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Am Samstag dem 4 November 2006 kam es gegen 22 10 Uhr zu einem grosseren Stromausfall in Europa 1 Teile von Deutschland Frankreich Belgien Italien Osterreich und Spanien waren bis zu 120 Minuten ohne Strom sogar in Marokko waren Auswirkungen spurbar 380 kV Ems Freileitungskreuzung bei Mark sudlich von Weener mit inzwischen erhohten Masten September 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Ursache 2 Verlauf 3 Folgen 4 Zeitlicher Ablauf 4 1 Ereignisse vor dem 4 November 2006 4 2 Ereignisse am 4 November 2006 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseUrsache Bearbeiten nbsp Norwegian Pearl gebaut 2006Ausloser war die planmassige zeitweilige Abschaltung beider Stromkreise der von E ON heute Tennet TSO betriebenen Hochstspannungsleitung Conneforde Diele die als 380 kV Ems Freileitungskreuzung die Ems quert am Abend des 4 November 2006 Diese Abschaltung geschah fur die Uberfuhrung der Norwegian Pearl eines auf der Meyer Werft in Papenburg gebauten Kreuzfahrtschiffes Durch das E ON Netz floss zum Zeitpunkt des Ausfalls eine Leistung von fast 10 GW vor allem durch Windenergie erzeugt von Norddeutschland und Nordeuropa nach West und Sudeuropa Laut Untersuchungsbericht der UCTE war diese Abschaltung mangelhaft geplant und durch kurzfristige Anderung gekennzeichnet Der ursprungliche Zeitplan der Leitungsabschaltung sah eine erhebliche Reduzierung der Transportleistung vor Aufgrund von rechtlichen Vereinbarungen konnte diese Reduzierung nicht mehr dem aktualisierten Zeitplan angepasst werden Zudem wurde die Abschaltung der Leitung vorgezogen ohne die anderen beteiligten Ubertragungsnetzbetreiber Vattenfall heute 50Hertz Transmission und RWE heute Amprion rechtzeitig zu informieren so dass diese keine Chancen mehr hatten ihre Stromerzeugungs und Netzkapazitaten zum neuen Zeitpunkt an die veranderten Bedingungen anzupassen Das E ON Netz ging nach der geplanten Abschaltung der beiden 380 kV Stromkreise Conneforde Diele vom Normalbetrieb in dem das n 1 Kriterium erfullt war in den gefahrdeten aber noch sicheren Betriebszustand uber Weitere Umstande waren zwischen den Netzbetreibern nicht korrekt ausgetauschte und aktualisierte Grenzdaten bei den verbliebenen Transportleitungen die die Leistung von der Ems Freileitungskreuzung ubernehmen sollten Dadurch kam es in den laufend durchgefuhrten Lastflussberechnungen zur Bestimmung der Netzsicherheit zu ungenauen bzw falschen Berechnungen So waren die Grenzwerte der 380 kV Leitung zwischen den Umspannwerken Landesbergen und Wehrendorf diese Leitung ubernahm einen wesentlichen Teil der Leistung auf beiden Seiten unterschiedlich eingestellt wobei sich die Operatoren von E ON uber die abweichenden Parameter auf der Seite von RWE nicht bewusst waren 1 Unterschiedliche Grenzwerte Strom pro Leiterseil der 380 kV Leitung zwischen Landesbergen Wehrendorf Parameter Landesbergen WehrendorfZeitlich unlimitierter thermischerGrenzwert der Leitung 2000 A 2000 AWarnschwellen fur Alarmmeldung 1000 A und 2000 A 1795 AMaximal zulassiger Strom 2550 A fur 1 Stunde 1995 AUnmittelbare Abschaltung 3000 A 2100 AVerlauf BearbeitenNach der geplanten Abschaltung der zweiten Leitung der Ems Freileitungskreuzung um 21 39 kam es auf der 380 kV Leitung Landesbergen Wehrendorf zu einem geplanten Anstieg von rund 600 MVA auf 1 300 MVA Bis 22 05 ware es mit Hilfe der danischen Regelzone noch moglich gewesen das Netz aus dem gefahrdeten Zustand in den sicheren n 1 Zustand uberzufuhren allerdings wurde diese Option nicht in Erwagung gezogen und war aus rechtlichen Grunden auch nicht zulassig da zunachst zur Sicherstellung Topologieanderungen im eigenen Netz durchgefuhrt werden mussen 2 Zwischen 22 05 und 22 07 kam es auf der Leitung Landesbergen Wehrendorf zu einer weiteren Steigerung um 100 MW was zur Auslosung einer Warnung auf Seite von RWE fuhrte und um 22 08 zu einer dringenden Abklarung mit der Netzleitung von E ON fuhrte um den sicheren Betrieb wiederherzustellen Das Personal von E ON fuhrte in Echtzeit eine Lastflussberechnung zur Anderung der Netztopologie durch allerdings ohne Prufung des n 1 Kriteriums mit dem Ergebnis dass ein Zusammenschluss zweier Sammelschienen im Umspannwerk Landesbergen den Strom auf der Leitung Landesbergen Wehrendorf um 80 A reduzieren sollte nbsp Aufsplittung des UCTE Netzes in drei Teilregionen um 22 10 40Die um 22 10 11 vorgenommene Zusammenschaltung der Sammelschienen ohne weitere Absprachen mit der Netzleitung von RWE loste ein Desaster aus Anstatt wie geplant die Ubertragungsleistung zu mindern stieg der Strom durch die Leitung Landesbergen Wehrendorf um 67 A an was zwei Sekunden spater zur automatischen Auslosung des Netzschutzes im Umspannwerk Wehrendorf fuhrte Da zu diesem Zeitpunkt das n 1 Kriterium fur diese Region nicht erfullt war fuhrte die Abschaltung der Leitung Landesbergen Wehrendorf zu einer Kettenreaktion Die Last verteilte sich unkontrolliert auf andere Leitungen im Umfeld was in der Folge zu weiteren automatischen Abschaltungen wegen Uberlastung und fehlender Synchronitat fuhrte nbsp Netzfrequenz Area 1Am Ende der Kettenreaktion wurde um 22 10 28 7 das UCTE Verbundnetz durch die Abfolge bzw automatische Notfallprogramme in den Bereich West und Nord Osten und 0 2 s spater das Sud Ostliche Stromnetz als eigene Teilnetze aufgetrennt ohne dass es zu Schaden an der Infrastruktur wie Transformatoren oder Leitungen kam Nord und Osteuropa erzeugten nun knapp 10 000 MW zu viel Leistung die in West und Sudeuropa fehlte 3 Als Konsequenz stieg die Netzfrequenz im Norden und Osten Europas rapide wahrend sie im Westen und Suden Europas rapide fiel Unterfrequenz Wahrend es in Nord und Osteuropa noch gelang die Leistungsbilanz rechtzeitig auszugleichen vor allem durch Trennen von Energieerzeugern vom Netz konnte die fehlende Erzeugerleistung in West und Sudeuropa nicht schnell genug mobilisiert werden Es wurden durch automatischen Lastabwurf Verbraucher vom Netz genommen dies hatte fur die betroffenen Regionen einen unmittelbaren Stromausfall zur Folge Um 22 10 40 konnte so eine Stabilisierung der Netzfrequenz in den verbliebenen Versorgungsbereichen der westlichen Region auf niedrigem Niveau gesichert werden In der Folge wurde versucht die Synchronitat des Stromnetzes wiederherzustellen und es wieder zusammenzuschalten Dies gelang europaweit nach mehreren erfolglosen Versuchen gegen 22 50 Folgen BearbeitenBetroffen waren bis zu zehn Millionen Haushalte in Europa Auch der Bahnverkehr wurde massiv beeintrachtigt In Osterreich kam es im Zuge der Storung zu einer Auftrennung des Verbundnetzes zwischen West und Ostosterreich Wahrend in Ostosterreich zu viel Leistung verfugbar war mit einem deutlichen Anstieg der Netzfrequenz und mit der Folge dass Kraftwerke kurzfristig vom Netz genommen werden mussten war in Westosterreich zu wenig Leistung verfugbar Kurzfristig wurden in Westosterreich daher Grossverbraucher abgeschaltet und zusatzliche Speicherkraftwerke zur Stutzung der Stromversorgung in Betrieb genommen Durch die Umschaltungen kam es in Osterreich zu Stromausfallen diese dauerten Sekundenbruchteile bis in manchen Regionen einige Minuten Nach einer knappen Dreiviertelstunde konnten die beiden Netzhalften in Osterreich wieder synchronisiert und zusammengeschaltet werden Zeitlicher Ablauf BearbeitenAngaben gemass Untersuchungsbericht der Bundesnetzagentur 4 Ereignisse vor dem 4 November 2006 Bearbeiten 18 09 2006 Die Meyer Werft beantragt die Abschaltung der Leitung Conneforde Diele zum 5 November 2006 01 00 05 00 Uhr 27 10 2006 vorlaufige Genehmigung durch E ON Information an RWE 03 11 2006 Die Meyer Werft bittet E ON um eine Vorverlegung auf den 4 November ab 22 00 Uhr 03 11 2006 ca 18 00 E ON ubermittelt das routinemassige tagliche Informationsdokument DACF an RWE Es enthalt keine Angaben zur geanderten Zeitplanung Ereignisse am 4 November 2006 Bearbeiten zwischen 18 00 und 19 00 E ON informiert RWE uber die geanderte Zeitplanung 21 30 RWE stimmt der Leitungsabschaltung zu 21 38 die erste Leitung wird abgeschaltet 21 39 die zweite Leitung wird abgeschaltet 21 39 E ON erhalt erste Warnmeldungen zu moglichen Leitungsuberlastungen 21 42 E ON erteilt die sogenannte Verfugungserlaubnis finale Freigabe an die Meyer Werft ab 22 00 der tagliche Wechsel von Handelsabsprachen zu 22 00 Uhr erhoht die Lastflusse ab ca 22 05 Uhr ab 22 07 Uberschreitung des durch RWE gesetzten Sicherheitsgrenzwerts fur die Leitung Landesbergen Wehrendorf ab 22 10 11 E ON legt eine Kupplung im Umspannwerk Landesbergen ein Ziel ist eine Reduzierung des Lastflusses auf der kritischen Leitung Das Gegenteil tritt ein der Lastfluss erhoht sich ab 22 10 13 Die Leitung Landesbergen Wehrendorf schaltet sich ab ab 22 10 15 verschiedene andere Leitungen werden uberlastet und schalten sich ab Der UCTE Netzverbund wird in der Folge in drei Gebiete getrennt Siehe auch BearbeitenListe historischer StromausfalleEinzelnachweise Bearbeiten a b UCTE 2007 Final Report System Disturbance on 4 November 2006 entsoe eu PDF 13 Abs 1 des deutschen Energiewirtschaftsgesetzes vom 13 Juli 2005 Albrecht Tiedemann Chanthira Srikandam Paul Kreutzkamp Hans Roth Bodo Gohla Neudecker Philipp Kuhn Untersuchung der elektrizitatswirtschaftlichen und energiepolitischen Auswirkungen der Erhebung von Netznutzungsentgelten fur den Speicherstrombezug von Pumpspeicherwerken kurz NNE Pumpspeicher Hrsg Deutsche Energie Agentur dena Berlin 24 November 2008 Kapitel 3 7 Exkurs Grossstorung im UCTE Verbundnetz am 4 November 2006 S 32 ff dena de PDF 4 5 MB abgerufen am 18 Januar 2014 Auftraggeber Vattenfall Europe Transmission GmbH VE T Abschlussbericht Bericht uber die Systemstorung am 4 November 2006 PDF 400 kB der Bundesnetzagentur Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stromausfall in Europa im November 2006 amp oldid 232578525