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Eine Spierentonne bezeichnet ein schwimmendes Schifffahrtszeichen dessen Erscheinungsbild uber Wasser die Form einer Spiere dicke Stange oder Balken hat 1 Links eine Bakentonne die historisch aus der Spierentonne entstanden ist und in ihrer Mitte auch noch eine Spiere fuhrt rechts eine fur Fahrwasser vorgesehene Spierentonne Inhaltsverzeichnis 1 Wortherkunft 2 Verwendung Aufbau Geschichte 3 Fahrwasserkennzeichnung 4 Gefahrenstellenkennzeichnung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 Einzelnachweise AnmerkungenWortherkunft Bearbeiten nbsp Tonnenhof von 1883 mit Spierentonnen im Vordergrund und einer Bakentonne am rechten unteren Bildrand nbsp Die Bugwelle von Bremerhaven Skulptur mit einer kunstlerischen Darstellung einer Bremer Schlusseltonne im Vordergrund nbsp Spierentonnen rot im Tonnenhof auf NorderneySpiere bezeichnet eigentlich im seemannischen Sprachgebrauch jegliche Art von Rundholz Der Namensbestandteil Spiere wurde bereits im 18 Jahrhundert fur Mastbaum Enden verwendet Diese Form der Fender mit 15 bis 20 Fuss Lange wurde im Hafen und auf Reede verwendet um das versehentliche Antreiben von anderen Ankerliegern oder Festgemachten zu verhindern Die Anbringung an Kriegsschiffen im Gefecht sollte Brander abhalten 2 Spieren wurden auch Schotbaumkonstruktionen genannt die bei 25 bis 30 Fuss Lange am Ende mit dreikantigen Eisen beschlagen waren 2 Sie wurden auch auf Tonnen oder Fassern befestigt um das Fahrwasser zu kennzeichnen oder vor Gefahrenstellen zu warnen nbsp Eine Spierentonne zwischen den Ostfriesischen Inseln und dem FestlandVerwendung Aufbau Geschichte BearbeitenAnfang bis Mitte des 19 Jahrhunderts wurden Spierentonnen aus Holz gebaut 3 die aus einem vom Bottcher modifizierten Holzfass in Form einer kegelformigen Stumpftonne bestanden das am unteren Ende spitz zulief und oben mit einem Deckel versehen war In die Deckelmitte wurde eine Aussparung eingebracht in die dann eine Holzstange die Spiere eingefugt wurde Sie ragte etwa 50 cm aus dem unteren Ende der Tonne heraus und wurde hier mit einem ringformigen Beschlag versehen an dem schliesslich die Kette und ein Naturstein angebracht wurden so dass eine Verankerung am Gewasser oder Meeresboden moglich war Die Spiere ragte dabei je nach Modell nach oben etwa 3 bis 4 Meter aus dem Tonnendeckel heraus Im Jahr 1964 konnte eine solche holzerne Spierentonne von Fischern westlich vor Sylt im Lister Tief zufallig aufgefischt werden die auf das Jahr 1860 datiert werden konnte Die Tonne wurde nun etwa 30 Jahre als Anschauungsobjekt im Seezeichenhafen Wittdun im Aussenbereich auf Amrum zwischengelagert dann wiederhergerichtet und ist derzeit im Husumer Schifffahrtsmuseum als Leihgabe ausgestellt Um 1875 entwickelte man an der Weser eine Sonderform der Spierentonne die aus einem schlanken zylindrischen Mittelteil mit oben und unten zulaufenden langen Kegeln bestand Der obere Kegel trug ein Rohr Diese Weservariante besass beispielsweise bei einer Bremer Schlusseltonnenvariante der Schlusselspiere bei einem Durchmesser von 0 85 Metern eine Lange von 13 Metern Sie hatte innen vier wasserdichte Sektionen und bestand aus 6 cm dickem Eichenholz Als Toppzeichen trug sie ein schwarzes Korbgeflecht das von einem goldenen Schlussel gekront wurde der als Namensgeber fungierte und als Symbol der Stadt Bremen heute noch auf dem Landeswappen zu finden ist Die Tonne war uber Entfernungen von bis zu 3 Seemeilen auszumachen und erreichte eine Hohe von 6 5 Metern uber Wasserspiegelniveau Im Sommer wurden Eisenversionen im Winter Holzversionen der Schlusselspiere benutzt 4 Zu grosser Anwendung kamen Spierentonnen nach der Schlusssitzung der Kommission fur die Aufstellung eines einheitlichen Betonnungssystems am 6 Januar 1887 Diese hatte den Einsatz der Spierentonnen als Backbordtonnen der Lateralbetonnung beschlossen Da die Spieren im Verhaltnis zur Tonne sehr schmal ausgefuhrt waren war auf See keine gute Sichtbarkeit gegeben Um diese zu erhohen modifizierte man die Tonnen dahingehend dass sechs bis acht gebogene Holzlatten von der Oberkante des Deckels bis zur Spiere montiert wurden Diese modifizierte Spierentonnenform wurde dann allerdings als Bakentonne bezeichnet Etwa um 1900 kam eine weitere Sonderform hinzu die Jadespierentonne deren oberer Kegelstumpf so lang ausgefuhrt war dass eine gesonderte Spiere entfallen konnte Offenbar wurde diese zuerst auf der Jade benutzt und hat sich dann auch in anderen Bereichen durchgesetzt weil eine gute Erkennbarkeit selbst auf weite Entfernungen gegeben war Speziell diese Tonnenform kommt in unterschiedlichen Grossen selbst heute noch hauptsachlich in Fahrwassern zur Anwendung Wie alle Tonnen bestehen Spierentonnen auch heute noch aus den Teilen Anker Kette Schwimmkorper und Toppzeichen Sie sollen anders als die Fasstonne senkrecht im Wasser stehen Zusatzlich befindet sich aber zwischen Toppzeichen und Schwimmkorper eine Spiere die bei der Jadespierentonne jedoch entfallt Da mittlerweile auch die Fertigung von Tonnen modernen Industriestandards unterliegt bestehen diese heute inklusive der Spiere zumindest in Deutschland uberwiegend aus Metall und nicht mehr aus Holz was sie grundsatzlich unempfindlicher gegen Kollisionen Eisgang und Verrottungsprozesse macht Sie werden fur folgende Einsatzzwecke verwendet Fahrwasserkennzeichnung BearbeitenFur diese Funktion ist eine Spierentonne in Deutschland immer eine rote Tonne mit gerader Bezifferung die die Backbordseite links stromaufwarts des Fahrwassers bezeichnet Befindet sich eine Spierentonne im Hauptfahrwasser liegt sie im Wechsel zu den Leuchttonnen Spierentonnen finden uberwiegend Anwendung in Wattfahrwassern z B das Fahrwasser Telegraphenbalje und Otzumer Balje da sie durch die rote Farbe selbst bei ungunstigen Sichtverhaltnissen leichter ausgemacht werden konnen Dabei findet lediglich eine einseitige Bezeichnung statt da das Fahrwasser meistens zu schmal ist um beide Seiten entsprechend betonnen zu konnen Ein mit Spierentonnen gekennzeichnetes Wattfahrwasser ist dabei einfahrend auf der Backbordseite zu passieren 5 An den flachsten Fahrwasserstellen wo aufgrund fehlender Wassertiefe selbst eine Spierentonne nicht mehr funktionsgerecht zum Einsatz gebracht werden kann werden haufig auch Pricken als Spierentonnenersatz verwendet Gefahrenstellenkennzeichnung BearbeitenBei der Verwendung von Spierentonnen als Einzelgefahrzeichen sind diese Tonnen schwarz und fuhren ein waagerechtes rotes Band Sie sind mit zwei schwarzen ubereinander liegenden Ballen als Toppzeichen ausgestattet und in einigen wenigen Fallen sogar mit dem Namen der Gefahrenstelle beschriftet Sie warnen vor Unterwasserhindernissen mit geringer Ausdehnung z B einem einzelnen Unterwasserfelsen und konnen von allen Seiten passiert werden Aber auch vor Untiefen und Wracks konnen Spierentonnen warnen die dann nach dem Kardinalsystem gesetzt werden Die Tonnen sind in diesen Fallen schwarz gelb quergestreift und fuhren spezielle Toppzeichen die die Himmelsrichtung angeben nach der die Warnbetonnung vorgenommen wurde 6 Diese Toppzeichen bestehen aus einer speziellen Anordnung von Kegeln Dreiecken die sich wie folgt definieren Tonne liegt unmittelbar nordlich der Wrackstelle Untiefe Beide Spitzen zeigen nach oben auf Karten befindet sich Norden ublicherweise am oberen Rand der Karte Tonne liegt unmittelbar sudlich der Wrackstelle Untiefe Beide Spitzen zeigen nach unten auf Karten befindet sich Suden ublicherweise am unteren Rand der Karte Tonne liegt unmittelbar ostlich der Wrackstelle Untiefe Beide Spitzen auseinander die Kegel bilden so ein spitzes O wie Osten Tonne liegt unmittelbar westlich der Wrackstelle Untiefe Beide Spitzen zeigen zueinanderSiehe auch BearbeitenBaken Spitz Stumpf Fass und Kugeltonne im Hauptartikel Schifffahrtszeichen Literatur BearbeitenGerhard Wiedemann Johannes Braun Hans Joachim Haase Das deutsche Seezeichenwesen 1850 1990 zwischen Segel und Container Schiffsverkehr Hrsg Gerhard Wiedemann 1 Auflage DSV Verlag Hamburg 1998 ISBN 3 88412 275 4 Georg Dietrich von der Groeben Erlauterungen zum Verstande der Schif f fahrt und des Seekrieges nach alphabetischer Ordnung Erscheinungsjahr 1774 Bresslau Reprint der Originalausgabe Neufahrn Percha 1984 ISBN 3 88706 235 3 Meyers Grosses Konversations Lexikon 6 Auflage 1905 1909 J J Isler Peter Isler Segeln fur Dummies Sonderausgabe mitp Verlag Bonn 2002 ISBN 3 8266 3064 5 Rolf Seedorf Leuchtturme und Baken der Aussenweser von 1832 bis 2005 Selbstverlag Weblinks BearbeitenBeispiel Spierentonne abgerufen am 8 Februar 2011 Beispiele Schifffahrtszeichen abgerufen am 8 Februar 2011 Schifffahrtsmuseum Husum Rolf Seedorf Bremer SchlusseltonnenEinzelnachweise Anmerkungen Bearbeiten nach Meyers a b nach v d Groeben nach Wiedemann nach Seedorf Fachbeitrag so niedergeschrieben auf der Webseite des WSA Wilhelmshaven in vielen Fallen werden die Gefahrenstellen nicht von vier Tonnen fur alle vier Himmelsrichtungen sondern lediglich durch eine einzige Spierentonne gekennzeichnet Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spierentonne amp oldid 232328945