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Der Flug SR 306 war ein Linienflug der Swissair von Zurich nach Rom mit einer Zwischenlandung in Genf Bekannt wurde er als am 4 September 1963 eine voll besetzte Caravelle der Swissair wenige Minuten nach dem Start rund 35 Kilometer von Zurich entfernt bei Durrenasch absturzte Swissair Flug 306Ein Schwesterflugzeug der verunfallten HB ICVUnfall ZusammenfassungUnfallart Absturz durch SteuerungsausfallOrt DurrenaschDatum 4 September 1963Todesopfer 80Uberlebende 0LuftfahrzeugLuftfahrzeugtyp Sud Aviation Caravelle IIIBetreiber SwissairKennzeichen HB ICVAbflughafen ZurichZielflughafen GenfPassagiere 74Besatzung 6Listen von Flugunfallen Alle 80 Insassen kamen beim Absturz ums Leben 43 davon kamen aus dem kleinen Dorf Humlikon welches dadurch auf einen Schlag ein Funftel seiner Einwohner verlor Inhaltsverzeichnis 1 Flugverlauf 2 Opfer 3 Absturzursache 4 Ahnliche Falle 5 Literatur 6 Dokumentation 7 WeblinksFlugverlauf BearbeitenAm Morgen des Unfallflugs lag uber dem Flugplatz von Zurich dicker Nebel was um diese Jahreszeit nicht ungewohnlich ist Die RVR Pistensicht auf der Piste 34 welche fur den Start vorgesehen war wurde mit 180 Meter angegeben Die verlangte Mindestsichtweite fur den Start der Caravelle betrug aber 400 Meter Um 7 04 Uhr Lokalzeit 6 04 UTC erhielt das Flugzeug eine Sud Aviation SE 210 Caravelle III mit dem Luftfahrzeugkennzeichen HB ICV die Rollerlaubnis Um 7 05 Uhr meldete die Crew dass sie einmal uber die Piste und wieder zuruck rollen wurden um die Sicht zu rekognoszieren und gleichzeitig den Nebel zu verblasen Der Start erfolgte um 7 13 Uhr von der Piste 34 Um 7 20 Uhr erreichte die Caravelle eine Hohe von 2700 Metern worauf sie wieder an Hohe zu verlieren begann und in eine leichte Linkskurve ging Der Hohenverlust beschleunigte sich zunehmend Um 7 21 Uhr wurde noch ein Notruf der Piloten empfangen und um 7 22 Uhr sturzte das Flugzeug in steilem Bahnneigungsflug und mit sehr hoher Geschwindigkeit am Ortsrand von Durrenasch in einen Acker Opfer Bearbeiten nbsp Die Absturzstelle bei DurrenaschAlle 74 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder kamen ums Leben Obwohl am Absturzort einige Hauser schwer beschadigt wurden kam von den Bewohnern niemand zu Schaden Eine ganz besondere Bedeutung erhielt dieser Unfall durch den Umstand dass 43 Passagiere aus dem Bauerndorf Humlikon kamen Sie wollten eine Landwirtschaftliche Versuchsanstalt in der Nahe von Genf besuchen und fur die meisten dieser Passagiere war es der erste Flug uberhaupt Humlikon hatte damals 217 Einwohner es verlor also auf einen Schlag ein Funftel der Einwohner Der Unfall hinterliess im Dorf 39 Vollwaisen und funf Halbwaisen In den meisten betroffenen Familien konnten die Grosseltern oder altere Geschwister die Aufgaben der Eltern ubernehmen so dass nur sechs Kinder ihr Zuhause verlassen mussten auch sie konnten aber bei nahen Verwandten untergebracht werden Unter den Opfern waren alle Gemeinderate alle Schulpfleger und der Posthalter Da nach dem Unfall nur noch 52 stimmberechtigte Manner in Humlikon wohnten damals waren in der Schweiz nur Manner stimmberechtigt oder berechtigt ein Behordenamt auszuuben war es nicht einfach die notwendigen Amter wieder zu besetzen so dass vorubergehend der Kanton Zurich die Gemeindefuhrung kommissarisch ubernehmen musste Zu der Zeit standen dringende Feldarbeiten an fur die nun nicht mehr genugend Arbeitskrafte zur Verfugung standen Das Volkswirtschaftsdepartement des Kantons setzte fur die Leitung der landwirtschaftlichen Arbeiten einen Ingenieuragronomen ein Der Unfall rief in der ganzen Schweiz ein grosses Echo hervor und taglich halfen 40 bis 70 Freiwillige aus allen Gegenden der Schweiz und sogar aus dem Ausland bei der Ernte Mit 2000 Arbeitsstunden wurde die Ernte zeitgerecht eingebracht so dass die Felder wieder fristgerecht bestellt werden konnten So wurden etwa 600 Tonnen Kartoffeln eingebracht und auch das Getreide gedroschen alles noch ohne Erntemaschinen Dennoch war die Weiterfuhrung von 22 Bauernbetrieben gefahrdet Aus Beitragen des Kantons und zahlreichen Spenden aus dem In und Ausland wurde ein Hilfsfonds von 250 000 Franken eingerichtet Aus diesen Mitteln wurden Hilfskrafte und eine Dorfhelferin angestellt ein Kindergarten eingerichtet und Waschmaschinen angeschafft die im Gemeindehaus aufgestellt wurden Ausserdem wurde ein Landmaschinenpark angeschafft eine Maschinenhalle gebaut eine Werkstatt eingerichtet und ein Maschinenfachmann angestellt So konnten die meisten Betriebe weitergefuhrt werden Heute hat sich Humlikon vom Unfall weitgehend erholt Die Maschinengemeinschaft und der Hilfsfonds bestehen noch heute Ein Gedenkstein im Dorf erinnert an den Unfall von 1963 Absturzursache BearbeitenDie Flugschreiber lieferten keine Hinweise zur Absturzursache Mehrere Zeugen hatten aber den Absturz beobachtet Sie sagten ubereinstimmend aus dass noch wahrend des Flugs an der linken Flugelwurzel Flammen aus dem Flugzeug geschossen waren Als dann an der Startposition Felgenteile der Caravelle und Spuren von Hydraulikflussigkeit auf der Piste gefunden wurden konnte die Absturzursache rekonstruiert werden Damals wurde vielerorts ein Verfahren angewandt um bei Nebel vor dem Start die Piste freizublasen Dazu wurde das Flugzeug an der Startposition gewendet und bei angezogenen Bremsen die Triebwerke fur 10 bis 15 Sekunden auf eine hohe Leistung gebracht Durch den heissen Triebwerksstrahl wurde die Piste auf einer Lange von etwa 500 800 Metern kurzfristig vom Nebel befreit Bei Windstille dauerte es in der Regel zwei bis funf Minuten bis sich der so erzeugte Tunnel wieder schloss was fur den Start ausreichte Da mit diesem Verfahren aber nur die ersten paar hundert Meter nebelfrei waren verfeinerte man es bei der Swissair dahingehend dass das Flugzeug uber die Piste zur Startposition rollte also einen sogenannten Backtrack machte wobei es unterwegs mehrmals anhielt und die Triebwerke hochfuhr So wurden gewissermassen mehrere nebelfreie Tunnels hintereinander gelegt Da sich die Tunnel aber nach kurzer Zeit wieder schlossen musste zwischen den einzelnen Halten mit erhohter Geschwindigkeit gerollt werden Also rollte man mit erhohter Triebwerksleistung und regulierte die Geschwindigkeit mit den Radbremsen Es war zwar offensichtlich dass dieses Verfahren die Radbremsen beanspruchte aber es wurde davon ausgegangen dass die Bremsen insgesamt nicht starker beansprucht wurden als durch eine Vollbremsung nach einer Landung und dass daher die fur diesen Fall ubliche Kontrolle der Felgentemperatur durch Handauflegen auch hier genuge Prazise Messungen und Nachrechnungen wurden nicht vorgenommen Das Verfahren wurde dem technischen Piloten der Swissair sowie mehreren Fluglehrern vorgelegt und von keiner Seite wurden irgendwelche Bedenken geaussert Die Aufsichtsbehorde und der Hersteller wurden nicht informiert da man der Auffassung war sich innerhalb der normalen Betriebsgrenzen zu bewegen Die entsprechende Verfahrensvorschrift wurde nun an alle Swissairpiloten verteilt Die Vorschrift enthielt zwar den Hinweis dass die Bremsen vorsichtig eingesetzt werden sollten um ihre ubermassige Erhitzung zu verhindern Dieser Hinweis wurde aber nicht prazisiert Beim Unfallflug erhitzten sich wahrend des Zuruckrollens mit diesem Verfahren offenbar die Rader so stark dass die Magnesiumfelgen ihre Festigkeit verloren und beim Wenden am Abflugpunkt mindestens jene Felge brach deren Bruchstucke man spater fand Wahrscheinlich wurde dabei auch eine Hydraulikleitung beschadigt Es konnte nicht mehr eruiert werden ob sich bereits hier die auslaufende Hydraulikflussigkeit entzundete Jedenfalls wurden beim Einziehen des Fahrwerks Hydraulikleitungen die durch den Fahrwerkschacht fuhrten beschadigt entweder durch die Hitze oder mechanisch durch die defekte Felge worauf sich die ausfliessende und damals noch leicht brennbare Hydraulikflussigkeit an den heissen Bremsen entzundete Dies fuhrte zum vollstandigen Ausfall der Hydraulik wodurch das Flugzeug nicht mehr steuerbar war Ahnliche Falle BearbeitenAuf Propair Flug 420 sturzte eine Fairchild Swearingen Metro ebenfalls nach einem durch Probleme mit den Fahrwerksbremsen verursachten Feuer ab Literatur BearbeitenLotty Wohlwend SOS in Durrenasch eine Katastrophe erschuttert die Schweiz Verlag Huber Frauenfeld 2009 ISBN 978 3 7193 1504 7 Jaqueline Marylin Vessely Mauer des Schweigens Versuch einer Verarbeitung zweier Dorfer nach dem Swiss Air Absturz 1963 In Bernd Rieken Hrsg Angst in der Katastrophenforschung Interdisziplinare Zugange Waxmann Munster 2019 ISBN 3 8309 4090 4 S 79 92 Dokumentation BearbeitenHelen Arnet Das Trauma von Durrenasch Sendung DOK SRF 1 vom 5 September 2013Weblinks BearbeitenOffizieller Untersuchungsbericht Bericht auf der Website der Gemeinde Humlikon Swissair HB ICV 4 September 1963 Unfallbericht auf der Caravelle Website SudAviation com Flugunfalldaten und bericht im Aviation Safety Network englisch 47 324861111111 8 1591944444444 Koordinaten 47 19 29 5 N 8 9 33 1 O CH1903 654471 241805 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Swissair Flug 306 amp oldid 237171668