www.wikidata.de-de.nina.az
Die Schrauben und Flanschenfabrik Emil Helfferich Nachfolger EHN war ein mittelstandisches deutsches metallverarbeitendes Unternehmen in Kirchheim unter Teck Die Unternehmung war zwischen 1888 und 1900 eine von drei Firmen in Deutschland die einen Grossteil des inlandischen Marktes mit Flanschen belieferten und die einzige Flanschenfabrik in Suddeutschland Schrauben und Flanschenfabrik Emil Helfferich NachfolgerLogoRechtsformGrundung 1883Auflosung 1981Sitz Kirchheim unter Teck DeutschlandBranche Metallindustrie Das Unternehmen blieb bis 1977 im Besitz der Familie Weise Nach Konkurs 1977 wurde EHN von der Monnighoff GmbH ubernommen 1981 wurde der Standort Kirchheim von Monnighof geschlossen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung durch Emil Helfferich 1 2 Unter Max Weise 1 3 Der Erste Weltkrieg und die Weimarer Republik 1 4 Die Zeit des Nationalsozialismus 1 5 Nachkriegszeit 1 6 Umsatzruckgange 1 7 Turbulenzen 1 8 Konkurs 1 9 Schliessung 2 Heute 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung durch Emil Helfferich Bearbeiten Am 1 August 1883 grundete Emil Helfferich am Ortseingang von Dettingen unter Teck in einer ehemaligen Baumwollspinnerei eine Schrauben und Flanschenfabrik Er produzierte uberwiegend Schrauben und Flanschen fur private Haushalte Die Nachfrage nach seinen Produkten war gross sodass er schon zwei Jahre spater 20 Arbeitnehmer beschaftigte Unter Max Weise Bearbeiten Schon 1888 verausserte Helfferich sein Unternehmen an Max Weise geb 1855 in Leisnig Sachsen Dieser firmierte nun als Emil Helfferich Nachfolger EHN Der Eintrag im Handelsregister von Kirchheim erfolgte am 20 Januar 1888 unter HRA 122 Max Weise legte das Schwergewicht auf die Produktion von Flanschen fur den industriellen Bedarf Dafur benotigte er starkere Pressen Diese gab es im Wasser Hammerwerk von Karl Zink in Otlingen welches Max Weise am 15 Juli 1891 erwarb Er verlegte die Flanschenproduktion dorthin wahrend die Schraubenherstellung in Dettingen verblieb Da die Nachfrage nach Flanschen gross war und die Standorte in Dettingen und Otlingen fur eine Erweiterung der Produktion nicht ausreichten erwarb Weise am 24 August 1891 auch die Speiser sche Ol und Sagemuhle mit der Wasserkraft in der Dettinger Strasse 94 in Kirchheim unter Teck 1896 verlagerte Weise die Flanschenproduktion vollstandig nach Kirchheim wahrend die Schraubenfabrikation in Dettingen verblieb 1897 verkaufte Weise das Otlinger Hammerwerk und 1906 auch die Schraubenfabrikation in Dettingen Letztere ging an seinen fruheren Mitarbeiter Eugen Schweizer Weise beauftragte den Industriearchitekten Philipp Jakob Manz mit der Planung der Fabrikanlagen In den Jahren 1894 bis 1906 entstanden mit dem Aufschwung der Firma Helfferich Nachf Inhaber Max Weise kontinuierlich wachsende Fabrikbauten Erweiterungen und Anbauten Fur die Fabrikation von schmiedeeisernen Flanschen aller Art fur Schrauben und Muttern fur schwere Schmiede und Pressstucke wurden ein eigener Gleisanschluss Wasser und Dampfkraft eine Verzinkungsanstalt eine Blankzieherei und ein grosses Hammerwerk gebaut Max Weise war ein erfolgreicher Unternehmer der seine Produkte in ganz Deutschland aber auch ins benachbarte Ausland vertrieb Max Weise setzte sich fur die sozialen Belange seiner Belegschaft ein Er baute in Kirchheim Wohnhauser die er seinen Mitarbeitern zur Verfugung stellte Fur dieses Engagement wurde er 1909 vom wurttembergischen Konig Wilhelm II mit dem Titel eines koniglichen Kommerzienrates ausgezeichnet Die Strasse in Kirchheim in der die Wohnhauser errichtete erhielt spater seinen Namen 1906 holte Max Weise seinen Sohn Fritz in das Unternehmen Der Erste Weltkrieg und die Weimarer Republik Bearbeiten 1909 errichtete er mit einem franzosischen Partner in Clerval in Frankreich eine kleine Flanschenfabrik die er jedoch mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wieder schliessen musste Die Jahre wahrend des 1 Weltkrieges und der Weimarer Republik verliefen sehr wechselvoll Wahrend 1914 und 1915 die beiden ersten Kriegsjahre verlustreich waren sorgte die Kriegswirtschaft wieder fur Vollbeschaftigung Die 1929 beginnende Weltwirtschaftskrise traf das Unternehmen besonders stark 1932 wurde nur noch ein Viertel des Umsatzes der Vorjahre erzielt Max Weise zog sich schon 1930 aus dem Unternehmen zuruck er starb 1931 Der Sohn Fritz ubernahm die alleinige Verantwortung Die Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Fritz Weise holte schon 1935 seinen altesten Sohn Hans in die Geschaftsleitung Auch betrieblich gab es wesentliche Veranderungen Der Betrieb wurde 1936 vollstandig von Pressen auf Hammer umgestellt Am 15 Februar 1939 starb Fritz Weise das Unternehmen ging auf seine Witwe Elvira uber Sie fuhrte das Unternehmen zusammen mit ihrem Sohn Hans weiter 1944 grundete Hans Weise zusammen mit Walter Eisele das Presswerk Teck Hans Weise OHG in Kirchheim Wahrend des Zweiten Weltkriegs erlitt die Fabrikanlage in Kirchheim keine Kriegsschaden jedoch kam der Betrieb am Ende des Krieges vollstandig zum Erliegen Nachkriegszeit Bearbeiten Im Mai 1945 meldeten sich 50 ehemalige Mitarbeiter die Halfte davon Lehrlinge aus dem Kriegsdienst zuruck zur Arbeit Da nach den ersten Nachkriegsjahren kein Bedarf an Flanschen bestand verlegte sich das Unternehmen auf die Produktion von landwirtschaftlichen Geraten wie Jauchepumpen Rubenmuhlen und Eggen Erst 1950 wurde die Produktion von Flanschen und die Beziehung zu fruheren Auslandskunden wieder aufgenommen 1953 trat Ulrich Weise der zweite Sohn von Fritz Weise in das Unternehmen ein und leitete ab 1955 dieses zusammen mit seinem Bruder Hans Weise Die Nachkriegsjahre mit dem Wiederaufbau der zerstorten Stadte war auch fur Emil Helfferich Nachfolger sehr erfolgreich Von 1958 bis 1974 waren sie an dem belgischen Wettbewerbsunternehmen Usines a Brides Brussel beteiligt 1961 ubernahmen die EHN zusammen mit den Gebrudern Altmann von der Societe Lorraine Produits Metallurgiques zu je 50 die Aktienmehrheit der Usines a Brides Haren les Bruxelles 1974 verkaufte die EHN ihre Anteile an die Gebruder Altmann Umsatzruckgange Bearbeiten In dritter Familiengeneration wurde zum 1 Januar 1965 das bisherige Einzelunternehmen in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt Hans und Ulrich Weise Enkel von Max Weise wurden personlich haftende Gesellschafter 1 Der Niedergang des Unternehmens begann 1972 Bei einem Umsatz von 20 2 Mio DM betrug der Verlust 2 1 Mio DM Im Jahre 1973 erhohte sich der Umsatz auf 21 8 Mio DM aber auch der Verlust auf 3 0 Mio DM Ursachlich der fur Waren fehlende Investitionen in die Modernisierung des Werkes und heftige Streitigkeiten unter den Familiengesellschaftern 2 1973 wurde das Unternehmen in eine GmbH amp Co KG gewandelt Die Gesellschafter Hans und Ulrich Weise traten auch als Geschaftsfuhrer zuruck und holten Wirtschaftsprufer Ulrich Lemberg als Geschaftsfuhrer und Sanierer Turbulenzen Bearbeiten 1975 wurde Ulrich Lemberg durch Hans Georg Baetzner abgelost Baetzner war bei EHN zuvor bereits als Verkaufsleiter mit Prokura tatig gewesen Unter ihm nahm das Unternehmen nochmals einen deutlichen Aufschwung Der Umsatz konnte auf 50 8 Mio DM und der Gewinn auf 3 2 Mio DM gesteigert werden Vom Umsatz wurden 42 im Ausland erzielt 1975 war die Nachfrage nach Flanschen auf dem Weltmarkt so gross dass sie nicht mehr voll befriedigt werden konnte Das Unternehmen beschaftigte 109 angestellte Arbeitnehmer 317 gewerbliche Arbeitnehmer und 33 Auszubildende 2 Doch bereits Anfang 1976 folgte ein starker Ruckgang der Bestellungen verbunden mit einem Preisverfall Geschaftsfuhrer Baetzner hatte sich jedoch zum Ziel gesetzt auch im Jahre 1976 die Vollbeschaftigung fur das Unternehmen zu sichern und akzeptierte in grossem Umfang Verkaufspreise die nicht mehr kostendeckend waren Angesichts sinkender Preise und Umsatzerwartungen hatten die Kosten im Unternehmen angepasst werden mussten Baetzner unterliess dies Hinzu kam dass der Maschinenpark veraltet war Notwendige Investitionen waren von den Gesellschaftern nicht mehr genehmigt worden Der Gesellschafter Ulrich Weise wollte aus dem Unternehmen ausscheiden und forderte eine Abfindung in Hohe von 4 Mio DM Geschaftsfuhrer Hans Georg Baetzner verfalschte ab April 1976 die monatlichen Geschaftsberichte fur die Banken und die Gesellschafter und wies zu Unrecht ein gunstigeres Bild zur Ertragskraft des Unternehmens aus Auf der Grundlage dieser Berichte gewahrten die Hausbanken Volksbank Kirchheim und Deutsche Bank weitere Kredite mit denen Verluste ausgeglichen wurden 2 Im Dezember 1976 stellte der Wirtschaftsprufer noch eine unzulassige Entnahme von Baetzner in Hohe von 100 000 DM fest Dies fuhrte zu seiner fristlosen Kundigung der er nicht widersprach 3 Auf Vorschlag der Volksbank Kirchheim wurde ein Wirtschaftsprufer aus Munchen als Notgeschaftsfuhrer eingesetzt der am 4 Januar 1977 seine Tatigkeit aufnahm Zur Eintragung als Geschaftsfuhrer im Handelsregister kam es nicht mehr denn am 5 Januar 1977 stellte die AOK Kirchheim beim Amtsgericht in Stuttgart einen Konkursantrag gegen das Unternehmen den er noch mit der Abtretung einer Forderung abwehren konnte Der Notgeschaftsfuhrer lud die Stahllieferanten und den Energieversorger Neckarwerke AG am 7 Januar 1977 zu einer Sitzung im Unternehmen ein um sie zu einem Stillhalten wegen ihrer offenen Forderungen zu bewegen Dieses Ansinnen wurde abgelehnt Im Gegenteil Die Lieferanten pochten auf ihre Eigentumsvorbehaltsrechte und widersprachen einer Weiterverarbeitung 2 Konkurs Bearbeiten EHN stellte am 17 Januar 1977 beim Amtsgericht in Stuttgart Antrag auf Eroffnung eines gerichtlichen Vergleichsverfahrens zur Abwendung des Konkurses Noch am gleichen Tag bestellte das Gericht den Stuttgarter Rechtsanwalt Volker Grub zum vorlaufigen Vergleichsverwalter 4 Zu diesem nahm die Monnighoff GmbH Hattingen eine Tochter der Bochumer Mineralolgesellschaft BoMin und Wettbewerber von Helfferich Kontakt auf und erklarte ihr grosses Interesse an der Ubernahme von Helfferich 5 Am 1 Februar 1977 unterbreitete Monnighoff dem Verwalter ein bindendes Angebot fur einen Asset Deal mit dem das Betriebsgrundstuck in Kirchheim die vollstandige Betriebs und Geschaftsausstattung Halbfertig und Fertigerzeugnisse sowie Hilfs und Betriebsstoffe erworben werden sollten Monnighoff ubernahm 280 der 459 bei Helfferich beschaftigten Arbeitnehmer Das Angebot stand unter dem Vorbehalt dass das Konkursverfahren eroffnet wurde da sonst aufgrund von 613a BGB alle Arbeitnehmer hatten ubernommen werden mussen Das Angebot war bis zum 12 Februar 1977 befristet Nach einer Stellungnahme des vorlaufigen Vergleichsverwalters eroffnete das Amtsgericht Stuttgart am 7 Februar 1977 das Anschlusskonkursverfahren und Grub wurde zum Konkursverwalter bestellt Weiterhin bestellte das Gericht auf Vorschlag des Verwalters einen Glaubigerausschuss mit dessen Zustimmung der Konkursverwalter das Angebot von Monnighoff am 10 Februar 1977 annahm Bereits am 14 Februar 1977 nahm Monnighoff den Geschaftsbetrieb in Kirchheim auf und stellte 280 Arbeitnehmer von Helfferich ein Die nicht ubernommenen Arbeitnehmer wurden vom Konkursverwalter gekundigt und von der Arbeit freigestellt Der Geschaftsbetrieb wurde in Kirchheim unter der Firma Monighoff GmbH Werk Helfferich weitergefuhrt 6 Schliessung Bearbeiten 1981 wurde die Kirchheimer Niederlassung von Monnighoff aufgelost Damit endete die Geschichte von EHN Monnighoff selbst ging 1984 Konkurs und wurde unter erheblichen sozialen Verwerfungen stillgelegt Heute BearbeitenIn den denkmalgeschutzten Fabrikanlagen in Kirchheim Teck befindet sich heute ein Baumarkt fur historische Baustoffe Erhalten geblieben ist die 1906 erweiterte Fabrikhalle mit Sheddach Oberlichtern und die in der Fassade reich gegliederten markanten Kopfbauten zur Dettinger Strasse mit dem verbindenden Torbau samt Kreuzgewolbe in der Durchfahrt und der Dachlaterne mit einer vierseitigen Uhr Literatur BearbeitenTraute Dieterlen Emil Helfferich Nachfolger Flanschenfabrik Kirchheim Teck 1883 1977 Wirtschaftsarchiv Baden Wurttemberg Stuttgart 1983 Wirtschaftsarchiv Baden Wurttemberg Band 9 ohne ISBN Weblinks BearbeitenUnsere Faktorei Bilder und Beschreibung der denkmalgeschutzten Fabrikanlage auf den Internetseiten der Firma Kreislauf Kirchheim abgerufen am 23 September 2010 Kurzer Abriss uber das Unternehmen EHN im Wirtschaftsarchiv Baden Wurttemberg abgerufen am 23 September 2010Einzelnachweise Bearbeiten Traute Dieterlen Emil Helfferich Nachfolger Einleitung zum Findbuch In Band 9 Wirtschaftsarchiv Baden Wurttemberg Stuttgart 1983 uni hohenheim de a b c d Volker Grub Bericht des Konkursverwalters im Konkursverfahren Firma Emil Helfferich Nachfolger vom 22 April 1977 Wirtschaftsarchiv Baden Wurttemberg Y 517 Eklat bei Kirchheimer Familienfirma Geschaftsfuhrer gefeuert Sanierungsbemuhungen Stuttgarter Nachrichten vom 8 Januar 1977 Flanschenfabrik Helfferich im Vergleich Handelsblatt vom 20 Januar 1977 Helfferich im Anschlusskonkurs Monighoff ubernimmt das Anlagevermogen Stuttgarter Zeitung vom 10 Februar 1977 Volker Grub Schlussbericht des Konkursverwalters im Konkursverfahren der Emil Helfferich Nachfolger vom 26 03 1982 Wirtschaftsarchiv Baden Wurttemberg Y 517 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schrauben und Flanschenfabrik Emil Helfferich Nachfolger amp oldid 229544632