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Das Secret Service Bureau ist der gemeinsame Vorlaufer der heutigen britischen Geheimdienste Security Service vormals bekannt als MI5 und Secret Intelligence Service vormals bekannt als MI6 die fruher als eine gemeinsame Abteilung zwischen dem Kriegsministerium und der Admiralitat existierten Getrennt in Inlands und Auslandsspionage legte es als erster behordlicher nicht militarischer Geheimdienst uberhaupt den Grundstein fur die heutigen Geheimdienste Inhaltsverzeichnis 1 Rahmenbedingungen 1 1 Einflusse nach dem Burenkrieg 2 Tagung des Unterausschusses 3 Das Secret Service Bureau 4 Bezeichnungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseRahmenbedingungen BearbeitenGrossbritanniens Erlebnis des Zweiten Burenkriegs 1899 1902 der fur ein militarisch hochgerustetes Heer das gegen rebellierende Bauern kampft unverhaltnismassig lang dauerte fuhrte zu einer tiefen Verunsicherung des Militars und auch der Bevolkerung 1 Die Verteidigung gegen eine potentielle Invasion auslandischer Machte im Heimatland schien nicht mehr gewahrleistet zu sein Als Vorlaufer heutiger behordlicher Geheimdienste gelten die militarischen Nachrichtendienste die hauptsachlich in Kriegszeiten taktisch relevante Informationen Truppenstarke Bewaffnungen etc uber den Gegner lieferten Strategische Informationen Moral im Heimatland Kriegsmudigkeit verfugbare naturliche Ressourcen wurden dabei fast gar nicht erhoben 2 Einflusse nach dem Burenkrieg Bearbeiten Kurz nach dem Krieg verbreitete sich zusehends das Stereotyp des standig spionierenden Deutschen Jeder Auslander wurde als potentieller Spion angesehen der eine deutsche Invasion in Grossbritannien vorbereitete 3 Le Queux millionenfach verkaufte Romane verdeutlichen die Angst vor der deutschen Bedrohung Allein sein Roman The Invasion of 1910 wurde uber eine Million Mal verkauft in 27 Sprachen ubersetzt und als Fortsetzungsroman in der Tageszeitung veroffentlicht wo er ein grosses Publikum erhielt 4 Dabei verwendete Le Queux auf Druck des Herausgebers der Daily Mail eine aus militarischer Sicht sinnlose deutsche Invasionsroute die aber viele stark bevolkerte Gebiete betraf und dadurch der Zeitung zu einer Auflagensteigerung verhalf 5 Ahnliches geschah auch mit weiteren Werken von Le Queux und anderen Autoren sodass sich die Angst vor einer deutschen Invasion in ganz Grossbritannien verbreitete und zu einer realen Bedrohung wurde Diese lasst sich auch in den Zahlen der neuen Rekruten fur die britische Armee erkennen die zu jener Zeit stark ansteigend waren 6 Zwar gab es in Deutschland Ideen in England einzumarschieren diese wurden aber schon 1896 wieder verworfen da sie fur nicht durchfuhrbar gehalten wurden 7 Tagung des Unterausschusses BearbeitenIm Marz 1909 sah sich der britische Premierminister durch den Druck verschiedener Behorden ausgelost durch die Angst der Bevolkerung gezwungen einen Unterausschuss einzuberufen der die Art und das Ausmass der deutschen Spionage in Grossbritannien untersuchen sollte 8 Zur ersten Tagung am 30 Marz 1909 erschienen der Kriegsminister der Innenminister der Generalpostmeister der Polizeioberkommissar der Erste Admiralitatslord der Direktor fur Militarische Operationen der Direktor fur den Marinenachrichtendienst und der Leiter der kriegsministerialen nachrichtendienstlichen Abteilung Letzterer fungierte als Hauptzeuge da er sich in den vorhergehenden Jahren intensiv mit der deutschen Invasionsbedrohung auseinandergesetzt hatte In den folgenden drei Sitzungen legte er Berichte uber potentielle Spionagetatigkeiten vor die aber alle sehr oberflachlich waren und nicht unwiderlegbar beweisen konnten dass es deutsche Spione in Grossbritannien gab Zum Beispiel berichtete er von Verdachtigen die sich typisch deutsch verhielten und immer wieder in das Umland um ihre Mietshauser und Mietwohnungen fuhren ganz so als ob sie interessante Besonderheiten in der Umgebung auskundschaften wurden 8 Diese Beweise allein uberzeugten den Unterausschuss aber nicht Erst ein Dokument uber eine erstaunliche Zugfahrt brachte die Wendung der Meinung und sei hier im Zitat vorgelegt Dieses Dokument stammte von einem franzosischen Handelsreisenden der auf dem Weg von Hamburg nach Spa gewesen war Er hatte im Zug das Abteil mit einem Deutschen geteilt dessen Reisetasche seiner eigenen zum Verwechseln ahnlich gesehen hatte Als der Deutsche ausstieg nahm er die falsche Tasche mit und als der Handelsreisende das bemerkte offnete er die Tasche seines Mitreisenden in der er detaillierte Plane fur die Invasion Englands fand Er kopierte moglichst viel davon bevor man ihn zur Ruckgabe der Tasche aufforderte uber deren Verlust der eigentliche Besitzer die Verantwortlichen am nachsten Bahnhof per Telegramm informiert hatte 9 Militarische Gutachter kamen zu dem Schluss dass die Plane tatsachlich echt seien sodass sich der gesamte Unterausschuss sicher war eine deutsche Invasion stehe bevor Mittlerweile geht man davon aus dass die Plane von Franzosen platziert wurden um britisch franzosische Kooperationsgesprache zu ermoglichen bzw zu intensivieren 10 Der Ausschuss verstandigte sich daraufhin einen Geheimdienst einzurichten der als Schnittstelle zwischen der Admiralitat und dem Kriegsministerium dienen sollte Dabei wurde er von der Polizei insbesondere der Metropolitan Police unterstutzt und sollte Spionage im Ausland und Gegenspionage im Inland betreiben Das Secret Service Bureau war geboren Das Secret Service Bureau BearbeitenDie ersten zwei Mitarbeiter Vernon Kell vom Kriegsministerium gesandt und Mansfield Smith Cumming von der Admiralitat berufen trafen sich am 4 Oktober 1909 erstmals zu Dienstantritt Zu Beginn mussten sie sich ein Buro und die Arbeitsaufgaben teilen jedoch stellte sich schnell eine Trennung in Inlands und Auslandsspionage ein Kell ubernahm dabei den Inlandsgeheimdienst den spateren MI5 Cumming den Auslandsgeheimdienst den spateren MI6 11 Ubrigens geht der Brauch die jeweiligen Leiter der britischen Geheimdienste mit dem ersten Buchstaben des Nachnamens abzukurzen auch auf jene Zeit zuruck denn im Schriftverkehr nannten sie sich K und C 7 Die Anfangszeit des Bureau war sehr gepragt von mangelnden Kontakten und beschranktem Budget sodass sich in den ersten Monaten wenig entwickelte Auch schrankten die rechtlichen Grenzen die Spionagetatigkeiten sehr ein Erst mit dem Amtsantritt Winston Churchills als Innenminister 1910 erleichterte sich die Arbeit speziell fur den Inlandsgeheimdienst Mittlerweile auch raumlich vom Auslandsgeheimdienst getrennt wurden die Restriktionen um Briefe von Verdachtigen zu offnen stark vereinfacht 12 Ausserdem wurde ein Register von allen Auslandern in Grossbritannien angelegt Unter Mithilfe der Polizei zu der Kell gute Beziehungen aufgebaut hatte war das Register bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs ausser in London komplett Dies ermoglichte eine Einteilung in potentiell gefahrliche bis ungefahrliche Auslander und sollte bei einem Krieg als wichtiges Hilfsmittel zum Schutz des Heimatlandes dienen 13 1910 wurde der erste deutsche Spion in Grossbritannien verhaftet als er Kustenbefestigungen ausspionierte Allerdings ist heute bekannt dass dieser in Eigeninitiative handelte und keinen Auftrag des deutschen Militars hatte 14 In der Folgezeit konnte nicht zuletzt dank des schlampigen und kaum getarnten Vorgehens deutscher Spione eine Verteilungsstation fur deutsche Spionagepost ausfindig gemacht werden Ein deutscher Friseur der auch der britischen Admiralitat gelegentlich die Haare schnitt verteilte samtliche Post von und an die wichtigsten deutschen Spione in Grossbritannien 15 Dank der Uberwachung samtlicher Post des Friseurs konnten 22 deutsche Spione in Grossbritannien ausfindig gemacht werden Diese wurden allerdings nicht sofort verhaftet um die Gefahr von unerkannten neuen Spionen zu reduzieren 16 Stattdessen wurden sie uberwacht und kurz vor Kriegseintritt erteilte Kell den Befehl alle gleichzeitig zu verhaften Binnen kurzester Zeit wurden 21 der 22 Spione verhaftet Dies waren samtliche wichtigen Spione und die deutsche Spionage war zu Kriegsantritt praktisch blind Auch Jahre danach konnte sich kein neues deutsches Spionagenetzwerk mehr in Grossbritannien aufbauen Der 22 Spion befand sich zum Zeitpunkt der Festnahmen in Deutschland und entkam so der Verhaftung 17 Die Festnahmen wurden ubrigens durch die Metropolitan Police auch bekannt als Scotland Yard durchgefuhrt welche auch in der Offentlichkeit als das eigentlich ausfuhrende Regierungsorgan galt 18 Kell konnte so weitgehend im Geheimen arbeiten Zur gleichen Zeit organisierte Cumming die Auslandsspionage die sich fast ausschliesslich auf Deutschland konzentrierte Mit den wenigen Mitteln die ihm zur Verfugung standen kaufte er haufig kleinere Informationshappchen und erst spater konnte er eigene Spione einstellen die viel effektiver agierten Dadurch konnte Cumming auch viel schneller finanzielle Mittel erlangen um Zweigstellen in Russland und Holland aufzubauen 19 Auf diese Weise konnte er Informationen uber deutsche Waffentechnik und den Neubau von Kriegsschiffen erlangen und weitere strategische Informationen die bei Kriegsbeginn nutzlich waren an das eigene Militar liefern Im Ersten Weltkrieg wurden beide Abteilungen mehrfach umbenannt und erhielten auch ihre heute noch gebrauchlichen Namen MI5 und MI6 Ihre Arbeit setzten beide jedoch fast unverandert fort Der MI6 lieferte weitere Informationen aus Deutschland und der MI5 konnte eine deutsche Spionagetatigkeit in Grossbritannien fast vollstandig verhindern Bezeichnungen BearbeitenSIS Secret Intelligence Service durchgangig verwendete Bezeichnung fur die Auslandsspionage 20 Security Service Diese Bezeichnung wird allgemein fur Gegenspionage in Grossbritannien verwendet 20 MO5 g Im August 1914 wird die Gegenspionage dem Kriegsministerium zugeordnet als Abteilung Military Operations Section 5g 21 MI5 1916 wurde das Kriegsministerium erneut umstrukturiert Aus MO wurde MI Die Gegenspionage erhielt die Bezeichnung Military Intelligence Section 5 21 MO6 Mit Kriegsausbruch wurde die Auslandsspionage dem Kriegsministerium untergeordnet als Military Operations Section 6 22 MI6 Mit der Umstrukturierung des Kriegsministeriums geanderter Name Military Intelligence Section 6 22 Literatur BearbeitenChristopher Andrew MI5 Die wahre Geschichte des britischen Geheimdienstes Propylan Berlin 2010 ISBN 978 3 549 07379 7 aus dem Englischen von Stephan Gebauer Enrico Heinemann Norbert Juraschitz Christopher Andrew Secret Service The Making of the British Intelligence Community William Heinemann London 1985 ISBN 0 434 02110 5 Richard Deacon A History of the British Secret Service Frederick Muller London 1969 ISBN 0 584 10127 9 Wolfgang Krieger Die Geschichte der Geheimdienste Von den Pharaonen bis zur CIA C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 58387 2 John Curry The Security Service 1908 1945 The Official History Introduction by Christopher Andrew Public Record Office Surrey 1999 ISBN 1 873162 79 0 Phillip Knightley Die Geschichte der Spionage im 20 Jahrhundert Aufbau und Organisation Erfolge und Niederlagen der grossen Geheimdienste Volk und Welt Berlin 1990 ISBN 3 353 00767 9 aus dem Englischen von Jurgen Bavendam Phillip H J Davies MI6 and the Machinery of Spying Frank Cass London 2004 ISBN 0 7146 5457 4 Einzelnachweise Bearbeiten Christopher Andrew Secret Service The Making of the British Intelligence Community Propylan London 1985 S 34 Phillip Davies MI6 and the Machinery of Spying Frank Cass London 2004 S 44 50 Wolfgang Krieger Die Geschichte der Geheimdienste Von den Pharaonen bis zur CIA C H Beck Munchen 2004 S 156 157 Christopher Andrew Secret Service The Making of the British Intelligence Community Propylan London 1985 S 42 Christopher Andrews MI5 Die wahre Geschichte des britischen Geheimdienstes Propylan Berlin 2010 S 28 Christopher Andrew Secret Service The Making of the British Intelligence Community Propylan London 1985 S 53 a b Christopher Andrew Secret Service The Making of the British Intelligence Community Propylan London 1985 S 37 a b Phillip Knightley Die Geschichte der Spionage im 20 Jahrhundert Aufbau und Organisation Erfolge und Niederlagen der grossen Geheimdienste Volk und Welt Berlin 1990 S 15 Christopher Andrews MI5 Die wahre Geschichte des britischen Geheimdienstes Propylan Berlin 2010 S 41 Christopher Andrew Secret Service The Making of the British Intelligence Community Propylan London 1985 S 57 Christopher Andrews MI5 Die wahre Geschichte des britischen Geheimdienstes Propylan Berlin 2010 S 19 Christopher Andrew Secret Service The Making of the British Intelligence Community Propylan London 1985 S 60 Christopher Andrews MI5 Die wahre Geschichte des britischen Geheimdienstes Propylan Berlin 2010 S 78 79 Christopher Andrews MI5 Die wahre Geschichte des britischen Geheimdienstes Propylan Berlin 2010 S 56 Christopher Andrews MI5 Die wahre Geschichte des britischen Geheimdienstes Propylan Berlin 2010 S 61 Richard Deacon A History of the British Secret Service Frederick Muller London 1969 S 164 Christopher Andrew Secret Service The Making of the British Intelligence Community Propylan London 1985 S 70 Richard Deacon A History of the British Secret Service Frederick Muller London 1969 S 184 Phillip Knightley Die Geschichte der Spionage im 20 Jahrhundert Aufbau und Organisation Erfolge und Niederlagen der grossen Geheimdienste Volk und Welt Berlin 1990 S 36 a b Phillip Davies MI6 and the Machinery of Spying Frank Cass London 2004 S 26 a b Christopher Andrew Secret Service The Making of the British Intelligence Community Propylan London 1985 S 174 a b John Curry The Security Service 1908 1945 The Official History Introduction by Christopher Andrew Public Record Office Surrey 1999 S 70 Nachrichtendienste des Vereinigten KonigreichsAktuelle Nachrichtendienste MI5 MI6 DI GCHQ nbsp Ehemalige Nachrichtendienste NID MI8 MI14 SOE Secret Service Bureau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Secret Service Bureau amp oldid 229171986