Damit konnte ein klumpenfreies Anruhren und schnelle Gebrauchsfertigkeit erreicht werden Nachhaltigkeit BearbeitenAus okologischer arbeitshygienischer und gesundheitlicher Sicht gebe es keine besseren Klebstoffe als Kleister teilt Wecobis mit ein Informationssystem fur okologische Baustoffe betrieben vom deutschen Bauministerium BMI und der Bayerischen Architektenkammer ByAK Allerdings seien die Anwendungsbereiche von Kleister beschrankt heisst es erganzend 1 Siehe auch BearbeitenRetrogradation Chemie naturlich ablaufende Umkehrreaktion der VerkleisterungLiteratur BearbeitenHannoversches biografisches Lexikon Spezialwissen Perfekte Produktlosungen im Bereich Kleb und Dichtstoffe Verlag Siegfried Rohn 2009 Menschen und Marken 125 Jahre Henkel 1876 2001Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Kleister Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen WECOBIS Okologisches Baustoffinformationssystem Kleister selber herstellen Deutsches Tapeten Institut TapezierbroschureBelege Bearbeiten WECOBIS Okologisches Baustoffinformationssystem Produktgruppeninformation Kleister Abruf am 4 April 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleister amp oldid 235085082