Beim Social Franchising werden die Techniken des kommerziellen Franchisings auf Projekte im Non-profit-Bereich zur Erreichung von Gemeinwohlzwecken angepasst.
Definition Bearbeiten
Die arbeitsteilige Kooperation wird in einem Vertrag eines Franchisegebers mit mehreren Franchisenehmern definiert. Dieses Geschäftskonzept beruht auf einem in der Praxis erfolgreich erprobten „Prototypen“, der von den Franchisenehmern dezentral und unter begrenzter Anpassung an lokale Besonderheiten umgesetzt wird.
Des Weiteren werden grundsätzlich drei verschiedene Formen differenziert.
- ein kommerziell organisiertes Franchising
- ein subventioniertes System
Non-profit-Replizierungsverfahren.
Für den Nonprofit-Bereich bedeutet dies: Internationale Projekte und soziale Einrichtungen profitieren von dieser Form des Franchisings, da sie großflächig verbreitet werden können.
Unterschied zum kommerziellen Franchising Bearbeiten
Die Unterschiede der sozialen Organisationen in Finanzierung, Unternehmensziel etc. verlangen nach einer Anpassung des Franchisesystems. Folgende ‚Grundbausteine’ sind in dem gewinnorientiertem, wie auch im Social Franchising vorhanden:
- ein erfolgreicher Prototyp und die Expansion
- ein Handbuch
- ein Markenname
- ein Vertrag
- standardisierte Schulungen
- systematische Beurteilungsmethoden
Dennoch gibt es Unterschiede zwischen kommerziellem und sozialem Franchising:
- Unterschiedliche Zielsetzung
- Non-Profit-Organisationen streben weniger nach der Gewinnmaximierung, sondern nach dem sozialen Nutzen. Die Folge ist, dass Franchise-Geber mit mehr Sensibilität ihre Agenten aussuchen.
- Unterschiedliche Zielgruppen
- Zusätzlicher Akteur
- Keine Übertragung des Investitionsrisikos
- Franchisegebühren
Chancen und Risiken Bearbeiten
Chancen:
- schnellere und effizientere Replizierung von Non-Profit-Projekten
- kontinuierliche Weiterentwicklung des Systems durch systematische Entwicklung
- Know-how-Transfer und Weiterbildung
- vereinfachtes Qualitätsmanagement durch Standardisierung
- finanzielle Vorteile
- Vorteile durch Netzwerksynergien
- erleichterte Akquisition von ehrenamtlichen Mitarbeitern
Risiken:
- Gefahr einer Verwässerung der ursprünglich angestrebten Zielsetzung
- Gefahr eines Imageverlustes
- Schwierigkeiten der Kontrolle und Beurteilung
- Probleme der Standardisierung
- Wettbewerb um Spenden
Beispiele Bearbeiten
In Deutschland gehört Wellcome zu den bekanntesten Vertretern des Social Franchisings. Wellcome ist ein soziales und gemeinnütziges Projekt zur Unterstützung für ein Jahr von Familien nach der Geburt eines Kindes. Die Organisation bestand Ende 2013 aus 250 Teams in 15 Bundesländern. Diese Idee wurde durch mehrfach ausgezeichnet, wie z. B. mit dem Social Entrepreneur 2007 der Schwab-Stiftung.
Weitere Social Franchise Systeme sind bei Joblinge, Youth-to-Youth, die START-Stiftung, Aflatoun, Dialog im Dunkeln, Knirpsenparadies, Hauptschul-Power, MUNTERwegs, Fairplay Franchising, ROCK YOUR LIFE!, CAP-Märkten, WirGarten und der Stiftung Bürgermut implementiert.
Literatur Bearbeiten
- Bröker, Jasper J. (2005): Erfolgreiches Management komplexer Franchisesysteme auf Grundlage des Viable System Model, Diss., Bamberg (pdf; 3,3 MB) online
- Deutscher Franchise Verband e.V. (Hrsg.) (1999): Existenzgründung mit System – Der Leitfaden des Deutschen Franchise – Verbandes e.V., Bonn
- Deutsche Stiftung Weltbevölkerung: Social Franchising – A Worthwhile Alternative for Development Co-operation. Dokumentation des Workshops zu Social Franchising der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung in Zusammenarbeit mit Wellcome Trust, Hannover, 2001
- Eschenbach Rolf u. Horak Christian (hrsg.): Führung der Nonprofit Organisation, 2. Aufl., Stuttgart, 2003
- Evers, Adelbert: Soziale Unternehmen – Ein Vorschlag, die Zukunft öffentlicher sozialer Dienstleistungen anders zu denken. Veröffentlicht in: Veröffentlichungen der Heinrich-Böll-Stiftung Bremen, 2002
- Herz, Peter: Selbständig mit Franchise : Finanzierung – Erfolgskonzepte – Risiken, Regensburg / Bonn, 1997
- Kirst, Andreas: Grenzen des Eigennutzens – die Bedeutung sozialer Präferenzen im Franchising, 1. Aufl., Wiesbaden, 2007
- Köchling, Egbert: Finanzierung und Recht sozialer Einrichtungen – Grundlagen für die Praxis, Hannover, 2004
- Kubitschek, Christian: Franchising – Effizienzvergleich mit alternativen Vertriebskonzepten, Wiesbaden, 2000
- Lahme, Cornelius: Social Franchising – Systematische Skalierung gesellschaftlich relevanter Tätigkeiten, Wiesbaden, 2018
- Markmann, Frank: Franchising in Verbundgruppen – eine ökonomische Analyse der institutionellen Barrieren seiner Implementierung, 1. Aufl., Wiesbaden, 2002
- Maelicke, Bernd: Strategische Unternehmensentwicklung in der Sozialwirtschaft, 1. Aufl. Baden-Baden, 2002
- Maelicke, Bernd: Innovation und Management in der Sozialwirtschaft, Neuwied, 2005
- Mühlhaus, Karsten: Franchising – Die andere Art der Selbständigkeit ; Vor- und Nachteile der Partnerschaft in Franchising-Systemen, München, 1997
- Niedersächsisches Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales (Hrsg.): Soziale Betriebe in Niedersachsen – Entwicklung und Effektivität des Programms im Vergleich zu anderen Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik, Hannover, 1998
- Schneck, Ottmar: Handbuch Alternative Finanzierungsformen – Anlässe, Private Equity, Genussscheine, ABS, Leasing, Factoring, Mitarbeiterbeteiligung, BAV, Franchising, stille Gesellschaft, partiarisches Darlehen, Börsengang, Weinheim, 2006
- Skaupy, Walther (1995): Franchising – Handbuch für die Betriebs- und Rechtspraxis, 2., neu bearb. Aufl., München
- Steiff, Julian (2004): Opportunismus in Franchisesystemen : ein Beitrag zur Führung und Bewertung von Franchisesystemen, 1. Aufl., Wiesbaden
- Wachs, Philipp-Christian: Erfolgsmodell für Deutschland? – Ausländische Beispiele des Social Franchising, in: Stiftung & Sponsoring 04/07, S. 36–37, 2007
- Wendt, Wolf Rainer: Sozialwirtschaftslehre – Grundlagen und Perspektiven, 1. Aufl., Baden-Baden, 2002
- Wendt, Wolf Rainer: Sozialwirtschaft – eine Systematik, 1. Aufl., Baden-Baden, 2003
- Wellcome: Wellcome – Praktische Hilfe für Familien nach der Geburt, Informationsbroschüre, Hamburg
Internetquellen Bearbeiten
- Egold, N.W.: Kundenorientierung und Kundenzufriedenheit: Korrelate der persönlichen und organisationalen Kundenorientierung, Diss., Universität Frankfurt a. M., 2007, http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/4704/pdf/DISSERTATION_EGOLD.pdf, zuletzt aufgerufen am: 27. März 2014
- Evers, Adelbert: Soziale Unternehmen. Ein Vorschlag, die Zukunft öffentlicher sozialer Dienstleistungen anders zu denken., Beitrag zum 31. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Leipzig „Entstaatlichung und Soziale Sicherheit“, Online-Publikation der Heinrich Böll Stiftung Bremen (http://www.boell-bremen.de/dateien/35340b9d7cf36d5bdd2a.doc), zuletzt aufgerufen am: 27. März 2014
- Franchise-Blog.de: http://franchise-blog.de/social-franchise-systeme-kurz-vorgestellt/ ,2010, zuletzt aufgerufen am: 27. März 2014
- Hoelscher, Philipp: Lizenz zum Helfen – Social Franchising als Erfolgsmodell für Stiftungen (Quelle nicht mehr verfügbar)
- MCM: MCM News April 2008, (Quelle nicht mehr verfügbar)
- Meuter, Julia: Social Franchising, http://www.berlin-institut.org/online-handbuchdemografie/entwicklungspolitik/social-franchising.html?type=98 ,2008, zuletzt aufgerufen am: 27. März 2014
- Tran, The Nguyen: Franchising als Vertriebskonzept für soziale Einrichtungen am Praxisbeispiel Wellcome (Quelle nicht mehr verfügbar)
Einzelnachweise Bearbeiten
- Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hrsg.,2008): Social Franchising – Eine Methode zur systematischen Vervielfältigung gemeinnütziger Projekte, http://www.stiftungen.org/fileadmin/bvds/de/Projekte/Projekttransfer/Social_Franchise_Manual_Deutsch.pdf, Stand: 24. Oktober 2011
- ↑ Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hrsg.,2008): Social Franchising – Eine Methode zur systematischen Vervielfältigung gemeinnütziger Projekte, http://www.stiftungen.org/fileadmin/bvds/de/Projekte/Projekttransfer/Social_Franchise_Manual_Deutsch.pdf, Stand: 24. Oktober 2011, S. 26
- Ditges, Florian (2001): Franchising - die Partnerschaftsform mit System ; ein Leitfaden zur ersten Orientierung, Bonn.
- (vgl. Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (2001): Social Franchising – A Worthwhile Alternative for Development Co-operation. Dokumentation des Workshops zu Social Franchising der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung in Zusammenarbeit mit Wellcome Trust, Hannover, 9)
- ↑ Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hrsg.,2008): Social Franchising – Eine Methode zur systematischen Vervielfältigung gemeinnütziger Projekte, http://www.stiftungen.org/fileadmin/bvds/de/Projekte/Projekttransfer/Social_Franchise_Manual_Deutsch.pdf, Stand: 24. Oktober 2011, S. 28
- http://www.wellcome-online.de/was_wir_tun/hilfe_nach_der_geburt/zahlen/index.html, abgerufen am 11. März 2014