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Das Stressimpfungstraining engl Stress Inoculation Training 1 wurde von Donald Meichenbaum 1979 2 1985 1 veroffentlicht und liegt seit 1991 1 in Deutschland vor Es ist ein Verfahren zur Bewaltigung von Stresssituationen Es dient dazu Personen Strategien zur Stressbewaltigung in aktuellen Situationen beizubringen Der Erwerb der Strategien geschieht praventiv das heisst die Strategien zur Stressreduktion werden bereits vor dem stressenden Ereignis vermittelt Das kognitiv verhaltenstherapeutische Vorgehen Meichenbaums ahnelt insgesamt dem Vorgehen von Aaron T Beck und Albert Ellis jedoch wird bei Meichenbaum starker auf die Erarbeitung und das Training forderlicher Kognitionen fokussiert Das Stressimpfungstraining sei von Novaco 1979 in die Therapie von Arger integriert worden 3 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgehen 1 1 Informationsphase 1 2 Ubungsphase 1 3 Anwendungsphase 2 Anwendungsbereiche 3 Kritik 4 Einzelnachweise 5 LiteraturVorgehen BearbeitenFur das Vorgehen werden drei aufeinanderfolgende Phasen beschrieben 4 Informationsphase Bearbeiten In der Informationsphase werden die Probleme des Klienten analysiert Dabei wird ein fur den Klienten plausibles Modell zur Entstehung des Stresses erstellt Zudem wird die Struktur des Therapieprozesses bestimmt Ziel der Informationsphase ist es dem Klienten ein klares Verstandnis fur die Entstehung und Aufrechterhaltung von Stressreaktionen seiner Angste Arger Probleme usw zu vermitteln Zu Beginn der Therapie erfolgt die Psychoedukation an deren Ende der Patient das prinzipielle Modell verstanden haben soll dass nicht die Ereignisse selbst Stress hervorrufen sondern die Art wie die Ereignisse wahrgenommen werden Den Klienten wird deutlich gemacht dass sie die Ereignisse anders wahrnehmen und mit ihnen so umgehen konnen dass sie weniger Stress auslosen Der eigentliche Beginn des Stressimpfungstrainings ist eine detaillierte Problemanalyse bei der erfasst wird welche Gedanken der Person in kritischen und belastenden Situationen durch den Kopf gehen Dabei wird in der Regel auf gelaufige Stressreaktionen der Person zuruckgegriffen damit sich der Patient lebhaft eine Situation vorstellen und sich in die dabei ablaufenden Selbstverbalisierungen hineinversetzen kann Wichtig ist dass dem Klienten ein plausibles Modell zur Entstehung seiner Stressreaktionen vermittelt wird wobei er verstehen soll wie seine Gedanken zum Aufschaukeln von Stress und negativen Emotionen beitragen Ziel der Informationsphase ist den Klienten fur Hinweisreize von aufkommender Angst oder Stress zu sensibilisieren so dass er Stresssituationen und damit verbundene Verhaltensreaktionen fruhzeitig erkennt und anders darauf reagieren kann Die Analyse des Stressgeschehens geschieht mittels des SORKC Modells Ubungsphase Bearbeiten In der Ubungsphase werden dem Klienten mehrere Methoden vermittelt mit deren Hilfe er aufkommende Angst und Stressreaktionen kontrollieren kann In dieser Phase werden Informationen uber problematische Situationen und die Stressreaktionen des Klienten gesammelt aber auch Bewaltigungsreaktionen bspw Entspannungstrainings wie die Progressive Muskelrelaxation nach Edmund Jacobson erlernt Eventuell konnen auch weitere Strategien wie Atemkontrolle Rollenspiele oder Gedankenstop zur Anwendung kommen Besonders wichtig sind nach Meichenbaum jedoch die kognitiven Bewaltigungsmechanismen Die Ubungsphase ist in vier sich zeitlich uberlappende Schritte gegliedert Vorbereitung auf einen Stressor dient der Orientierung und der Klarstellung was zu tun ist Beispiele Mach dir keine Sorgen Denke lieber nach was du tun kannst Konfrontation mit dem Stressor Der Klient soll sich daran erinnern was er angesichts einer stressenden Situation tun sollte z B sich in kleinen Schritten der Situation aussetzen sich entspannen nicht in Panik verfallen usw Beispiel Du kannst die Situation bewaltigen Immer eins nach dem anderen Jetzt nicht in Panik geraten Atme durch und entspanne dich Gefuhl der Uberwaltigung Der Ernstfall wird vorweggenommen und die drohende Panik vorgestellt Beispiel Die Angst ist zwar nicht abzuschalten aber du kannst damit umgehen Die Angst ist zu ertragen Selbstverstarkung Die Selbstverstarkung soll dazu dienen das Bewaltigungsverhalten im Verhaltensrepertoire der Person zu stabilisieren Beispiel Es hat geklappt Du hast es geschafft Prima Du machst Fortschritte Nach Meichenbaum ist es wichtig eine fur die Klienten individuell gunstige Formulierung zu suchen und nicht starre Satze vorzugeben Die Erarbeitung erfolgt gemeinsam mit dem Klienten u a durch die Modellvorgabe Die erlernten Strategien werden dann in einer exemplarischen Problemsituation eingeubt z B in einer vorgestellten oder kunstlich hergestellten Stresssituation Anwendungsphase Bearbeiten In der Anwendungsphase erprobt der Klient die neu erworbenen Bewaltigungsfertigkeiten in realen und vielfaltigen Belastungssituationen Die Stresssituationen werden in der Regel gestuft aufgesucht und unter Einsatz von Selbstverbalisation vom Klienten bewaltigt Ziel der Anwendungsphase ist dem Klienten eine gewisse Flexibilitat im Umgang mit realen Problemsituationen beizubringen Es wird davon ausgegangen dass der Klient in der Ubungsphase Bewaltigungsreaktionen erlernt hat die fur reale Belastungssituationen eine schutzende Immunisierung ausuben Aus diesem Grund wird das Verfahren als Stressimpfung bezeichnet Anwendungsbereiche BearbeitenUrsprunglich wurde das Stressimpfungstraining zur Kontrolle von Stress und Belastungssituationen entwickelt Mittlerweile wird es jedoch auch in anderen Bereichen eingesetzt wie bspw in der Verhaltensmedizin oder zur Pravention innerhalb von Gruppen die haufig starkem Stress ausgesetzt sind beispielsweise Polizisten oder Feuerwehrmannern oder zur Gesundheitsforderung Das Stressimpfungstraining lasse sich laut Jungnitsch 1992 auch fur die Bewaltigung von Schmerzattacken im Rahmen rheumatischer Erkrankungen adaptieren 5 Es gebe mehrere Studien die die Wirksamkeit zur Stressbewaltigung Angstbewaltigung und zur Behandlung von PTSD belegen 6 Kritik BearbeitenDer Begriff der Selbstverbalisation wird eher unscharf zur Kennzeichnung einer Reihe ganz unterschiedlicher kognitiver Inhalte verwandt Auch herrscht eine begriffliche Unklarheit in seinem Konzept vor da Meichenbaum die Begriffe Selbstverbalisation inneres Sprechen innerer Monolog verbales Bewaltigungsverhalten Kognitionen und Uberzeugungen in verschiedenen Veroffentlichungen nahezu synonym verwendet Zudem liefert Meichenbaum fur seinen Ansatz im Gegensatz zu denen von Aaron T Beck oder Albert Ellis keinen zusammenfassenden theoretischen Rahmen aus dem eine nahere Spezifizierung der Therapieziele z B in Bezug auf angemessene Selbstverbalisation ableitbar ware Meichenbaum gibt keinerlei Kriterien an was eine dysfunktionale Kognition kennzeichnet Weiter gibt es keine empirischen Befunde die die Evidenz des Stressimpfungstraings untermauern Einzelnachweise Bearbeiten a b c Ulla Franken Emotionale Kompetenz Eine Basis fur Gesundheit und Gesundheitsforderung Ein gesundheitswissenschaftlicher Beitrag zur Grundversorgung von Menschen mit psychogenen Storungen und Erkrankungen Dissertation 2004 Books on Demand Norderstedt 2010 ISBN 978 3 8370 3279 6 S 295 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Michael Zaudig Rolf Dieter Trautmann Sponsel Peter Joraschky Rainer Rupprecht Hans Jurgen Moller Henning Sass Hrsg Therapielexikon Psychiatrie Psychosomatik Psychotherapie 2006 ISBN 3 540 30986 1 S 753 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Claas Hinrich Lammers Emotionsbezogene Psychotherapie Grundlagen Strategien und Techniken 2011 ISBN 978 3 7945 2787 8 S 264 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Hansruedi Ambuhl Barbara Meier amp Ulrike Willutzki Soziale Angst verstehen und behandeln Ein kognitiv verhaltenstherapeutischer Zugang 3 Auflage Klett cotta Stuttgart 2006 ISBN 3 608 89025 4 S 132 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Georg Jungnitsch 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