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Styx ist der erste Gedichtband von Else Lasker Schuler den sie Ende 1901 im Verlag von Axel Juncker veroffentlichte Inhaltsverzeichnis 1 Publikation 2 Inhalt 3 Rezeption 4 Ausgaben 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweisePublikation BearbeitenJuncker hatte im Herbst 1901 sein Interesse an einer Veroffentlichung von Lasker Schulers Gedichten angemeldet Lasker Schuler hatte dem zugestimmt die Erstauflage sollte 1050 Exemplare sein wobei sie erst nach Verkauf von 300 Exemplaren ein Honorar von 100 Mark erwarten durfte Nach einer kleinen Verzogerung erschien der Band dann Ende 1901 1 und die Autorin jubelte Mein Buch ist da hurrah schon drei Wochen macht es Epochen kaufet kaufet Und an den Herausgeber der Zeitschrift Avalun 2 der zuvor den Abdruck ihrer Gedichte abgelehnt hatte schreibt sie nun selbstbewusst Dieser Tage sendet mein Verleger 62 lyrische Soldaten in die Welt um Euch zu besiegen Europa Asien Afrika Australien Geht Euer Avalun ein Die 62 lyrischen Soldaten bezogen sich auf die 62 Gedichte des Bandes Weiterhin bat sie ihren Verleger Freiexemplare an die liter arischen Konige Europas zu senden zu denen sie damals Peter Altenberg Gerhart Hauptmann Henrik Ibsen und vor allem Richard Dehmel zahlte Uberhaupt bemuhte sich Lasker Schuler intensiv darum ihrem Erstling Publizitat zu verschaffen und die massgeblichen Personen mit ihren Dichtungen bekannt zu machen Sie schrieb Dutzende Karten liess ein Portratfoto von sich fur die Schaufenster der Buchhandlungen anfertigen forderte auf Kredit weitere Freiexemplare an und hatte sich fur die Styx Publikation bereits bei ihrem Schreiben an den Avalun Verleger um 8 Jahre verjungt und war nun am 11 Februar 1877 geboren Einige der Gedichte wurden von Herwarth Walden vertont den Lasker Schuler nach ihrer Scheidung von Berthold Lasker 1903 heiraten sollte Die Zehn Gesange zu Dichtungen Else Lasker Schulers wurden am 25 Marz 1902 in einem Konzert uraufgefuhrt Lasker Schuler konnte dem Konzert nicht beiwohnen da sie zu der Zeit sich von einer Erkrankung erholte Stellvertretend schickte sie ihren Verleger in das Konzert Inhalt BearbeitenVon den 62 Gedichten des Bandes waren 44 Erstveroffentlichungen Die zuvor publizierten Gedichte waren in der Gesellschaft von Ludwig Jacobowski in Rudolf Steiners Magazin fur Litteratur in weiteren Publikationen aus der Gruppe der Kommenden sowie in Martin Bubers Ost und West erschienen Die Gedichte konnen grob in drei Gruppen unterschieden werden Zunachst einmal sind da die Gedichte mit Bezug zur Familie also zu den verstorbenen Eltern den Schwestern und ihrem damals zweijahrigem Sohn Zu diesen gehoren das Einleitungsgedicht Chronica siehe unten oder Mutter in dem sie die am 27 Juli 1890 verstorbene Mutter beschwort Ein weisser Stern singt ein Totenlied In der Julinacht Wie Sterbegelaut in der Julinacht Und auf dem Dach die Wolkenhand Die streifende feuchte Schattenhand Sucht nach meiner Mutter Eine weit grossere Gruppe bilden teilweise stark erotisch gefarbte Liebes und auch Hassgedichte die einen gewissen Einfluss der vitalistischen Lyrik Nietzsches Hilles und Dehmels annehmen lassen zugleich in der Zerrissenheit des sich kundgebenden lyrischen Ichs einen ganz neuen eigenen Ton finden Zu dieser Gruppe gehoren etwa Nervus Erotis Meine Schamrote und Eros In einigen finden sich aber auch schon ironisch distanzierende Anklange so zum Beispiel in Orgie Der Abend kusste geheimnisvoll Die knospenden Oleander Wir spielten und bauten Tempel Apoll Und taumelten sehnsuchtsubervoll Ineinander Und der Nachthimmel goss seinen schwarzen Duft In die schwellenden Wellen der brutenden Luft Schliesslich weisen einige der Gedichte keine Ahnlichkeit mit irgendwelchen zeitgenossischen Bezugsgrossen auf und weisen vielmehr auf das voraus was als das Eigentumliche Lasker Schulers in den folgenden Jahren fur die Literatur lesende Welt zum Begriff werden wird Als Beispiel hier Weltflucht Ich will in das Grenzenlose Zu mir zuruck Schon bluht die Herbstzeitlose Meiner Seele Vielleicht ist s schon zu spat zuruck O ich sterbe unter Euch Da Ihr mich erstickt mit Euch Faden mochte ich um mich ziehn Wirrwarr endend Beirrend Euch verwirrend Um zu entfliehn Meinwarts Als 1917 Lasker Schulers Gesammelte Gedichte im Verlag der Weissen Bucher erscheinen sollten uberarbeitete die Autorin die in Styx erschienenen Gedichte teilweise Bei manchen beschrankte sich die Anderung auf Interpunktion und Strophengliederung etwa bei Meine Schamrote bei anderen wurde ausserdem der Titel geandert so wurde aus Sterne des Fatums in der zweiten Fassung Liebessterne Und bei einigen Gedichten sind die Eingriffe tiefgreifend so etwa bei Chronica dem Einleitungsgedicht der Erstauflage 1 Fassung 2 FassungMutter und Vater sind im Himmel Und spruhen ihre Kraft An singenden Fernen vorbei An spielenden Sternen vorbei Auf mich nieder Himmel bebender Leidenschaft Prangen auf O meine ganze Sehnsucht reisst sich auf Durch goldenes Sonnenblut zu gleiten Fuhle Mutter und Vater wiederkeimen Auf meinen ahnungsbangen Mutterweiten Drei Seelen breiten Aus stillen Morgentraumen Zum Gottland ihre Wehmut aus Denn drei sind wir Schwestern Und die vor mir traumten schon in Sphinxgestalten Zu Pharaozeiten Mich formte noch im tiefsten Weltenschooss Die schwerste Kunstlerhand Mutter und Vater sind im Himmel Amen Drei Seelen breiten Aus stillem Morgentraumen Zum Gottland ihre Wehmut aus Denn drei sind wir Schwestern Die vor mir traumten schon in Sphinxgestalten Zu Pharaozeiten Mich formte noch im tiefsten Weltenschoss Die schwerste Kunstlerhand In der Neufassung erhielt der Band auch ein dem Titel entsprechendes dreizeiliges Eingangsgedicht Styx O ich wollte dass ich wunschlos schlief Wusst ich einen Strom wie mein Leben so tief Flosse mit seinen Wassern Rezeption BearbeitenDie Kritik schied sich bei der Besprechung von Styx einigermassen sauberlich in Avantgarde und burgerliche Presse So begrusste der mit Lasker Schuler befreundete Samuel Lublinski in der Zeitschrift Ost und West die lyrische Debutantin und stellt sich gleich in einen ihr langfristig gemassen Kontext sie bewahrt sich als spate Enkelin jener uralten Sanger die einst die Psalmen oder das Buch Hiob gedichtet haben und das Gedicht Mein Sturmlied klinge als ob Wuste und Gewitter sich einander vermahlten wie einst am Sinai und zugleich ist es doch ein intim personliches modernes Liebeslied Sein Fazit Wer uber moderne Lyrik mitreden will der lese Styx von Else Lasker Schuler 3 Und Edgar Alfred Regener Rezensent des einflussreichen Literarischen Echos zeigte sich beeindruckt und meinte sogar Lasker Schuler habe mit ihrem ersten Band bereits ihren Zenit erreicht da eine weitere Steigerung nicht mehr moglich sei 4 Auch von Erich Muhsam wurde der Band besprochen allerdings zusammen mit zwei anderen Gedichtbanden unter der Uberschrift Die jungste deutsche Frauenlyrik 5 Dagegen lehnte Paul Remer in der illustrierten Unterhaltungsbeilage des Tag das Gewollte und Gequalte dieser Mystik ab und sah bei Lasker Schuler ein uberreiztes Nervensystem am Werk 6 Ausgaben BearbeitenErstausgabe Axel Juncker Verlag Berlin 1902 1901 Die anonyme Zeichnung auf dem Titelblatt stammt von Fidus Uberarbeitete Fassungen in Die gesammelten Gedichte Verlag der Weissen Bucher Leipzig 1917 Vertonung Herwarth Walden Zehn Gesange zu Dichtung von Else Lasker Schuler Fur eine Singstimme und Klavier Op 1 Reinike Berlin 1904 Aktuell Styx Omnium Berlin 2016 ISBN 978 3 95822 012 6 Literatur BearbeitenSigrid Bauschinger Else Lasker Schuler Biographie Wallstein Gottingen 2004 ISBN 3 89244 440 4 S 96 99 ff 107 f Kerstin Decker Mein Herz Niemandem Propylaen Berlin 2009 ISBN 978 3 549 07355 1 S 119 123 ff Weblinks BearbeitenElse Lasker Schuler Styx im Projekt Gutenberg DE Werke von Else Lasker Schuler mit Hinweisen zur zeitgenossischen RezeptionEinzelnachweise Bearbeiten Das Titelblatt weist als Erscheinungsjahr 1902 aus Avalun Ein Jahrbuch neuer deutscher lyrischer Wortkunst Munchen 1901 ZDB ID 282687 2 Herausgeber war der spatere USPD Politiker Richard Scheid In Ost und West Heft 12 1904 Sp 931 f In Das litterarische Echo Jg 4 H 24 vom September 1902 Sp 1719 f In Der Volkserzieher Berlin Jg 7 Nr 12 vom 7 Juni 1903 S 91 f In Der Tag Nr 181 1902 Illustrierte Unterhaltungsbeilage S 2 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Styx Gedichtband amp oldid 204628613