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Die Singgesellschaft Wetzikon war ein 1755 von Johannes Schmidlin gegrundeter Chor Entgegen der damaligen Gepflogenheiten war er allen Bevolkerungsschichten offen und pflegte auch weltliches resp volkstumliches Liedgut Somit kann der Chor im heutigen Sinne als erster moderner Gesangverein der Musikgeschichte betrachtet werden Singgesellschaft WetzikonSitz Wetzikon SchweizTrager Ref Kirchgemeinde WetzikonGrundung 1755Auflosung 1833Gattung Gemischter ChorGrunder Johannes SchmidlinLeitung Hans Konrad Nageli zuletzt Stimmen uber 200 SATB Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Repertoire 3 Nachwirken 4 Siehe auch 5 LiteraturGeschichte BearbeitenDie Tradition des Collegium musicum konnte trotz des kirchlichen Musizierverbots durch den Zurcher Reformator Huldrych Zwingli uber die Reformation hinaus bewahrt werden Um 1600 begann sich dieses zu lockern neben neuen Musikkollegien entstanden nun auch kirchliche Gesangvereine oder Singgesellschaften zur musikalischen Gestaltung der Gottesdienste Im Juni 1754 wurde der Pfarrer Johannes Schmidlin nach Wetzikon berufen Inspiriert von seinem Lehrer Johann Caspar Bachofen begann er eigene geistliche Lieder zu komponieren Nach ein paar Ubungen im eigenen Pfarrhaus mit einigen Gemeindemitgliedern beschloss Schmidlin 1755 eine Singgesellschaft zu grunden Zeitweise sangen uber 200 Mitglieder im Chor was rund 10 der damaligen Bevolkerung Wetzikons entsprach Geprobt wurde jeden Sonntag in der Wetziker Kirche 1768 grundete Schmidlin ein eigenes Musikkollegium eines der ersten auf landlichem Gebiet Nach dem uberraschenden Tod Schmidlins ubernahm 1772 sein Nachfolger Hans Jakob Nageli die Leitung der Singgesellschaft und des Musikkollegiums Wahrend der Helvetik wurde der Betrieb von 1798 bis 1804 eingestellt 1806 verstarb Nageli und sein Sohn Hans Konrad Nageli ubernahm die Leitung Der jahrelange Unterbruch und die aus Nagelis vielen Beschaftigungen begrundete Nachlassigkeit liess den Chor auf etwa 100 Mitglieder zuruckgehen Dieser versuchte mit eigenen Proben fur die Konfirmanden vor dem Nachmittagsgottesdienst den Nachwuchs zu sichern Nach Nagelis Tod 1828 loste sich zuerst das Musikkollegium und 1833 auch die Singgesellschaft auf ihre Mitglieder verteilten sich in neugebildeten Gesangvereinen in der Region Repertoire BearbeitenDie gesungene Literatur beinhalteten zunachst geistliche Gesange fur den gottesdienstlichen Gebrauch u a die vierstimmigen Psalmensatze von Claude Goudimel in der deutschen Fassung von Ambrosius Lobwasser aber auch eigens von Schmidlin fur den Chor komponierte Lieder Spater kamen auch weltliche Gesange dazu u a die patriotischen Schweizerlieder nach Texten von Johann Caspar Lavater die Schmidlin 1769 veroffentlichte und als erste weltliche Volksgesange in der Schweiz gelten Sein Schuler Johann Heinrich Egli setzte sie nach Schmidlins Tod vierstimmig aus worauf sie uber die Landesgrenzen hinaus bekannt wurden Nachwirken BearbeitenDie wesentlichen Neuerungen die den Chorbetrieb auszeichneten waren der uneingeschrankte Zugang fur Mitglieder jeglichen Standes Alters und Geschlechts sowie die Aufnahme weltlicher und patriotischer Volksgesange die Schmidlin grosstenteils selber in einer volkstumlichen und einfach zuganglichen Tonsprache komponierte In diesen Punkten unterschied sich die Singgesellschaft von anderen Gruppierungen die nur standesgemasse Berufsmitglieder in beschrankter Anzahl meist nur Manner aufnahmen so wie die Musikkollegien z B die 1620 gegrundete Singgesellschaft zum Antlitz oder die Liedertafeln z B der 1673 gestiftete Mannerverein in Greifenberg oder die 1791 gegrundete Sing Akademie zu Berlin sowie die daraus 1809 entstandene Berliner Liedertafel Diese Ideale hatte spater der Wetziker Komponist Hans Georg Nageli als Knabe selber Mitsanger der Singgesellschaft aufgegriffen und 1810 zunachst im Zurcherischen Singinstitut und spater u a mit Johann Heinrich Pestalozzi in weiteren musikpadagogischen Pionierleistungen verwirklicht die bis Mitte 19 Jahrhundert den Gesang im gesamten deutschsprachigen Raum zu einer Volksbewegung entwickeln liessen Nach der Auflosung der Singgesellschaft schaffte es in Wetzikon zunachst kein neuer Gesangverein sich zu etablieren u a scheiterten zwei Mannerchor Grundungen 1823 und 1840 nach wenigen Jahren Erst ab 1865 konnten sich neugegrundete Chore in der Gemeinde langfristig halten und sind uberwiegend bis heute noch aktiv Siehe auch BearbeitenWetziker SchuleLiteratur BearbeitenKarl Nef Die Collegia musica in der deutschen reformierten Schweiz von ihrer Entstehung bis zum Beginn des 19 Jahrhunderts St Gallen 1896 Artikel Mannergesangvereine In Meyers Konversations Lexikon Band 13 Leipzig 1908 S 231 233 Hans Ehrismann Wetzikons Sangervater und ihr Erbe In Heimatspiegel 10 2002 S 73 78 Max Buhrer Hg Bubikon Wolfshausen Zwei Dorfer eine Gemeinde Bubikon 1981 Bd 1 S 252 H A Pierer Hg Universal Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit Altenburg 1845 Bd 17 S 430 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Singgesellschaft Wetzikon amp oldid 194142084