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Soziale Unterstutzung Social Support ist eine Ressource mit der durch die Beziehung zu anderen Personen zentrale psychosoziale Bedurfnisse wie die nach Zuneigung Anerkennung Identitat Zugehorigkeit und Sicherheit sowie instrumentelle Bedurfnisse wie Informationsbedarf praktischer und materieller Hilfebedarf befriedigt werden Inhaltsverzeichnis 1 Arten sozialer Unterstutzung 2 Wirkmechanismen sozialer Unterstutzung 3 Soziale Unterstutzung bei Trauer 3 1 Soziale Unterstutzung durch Familie und Freunde 3 2 Posttraumatisches Wachstum nach einem Trauerfall 3 3 Soziale Unterstutzung im Internet 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseArten sozialer Unterstutzung BearbeitenUblich ist die Unterscheidung zwischen sozialer Integration als dem quantitativ strukturellen Aspekt z B Grosse Dichte Kontaktfrequenz sozialer Netzwerke und der sozialen Unterstutzung als dem qualitativ funktionalen Aspekt z B konkrete Hilfeleistungen oder Trost 1 Innerhalb des qualitativ funktionalen Aspekts der sozialen Unterstutzung wird zudem zwischen wahrgenommener bzw erwarteter Unterstutzung perceived available social support und erhaltener Unterstutzung actually received social support unterschieden 1 Wahrgenommene Unterstutzung bezeichnet die Einschatzung von einer Person sozial unterstutzt werden zu konnen falls Bedarf besteht Die wahrgenommene Unterstutzung ist also eine prospektive Erwartung moglicher Unterstutzung in der Zukunft Das Konstrukt der erhaltenen Unterstutzung bezeichnet hingegen die Einschatzung einer Person bezuglich vergangener empfangener Unterstutzungsleistungen Erhaltene Unterstutzung ist also die retrospektive Bewertung der bereits stattgefundenen Unterstutzung einer empfangenden Person Zur Messung beider Konstrukte verwendet man Skalen zur subjektiven Bewertung da nicht die objektiven Verhaltnisse sondern die Interpretationen aus der Sicht der Person welche die Unterstutzung erwartet oder erhalten hat im Vordergrund stehen 2 Weitergehende Differenzierungen beziehen sich auf die Art der hilfreichen Interaktion wodurch beide Konstrukte noch einmal unterteilt werden konnen in emotionale instrumentelle und informationelle Unterstutzung 1 Bei der emotionalen Unterstutzung werden zum Beispiel Mitleid Trost oder Warme kommuniziert Eine Aussage aus den Berliner Social Support Skalen BSSS zur emotionalen Unterstutzung etwa lautet Wenn ich traurig bin gibt es Menschen die mich aufmuntern 3 Instrumentelle Unterstutzung umfasst Hilfe bei zu erledigenden Arbeiten bei der Besorgung von Gutern oder dem Bereitstellen finanzieller Ressourcen Beispiel Es gibt Menschen die mir ihre Hilfe anbieten wenn ich sie brauche BSSS Informationelle Unterstutzung beinhaltet guten Rat oder genereller die Ubermittlung von Informationen Beispiel Man schlug mir eine Tatigkeit vor die mich etwas ablenken sollte Wirkmechanismen sozialer Unterstutzung BearbeitenMenschen die viel soziale Unterstutzung wahrnehmen und erhalten berichten mehr Wohlbefinden und bessere korperliche und mentale Gesundheit als Menschen mit weniger Unterstutzung 1 Vertreter der Haupteffekt Hypothese fuhren die Effekte sozialer Unterstutzung auf Gesundheit und Wohlbefinden darauf zuruck dass sozial starker unterstutzte Personen generell mehr Wohlbefinden erleben und somit auch unter Belastung uber dem Niveau weniger sozial unterstutzter Menschen liegen 2 Dagegen sehen Befurworter der Abpufferungshypothese Buffer Hypothesis den Grund des hoheren Wohlbefindens darin dass dieses bei Personen mit verstarkter sozialer Unterstutzung unter belastenden Umstanden weniger absinkt als bei sozial weniger unterstutzen Menschen 2 In der Abpufferungstheorie hat soziale Unterstutzung demnach nur dann eine Wirkung auf das Wohlbefinden wenn sich die empfangende Person in einer stressreichen Situation befindet wahrend die Haupteffekthypothese annimmt dass soziale Unterstutzung unabhangig vom Stressniveau einer Person wirkt Effekte sozialer Unterstutzung auf die Gesundheit lassen sich uber drei mogliche Pfade erklaren Unterstutzung kann 1 biologische Stressreaktionen vermindern 2 auf die psychische Gesundheit wirken z B indem sie den Selbstwert steigert und depressiven Symptomen vorbeugt und 3 gesundheitsrelevantes Verhalten verbessern z B mit dem Rauchen aufzuhoren oder sich gesund zu ernahren 4 Soziale Unterstutzung bei Trauer BearbeitenSoziale Unterstutzung durch Familie und Freunde Bearbeiten Partnerschaften gelten als bedeutende Quelle sozialer Unterstutzung 1 Familie und Freunde als Unterstutzungsquellen bieten jeweils unterschiedliche Formen der Unterstutzung im Anfangsstadium der Verwitwung bis zu 6 Monate 5 Einfluss auf den Effekt sozialer Unterstutzung bei kurzlich Verwitweten haben die Freiwilligkeit der Unterstutzung 6 die Kompatibilitat der Unterstutzung geteilte Ansichten Werte und ahnliche Aktivitaten Interessen Erfahrungen 7 sowie die geringere Belastung durch vorgegebene Rollen Erwartungen und vorgeschriebene Grenzen 8 9 Auch geografische Nahe und grossere Verfugbarkeit konnen eine Rolle spielen Posttraumatisches Wachstum nach einem Trauerfall Bearbeiten Der Verlust eines Partners als traumatisches Erlebnis kann in einigen Fallen zu posttraumatischem Wachstum fuhren In solchen Fallen bewaltigen betroffene Personen ihre Trauer nicht nur erfolgreich sondern berichten auch von unterschiedlichen Formen des Wachsens nach dem Verlust Hierzu gehoren aufgewertete Beziehungen eine neue Sicht auf das Selbst und eine veranderte Lebensphilosophie 10 Laut der Shattered Assumptions Theory erschuttern Traumata wie der Verlust eines geliebten Menschen implizite Annahmen einer Person uber die Welt und ihre Mitmenschen 11 Die Welt gilt danach nicht mehr als wohlwollender Ort in der Erlebnisse dem Verhalten einer Person entsprechen Zur Uberwindung eines Traumas mussen die bestehenden Modelle an die neue Information angepasst werden Akkommodation Dies setzt voraus dass das soziale Umfeld in der Lage ist diese positiven Akkommodationsprozesse zu fordern Soziale Unterstutzung ist also ein bedeutsamer Pradiktor von posttraumatischem Wachstum bei Verwitweten 10 Soziale Unterstutzung im Internet Bearbeiten Das Internet bietet die Moglichkeit individuelle Lebensumstande mit anderen auszutauschen und informative sowie emotionale Unterstutzung zu erhalten 12 In mehreren Studien konnte belegt werden dass soziale Unterstutzung uber das Internet vermittelt werden kann 13 14 So erhalten auch Trauernde die Moglichkeit von anderen virtuell in ihrem Trauerprozess begleitet zu werden Trauer im Internet kann als ein neues Trauerritual verstanden werden das Betroffene bei ihrer emotionalen Verarbeitung begleitet und versucht die Beschaftigung mit dem Tod zuruck in die Gesellschaft zu holen 13 Soziale Netzwerke wie Facebook bieten unterschiedliche Moglichkeiten des Umgangs mit Trauer Beispielsweise kann das Profil einer verstorbenen Person in eine sogenannte Memorialpage transformiert werden die es ermoglichen soll Erinnerungen an den Verstorbenen auszutauschen und somit das Andenken an ihn zu bewahren Facebook Anwender nutzen die Pinnwand ihres Profils um uber ihre Trauer zu schreiben Wahrend bei einer Memorialpage der Fokus eher auf dem Verstorbenen liegt ermoglicht die Mitteilung via Pinnwand den Trauernden Unterstutzung in Form von Beileidsbekundungen etc zu erhalten 14 Eine weitere Moglichkeit der Trauer besteht in der Grundung von Facebook Gruppen Diese Gruppen werden insbesondere nach Unglucken und Katastrophen mit vielen Opfern ins Leben gerufen und ermoglichen sowohl Betroffenen und Angehorigen als auch Unbeteiligten sich uber das Ereignis auszutauschen und gemeinsam eine Akzeptanz fur das Geschehene zu finden Eine Studie die die Reaktionen von Studierenden der Virginia Tech im Zuge des Amoklaufs 2007 untersuchte fand heraus dass viele der Studierenden sich schon in der ersten Stunde nach der Tat an Facebook gewendet hatten und schon am ersten Tag zahlreiche Facebook Gruppen entstanden waren 13 Ein grosser Teil der Studierenden trat einer entsprechenden Facebook Gruppe bei und hinterliess eine Nachricht zu dem Amoklauf Bislang ist nicht belegt ob die Nutzung sozialer Netzwerke eine gute Quelle sozialer Unterstutzung ist die konsistent mit weniger Depressivitat und Hoffnungslosigkeit zusammenhangt Literatur BearbeitenA Antonovsky Salutogenese Zur Entmystifizierung der Gesundheit dgvt Verlag Tubingen 1997 J Bengel R Strittmatter H Willmann Was erhalt Menschen gesund Antonovskys Modell der Salutogenese Diskussionsstand und Stellenwert Koln 2001 A Franke Modelle von Gesundheit und Krankheit Huber Bern 2012 H Pauls Klinische Sozialarbeit Grundlagen und Methoden psycho sozialer Behandlung Juventa Weinheim 2013 Weblinks BearbeitenShattered Assumptions Theory Englischer Eintrag Shattered Assumptions TheoryEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e N Knoll R Schwarzer Soziale Unterstutzung In R Schwarzer Hrsg Enzyklopadie der Psychologie Gesundheitspsychologie Hogrefe Gottingen 2005 ISBN 3 8017 1500 0 S 333 349 a b c S Cohen T A Wills Stress social support and the buffering hypothesis In Psychological Bulletin 1985 98 2 S 310 357 doi 10 1037 0033 2909 98 2 310 R Schwarzer U Schulz Soziale Unterstutzung bei der Krankheitsbewaltigung Die Berliner Social Support Skalen BSSS In Diagnostica 2003 49 2 S 73 82 doi 10 1026 0012 1924 49 2 73 B N Uchino Understanding the links between social support and physical health a life span perspective with emphasis on the separability of perceived and received support In Perspectives on Psychological Science 2009 4 3 S 236 255 doi 10 1111 j 1745 6924 2009 01122 x B de Vries R Utz M Caserta D Lund Friend and family contact and support in early widowhood In The Journals Of Gerontology Series B Psychological Sciences And Social Sciences 2014 69B 1 S 75 84 doi 10 1093 geronb gbt078 R G Adams R Blieszner An integrative conceptual framework for friendship research In Journal of Social and Personal Relationships 1994 11 S 163 184 doi 10 1177 0265407594112001 R G Adams R Blieszner B de Vries Definitions of friendship in the third age Age gender and study location effects In Journal of Aging Studies 2000 14 S 117 133 doi 10 1016 S0890 4065 00 80019 5 J C Barker Neighbors friends and other nonkin caregivers of community living dependent elders In The Journals of Gerontology Series B Psychological Sciences and Social Sciences 2002 57 3 S 158 167 doi 10 1093 geronb 57 3 S158 B de Vries C L Johnson The death of a friend in later life In Richard A Settersten Jr Timothy J Owens Hrsg Advances in Life Course Research New Frontiers in Socialization 2002 7 S 299 324 Elsevier Amsterdam u a doi 10 1016 S1040 2608 02 80038 7 a b C Michael M Cooper Post traumatic growth following bereavement A systematic review of the literature In Counselling Psychology Review 2013 28 4 S 18 33 R Janoff Bulman Shattered assumptions Towards a new psychology of trauma Free Press New York NY 1992 ISBN 0 7432 3625 4 M Ainsworth E Therapy History and Survey metanoia org abgerufen am 15 April 2008 a b c J Hawdon J Ryan Well being after the Virginia Tech mass murder The relative effectiveness of face to face and virtual interactions in providing support to survivors In Traumatology 2012 18 4 S 3 12 doi 10 1177 1534765612441096 a b M Frost The Grief Grapevine Facebook Memorial Pages and Adolescent Bereavement In Australian Journal of Guidance and Counselling 2014 24 2 S 256 265 doi 10 1017 jgc 2013 30 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Soziale Unterstutzung amp oldid 226700676