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Die Steingutfabrik zu Damm produzierte Steingut das im Volksmund Dammer Porzellan genannt wurde Teller Hansel Gretel und Kusperhexe Marchenserie Geschirrmarke Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Blutezeit 1 3 Niedergang 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten 1804 erhielt der 1797 in Aschaffenburg zugezogene Furstlich Lowenstein Wertheim sche Hofrat der Arznei und Wundarznei Kunde Doktor Franz Seraph Czihak das Privilegium zur Fuhrung einer englischen Steingutfabrik Es fanden sich keine Geldgeber sodass eine Produktion nicht aufgenommen wurde 1827 waren es dann zwei Konzessionare die sich um die Steingutherstellung im heutigen Stadtteil Damm der Stadt Aschaffenburg bewarben Anselm Strauss auf der Gemarkung Aschaffenburg und Anna Maria Muller in der damals selbstandigen Landgemeinde Damm Anselm Franz Strauss 1780 1830 war Grunder der Apotheke Zum Vogel Strauss Professor an der Aschaffenburger Karlsuniversitat 1808 und ab 1809 am Aschaffenburger Forstinstitut Strauss wurde am 4 Dezember 1827 das Privileg verliehen eine besondere Masse fur gebranntes Steingut herzustellen welcher Talkerde Magnesiumsilikathydrat beigemischt wurde die Strauss aus der Mutterlauge der Orber Saline gewann Das Privileg umfasste ausserdem die eigenthumliche Behandlung einer Kiesel Natrum und talkhaltigen Masse zu Steingut ohne Brand Die Masse wurde mittels Wasserglas gebunden das erstmals 1818 durch den Chemiker Johann Nepomuk von Fuchs hergestellt worden war Zu den ubrigen Bestandteilen der Stein und Irdengutmassen sollten lt Privileg gehoren weisse und farbige Tonerden aus Damm Aschaffenburg Grossostheim Wenigumstadt Kleinwallstadt Grosswallstadt und Klingenberg dann Quarz Quarzsand und Feuerstein aus Aschaffenburg Feldspat aus Mainaschaff und verwitterter kohlensauerer Kalk aus Homburg am Main Je nach Mengenverhaltnis der zugegebenen Erden konnten aus der Steingutmasse unterschiedliche keramische Produkte von einfarbigem Sanitatssteingut uber Gebrauchsgeschirr mit Dekor bis hin zu Keramikbusten geformt werden Die Steingut Fabrique A F Strauss und Comp nahm die Produktion in der Aschaffenburger Haselnussmuhle auf Aber schon 1829 verzichtete Strauss freiwillig auf sein Privileg Aus der ausgeharteten aber ungebrannt gebliebenen Steingutmasse loste sich das Natrum Natron Das ungebrannte Steingut wurde aus gesundheitlichen Grunden fur Koch und Trinkgeschirr nicht langer zugelassen Der Frankfurter Handelsmann Heinrich Franz Metz Geldgeber fur das Unternehmen ubernahm noch im selben Jahr alle Anteile Anselm Strauss starb am 8 April 1830 in Aschaffenburg Die Steingutfabrik bei der Haselnussmuhle wurde am 4 Juni 1833 offentlich versteigert Im Urkataster 1845 ist das ca 3300 m grosse Betriebsgrundstuck am Glattbach mit drei kleineren Gebauden und einem Schlot dargestellt Im Frankischen Museum Wurzburg gab es zumindest noch in den 1920er Jahren mehrere Teller mit reliefierten Traubenranken am Rande und mit dem Stempel F Metz Aschaffenburg Anna Maria Muller die Witwe des ehemaligen kurmainzischen Hofkontrolleurs Arnold Muller beide waren 1803 nach Aschaffenburg zugezogen begann eine Woche nach Anselm Strauss mit der Muller schen Fabrik in der Dammer Herrenmuhle mit der Herstellung von Dammer Steingut Ihr zweitaltester Sohn Dr phil Daniel Ernst Muller 3 April 1797 Mainz 28 Juli 1868 Aschaffenburg stand ab 1818 im bayerischen Forstdienst in Aschaffenburg Er war auch Inhaber der Muller schen Steingutfabrik in Damm zusammen mit seinem Schwager Jakob Heinrich von Hefner Alteneck fuhrten sie die Dammer Erzeugnisse zum Erfolg Wahrend Hefner als kunstlerischer Beirat die Fertigung beeinflusste sorgte Muller mit dem Besuch von nationalen und internationalen Ausstellungen fur Anerkennung Man fertigte Gebrauchsgeschirr wie Ess Kaffee und Waschservice Dieses leichtgeformten und gut gebrannten Geschirre von weissem und bedrucktem Gute empfehlen sich ebenso durch ihr ausseres gefalliges Aussehen als durch die Billigkeit der Preise Der farbige Uberdruck ist vollendet zu nennen und wird von keiner Fabrik des Auslandes ubertroffen so lautet das Urteil uber die Dammer Steingutwaren bei der Industrie Ausstellung in Munchen 1835 1 Blutezeit Bearbeiten Die Glanzzeit der Mullerschen Steingutfabrik zu der auch die Mechenharder Tongruben bei Klingenberg gehorten begann 1840 als die Herstellung von Figuren nach Formen der ehemaligen Kurmainzer Porzellanmanufaktur in Hochst hinzukam Diese fast ausschliesslich aus Modellen des beruhmten Modelleurs J P Melchior Formen wurden in Steingut nachgearbeitet fanden uber einige Jahrzehnte glanzenden Absatz und sicherten Damm seinen Ruf als Produktionsstatte figurlicher Steinguterzeugnisse Als Sammlerobjekte Marke sechsspeichiges Mainzer Rad mit D oder Schriftzug DAMM sind sie heute begehrt 2 Zu den ubernommenen Modellen zahlen schelmische Knaben und Madchendarstellungen Bauernmusikant das zerbrochene Ei 3 Knabe Seifenblasen machend 4 Madchen mit der Birne 5 Madchen mit Taube 6 und Kindergruppen Der gestorte Schlummer Ringende Knaben Tanzende Kinder 7 der Kaiser von China der Turkenpascha und Venus mit Amor Es wurden aber auch Eigenmodelle produziert uberwiegend im sakralen Bereich wie Moses segnender Christus Kalvarienberg die Zwolf Apostel und im profanen Bereich wie der Eisenhannes der Schnupfer der Pfeifenstopfer 8 Im Jahr 1845 umfasste das insgesamt ca 7000 m grosse Betriebsgelande Flachen der ehemaligen Herrenmuhle heute Fa Letron und ein grosseres Anwesen auf der gegenuberliegenden Strassenseite hinter der damaligen Dammer Kirche Dort befand sich auch ein kreisrundes Gebaude Aussendurchmesser 12 5 m an das von Norden und von Suden her weitere Fabrikgebaude angebaut waren offenbar der Brennofen dessen unterirdischer Feuerraum bis vor einigen Jahren erhalten geblieben war An seiner Stelle befindet sich heute das Wohnhaus Dorfstrasse 7c Die abgerundeten Gebaudeecken der nicht mehr bestehenden 1845 vorhanden gewesenen Gebaude im sudwestlich anschliessenden heutigen Garten des Wohnhauses Dorfgasse 7c geben Anlass zu der Vermutung dass dort ein weiteres rundes Bauwerk dieses Typs bestanden haben konnte Dammer Steingut wurde auf der Allgemeinen Industrie Ausstellung 1854 in Munchen auf der Allgemeinen Pariser Ausstellung von Erzeugnissen der Landwirtschaft des Gewerbefleisses und der schonen Kunste 1855 auf der Kreis Industrie Ausstellung von Unterfranken und Aschaffenburg 1858 in Wurzburg und auf der Wiener Weltausstellung 1873 ausgestellt Niedergang Bearbeiten Der Aufwartstrend der Dammer Steingutfabrik nahm sein Ende als 1860 der in Frankfurter Warengrosshandler Caspar Marzell die Fabrik kaufte Die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Herstellung und beim Absatz der Erzeugnisse fuhrten im Fruhjahr 1880 zur Zwangsversteigerung der Fabrik der Hochster Figuren und Gruppenformen 9 Unter den neuen Besitzern zunachst dem Frankfurter Fruchthandler Levi Lindenbaum und anschliessend dem Privatier Heinrich Dahlem und dem Muhlenarzt Ignaz Fertig kam es zu keiner geregelten Fabrikation mehr 1885 errichtete Dahlem auf dem Fabrikgelande eine Buntpapierfabrik Die Hochster und Dammer Figurenformen gingen 1886 87 durch Kauf an die Steingutfabrik F A Mehlem in Bonn 1903 wurden sie an die Firma Dressel Kister amp Co Passau weiterverkauft die dann unter blauem Rad und Bischofsstab Porzellan Ausformungen herstellte Literatur BearbeitenErich Stenger Die Steingutfabrik Damm bei Aschaffenburg 1827 1884 Pattloch Aschaffenburg 1949 ISBN 3 87965 050 0 Nachdruck Brigitte Schad Die figurlichen Erzeugnisse der Steingutfabrik Damm 1840 1884 Geschichts und Kunstverein Aschaffenburg e V Aschaffenburg 1991 ISBN 3 87965 055 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dammer Steingut Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Steingutfabrik in Aschaffenburg DammEinzelnachweise Bearbeiten Erich Stenger Die Steingutfabrik Damm bei Aschaffenburg 1827 1884 Brigitte Schad Die figurlichen Erzeugnisse der Steingutfabrik Damm 1840 1884 Schlossmuseum der Stadt Aschaffenburg Hessisches Landesmuseum Wiesbaden Mittelrheinisches Landesmuseum Mainz Schlossmuseum der Stadt Aschaffenburg Schlossmuseum der Stadt Aschaffenburg alle im Besitz des Schlossmuseums der Stadt Aschaffenburg Aschaffenburger Zeitung Nr 81 vom 3 April 1880 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steingutfabrik zu Damm amp oldid 239025970