www.wikidata.de-de.nina.az
Schlichthaus oder Schlichtwohnung war in den fruhen 1950er Jahren ein Wohnbaukonzept bei dem die geltenden Ausstattungs und Flachenstandards bewusst unterschritten wurden um die kriegsbedingte Wohnungsnot und Obdachlosigkeit zu bewaltigen 1 Der in Gesetzen oder Normen nie abschliessend definierte Begriff bezeichnete solche Wohnungen die auf der Grenze zwischen Not und Behelfswohnungen und normal ausgestatteten Wohnungen lagen 2 So wurde fur Kleinhauser in Schlichthausbauweise vorgegeben dass sie auf einer Gesamtwohnflache von maximal 65 Quadratmetern eine abgetrennte Einliegerwohnung von mindestens 28 Quadratmetern enthalten und Stellmoglichkeiten fur zusammen sieben Betten bieten mussten 3 Schlichtwohnungen in Mietshausern sollten nach einer Beschreibung des Instituts fur Bauforschung primitiv gestaltet sein auf einen Flur verzichten und den Hauptwohnraum direkt vom Treppenhaus erschliessen Fur mehrere Wohnparteien sollte eine gemeinsame Toilette und eine gemeinsame Wasserzapfstelle vorgesehen werden 4 Heute von der Feuerwehr genutztes Schlichthaus in RadauangerDer Begriff der Schlichtwohnung oder Einfachwohnung war von Anfang an negativ belegt und wurde als Wohnform verstanden die nur fur sozial schwache Bevolkerungsschichten zumutbar war Bundesbauminister Eberhard Wildermuth lobte deshalb bereits 1950 einen von ihm personlich gestifteten Geldpreis in Hohe von 100 DM fur einen besseren und zutreffenderen Namensvorschlag aus 5 Gewinner war der Vorschlag Aufbauwohnung auf den Platzen zwei und drei folgten Simplexwohnung und Sparwohnung 6 Diese Begriffe konnten sich jedoch nicht durchsetzen wahrend der Begriff Schlichthaus nach den 1950er Jahren als umgangssprachliche Bezeichnung fur kommunale Notunterkunfte erhalten blieb Vorgeschichte BearbeitenAm Ende des Ersten Weltkriegs hatten sich in Deutschland einerseits die Baukosten enorm erhoht andererseits waren Brennstoffe Baustoffe insbesondere Backsteine und Zement sowie Transportmittel nicht in ausreichender Menge verfugbar Um die kriegsbedingte Wohnungsknappheit zu beheben suchte man deshalb nach Ersatzbaustoffen die mit moglichst geringem Energieaufwand auf der Baustelle selbst bzw in unmittelbarer Nahe hergestellt werden konnten Die hiermit errichteten Ersatzbauten wiesen den geringstmoglichen Materialeinsatz auf indem z B die Tragfahigkeit der Baustoffe optimal ausgenutzt wurde Als Ersatzbaustoffe kamen u a Lehm Bruchsteine Schlacken und Schwemmsteine Hochofenzement sowie als Fullmaterial fur Hohlraume Sagemehl Torf Bims und Schlacken zum Einsatz Als Ersatzbauweisen griff man hauptsachlich auf Stampf oder Gussbauweise Steinbauweise sowie Fachwerkbauweise zuruck Aufgrund fehlender Erfahrungen in der Baustatik wurden seinerzeit praktisch nur eingeschossige nicht jedoch mehrgeschossige Gebaude errichtet 7 Beispiel BearbeitenSchlichtbausiedlung Am Sacksdamm BremenEinzelnachweise Bearbeiten Begriff und Konzept ausfuhrlich dargestellt in Holger Luning Das Eigenheim Land S 273 ff Hannover 2005 Hermann Wandersleb Hrsg Handworterbuch des Stadtebaues Wohnungs und Siedlungswesens S 1128 Stuttgart 1959 Niedersachsisches Ministerialblatt Runderlass vom 26 Januar 1951 Karl Richard Krantzer Kosten und Wirtschaftlichkeit von Schlichtwohnungen und Schlichthausern in Bauamt und Gemeindebau 1954 Fur die Besiegten Der Spiegel 47 1950 S 26 27 Holger Luning Das Eigenheim Land S 274 Hannover 2005 Otto Lueger Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften 2 Auflage Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart und Leipzig 1920 zeno org abgerufen am 9 Oktober 2019 Lexikoneintrag Ersatzbau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlichthaus amp oldid 217755399