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Sozialaristokraten ist ein 1896 von dem deutschen Schriftsteller Arno Holz verfasstes Drama Die naturalistische Komodie in funf Akten ist eine Satire auf die Literatenwelt des ausgehenden 19 Jahrhunderts Holz verarbeitete im Drama personliche Erfahrungen aus seinen fruheren Lebensjahren so zum Beispiel das teilweise vergebliche Streben nach Veroffentlichung seiner Werke Die Urauffuhrung fand unter Holz Regie am 15 Juni 1897 im Berliner Central Theater statt Hermann Muller ein Schauspieler des Deutschen Theaters spielte Fiebig Max Reinhardt ubernahm die Rolle des Bellermann Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 2 Inhalt 2 1 Handlungsuberblick 2 2 Erster Akt 2 3 Zweiter Akt 2 4 Dritter Akt 2 5 Vierter Akt 2 6 Funfter Akt 3 Personen 4 Werkgeschichte 5 Rezeptionsgeschichte 6 Einzelnachweise 7 Literatur 7 1 Textausgaben 7 2 Sekundarliteratur 8 WeblinksAufbau BearbeitenEs handelt sich um ein offenes Drama denn es ist nicht nach der klassischen Dramenform nach Aristoteles aufgebaut Es gibt keine Einheit der Zeit des Ortes und der Handlung Das Geschehen erstreckt sich uber mindestens einige Wochen es gibt vier verschiedene Schauplatze und es gibt keinen zentralen Handlungsstrang da Holz die Handlung in diesem Milieudrama zugunsten der Charakterdarstellung hintenan stellt Zudem trifft die Standeklausel nicht zu die Charaktere sind burgerlich Der tektonische Aufbau des Dramas entspricht nicht dem Schema nach Gustav Freytag Inhalt BearbeitenHandlungsuberblick Bearbeiten Die funf Akte umspannen den Aufstieg und den Fall der Zeitschrift Der Sozialaristokrat Der junge Dichter Rudolf Hahn bittet Oskar Fiebig einen Gelegenheitsdichter um Hilfe bei der Veroffentlichung seines ersten Gedichtbandes Dieser rat ihm seine Erbschaft stattdessen zur Finanzierung einer eigenen Zeitschrift zu nutzen Der Schriftsteller Dr Benno Gehrke ubernimmt die Chefredaktion und beginnt nach einer dreitagigen Haftstrafe wegen gesetzeswidrigen Anbringens von Werbeplakaten schliesslich eine politische Karriere bei der Antisemitischen Volkspartei Die Zeitschrift wird ohne dass Hahns Werke veroffentlicht wurden mit finanziellen Verlusten eingestellt und das Drama endet mit einer Siegesfeier fur Gehrke der als Vertreter des Wahlkreises der Antisemitischen Volkspartei einen Sitz im Parlament gewonnen hat Erster Akt Bearbeiten Schauplatz des ersten Aktes ist Fiebigs Arbeitszimmer Hahn hat ihm das Manuskript seines Gedichtbandes Lieder eines Schmetterlings gebracht Der erfahrene Fiebig rat ihm vom Druck ab da niemand das Werk eines noch vollig unbekannten Dichters kaufe Stattdessen empfiehlt er Hahn seine Gedichte an verschiedene Zeitungen und Zeitschriften zu schicken der bekannte Schriftsteller Gehrke habe auch so angefangen Hahn hat schon ein Gedicht an die Zeitschrift Deutsches Dichterheim geschickt allerdings erfolglos Hahn verfugt uber eine Erbschaft seiner Tante in Hohe von 4000 Mark Deshalb schlagt Fiebig vor das Geld in einer eigenen Zeitschrift anzulegen Er bietet seine Hilfe an und drangt Hahn seinen Weltunterjank auf den er in der ersten Ausgabe kostenlos veroffentlichen durfe Hahn befurchtet jedoch seine Tante konne das Geld dem Hundeasyl vermachen wenn er zu leichtsinnig sei Da es Frau Fiebigs Geburtstag ist schickt Fiebig Hahn fort um Blumen und Zigarren zu kaufen Frau Fiebig hat Angst dass schon wieder ein junger Schriftsteller ihren Mann um finanzielle Unterstutzung gebeten hat Gehrke und seine Frau Meischen kommen zu Besuch Gleich darauf trifft auch der Drucker Wilhelm Werner ein der Frau Fiebig Gehrkes Buch Lieder eines Ubermenschen als Geschenk mitgebracht hat Gehrke beschuldigt Werner er sei der Grund dafur dass sie beide auf dem Parteitag der SPD aus der Partei geworfen wurden So ist nun Werner ohne Druckauftrage und Gehrke ohne Drucker Nachdem Hahn zuruckgekehrt ist tauschen die Herren ihre Vorstellungen von einer Wochenschrift aus Hahn mochte Gedichte veroffentlichen Fiebig uber Politik und Gehrke uber Philosophie schreiben Gehrke gesteht fruher die falschen humanitaren Bestrebungen der Sozialdemokratie gutgeheissen zu haben Sein Ziel sei aber der freie Vernunftmensch sodass sich schliesslich die Masse von der Beeinflussung des Parlamentarismus befreie Auch der Publizist konne wieder allgemeine Anerkennung erlangen und letztendlich gebe es eine unpolitische Politik Es sei die Aufgabe der Individualitaten das Volk zu erziehen Werner der in einer Broschure liest gibt Gehrke das Stichwort Sozialaristokrat und Fiebig erklart dieses zum Titel ihrer Zeitschrift Zweiter Akt Bearbeiten Der zweite Akt spielt im Kontor von Werners Druckerei Werner informiert Fiebig dass die roten Reklameplakate sehr wirksam gewesen seien und dass bereits 4800 der 5000 Exemplare der Erstausgabe des Sozialaristokraten verkauft wurden Auch Hahns Tante ist dieser Idee der Kapitalanlage nun nicht mehr abgeneigt Fiebig bietet Hahn die Hand seiner Tochter Anna an Hahn konne bei ihnen wohnen und zusammen mit Fiebig dessen Weltunterjank fertigstellen Styczinski der zwischenzeitlich als zweiter Redakteur der Zeitschrift eingesetzt wurde und Gehrke treffen zur Redaktionssitzung ein Gehrke kundigt den Besuch von Bellermann an der seine Untersuchung uber die Autonomie des Individuums in Fortsetzungen abdrucken lassen mochte Da in der ersten Ausgabe bereits der Anfang von Gehrkes Philosophie der Befreiung durch das reine Mittel abgedruckt wurde sieht Fiebig seinen Weltunterjank nun vollends verdrangt Auch Hahns Gedichte sind noch nicht erschienen Bellermann und Sprodowski kommen hinzu und es wird der Inhalt des dritten Heftes besprochen Styczinski will einen Artikel uber Chopin als das Urbild der Zentrifugalen schreiben Gehrke und Fiebig geraten daruber in eine Auseinandersetzung da Fiebigs Weltunterjank abermals abgelehnt wird genauso wie sein Trinkspruch uf de deutschn Frauen Gehrke fordert mehr Wissenschaftliches er pladiert fur einen Artikel gegen den Impfzwang Fiebig hingegen mochte etwas Ethnographisches etwas uber Seelenwanderung oder Graphologie veroffentlichen Werner bietet seinen nationalokonomischen Vortrag an sehr zum Missfallen von Gehrke und Bellermann Die zweite Ausgabe des Sozialaristokraten befindet sich bereits im Satz es fehlt allerdings noch ein Text Da Styczinski sein Manuskript des Blutenden Liedes vom wissenden Gehirn nicht finden kann wird Bellermanns Dichtung Der Trinker hinzugenommen Ein Gendarm bringt eine Verfugung fur Gehrke Da Plakate unbefugt angebracht wurden mussen entweder 30 Mark Strafe bezahlt werden oder Gehrke wird drei Tage lang inhaftiert weil er als Redakteur die Verantwortung tragt Zunachst versichert Fiebig der Verlag bezahle diese Geschaftsunkosten Nachdem allerdings Bellermann an Gehrkes Pflichtgefuhl appelliert hat er musse seiner Uberzeugung treu bleiben freiwillig keine Steuern zu zahlen stimmt Gehrke der Variante der Haftstrafe zu Er erhofft sich durch dieses Martyrium Werbung vor grossem Publikum durch die Presse Dritter Akt Bearbeiten Gehrke sitzt auch den letzten Abend seiner Haftstrafe in der guten Stube des Amtsvorstehers von Friedrichshagen ab weil es im Winter im eigentlich dafur vorgesehenen Spritzenhaus zu kalt ist Wie erhofft wurde uber Gehrkes Haft sogar in der uberregionalen Presse berichtet Der Amtsdiener kundigt Dr Moritz Naphtali an der Gehrke fur den Berliner Lokalanzeiger interviewen mochte Gehrke beklagt sein Schicksal als typischer moderner Freiheitskampfer und die Art wie er von seiner fruheren Partei behandelt wurde Aber der Versuch ihn politisch zum Schweigen zu bringen sei gescheitert Gehrkes Ideale haben sich gewandelt Statt des Ubermenschen strebt er nun die Ubermenschheit an deren Voraussetzung der neue Mensch sei der durch Erziehung geschaffen werde Er sieht sich und seine Mitstreiter als Sozialaristokraten in vorbildlicher Tatigkeit Naphtali stellt sich erneut vor als Begrunder der Antisemitischen Zentralkorrespondenz unter dem Pseudonym Dr Moritz Wahrmann Da der Amtsvorsteher Gehrke erlaubt hat am letzten Abend seiner Haft Freunde einzuladen treffen Fiebig und Hahn ein und Fiebig glaubt in Naphtali einen gewissen Herrn Lobndhal zu erkennen Nachdem Fiebig Naphtali seine bizarre Idee zur Gewerbeausstellung vorgestellt hat verabschiedet sich dieser und Fiebig aussert sogleich sein Misstrauen Naphtali gegenuber und kritisiert dessen Nietzsche Bewunderung Danach kommen Gehrkes Frau und der Amtsdiener Schwabe hinzu die Geschirr und Essen bringen Man wartet noch auf Werner als ein Dienstmann teures Essen Hummer und Blumen bringt Wie sich herausstellt hatte Fiebig diese Bestellung in Auftrag gegeben Schliesslich treffen auch Werner Bellermann und Styczinski ein Werner hat einen Kranz mit der Widmung Dem Kampfer fur Wahrheit Freiheit und Recht 1 von den Friedrichshagener Schuhmachergesellen fur Gehrke Es wird gefeiert Vierter Akt Bearbeiten Schauplatz des vierten Aktes ist erneut das Kontor von Werners Druckerei Fiebig kommt zu Werner und als er nach Hahn gefragt wird kritisiert er die verruckte Idee der Zeitschrift und dass auf einmal alle Sozialaristokraten seien Er fordert dass der naive und unwissende Hahn sein Geld zusammenhalte schliesslich sei bereits die vierte Ausgabe des Sozialaristokraten schon nicht mehr bei Werner bezahlt worden Fiebig habe Hahn gleich geraten Gehrke sei nichts fur ihn da er zu viele Gegner habe Zwischenzeitlich wurde Hahn zur Befragung aufs Polizeiprasidium bestellt Werner macht dessen Gutmutigkeit dafur verantwortlich Fiebig kritisiert dass Styczinski nichts fur die Zeitschrift getan und ihm Bucher genommen habe Auch Hahn will er nun nachdem das Geld weg ist nicht mehr als Mann fur seine Tochter Werner sieht die Reklame von Gehrke als Hauptgrund fur das Geldproblem Fiebig hingegen verteidigt die Reklame Strategie als erfolgreich Darauf entgegnet Werner Gehrke habe aber fur sich und nicht fur den Sozialaristokraten Werbung gemacht auch von seinem kalte Jans und Hummermajonaisen Martirjum 2 sei in der Presse berichtet worden Werner ahnt dass Gehrke nur in den Reichstag wolle und dass ihn die Redaktionsarbeit nicht mehr interessiere Gehrke erscheint mit Bellermann und Styczinski zur Redaktionssitzung Sprodowski hat sich indessen aber anders weiterentwickelt und nimmt nicht mehr an der Sitzung teil Gehrkes Artikel Die freie Liebe im Lichte der Padagogik brachte ihm eine Anklage ein die mindestens sechs Wochen Haft bedeutet Deswegen verlangt er dass 600 Mark zur Bezahlung der Strafe zur Verfugung stehen denn er verweigert ein erneutes Martyrium weil die Sache seiner Meinung nach aussichtslos geworden sei Daraufhin verlangt auch Werner das ihm zustehende Geld als Drucker Fiebig der Angst um sein Geld hat kritisiert Gehrke Dieser musse als Redakteur wissen was er schreiben durfe und was nicht Gehrke schuldet ausserdem Werner noch Geld fur sein altes Werk Lieder eines Ubermenschen Ein Druckerlehrling fragt nach dem Manuskript fur die nachste Ausgabe des Sozialaristokraten Abermals erwahnt Fiebig dass bisher weder sein Weltunterjank noch eines von Hahns Gedichten abgedruckt wurden Gehrke bedauert den Misserfolg des Sozialaristokratismus als Ideal und erklart sein Redakteursamt an Hahn zuruckgeben zu wollen Werner erkennt sogleich dass Hahn von Gehrke nur ausgenutzt wurde Bevor Hahn ins Kontor eintritt gesteht auch Bellermann wegen des Unsittlichkeitsparagraphen eine Anklage erhalten zu haben die Strafe dafur zahle allerdings er selbst Hahn berichtet von einem Assessor uber die finanzielle Lage und seine Gedichte befragt worden zu sein Eine Waschfrau uberbringt die Nachricht einer bevorstehenden Hausdurchsuchung an Gehrke Dieser bedauert Hahn und geht da er sein kulturelles Werk durch den Staatsanwalt vernichtet sieht Fiebig regt sich daruber auf dass keine Gedankenfreiheit herrsche Nach einer Auseinandersetzung mit Werner geht auch Bellermann Styczinski bittet Hahn um Geld um nach London fliehen zu konnen und auch Fiebig befurchtet die Durchsuchung seiner Sachen Werner beschimpft Gehrke und kritisiert auch Fiebig der ihm erst Druckauftrage dann aber kein Geld bringe Fiebig wunscht sich sich nie auf den Schwindel eingelassen zu haben und sieht Gehrke schon im Reichstag Kaum sind Hahn und Fiebig gegangen kommen sie mit Gehrke zuruck der die drei Herren vom Wahlverein der antisemitischen Volkspartei aus Arnswalde hereinfuhrt Gehrke berichtet schliesslich von seiner Kandidatur er will ein neues Zentralorgan schaffen und empfiehlt Werner als Drucker Fiebig bricht erschrocken zusammen Funfter Akt Bearbeiten Der funfte Akt spielt im Wohn und Arbeitszimmer von Gehrke am Morgen nach der Wahl nach sieben Uhr Hahn Fiebig und Werner haben dort als Gratulanten auf Gehrke gewartet nachdem sie am Vorabend bereits vergeblich am Bahnhof gewartet hatten Werner weiss inzwischen uber Wahrmann Lobndhal Naphtali Bescheid Hahn begrusst Fiebig mit Guten Morgen Papa 3 er hat sich also zwischenzeitlich mit Fiebigs Tochter Anna verlobt Gehrkes Frau die von Werner geweckt wurde argert sich uber ihren Mann und beschuldigt Fiebig er habe ihn auf dem Gewissen und ihn aufgehetzt Fiebig erwahnt dass Hahns Tante das Geld fur Hahns Kinder festgelegt habe Ausserdem prophezeit er dass Gehrke mit dem notigen Geld von Naphtali auf den Reichskanzler losgehen werde Fiebig und Hahn gehen zur Loggia Werner und Meischen kommen nach als von fern Gesang ertont Gehrke hat also das Mandat Hahn hat den Einfall Meischen in einem Kostum als Germania ihrem Mann einen Kranz zu uberreichen Als sie sich in ihrem Brautschleier weigert den Kranz zu uberreichen ubernimmt Fiebig die Aufgabe als Gehrke mit Naphtali eintritt wahrend die Menschen draussen eine Rede von Gehrke fordern Die Schlussszene endet bei Sonnenaufgang in allgemeiner Feierstimmung und den Klangen des Liedes der Deutschen Personen BearbeitenOskar FiebigFiebig ist ein ca 50 jahriger Gelegenheitsdichter mit einer stattlichen Figur und einem gutmutigen Aussehen Er ist Chefredakteur des Herzblattchens 4 und verfugt uber 25 jahrige Berufserfahrung und Pressebeziehungen 5 Obwohl er versucht Hahn so gut wie moglich zu helfen bietet er dennoch sein eigenes Werk den Weltunterjank bei jeder Gelegenheit zur Veroffentlichung an Er redet schnell und im Berliner Dialekt Frau FiebigDer Tonfall der ca 40 jahrigen Frau Fiebig ist verdrossen brummig Sie befurchtet dass junge Schriftsteller ihren Mann um finanzielle Unterstutzung bitten Anna FiebigAnna Fiebig ist Oskar Fiebigs 19 jahrige Tochter Sie soll mit Rudolf Hahn verheiratet werden Rudolf HahnHahn ist 21 Jahre alt und will sein erstes Werk veroffentlichen Er bewundert Gehrke sehr und ist ihm fur seine Hilfe dankbar Hahn stellt das Startkapital fur den Sozialaristokraten zur Verfugung er verhalt sich jedoch oft recht naiv und lasst sich in seiner Gutmutigkeit ausnutzen Holz hat Zuge von sich selbst in Hahn dargestellt Dr Benno GehrkeGerke ist Schriftsteller und Anfang dreissig Seine Figur ist massig und prononziert mannlich 6 er verkorpert den urgermanische n Typus 6 Sein Verhalten schwankt zwischen Waldmensch und Oberlehrer 6 Er redet gewandt kann allerdings auch sehr herablassend sein Gehrke ist Chefredakteur des Sozialaristokraten Als Vorbild der Figur diente Bruno Wille MeischenGehrkes Frau ist Ende dreissig und spricht im sachsischen Dialekt Sie ist lebhaft sentimental und bemuttert Gehrke standig Sie ist glucklich Wilhelm WernerDer Buchdrucker Werner ist Ende vierzig und wird aufgrund seiner plumpen Gangart auch Elefantenwilhelm genannt Er ist stark und seine Stimme ist ein drohnender Bass 7 Werner verhalt sich oft unhoflich und verschweigt seine Meinung nicht so dass es oft zu Konflikten mit anderen Personen kommt Taddaus von StyczinskiStyczinski Ende zwanzig und der zweite Redakteur des Sozialaristokraten Seine Kleidung ist schmutzig elegant 7 Er spricht mit auslandischem Akzent Vorbild der Figur ist Stanislaw Przybyszewski Frederick S BellermannBellermann ist ein deutsch dichtender Amerikaner Anfang dreissig und in jeder Beziehung durchaus korrekt 7 Er stottert ein wenig Bellermann ist nach dem Vorbild John Henry Mackays dargestellt SprodowskiSprodowski ist ein Schneidergeselle Mitte zwanzig Er ist Anarchist sehr schmutzig gekleidet und hat ein von Pockennarben gezeichnetes Gesicht Amtsvorsteher von FriedrichshagenDer Amtsvorsteher ist ca 60 Jahre alt Seine Sprache ist bedachtig wohlwollend und er bietet Gehrke nicht nur an die Haftstrafe in seiner guten Stube abzusitzen er erlaubt ihm ausserdem noch am letzten Abend Gaste einzuladen SchwabeSchwabe ist der ca 50 jahrige Amtsdiener Dr Moritz NaphtaliNapthali ist auch unter den Pseudonymen Wahrmann und Lobndhal bekannt Er arbeitet sowohl fur den Berliner Lokalanzeiger als auch fur die Antisemitische Zentralkorrespondenz Seine Sprache ist etwas judelnd 7 FritzFritz ist ein Setzerlehrling in Werners Druckerei Die drei Herren aus ArnswaldeSie gehoren zum Wahlverein der antisemitischen Volkspartei aus Arnswalde und werden als Spiesser mit militarischen Ehrenzeichen beschrieben Weitere PersonenDienstmann Waschfrau GendarmWerkgeschichte BearbeitenHolz Plane fur dieses Drama gehen laut Scheuer in den Sommer 1889 zuruck 8 1896 wurde er durch den Misserfolg von Gerhart Hauptmanns Drama Florian Geyer dazu motiviert das Drama Sozialaristokraten in kurzester Zeit fertigzustellen Er kundigte ausserdem in einem Brief an Arbeite jetzt an einem grossen Zyklus Berlin Das Ende einer Zeit in Dramen Lassen s die Umstande dann sollen s nach und nach 25 werden Jedes Jahr immer eins 9 Am 27 Juli 1896 schrieb er in seinem Artikel Pro Domo in der Zeitschrift Zukunft allerdings nur noch von zwolf Dramen verteilt auf den Zeitraum von 24 Jahren 10 Tatsachlich erschienen in diesem Zyklus allerdings nur noch Sonnenfinsternis 1908 und Ignorabimus 1913 Lublinski kommt zu dem Schluss dass Paul Ernst mit dem Holz zumindest am Anfang gemeinsam am Drama gearbeitet haben muss Gehrke und die anderen Schriftsteller beigesteuert habe wahrend Holz Fiebig und dessen Familie charakterisiert und sich um die Orthographie des Dialekts gekummert habe Die Handlung sei eine Gemeinschaftsarbeit 11 Scheuer hingegen ist uberzeugt dass Ernst moglicherweise an der ersten Fassung beteiligt war dass Holz allerdings die spateren Fassungen alleine geschrieben und bearbeitet habe Scheuer argumentiert Ernst habe Holz 1893 von der Zyklus Idee abgeraten und zu Fragen der Verfasserschaft geschwiegen Deshalb sei davon auszugehen dass die Autorschaft massgeblich bei Holz liege 12 Das von Scheuer entdeckte Zensurexemplar weist eine entscheidende Erweiterung des dritten Aktes auf Holz betonte die Rolle Naphtalis und des Antisemitismus So wandelte sich das Stuck von einer Milieudarstellung einer Kunstlerkolonie zu einer generellen Zeitkritik Die erste Druckfassung stellt die Wirklichkeit insgesamt konzentrierter und naturalistischer dar Rezeptionsgeschichte BearbeitenVom 15 bis 17 Juni 1897 fanden drei von Holz finanzierte Auffuhrungen statt Wahrend die Provinzzeitungen wie die Breslauer Zeitung die Premiere lobten waren die Rezensionen der Berliner Presse wie zum Beispiel der Berliner Lokalzeitung eher kritisch 13 Maximilian Harden kritisierte die Urauffuhrung als erbarmlich und zusammengestoppelt 14 Paul Schlenther bezeichnete das Drama als Bierulk 15 Danach wurde das Stuck erst im September 1908 im Rahmen der Kammerspiele des Deutschen Theaters in Berlin erneut aufgefuhrt Nach 1933 stellte sich das Stuck nochmals als sehr aktuell heraus da es den schnellen Aufstieg in einer antisemitischen Partei thematisiert Im Winter 1954 1955 inszenierte Ernst Kahler das Stuck ebenfalls am Deutschen Theater Im Marz 1969 wurden die Sozialaristokraten am Landestheater am Ballhof in Hannover unter Regie von Angelika Hurwicz aufgefuhrt 16 Einzelnachweise Bearbeiten Sozialaristokraten Komodie In Dramen des deutschen Naturalismus Von Hauptmann bis Schonherr Anthologie in zwei Banden Bd II Hg von Roy C Cowen Munchen Winkler 1981 S 96 Sozialaristokraten 1981 S 100 Sozialaristokraten 1981 S 113 Sozialaristokraten 1981 S 86 Sozialaristokraten 1981 S 43 a b c Sozialaristokraten 1981 S 39 a b c d Sozialaristokraten 1981 S 40 Scheuer Helmut Arno Holz im literarischen Leben des ausgehenden 19 Jahrhunderts 1883 1896 Eine biographische Studie Munchen Winkler 1971 S 172 Holz Arno Briefe Munchen 1984 S 106 Zitiert nach Scheuer 1994 S 53 Scheuer 1971 S 286 Vgl Lublinski Samuel Holz und Schlaf Ein zweifelhaftes Kapitel Literaturgeschichte Stuttgart Juncker 1905 S 4 Grosstenteils ubereinstimmend ist das Fazit bei McFarlane vgl McFarlane J W Arno Holz s Die Sozialaristokraten A Study in Literary Collaboration In The Modern Language Review 44 1949 4 S 521 533 Vgl Scheuer 1971 S 80f Scheuer 1971 S 178 o V Anmerkungen zu den Texten des Bandes Arno Holz 1863 1929 Sozialaristokraten 1981 S 658 Vgl Rarisch Klaus M Arno Holz und Berlin In Text und Kritik Zeitschrift fur Literatur 121 1994 S 9 Vgl Scheuer 1971 S 78 Literatur BearbeitenTextausgaben Bearbeiten Erstausgabe Berlin Das Ende einer Zeit in Dramen Socialaristokraten Rudolstadt Leipzig Manicke und Jahn 1896 Zeitschriftenveroffentlichung Berlin Das Ende einer Zeit in Dramen Socialaristokraten In Neuland Monatsschrift fur Politik Wissenschaft Literatur und Kunst 1 1896 1897 Heft 1 4 Oktober 1896 bis Januar 1897 Sozialaristokraten Komodie 2 Aufl Munchen Leipzig R Piper und Co 1905 Berlin Die Wende einer Zeit in Dramen Sozialaristokraten Komodie 2 verand Tsd Berlin Sassenbach 1908 Sozialaristokraten Komodie Berlin J H W Dietz Nachfolger 1924 und 1925 Separatdruck aus der Werkausgabe von 1924 25 Sozialaristokraten In Das Werk von Arno Holz 1 Ausgabe mit Einfuhrungen von Dr Hans W Fischer 10 Bde Bd 5 Sozialaristokraten Sonnenfinsternis Berlin J H W Dietz Nachfolger 1924 Sozialaristokraten In Werke Hrsg von Wilhelm Emrich und Anita Holz 7 Bde Bd 4 Sozialaristokraten Sonnenfinsternis Ignorabimus Neuwied Berlin Spandau Hermann Luchterhand 1962 Sozialaristokraten Komodie In Dramen des deutschen Naturalismus Von Hauptmann bis Schonherr Anthologie in zwei Banden Bd II Hg von Roy C Cowen Munchen Winkler 1981 S 37 119 Sekundarliteratur Bearbeiten Walter Beimdick Arno Holz Berlin Die Wende einer Zeit in Dramen Untersuchungen zu den Werken des Zyklusfragments Munster 1965 Diss James Walter McFarlane Arno Holz s Die Sozialaristokraten A Study in Literary Collaboration In The Modern Language Review 44 1949 4 S 521 533 Helmut Scheuer Arno Holz im literarischen Leben des ausgehenden 19 Jahrhunderts 1883 1896 Eine biographische Studie Munchen 1971 S 172 197 Helmut Scheuer Arno Holz Wende einer Zeit in Dramen Vom Milieustuck zum Seelendrama In Text und Kritik Zeitschrift fur Literatur 121 Arno Holz I 1994 S 53 61 Peter Sprengel Wo liegt Friedrichshagen Zur Sozialgeschichte der Sozialaristokraten Arno Holz In Literatur im Wandel Festschrift fur Viktor Zmegac zum 70 Geburtstag Hg von Marijan Bobinac Zagreb 1999 Zagreber germanistische Beitrage Beiheft 5 S 152 Weblinks BearbeitenArno Holz Sozialaristokraten im Projekt Gutenberg DE Sozialaristokraten bei zeno org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sozialaristokraten amp oldid 234812169