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Die Schenkschieve oder Schenkschive von schenken ursprunglich ein Getrank zum Anbieten eingiessen und Schieve niederdeutsch Scheibe Platte ist ein um 1480 1670 verbreiteter norddeutscher Schrankmobeltyp Sein unverwechselbares namengebendes Kennzeichen ist die in der Mitte ausklappbare Platte die wie bei einer Kredenz oder Anrichte zum Einschenken und zum Prasentieren der in ihm verwahrten kostbaren Trinkgefasse diente In geschlossenem Zustand zeigt die Schrankfassade mit ihrer Konstruktion aus Rahmen und Fullungen eine Einteilung in verschieden grosse Felder Geschichte BearbeitenZwei spatgotische Schenkschieven im Luneburger Rathaus sind noch in die Vertafelung fest eingebaute Schranke Von diesem Beispiel geht wohl die altere Typenbezeichnung Luneburger Schrank aus sie ist allerdings irrefuhrend weil der Typ im ganzen niederdeutschen Kustengebiet verbreitet war Im 16 Jahrhundert loste sich die Schenkschieve aus der Wandvertafelung und wurde zum beweglichen Mobel im eigentlichen Sinne Auch bezog sich jetzt ihre Felderteilung zunehmend deutlicher auf die Geschossebenen Die Schenkschieve wurde in den Kustenregionen fur eine gewisse Zeit zu dem reprasentativen burgerlichen Mobel dafur spricht auch dass es in Luneburg ab 1498 in Hamburg ab etwa 1550 und in Bremen bis etwa 1670 als Meisterstuck der Tischler vorgeschrieben war in den letzten Jahrzehnten freilich als ziemlich aus der Mode gekommenes nur noch in der bauerlichen Wohnkultur fortlebendes Muster In den Jahrzehnten um 1600 werden gern bildhafte Erzahlungen als geschnitzte Reliefs auf die Fullungen gebracht und losen die aus spatgotischen Traditionen abgeleiteten Faltwerkornamente ab Grossartige Beispiele dieser Schnitzkunst stammen aus Bremen und Dithmarschen Die Klappe kann jetzt uber die ganze Breite gehen Das flache Relief der Fruhzeit fuhrt im Laufe der Stilentwicklung zu immer kraftvollerer Modellierung des Rasters aus Rahmen und Fullungen Fur die Spatzeit ist das Wegfallen der figurlichen Schnitzerei und eine Gliederung mit reich profilierten Bossen nach niederlandischem Vorbild charakteristisch Das Verbreitungsgebiet der Schenkschieve umfasst das nordliche Niedersachsen Schleswig Holstein das angrenzende Jutland und Teile der Mark Brandenburg nbsp Schenkschieve mit geschnitzter Darstellung des Gleichnisses vom Verlorenen Sohn 1608 Bremen Focke Museum nbsp Schenkschieve im hollandischen Stil um 1650 1670 Museumsberg Flensburg nbsp Schenkschieve Fassadenschnitt und halber Aufriss zum Meisterstuck des Bremer Tischlers H Steffens um 1650 Bremen Focke Museum Literatur BearbeitenHeinrich Kreisel Die Kunst des deutschen Mobels Band 1 Munchen 1968 S 35 ff Walter Passarge Zur stilgeschichtlichen Stellung der Schenkschieve in Festschrift zur 25jahrigen Wiederkehr des Eroffnungstages der Sammlungen Flensburg 1928 S 83 91 Thomas Schurmann Erbstucke Zeugnisse landlicher Wohnkultur im Elbe Weser Gebiet Stade 2002 S 349 353 mit weiterer Lit Nis R Nissen Schenkschieve Requisit eines Rechtsakts in Das Recht der kleinen Leute Beitrage zur rechtlichen Volkskunde Festschrift Karl Siegismund Kramer Berlin 1976 S 162 165 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schenkschieve amp oldid 189907492