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Bei den Gebeten des Sigihard handelt es sich um zwei kurze altbairische Gebete aus dem fruhen 10 Jahrhundert um Gottes und Christi Gnade die am Ende des Freisinger Evangelienbuches eingetragen wurden In das Freisinger Evangelienbuch einer ins Altbairische ubertragenen Abschrift der im 9 Jahrhundert in der sudrheinfrankischen Varietat des Althochdeutschen geschriebenen Evangelienharmonie von Otfrid von Weissenburg wurden ganz am Ende dieses heute unter der Signatur cgm 14 in der Bayerischen Staatsbibliothek in Munchen befindlichen Manuskripts auf dem letzten Blatt 125r zum Text von Otfrid noch zwei jeweils zweizeilige Gebete hinzugefugt Im ersten wird Gott um Gnade gebeten im zweiten Christus Es ist erkennbar dass es sich hier um zwei getrennte Gebete handelt da sie auf der linken Seite durch das Kurzel At fur lateinisch aliter weiters sonst getrennt sind Unter den beiden Gebeten hat der Schreiber folgende lateinische Abschlusszeile eingetragen Uualdo episcopus istud euangelium fieri iussit Ego Sigihardus indignus presbyter scripsi Bischof Waldo befahl dass dieses Evangelium gemacht werde Ich Sigihard unwurdiger Priester schrieb Auf Grund dieser Zeile datiert man das gesamte Freisinger Evangelienbuch auf den Anfang des 10 Jahrhunderts da Waldo von 883 bis 906 Bischof von Freising war Der Schreiber der sich selbst als Sigihard zu erkennen gibt ist als historische Figur sonst unbekannt Die Zeile bezieht sich auf das gesamte Evangelienbuch und es ist daher nicht mit letzter Sicherheit auszuschliessen dass die beiden Gebete nicht nachtraglich in den freien Platz eingetragen wurden obwohl in der Handschrift kein Unterschied erkennbar ist Es handelt sich aber bei diesen letzten vier Zeilen um eine Erganzung zum Text von Otfrid Es wird vermutet dass es sich dabei um schon davor im Freisinger Raum mundlich verbreitete Gebete handelt die allerdings in der Reimform den Stil von Otfrid nachahmen Inhaltlich und vom verwendeten Vokabular stehen die beiden Gebete allerdings dem Freisinger Petruslied nahe Die 1909 von Paul Habermann aufgestellte These die beiden Gebete waren von zwei verschiedenen Schreibern verfasst worden konnte in der neueren Forschung entkraftet werden Kurt Gartner von der Universitat Trier hat jedoch 1998 angezweifelt dass dieser Sigihard die Gebete selber verfasst hatte Er glaubt darin die Ubersetzung des benediktinischen Tischgebets zu erkennen das bei der Nokturn gesprochen wurde Tu autem domine miserere nobis Domine iube benedicere iube Amen 1 Allerdings hat er bei dieser Schlussfolgerung die nur teilweise lesbaren lateinischen Glossen rechts vom Text nicht berucksichtigt da er das Original nicht gesichtet hat er gibt falschlich die Seite 126r statt 125r an Originaltext Bearbeiten nbsp Facsimile der Gebete des Sigihard Cod Monac cgm14 125rDu himilisco trohtin Ginade uns mit mahtin In din selbes riche Soso dir giliche At Trohtin Christ in himile Mit dines fater segune Ginade uns in euun Daz uuir ni liden uueuuun Ubersetzung Du himmlischer Herrgott gnade uns mit Macht In dein selbiges Reich so dir gleiche so dir genehm Herr Christus im Himmel mit deines Vaters Segen Gnade uns in ewig das wir nicht leiden in Ewigkeit Quellen BearbeitenJohn Knight Bostock Kenneth Charles King D R McLintock A Handbook on Old High German Literature Oxford University Press 1976 ISBN 0198153929 online bei Google Books S 191 und S 214 Karin Pivernetz Otfrid von Weissenburg Das Evangelienbuch in der Uberlieferung der Freisinger Handschrift Bayerische Staatsbibliothek Munchen cgm 14 Teil II Untersuchungen Kummerle Verlag Goppingen 2000 ISBN 3 87452 917 7 Titus Minor Old High German MonumentsEinzelnachweise Bearbeiten Kurt Gartner Grundlinien einer literarischen Sprachgeschichte des deutschen Mittelalters Kapitel 195 in Werner Besch Sprachgeschichte 2 Auflage De Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 3110180413 online bei Google Books S 3023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sigihards Gebete amp oldid 215722112