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Als Schirmschlag oder Schirmhieb wird in der Forstwirtschaft eine Art der Holzernte bezeichnet bei der wie bei Einzelstammwirtschaft und Plenterwald das Kronendach eines Bestandes durch Entnahme einzelner Baume aufgelichtet wird 1 Schirmschlag bei der kahlschlagslosen Buchenwirtschaft mit gut entwickelter Naturverjungung Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Vorgehen 3 Formen des Schirmschlags 4 Okologische Bedeutung 5 Vor und Nachteile 5 1 Vorteile 5 2 Nachteile 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas grundsatzliche Konzept des Schirmschlags wurde erstmals im 18 Jahrhundert in der Hanau Munzenbergischen Forstordnung von 1736 aufgestellt und spater durch Georg Ludwig Hartig 1791 weiter konkretisiert Auf Grundlage der von Hartig beschriebenen Methoden entwickelte sich der Schirmschlag im 19 Jahrhundert zur beherrschenden Form der Holzernte Er wurde vorrangig in Buchenbestanden aber auch in Mischbestanden aus Tanne Fichte und Buche angewendet und erzielte dabei zufriedenstellende Ergebnisse in reinen Kiefern und Fichtenbestanden hingegen konnte sich der Schirmschlag aufgrund zu geringer Ertrage nicht durchsetzen Aus dem Schirmschlag entwickelte sich Ende des 19 Jahrhunderts der Femelschlag Vorgehen BearbeitenDer Verlauf eines Schirmhiebs wird unabhangig von der Baumart in sechs Phasen unterteilt die sich uber einen Zeitraum von 10 bis 30 Jahre erstrecken Geschlossener Altholzbestand Der Bestand besteht fast ausschliesslich aus Altholz alle Baume sind in etwa gleich gross und bilden ein geschlossenes Kronendach Vorbereitungshieb Durch die Entnahme von ca 15 des aufstockenden Holzvorrates wird das Kronendach vorsichtig geoffnet und die Umsetzungsprozesse am Boden werden verbessert Dieser Schritt kann bei Bestanden mit gunstigen Bodenverhaltnissen ubersprungen werden Besamungshieb In dieser als Mastjahr bezeichneten Phase werden 30 40 des aufstockenden Volumens entnommen Hierdurch entsteht ein lichtes Kronendach das die Verjungung auf der gesamten Flache des Bestandes erlaubt Vor dem Abwurf der Samen durch den Baum wird der Boden soweit dies notig ist durch verschiedene Bearbeitungsmethoden fur die Verjungung vorbereitet Lichtungshieb In dieser Phase wird der Grossteil des Altholzschirms geraumt Der Anteil hierbei hangt von der Entwicklung der Verjungung ab Um weiterhin eine okologische Schutzwirkung aufrechtzuerhalten bleibt ein lockerer sehr lichter Schirm bestehen Raumungshieb Die Reste des Altholzes welche sich vor allem am Rand des Bestandes befinden werden entnommen Einzelne Baume die die voranschreitende Verjungung nicht einschranken konnen bestehen bleiben Abschluss Der Altbestand wurde komplett durch eine gleichmassig auf der ganzen Bestandsflache ausgebreiteten Verjungung ersetzt In dieser Phase sind keine Baume des alten Bestandes mehr vorhanden Diese klassische Art des Schirmschlags wird aus unterschiedlichen Grunden teilweise stark abgewandelt So wird aufgrund verbesserter Bodenverhaltnisse in der Vergangenheit oft auf den Vorbereitungshieb verzichtet Aus der Verbesserung der Bodenverhaltnisse resultiert auch eine Verbesserung der Wuchsbedingungen fur Bodenpflanzen Hierdurch besteht die Gefahr einer Verunkrautung des Jungwuchses Um diesem entgegenzuwirken sollte vor dem Offnen des Kronendachs darauf geachtet werden dass die Jungpflanzen in ihrer Entwicklung einen Vorsprung gegenuber den Bodenpflanzen haben Andernfalls kann es notig sein teure Gegenmassnahmen zum Schutz des Jungwuchses zu ergreifen Mastjahre in denen durch Entnahme grosser Altholzanteile auch hohe Ertrage erzielt werden verlieren an Bedeutung und werden haufig vom Voranschreiten der Verjungung abhangig gemacht Weiterhin wird das Verbleiben einzelner Schirmbaume heute auch genutzt um durch die hohere Belichtung des Baumes die einzelnen Stamme weiterzuentwickeln und somit einen hoherwertigen Ertrag bei der Entnahme zu erzielen Formen des Schirmschlags BearbeitenIm Folgenden sind die wichtiges Formen des Schirmschlags genannt 2 Grossschirmhieb Gleichmassige Schirmstellung auf grosse Flachen z B ganzen Abteilungen oder Unterabteilungen Zonenschirmhieb Gleichmassige Schirmstellung in einer Tiefe von ein bis drei Altbaumlangen meist im sturmabgewandten Teil des zu verjungenden Bestandes beginnend Streifenschirmschlag Gleichmassige Schirmstellung in einer Tiefe bis zu einer Altbaumlange im sturmabgewandten Teil des zu verjungenden Bestandes beginnend Okologische Bedeutung BearbeitenDer Schirmschlag ist vor allem fur die Entwicklung von Schatten und Halbschattenbaumarten von wichtiger Bedeutung Diese Baumarten benotigen eine konkurrenzarme vor zu starken Witterungseinflussen geschutzte Umgebung um sich optimal entwickeln zu konnen Durch die langsam voranschreitende Ausdunnung des Schirms kann der Jungwuchs ohne zu grossen Einfluss dieser Storfaktoren wachsen und ist am Ende des Schirmhiebs stark genug sich gegen diese ausseren Einwirkungen durchzusetzen Vor und Nachteile BearbeitenDer Schirmschlag stellt neben dem Kahlschlag die bedeutendste Form der Waldverjungung dar Soll ein Bestand allein durch Naturverjungung erneuert werden so ist der Schirmschlag die vorherrschende Methode Bei der waldbaulichen Verjungung durch einen Schirmschlag treten folgende Vor und Nachteile auf 3 Vorteile Bearbeiten Schatten und Halbschattenbaumarten konnen sich ihren okologischen Anspruchen gemass unter Schirmschutz naturlich verjungen und sich dort solange entwickeln bis sie den Umweltbedingungen des Freistandes Temperaturextreme konkurrierende Bodenvegetation gewachsen sind Durch entsprechende Hiebsfuhrung konnen auch Lichtbaumarten gruppen oder horstweise in den Gruppenbestand aus schattenertragenden Arten eingebracht werden Werden Mischbestande angestrebt so konnen sie bei Vorhandensein von Mutterbaumen der entsprechenden Baumarten aus Naturverjungung oder bei deren Fehlen durch kunstliche Einbringung erreicht werden Bei Versagen oder Unmoglichkeit der Naturverjungung ist der ganze Verjungungsprozess auch auf kunstlichem Wege durch Pflanzung oder Saat moglich Wird spatestens zu Beginn der Verjungung eine gelandegerechte raumliche Ordnung fur jeden Bestand geschaffen so bereitet die Ernte der Altbaume uber der angekommenen Verjungung technisch nur geringe Schwierigkeiten Bei Einhaltung langerer Uberschirmungszeitraume kann es zu beachtlichen Lichtungszuwachsen an den freigestellten Altbaumen kommen Handelt es sich dabei um Stamme von hoher Qualitat so ist damit ein erheblicher Wertzuwachs verbunden Nachteile Bearbeiten In Mastjahren der seltener fruktifizierenden Baumarten konnen nicht marktgerechte Anfalle von Holz entstehen wenn zur Forderung des Ankommens der Verjungung verstarkt eingeschlagen wird Die Erntekosten fur die Lichtungs und Raumunghiebe erhohen sich dadurch dass Zuschlage fur besondere Sorgfalt bei Hieb und Rucken gezahlt werden mussen Die Sturmwurfgefahr im Altholz nimmt in den ersten Jahren nach der Schirmstellung erheblich zu Literatur BearbeitenErnst Rohrig Norbert Bartsch Burghard von Lupke Waldbau auf okologischer Grundlage Ulmer Stuttgart 2006 ISBN 3 8252 8310 0 Hannes Mayer Waldbau auf soziologischer okologischer Grundlage Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1992 ISBN 3 437 30684 7 Marcel Prevost Daniel Dumais Shelterwood cutting in a boreal mixedwood stand 10 year effects of the establishment cut on growth and mortality of merchantable residual trees in Forest Ecology and Management Nr 330 2014 Seite 94 104Einzelnachweise Bearbeiten Peter Burschel Jurgen Huss Grundriss des Waldbaus Ein Leitfaden fur Studium und Praxis 3 Auflage Freising Freiburg 2003 S 123 ISBN 3 8001 4570 7 Peter Burschel Jurgen Huss Grundriss des Waldbaus Ein Leitfaden fur Studium und Praxis 3 Auflage Freising Freiburg 2003 S 125 ISBN 3 8001 4570 7 Peter Burschel Jurgen Huss Grundriss des Waldbaus Ein Leitfaden fur Studium und Praxis 3 Auflage Freising Freiburg 2003 S 141 ISBN 3 8001 4570 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schirmschlag amp oldid 230021853