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Die Steinzeitliche Siedlungskammer im Satrupholmer Moor ist ein archaologisch untersuchtes Areal bei Satrupholm in Angeln das vor allem fur seine Fundstucke aus dem Mesolithikum bekannt ist Im ostlich von Satrup im Kreis Schleswig Flensburg gelegenen Moor wurden einige fur die steinzeitliche Feuchtbodenarchaologie wichtige Fundplatze angetroffen die aufgrund ihrer raumlichen Zusammengehorigkeit unter dem Begriff einer Siedlungskammer zusammengefasst werden konnen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Fundplatze 3 1 Rude LA 2 3 2 Satrup LA 2 Bondebruck 3 3 Satrup LA 60 Fasaneninsel 3 4 Satrup LA 70 Pottmoor 3 5 Satrup LA 71 Forstermoor 3 6 Sudensee LA 1b Sudensee Damm 4 Neueste Forschung im Satrupholmer Moor 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLage Bearbeiten nbsp Das Moor grenzt ostlich an Satrup im Suden an Rehberg und Rude an und wird im Nordosten in etwa durch den Lauf des Baches Bondenau angedeutet Eingerahmt wird es von der kleinteilig zergliederten Endmoranenlandschaft des Schleswig Holsteinischen Hugellandes die sich auf bis zu 50 m uber NN uber dem auf ca 27 m Hohe NN gelegenen Moor erhebt Das Becken des Satrupholmer Moores wurde durch glaziogene Vorgange geschaffen Bohrungen haben ergeben dass es sich hierbei um drei getrennte grosse Toteislocher handelt die bis 11 5 m unter die jetzige Mooroberflache reichen Bei der Regression der Gletscher blieben mehrere Eisbrocken zuruck die zunachst verhinderten dass sich die Senken mit durch den Gletscher mitgefuhrten Sand anfullen konnten So entstand hier ein von einem Bach durchflossener See ein fur Menschen attraktiver Siedlungsraum der nach und nach verlandete Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Heute sind in Schleswig Holstein etwa 60 Platze mit Fundmaterial aus dem 7 und 6 Jahrtausend v Chr bekannt Stand 2017 Diese gehoren der Kongemose Kultur an 6800 5500 v Chr 1 Meldungen uber erste archaologische Funde sind bereits aus dem ausgehenden 19 Jahrhundert bekannt Mit der Nutzung des Torfes als Brennstoff wurde in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts die Arbeit im Moor intensiviert was auch zu einer Zunahme der Funde fuhrte Zahlreiche Funde wurden durch den Dachdeckermeister Johannes Echberg gemacht In den 1930er Jahren sollte das Moor trockengelegt und kultiviert werden Da sich eine Absenkung des Wasserspiegels auf die Erhaltung organischer Funde negativ ausgewirkt hatte wurden erste professionelle archaologische Untersuchungen geplant Diese wurden in der Zeit zwischen 1947 und 1963 als NDW DFG Projekt unter der Fuhrung von Hermann Schwabedissen in mehreren Kampagnen durchgefuhrt Ab 2005 wurde die Forschung im Satrupholmer Moor durch Sonke Hartz wiederaufgenommen Bedingt durch wechselnde Grabungs und Dokumentationsmethoden und einen Publikationsstau konnten viele Funde Befunde und Fundflachen der Altgrabungen bei einer abschliessenden Betrachtung nicht mehr optimal korreliert werden Als im Rahmen einer naturschutzrechtlichen Ausgleichsmassnahme ein Teich entstehen und ein Knick verlegt werden sollte und dabei gesetzeswidrig die Archaologie nicht einbezogen wurde wurde im Bereich Satrup LA 2 eine Notgrabung durchgefuhrt Fundplatze BearbeitenRude LA 2 Bearbeiten nbsp Der Fundplatz Rude LA 2 LA Landesaufnahme befindet sich am sudostlichen Rande des Moores auf einer flachen nach Nordwesten abfallenden Landzunge die ideale Siedlungsmoglichkeiten bot Hier wurde zwischen 1947 und 1959 in funf Kampagnen eine Flache von uber 440 m erschlossen Stratigraphisch typologisch und palynologisch wurde dieser Fundplatz in die Zeit vom Spatmesolithikum bis in das Fruhneolithikum eingeordnet Radiokarbondatierungen engen die Datierung in die Zeit zwischen 5000 und 4500 c Chr ein Es kamen hier neben Flintartefakten und Faunenresten Scherben von zwei unterschiedlichen Keramikstilen zum Vorschein die typologisch den spitzbodigen Gefassen der Ertebolle Kultur aber auch denen der fruhneolithischen Trichterbecherkultur ahneln Das Milieu des Moores hatte aber auch einen grossen mit Rinden und Knuppellagen befestigten Bereich erhalten wie auch mehrere Paddel Aalstecher Netzteile Pfeil und Bogenteile Lanzen sowie andere organische Funde Satrup LA 2 Bondebruck Bearbeiten nbsp Flint StichelDer Fundplatz Bondebruck zunachst so benannt nach der Koppel von der die ersten Funde stammten liegt am nordlichen Rand des Satrupholmer Moores und wurde zuerst in drei Kampagnen zwischen 1947 und 1957 erforscht Schon in den 1920er Jahren wurde er aus Aufzeichnungen bekannt Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg hatte der Amateurarchaologe Johannes Bondzen auf einer Moranenkuppe sudlich des Hofes Bondebruck mesolithische Flintartefakte aufgelesen Der lokale Sammler Johannes Echberg entdeckte bei Torfstecharbeiten organische Reste wie Knochen und Geweih in einem Bereich dessen Ausdehnung er mit 120 m Ost West und 40 m Nord Sud angab Es handelte sich also um eine fur spatmesolithische Jagdplatze uberraschende Ausdehnung Bei der Grabung die 1957 abgeschlossen wurde untersuchte man insgesamt ca 106 m auf erhohtem Grund und im Moorrandbereich Spatere Nachgrabungen zur Uberprufung der Fundsituation und der Erhaltungsbedingungen erfolgten ab 2009 durch Archaologen des Archaologischen Landesmuseums Schleswig im Rahmen eines Dissertationsprojekts der Universitat Kiel Das Museum fur Archaologie Schloss Gottorf ehemaliges Archaologisches Landesmuseum und das Zentrum fur Baltische und Skandinavische Archaologie der Stiftung Schleswig Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf untersuchte zwei kleine Flachen von 25 und 20 m Zahlreiche Stichelklingen und Knochen von grossen Jagdtieren wie Ur Wildschwein Reh und Elch weisen darauf hin dass es sich hierbei um einen Schlachtplatz gehandelt haben konnte an dem erlegte Tiere zerteilt wurden Im Zuge der Nachgrabungen wurden ein Elch und ein Ur Knochen mit Hilfe der Radiokarbonmethode auf ca 5900 v Chr und damit in das Spatmesolithikum Kongemosestufe datiert Keramikreste belegen jedoch weitere Besuche zu spaterer Zeit die uber die Ertebolle Zeit 5500 4100 v Chr bis in das Fruhneolithikum hinausstrahlen Die Rosenaxte Tullengeweihaxte und Keramikscherben bestatigten die beiden Phasen der Siedlungsreste mit einer intensiven kongemosezeitlichen Besiedlung um 6000 v Chr und einer jungeren kurzzeitigen in der spaten Ertebollekultur zwischen 4300 und 4400 v Chr Die Knochenreste belegen eine recht genaue Hierarchie der Jagdwildbedeutung So stellen Wildschweine 32 Auerochsen 25 Elche 14 Rothirsche 13 und Rehe 11 der Knochen Die Jagd auf Biber 3 ist unbedeutend noch weniger die auf Wolf Fuchs Fischotter Dachs Igel und Wildpferd die jeweils unter 1 der Knochen stellten Dabei diente die Jagd fast ausschliesslich der Fleisch nicht der Pelzgewinnung 2 Dabei wurden nur die fleischreichen Teile zum Lager getragen und dort zerlegt moglicherweise auch verzehrt Wenige kleine Fragmente stellen die altesten Menschenknochen des Bundeslandes dar Es wurde Geweih zu Werkzeugen verarbeitet ebenso wie Holz Grubenartigen Strukturen sowie Schlagabfalle Mikrolithen und Klingengerate belegen eine Werkzeugproduktion vor Ort Die Pollenproben weisen in der untersten Schicht einen hohen Anteil von Kiefer und Birke auf Hinzu kommen Eichenmischwaldarten wie Eiche Linde und Ulme aber auch die Erle Dies deutet auf das ausgehende Boreal hin also auf die Zeit nach ca 8000 v Chr Satrup LA 60 Fasaneninsel Bearbeiten Beim Fundplatz Fasaneninsel handelt es sich um eine in der nordwestlichen Ecke des Moores gelegene Stelle die nach zahlreichen Funden wahrend Torfstecharbeiten schliesslich in den Jahren 1954 und 1955 gegraben wurde Auf einer Sandlinse wurden mehrere Suchgraben angelegt die jedoch nicht ausreichend dokumentiert wurden die zahlreiche weiss patinierte Flintfunde hervorbrachten Die untersuchten Funde deuten auf eine rein mesolithische hochqualitative Klingenindustrie hin die in Verbindung mit dem nordlich gelegenen Oberflachenfundplatz Satrup LA 1 gebracht werden kann Satrup LA 70 Pottmoor Bearbeiten Dieser Fundplatz gegraben 1947 1957 und 1958 liegt am sudlichen Rand des Moores und sticht durch seine zweiphasige Belegung hervor Radiokarbondatierungen und typologische Merkmale der Keramik weisen in die mittlere bis ausgehende Ertebolle Kultur Rosenhof Neustadt Phase und in die Trichterbecherkultur Fuchsbergstufe Der Fundort ist teilweise durch Torfabbau und Deponierung von modernem Bauschutt gestort jedoch ist hier eine Fundlage auf einer Sandlinse im Flachwasserbereich des ehemaligen Sees zu vermuten die als Opferplatz gedient haben konnte Das geborgene Flintmaterial sowie Knochen und Geweih konnte nicht eindeutig einer bestimmten Phase zugeordnet werden da es hier zu Umlagerungen durch naturliche und anthropogene Einflusse gekommen sein kann Eine zugehorige Siedlung kann landseitig etwa 70 m weiter sudlich mit dem Oberflachenfundplatz Rehberg LA 2 angetroffen worden sein Satrup LA 71 Forstermoor Bearbeiten nbsp KlingenForstermoor am sudwestlichen Rand des Satrupholmer Moores gelegen wurde 1956 1959 und 1960 auf uber 269 Quadratmeter erforscht Auch hier ist eine zweiphasige Nutzung im Fundmaterial sichtbar die aus wenigen Funden mit mesolithischem Einschlag Kongemose Kultur und einer geschlossenen Kulturschicht der mittleren Ertebolle Kultur bestanden Uber 1500 Feuersteinartefakte wurden wissenschaftlich ausgewertet und weisen auf dem Grabungsplan zwei raumlich getrennte Konzentrationen auf Es wurde ein hoher gelegener Schlagplatz gefunden aber auch eine schwarze Holzkohleschicht die als Beleg fur Brandrodung gedeutet werden kann Es fanden sich uber 570 Klingen die z T als Sagen Bohrer oder zu Pfeilspitzen modifiziert wurden Auffallig ist jedoch die fast vollstandige Abwesenheit von Stichelmodifikationen im Inventar Bemerkenswert ist eine kleine importierte Axt aus Amphibolit Die keramischen Reste streuen uber die gesamte Grabungsflache und reihen sich metrisch in die Funde von Rude LA 2 und Satrup LA 2 ein die fur die Ertebollezeit markanten langovalen Lampen wurden nicht angetroffen Das Faunenspektrum umfasst Rothirsch Ur Wildschwein und Reh aber auch Fische und Vogelknochen wurden entdeckt Zahlreiche organische Artefakte darunter Paddel ein Netz Speere Insgesamt liegt in Forstermoor jedoch kein primarer Siedlungsplatz vor sondern eine dem Wohnplatz vorgelagerte Abfallzone Die eigentliche Siedlung durfte auf dem sudlich angrenzenden Hugel oder ostlich im Moorrandbereich zu finden sein beide Gebiete sind jedoch durch Erosion bzw Torfabbau stark gestort Sudensee LA 1b Sudensee Damm Bearbeiten Dieser Fundplatz in der nordostlichen Ecke des Moores wurde 1955 und 1956 untersucht Obgleich das umgebende Gebiet bereits ausgetorft war blieben unberuhrte Fundschichten unter einem Wegedamm erhalten Hier konnten etwa 125 Quadratmeter ergraben werden Zwanzig Radiokarbondatierungen bezeugen auch auf diesem Fundplatz eine klar getrennte zweiphasige Nutzung in die Zeit der mittleren Ertebolle Kultur und an das Ende des Fruhneolithikum I Jedoch sind die ertebollezeitlichen Belege nur sparlich vorhanden hingegen wurden zahlreiche Gefasse aus dem Fruhneolithikum geborgen die moglicherweise auf intentionelle Deponierungen entlang des prahistorischen Ufers deuten Holzkohle verbrannte Flintartefakte und verbrannte Rinderknochen verstarken das Bild eines Opferplatzes Die zahlreichen Hinweise auf verschiedene Paddelformen auf stationare und mobile Fischfanggerate und einige Fischknochen zeugen von der Bedeutung des ehemaligen Sees als Ressource zur Nahrungsbeschaffung im Spat und Endmesolithikum Zudem wurden auch Paddel und Einbaume aus eisenzeitlichem Kontext entdeckt Importbeziehungen zu sudlicheren vollneolithischen Kulturen werden durch mehrere Felsgesteinaxte belegt die genaue Herkunft bleibt jedoch umstritten Eine bereits 1896 beim Torfstechen gefundene Bernsteinkette mit uber 60 erhaltenen Teilen ist in der Ausstellung des Archaologischen Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig zu sehen Neueste Forschung im Satrupholmer Moor Bearbeiten nbsp Grabung im Satruper Moor 2010 Aktuelle Forschungen zu archaologischen Themen fanden ab 2005 bis 2009 statt Hierbei kam es zu einer Aufarbeitung des Altmaterials der Grabungen 1947 1963 An mehreren Fundstellen im Moor insbesondere auf dem Platz Satrup LA 2 Bondebruck fanden 2009 und 2010 Untersuchungen zur Uberprufung der Fundsituation und zur Klarung der Erhaltungsbedingungen im Moorrandbereich statt Durch verbesserte Grabungstechniken konnten weitere Belege fur Fischfang erbracht werden und unsichere Fundzusammenhange geklart werden Literatur BearbeitenUlrich Schmolcke Mirjam Briel Stefanie Klooss Sonke Hartz Ingo Feeser Annika B Muller Gluck im Ungluck Neue Ergebnisse von einem altbekannten mittelsteinzeitlichen Fundplatz am Rande des Satrupholmer Moores in Satrup Kreis Schleswig Flensburg in Archaologische Nachrichten Schleswig Holstein 2017 19 29 academia edu Frederick Feulner Die spatmesolithischen und fruhneolithischen Fundplatze im Satrupholmer Moor Kr Schleswig Flensburg Rekonstruktion einer Siedlungskammer Dissertation Universitat Kiel 2010 Frederick Feulner Evidence for fishing in the Satrup bog Kr Schleswig Flensburg Germany Quartar 57 2012 165 147 Frederick Feulner The Bark Floor from Rude 2 Journal of Wetland Archaeology 11 2012 109 119 Frederick Feulner Insights on archaeological find interpretation in the Satrup bog Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins Schleswig Holstein 73 2011 Frederick Feulner Late Mesolithic Ertebolle and early Neolithic bog sites at Satrupholmer Moor Schleswig Holstein Germany Mesolithic Miscellany 20 1 2009 20 21 Niklas Hausmann Satrup LA 2 Eine erste Auswertung Bachelorarbeit Universitat Kiel 2011 Hermann Schwabedissen Ausgrabung mesolithischer neolithischer Wohnplatze im Satrupholmer Moor Kr Schleswig Germania 35 1957 371 373 Hermann Schwabedissen Die Ausgrabungen im Satrupholmer Moor Zur Frage nach Ursprung und fruhester Entwicklung des nordischen Neolithikums Offa 16 1957 58 5 28 Weblinks BearbeitenStoneAgeBogsAnmerkungen Bearbeiten Ulrich Schmolcke Mirjam Briel Stefanie Klooss Sonke Hartz Ingo Feeser Annika B Muller Gluck im Ungluck Neue Ergebnisse von einem altbekannten mittelsteinzeitlichen Fundplatz am Rande des Satrupholmer Moores in Satrup Kreis Schleswig Flensburg in Archaologische Nachrichten Schleswig Holstein 2017 19 29 hier S 19 Ulrich Schmolcke Mirjam Briel Stefanie Klooss Sonke Hartz Ingo Feeser Annika B Muller Gluck im Ungluck Neue Ergebnisse von einem altbekannten mittelsteinzeitlichen Fundplatz am Rande des Satrupholmer Moores in Satrup Kreis Schleswig Flensburg in Archaologische Nachrichten Schleswig Holstein 2017 19 29 hier S 24 54 69219 9 628487 Koordinaten 54 41 31 9 N 9 37 42 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steinzeitliche Siedlungskammer im Satrupholmer Moor amp oldid 237190141