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Schatz der Optik arabisch كتاب المناظر DMG Kitab al Manaẓir lateinisch De aspectibus oder Perspectiva ist eine von dem arabischen Gelehrten Alhazen 965 1039 1040 verfasste siebenbandige Schrift in der unter anderem optische physikalische und meteorologische Themen abgehandelt werden Teilweise basiert sie auf alteren Schriften und Auffassungen griechischer Philosophen enthalt aber auch zahlreiche revolutionare neue Theorien von Alhazen selbst Das Buch wurde Ende des zwolften Jahrhunderts vom Arabischen in Latein ubersetzt und damit der westlichen Welt zuganglich 1572 wurde es von Friedrich Risner gedruckt Es hatte einen grossen Einfluss auf die mittelalterliche Wissenschaft 1 und gilt als ein Startpunkt der Entwicklung der neuzeitlichen Optik 2 Kupferstich auf dem Titelblatt der lateinischen Ausgabe des Opticae Thesaurus Die Darstellung zeigt wie Archimedes von Syrakus romische Schiffe mit Hilfe von Parabolspiegeln in Brand gesetzt haben soll Quelle Bayerische Staatsbibliothek Munchen Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung der einzelnen Paragraphen der ersten funf Kapitel von Buch 1 1 1 Kapitel 1 Vorwort zum gesamten Buch 1 2 Kapitel 2 Untersuchungen zu den Eigenschaften des Sehsinns 1 3 Kapitel 3 Untersuchungen zu den Eigenschaften des Lichts und zu den Arten der Lichtstrahlung 1 4 Kapitel 4 Uber die Wirkung des Lichts auf den Sehsinn 1 5 Kapitel 5 Uber den Aufbau des Auges 2 QuellenZusammenfassung der einzelnen Paragraphen der ersten funf Kapitel von Buch 1 Bearbeitengemass der englischen Ubersetzung 3 Kapitel 1 Vorwort zum gesamten Buch Bearbeiten 1 Uber das Sehen herrscht Verwirrung 2 Das Sehen muss durch Mathematik und Naturwissenschaft beschrieben werden 3 Naturwissenschaftler dachten bisher irgendeine Form geht vom Objekt zum Auge Mathematiker dachten Strahlen gehen vom Auge zum Objekt 4 Die Mathematiker haben sich verschiedene Versionen der Extramission ausgedacht 5 Die Wahrheit muss Extra oder Intromission sein oder irgendetwas anderes Einigkeit ist erreichbar durch grundliche Forschung 6 Mein Ausgangspunkt ist die Vergewisserung uber die Gegebenheiten das Unveranderliche die Pramissen und Prinzipien die durch Induktion zu finden sind Zur Vertiefung soll Kritik an den Pramissen und Schlussen geubt werden Entscheidend ist gerechtes Urteil statt Vorurteil Wahrheitssuche statt Meinungsbeeinflussung So kann die herzerfullende Wahrheit erkannt werden so konnen wir Gewissheit erlangen Gott unterstutzt uns beim Vertreiben der Trubung des menschlichen Geistes 7 Ich habe 7 Bande zur Optik geschrieben 8 Mein Vorgangerbuch zum Schatz der Optik moge man bitte wegwerfen Kapitel 2 Untersuchungen zu den Eigenschaften des Sehsinns Bearbeiten 1 Zum Sehen ist ein gewisser Abstand zwischen Auge und Objekt notig 2 Das Objekt muss dem Auge gegenuber sein Gedachte Verbindungslinien zwischen Auge und Objekt durfen nicht auf ein opakes Hindernis stossen 3 Ansonsten ist das Objekt unsichtbar so lange es sich in derselben Atmosphare befindet und nicht gespiegelt wird 4 Nur derjenige Teil ist unsichtbar dessen Verbindungslinie zum Auge unterbrochen wird vom Hindernis 5 Sichtbarkeit herrscht wenn eine ununterbrochene gerade Linie zwischen dem gesehenen Punkt und dem Auge verlauft 6 Dies lasst sich experimentell mit einer Konstruktion aus Lineal und Rohre prufen 7 Betrachte das Objekt durch eine gerade Rohre mit und ohne Abschirmung der Rohre 8 Durch die Unsichtbarmachung ist die Geradlinigkeit der Lichtausbreitung gezeigt 9 Zweifelsfrei schlussfolgern wir Sichtbares liegt auf einer geraden Linie zwischen Auge und Gesehenem 10 Ein Objekt ist sichtbar wenn es selbst Licht enthalt oder von einem anderen Objekt empfangt unabhangig davon ob das Auge in lichterfullter Luft ist 11 Ein Objekt wird unsichtbar wenn es klein genug ist abhangig von der Sehkraft 12 Ein Objekt ist unsichtbar wenn es transparent ist 13 Ein Objekt wird ab einem gewissen Abstand unsichtbar abhangig von der Objektgrosse 14 und von der Helligkeit des Objekts z B Feuer 15 Wir schlussfolgern Der Abstand der Sichtbarkeit hangt ab vom Licht im Objekt16 und von dessen Farbe z B beim Schiff 17 Weiss wird vor grellen Farben sichtbar diese wiederum vor truben Farben 18 Wir schlussfolgern Der Abstand der Sichtbarkeit ist abhangig von der Farbe des Objekts19 und von der Sehkraft 20 Sichtbarkeit hangt also ab vom Zustand des Objekts und der Augen 21 Das Auge sieht kein Objekt es sei denn das Objekt erfullt die genannten Bedingungen und das Auge ist unbeschadet 22 Details werden schon bei kleineren Abstanden unsichtbar 23 Ein Objekt wird als kleiner werdend empfunden wenn es sich wegbewegt 24 Nah am Auge verschwimmt und verschwindet das Objekt scheinbar 25 Wir halten fest Fur das Sehen ist ein gemassigter Abstand notig 26 Als nachstes werden wir Licht und Strahlung untersuchen dann das Auge um dann den Sehvorgang zu diskutieren Kapitel 3 Untersuchungen zu den Eigenschaften des Lichts und zu den Arten der Lichtstrahlung Bearbeiten 1 Selbstleuchtende Korper strahlen in alle Richtungen und erhellen alle zugewandten Flachen so lange diese nicht abgeschirmt oder zu weit weg sind 2 Die Strahlung ist geradlinig wenn die Luft oder der transparente Korper zwischen leuchtendem und beleuchtetem Korper durchgangig gleichartig ist 3 Diese Geradlinigkeit ist eine unveranderliche Gegebenheit Wir sehen sie zum Beispiel wenn Licht durch Locher Spalte oder Turen in ein staubiges Zimmer eintritt In einem staubfreien Zimmer konnen wir die Geradlinigkeit an einem opaken Gegenstand mit Hilfe einer geraden Stange nachvollziehen Wir finden kein Licht auf krummen Bahnen 4 Ebenso bei Mond und Sternenlicht das durch ein Loch in die Dunkelkammer tritt Blickt das Auge vom Lichtfleck zum Loch sieht es den Stern 5 Licht kann ebenso mit einem opaken Korper bei geradlinigem Abstand abgefangen werden 6 Das funktioniert auch mit Feuer und lasst sich mit einer durchs Loch geschobenen geraden Stange uberprufen 7 Die Geradlinigkeit ist auch an Schatten nachvollziehbar denn hier ist die geradlinige Verbindung zum luminosen Korper unterbrochen 8 Wir schlussfolgern Strahlung von selbstleuchtenden Korpern verlauft geradlinig 9 Die Gesamtheit des selbstleuchtenden Korper besitzt mehr Licht als dessen Teile wie wir zum Beispiel beim Sonnenauf und Untergang merken 10 Licht strahlt von jenem Teil der Sonne auf ein Objekt der dem Objekt zugewandt ist 11 Dasselbe gilt bei Sonnenfinsternis jeder Teil der Sonne strahlt 12 Licht kommt geradlinig von jedem Teil der Sonne siehe Sonnenfinsternis 13 Das wird auch daran deutlich dass die Strahlen vom Loch in der Dunkelkammer auseinanderlaufen 14 Die Strahlung geht geradlinig von jedem Teil der Sonne zu jeder gegenuberliegenden Flache 15 Dies gilt ebenso fur den zunehmenden und abnehmenden aufgehenden und untergehenden sowie fur den verfinsterten Mond 16 Ebenso fur Feuer wie wir mit einem Rohr in einer Kupferplatte experimentell prufen konnen 17 Verschiedene Varianten unseres Experiments bestatigen dass Licht vom gesamten Feuer starker ist als von einem Teil davon 18 Wenn wir das Rohr unterschiedlich neigen sehen wir dass von jedem Teil der Flamme in alle Richtungen Licht strahlt 19 Wir schlussfolgern Licht geht entlang jeder geraden Linie von jedem Teil jedes selbstleuchtenden Korpers aus 20 Ausgedehnte selbstleuchtende Korper sind kontinuierlich insofern die kleinen Teile die Form des Feuers bewahren z B in der Sonne im Mond und in den anderen Himmelskorpern jeder noch so kleine Teil strahlt 21 Wir definieren das Licht von selbstleuchtenden Korpern als Primarlicht 22 Wenn das Tageslicht von der Sonne kommt wieso sind dann selbst Schatten in Innenhofen erhellt 23 Selbst vor und nach Sonnenaufgang sind die Atmosphare und die Erde lichterfullt 24 Beleuchtete Flachen erhellen gegenuberliegende Flachen 25 Dies konnen wir experimentell prufen anhand einer Tur vor sonnenbeschienener Wand 26 Den Versuch konnen wir steigern mit einer Kammer in einer Kammer mit weissen Wanden Das ist ebenso machbar bei Mond und Tageslicht 27 Die Experimente zeigen dass von dem Licht welches auf einen Korper scheint Licht in jede entgegengesetzte Richtung strahlt So beleuchtet die Sonne die Atmosphare die Atmosphare wiederum die Erde 28 Dies erklart die hellen Schatten 29 Diese zufalligen Lichter konnen anhand von Gewissheit bringenden Experimenten untersucht werden z B in einer Kammer in einer Kammer mit Lochern von Ost nach West 30 Wir spannen Faden durch die Locher und markieren die Schnittpunkte mit den Wanden 31 Bei Nacht ohne helle Sterne wird die Wand an den markierten Stellen dunkel sein 32 Bei erhellter Atmosphare ergeben sich an den markierten Stellen Lichtflecken die einzeln abgeschattet werden konnen 33 Wir konnen das Licht mit einem opaken Korper auffangen und auch zusatzliche Locher in die Wande bohren 34 Wir schlussfolgern Licht strahlt geradlinig von der Atmosphare ab 35 Auf krummen Bahnen zwischen den Lochern und Wanden ist kein Licht 36 Ein Hindernis unterbricht nicht die Kontinuitat der Luft 37 Licht strahlt geradlinig von jedem Teil der erleuchteten Luft in alle entgegengesetzten Richtungen ab 38 Tageslicht kommt geradlinig von der erhellten Atmosphare 39 Man konnte einwenden dass abends kein Licht durch die Atmosphare kommt obwohl stets die halbe Atmosphare hell ist 40 Darauf antworte ich Licht wird mit der Entfernung schwacher also je mehr es in den Schattenkegel der Erde eindringt 41 Bei Sonnenaufgang grenzt die beleuchtete Atmosphare direkt an den Schattenkegel an ist also dem Betrachter nah und erscheint deshalb hell 42 Die Helligkeit ist abstandsabhangig so entsteht eine Lichtsaule bei Dammerung Dunkelheit bei Nacht dies ist geometrisch begrundbar 43 Das Licht ist nicht der Luft innewohnend sondern wird wie von einer Wand zuruckgeworfen 44 Die Lichtmenge ist volumenabhangig 45 Morgen und Abendlicht ruhren vom grossen Luftvolumen her das durchblickt wird 46 Entlang der geraden Linie zum Auge multiplizieren sich die schwachen Lichter der verschiedenen Luftabschnitte daher wird das Licht sichtbar 47 So hatten wir dieses Problem geklart Morgen und Abendlicht kommen von der sonnenerhellten Luft 48 Wir konnen zufalliges Licht experimentell anhand von Wanden mit Turen und einem speziell markierten Holzblock prufen 49 Wir markieren Winkel und Abstande auf dem Wurfel 50 Wir bohren ein horizontales sowie ein schrag durchgehendes Loch ein 51 Wir setzen den Wurfel in eine Wand ein die einer weissen beleuchteten Wand gegenubersteht 52 Wir schieben einen Stab mit Spitze durch das horizontale Loch im Wurfel und markieren den Auftreffpunkt auf der weissen Wand 53 Wir schauen durch das Loch auf den markierten Punkt und kreisen den Kopf so weit bis der Punkt unsichtbar wird 54 Den entsprechend anvisierten Kreis markieren wir auf der weissen Wand 55 Der Kreis muss gegebenenfalls korrigiert werden 56 Auch durch das schrage Loch wird der Kreis zu sehen sein 57 Das liegt an den vorher festgestellten Proportionen 58 Daher schneiden sich die Achsen der Locher im Kreis auf der Wand 59 Der Kreismittelpunkt liegt auf der Achse des horizontalen Lochs60 Ebenso wie auf der Achse des schragen Lochs 61 Die Langen der Locher verhalten sich zueinander wie die Strecken von den Lochern bis zur weissen Wand 62 Dementsprechend sind die Kreise proportioniert 63 Dementsprechend verhalten sich die Kreise zu den horizontalen Strecken 64 Dementsprechend verhalten sich die schragen Strecken zu den horizontalen Strecken 65 Dementsprechend verhalten sich die Kreise zu den schragen Strecken 66 Daher kann nur der markierte Kreis durch das schrage Loch gesehen werden 67 Wenn mehr zu sehen ist muss der Wurfel korrigiert werden 68 An Stelle des Kreises auf der Wand bohren wir nun ein konisches Loch in die weisse Wand und bedecken das Loch mit weissem Tuch 69 Bei bedecktem schragen Loch lassen wir in der Dunkelkammer durch das horizontale Loch einen weissen Gegenstand beleuchten indem Licht von der weissen Wand kommt welches wiederum von der Atmosphare kommt 70 Wenn das weisse Tuch entfernt wird verschwindet der Lichtfleck in der Dunkelkammer Falls Restlicht vom Innern des Rohres kommt 71 sollte man das Rohr schwarz ausmalen 72 Licht erscheint sobald das weisse Tuch das Loch in der weissen Wand bedeckt 73 Licht kommt also nur vom weissen Tuch herein 74 Licht auf krummen Bahnen nicht 75 Ein weisser Gegenstand zwischen dem Loch in der weissen Wand und dem Loch im Wurfel wird die Kammer erhellen ein weiterer Gegenstand zwischen dem Wurfel Loch und dem innen befindlichen Gegenstand wird das Licht wegnehmen 76 Wie 73 amp 74 77 Zufalliges Licht geht nur geradlinig78 Denn auf krummen Linien kommt nichts an 79 Das Licht wird mit zunehmendem Abstand schwacher 80 Dieselben Beobachtungen sind beim schragen Loch moglich 81 Wir schlussfolgern Licht kommt nur vom weissen Tuch und nur geradlinig 82 Das Licht wird schwacher mit zunehmendem Abstand des Gegenstands vom schragen Loch 83 Nun offnen wir beide Locher gleichzeitig 84 Nun verwenden wir beliebig viele Locher Wir schlussfolgern Ein von Tageslicht beleuchteter Korper strahlt geradlinig in alle Richtungen 85 Bei Sonnenschein funktioniert das gleich nur besser 86 Ebenso funktioniert es mit Mond und Feuerlicht 87 Wir schlussfolgern Zufalliges Licht in opaken Korpern strahlt geradlinig in alle Richtungen und wird mit zunehmendem Abstand schwacher 88 Wir definieren Licht von zufallig beleuchteten Korpern als Sekundarlicht jedoch geht es auf dieselbe Weise vom Korper aus wie Primarlicht 89 Dies konnen wir im Experiment prufen Ein Lichtfleck von einem Loch in der Dunkelkammer strahlt ahnlich einem Primarlicht und kann durch eine Tasse abgeschirmt werden 90 Mit einem Spiegel wird die Dunkelkammer heller auf Grund des hellen Lichtflecks 91 Ohne Spiegel ist das Licht in der Dunkelkammer nicht basierend auf Spiegelung 92 Der Spiegel kann ein Objekt beleuchten 93 Wir tauschen ein weisses gegen ein schwarzes Objekt 94 Wir schlussfolgern Das uberall in der Dunkelkammer gesehene Licht ist Sekundarlicht es entsteht nicht auf Grund von Spiegelung 95 Ebenso verhalt sich Licht vom Mond 96 Dasselbe gilt fur Licht von Gegenstanden die von einem Feuer beleuchtet sind 97 Spiegel hingegen reflektieren zudem senden sie Licht wie jeder andere Korper in alle Richtungen aus 98 Jeder Teil eines Objekts strahlt in alle Richtungen auch wenn dies wegen geringer Lichtmenge manchmal nicht wahrnehmbar ist 99 Reflektiertes Licht geht geradlinig 100 Dies konnen wir im Experiment prufen indem wir das reflektierte Licht mit einem opaken Objekt auffangen 101 Mit einer Nadel konnen wir einen Teil des reflektierten Lichts auffangen mit Lineal prufen wir anhand des Schattens die geradlinige Lichtausbreitung102 Wir schlussfolgern Licht wird stets geradlinig nie krummlinig reflektiert 103 Die Reflexion erfolgt nur in einer bestimmten Richtung 104 Auch nach Ubergang in einen transparenten Korper von anderer Transparenz ist die Ausbreitung geradlinig 105 Dies konnen wir experimentell prufen Wir halten eine Glaskugel im Sonnenlicht vor eine Wand ihr Schatten empfangt Licht das durch einen opaken Korper aufgefangen werden kann Die Geradlinigkeit der Lichtausbreitung uberprufen wir mit einer Nadel als Schattengeber 106 Licht geht nur in bestimmten geraden Linien durch den transparenten Korper 107 Licht im transparenten Korper hat nicht dieselbe Richtung wie das Licht davor oder dahinter ausser bei senkrechtem Eintritt 108 Der Austrittspunkt strahlt Sekundarlicht ab 109 Dies konnen wir experimentell prufen Ein Loch in der Dunkelkammer beleuchtet eine Glaskugel so dass sie Gegenstande drum herum erhellt 110 Licht geht also von allen leuchtenden Korpern geradlinig in alle Richtungen 111 Sekundarlichter sind schwacher als Primarlichter beide werden mit zunehmendem Abstand schwacher 112 Reflexion und Brechung geschehen geradlinig und nur in bestimmten Richtungen 113 Farbe geht einher mit Licht 114 Sekundarlichter sind stark farbig wenn der strahlende Korper stark farbig und der gegenuberliegende Korper schwach farbig ist 115 Grune Pflanzen im Sonnenlicht farben eine nahe stehende im Schatten befindliche Hauswand grun 116 Das Blattgrun erscheint im Schatten auf der Wand im Boden und auf einer weissen Robe 117 Eine experimentelle Prufung ist jederzeit moglich 118 Wir konnen folgendes Experiment durchfuhren Ein vom Loch in der Dunkelkammer beleuchteter purpurner Korper farbt alle Innenwande purpur 119 Weisses Tuch in der Nahe des purpurnen Korpers ist umso starker gefarbt je naher es ist rundum platzierte weisse Korper werden gefarbt 120 Dies funktioniert mit allen hellen Farben Weiss erhellt alles Schwarz verdunkelt alles 121 Farbe geht also stets einher mit Licht Sie breitet sich ebenso geradlinig aus und nimmt mit vergrossertem Abstand ab 122 Die von anderen Objekten empfangene Farbe gelangt nicht durch Reflexion ins Auge sondern wie von farbigen Kopern 123 Wir halten 122 nochmals fest 124 Wenn wir eine farbige Flussigkeit in einem Glas vor das Loch einer Dunkelkammer halten erscheint ein hingehaltenes weisses Tuch in klarer Farbe die mit zunehmendem Abstand vom Glas schwacher wird 125 Dies funktioniert ebenso mit gefarbtem Wasser die Farbe ist also an das Licht gebunden 126 Dies funktioniert ebenso mit einem flussigkeitsgefullten Glas das von Feuer beleuchtet wird 127 Wir schlussfolgern Zusammen mit dem Licht geht auch die Farbe aus transparenten Korpern hervor 128 Wir schlussfolgern weiterhin Farbe allgemein geht stets mit dem Licht einher wenn sie nicht sichtbar ist ist der Sehsinn zu schwach dafur 129 Transparente Korper konnen ihre Farbe so wie Licht von selbst oder von anderen Korpern erhalten sie strahlt wie Licht geradlinig in alle Richtungen 130 Farbe kann nicht von Korpern ausgehen ausser sie werden mit dem Licht abgestrahlt 131 Es ist nicht anzweifelbar oder ungewiss dass Farbe und Licht gemeinsam von Korpern abstrahlen 132 Einige betrachten Farbe als etwas was zwischen Auge und Licht entsteht aber die schillernden Farben der Pfauenfedern beruhen auf Reflexion 133 Die Farbe von opaken Korpern hingegen ist rundum sichtbar wenn auch unterschiedlich stark beruht also nicht auf Reflexion 134 Farbe kommt von farbigen Korpern z B von einem schamerfullten Gesicht wahrend das aussere Licht und der Beobachterstandpunkt gleichbleiben 135 Angst farbt das Gesicht gelb 136 Wir schlussfolgern dass Farbe eine Form des farbigen Korpers ist es ist nicht ungewiss dass sie nicht von externen Faktoren herruhrt 137 Selbst da Farbe mit den Lichtbedingungen schwankt kann ihre eigene Realitat nicht bezweifelt werden 138 Da Licht naturlich in alle Richtungen abstrahlt und da Farbe ans Licht gebunden ist ist die Farbausbreitung um den Korper unabhangig vom Auge 139 Farbe beruht nicht auf Reflexion und wird nicht vom Sehsinn erzeugt 140 Wenn dem so ist dann ist die Farbe des vom farbigen Korper bestrahlten Objekts eine Form auf dem bestrahlten Objekt 141 Da dem so ist strahlt der beleuchtete Korper Farbe und Licht in alle Richtungen unabhangig vom Auge 142 Farbe breitet sich mit dem Licht in alle Richtungen geradlinig aus 143 Dies geschieht so lange der Korper beleuchtet ist und die angrenzenden Korper kontinuierlich transparent sind 144 Warum aber erscheint die Farbe nur auf abgeschatteten und vorrangig auf weissen Korpern und nur wenn der gegenuberliegende Korper farbenkraftig ist Dies ist durch den Sehsinn bedingt Kapitel 4 Uber die Wirkung des Lichts auf den Sehsinn Bearbeiten 1 In helles Licht zu schauen zum Beispiel in direktes oder gespiegeltes Sonnenlicht schmerzt 2 Nach langem Betrachten eines hell beleuchteten weissen Korpers legt sich scheinbar ein dunkler Schleier zwischen Betrachter und Betrachtetem ob bei Sonnen oder Feuerbeleuchtung 3 Nach langem Betrachten eines weissen Objekts bei Tageslicht erscheint etwas Gleichartiges wieder sobald man auf eine dunkle Stelle schaut sowie bei geschlossenen Augen 4 Gleiches geschieht nach langem Betrachten eines feuerbeleuchteten Korpers oder eines Lochs in der Dunkelkammer 5 Offenbar erzeugt Licht eine gewisse Wirkung auf den Sehsinn 6 Nach langem Betrachten einer hell beleuchteten Wiese oder eines purpurnen Korpers erscheint ein dunkler Ort grun beziehungsweise purpur 7 Wir schlussfolgern Beleuchtete Farben wirken sich auf den Sehsinn aus 8 Die nachts sichtbaren Sterne sehen wir tagsuber nicht da dann die Atmosphare lichterfullt ist 9 Von Feuer beleuchtete Details eines Objekts sind nicht mehr sichtbar wenn der Betrachter auch das Feuer im Blick hat 10 Offenbar behindert helles Licht das auf die Augen scheint das Sehen von schwach beleuchteten Objekten 11 Details auf einem spiegelnden Objekt verschwinden wenn es den hellen Himmel oder eine helle Wand ins Auge spiegelt 12 Dasselbe gilt fur feine Schrift auf glattem Papier 13 Ein angezundeter Korper im Sonnenschein ist unsichtbar aber das Feuer ist sichtbar 14 Ebenso wirkt ein weisses Objekt das von einem beleuchteten farbigen Korper bestrahlt wird im Schatten farbig nicht aber im Sonnenschein 15 Ebenso wirkt ein Objekt das von einem mit farbiger Flussigkeit gefullten Glas beleuchtet wird nicht mehr farbig wenn es mit einem weiteren Feuer beleuchtet wird 16 Manche Meerestiere und Gluhwurmchen scheinen im Dunkeln wie Feuer zu leuchten aber nicht bei Tageslicht oder Feuer 17 All dies zeigt dass die starken Lichter sichtbarer Objekte gewisse Eigenschaften verschwinden lassen die bei schwacher Beleuchtung sichtbar sind 18 An dunklen Orten verschwinden Details die im Hellen sichtbar sind z B Gravuren oder Schrift 19 Starkes Licht kann also gewisse Details hervorbringen die in starkem Licht verschwinden 20 Dunkle Farben wirken im Hellen klar und deutlich wirken in schwachem Licht jedoch schwarz 21 Starke Beleuchtung macht weisse Korper heller und mattfarbige Korper farbiger 22 Transparente stark gefarbte Flussigkeit wirkt in schwachem Licht schwarz in hellem Licht farbig 23 Dasselbe gilt fur transparente Steine 24 Der Schatten eines transparenten farbigen Korpers wirkt farbig bei starkem und farblos bei schwachem Licht 25 Pfauenfedern und der Stoff abu qalamun andern je nach Beleuchtung scheinbar ihre Farben 26 Wir schlussfolgern Der Sehsinn nimmt Farben je nach Beleuchtung unterschiedlich wahr 27 Weiterhin hangt die Farbe ab vom Licht im Gegenstand auf dem Auge und auf der Luft 28 Warum starkes Licht die Sicht auf gewisse Objekte behindert werde ich im Zusammenhang mit dem Sehvorgang erklaren Kapitel 5 Uber den Aufbau des Auges Bearbeiten 1 Das Auge besteht aus diversen Schichten Membranen und Korpern es entspringt aus dem Vorderhirn 2 Zwei hohle zweischichtige Nerven kreuzen sich vor dem Gehirn und fuhren in die Augenhohlen 3 Die Nerven gehen durch Offnungen in den Augenhohlen und fuhren trichterartig zum Auge 4 Die Augapfel bestehen aus mehreren Schichten 5 Die erste Schicht besteht aus weissem Fett und heisst Conjunctiva 6 Die zweite Schicht ist schwarzlich samtartig ausgekleidet und heisst wegen ihrer Traubenartigkeit Uvea Sie ist von der Conjunctiva bis auf vorn bedeckt 7 Gegenuber vom Nerv ist ein Loch in der Uvea 8 Das Loch und die offenliegende Uvea sind bedeckt von der hornartigen Cornea 9 Gegenuber vom Loch liegt das linsenformige feuchte eisartig transparente Krystallin 10 Diese Korperflussigkeit ist zweiteilig Der hintere Teil ist ahnlich transparent wie zerbroseltes Glas daher heisst er Glaskorper Beide Teile sind umschlossen von der spinnennetzartigen Aranea 11 Die Cornea geht aus der ausseren Schicht des hohlen Nervs hervor die Uvea aus der inneren 12 Eine eiweissartige Flussigkeit die albuginose Flussigkeit erfullt das Augeninnere 13 Zwischen all den transparenten Korpern bestehen gerade Linien 14 Man sagt der Sehgeist fulle die Nerven und verleihe dem Krystallin die Sehkraft 15 Der Nerv erstreckt sich von der Offnung in der Augenhohle bis zum Krystallin Dabei weitet er sich 16 Die Conjunctiva umschliesst den divergierenden Nerv Das Auge bewegt sich stets als Ganzes 17 Der Nerv wird nur an der Offnung zur Augenhohle gebogen 18 Da die Hornhaut ubergeht in die Augenoberflache ist ihr Radius grosser als der der Uvea 19 Laut Kugelgeometrie liegt das Zentrum der Hornhautinnenseite weiter innen als das der Uvea 20 Das Zentrum der ausseren Oberflache ist ebenso weiter innen gelegen 21 Eine gerade Linie geht durch die beiden Zentren und durch die Zentren der Offnung und der Hornhaut 22 Die Zentren von albuginoser Flussigkeit und Cornea fallen zusammen 23 Die gerade Linie durch Uvea Cornea und Loch davor geht durch das Zentrum des Nervenhohlraums 24 Der Schnittkreis zwischen der Vorder und Ruckseite vom Krystallin ist der verbindende Kreis oder parallel dazu 25 Die gerade Linie durch die Zentren von Uvea und Krystallin geht senkrecht durch den verbindenden Kreis26 und senkrecht durch den Rest vom Krystallin 27 So geht die Linie durch den Nervenhohlraum 28 Diese Linie geht senkrecht durch alle Teile des Auges 29 Hochstwahrscheinlich fallen das Zentrum der Kugel der hinteren Oberflache vom Krystallin und das Zentrum der Kugel der Cornea zusammen 30 Alle Schichten die dem Loch der Uvea gegenuberliegen haben ihr Zentrum mitten im Augapfel 31 Bei Augenbewegung andert sich die Lage dieses Zentrums nicht 32 Die Nervbiegung findet hinter diesem Zentrum statt 33 Der Nerv liegt symmetrisch in Bezug auf den verbindenden Kreis 34 Die Oberflache des Nervenhohlraums andert ihre Position bezuglich des Augapfels nicht 35 Die Linie durch die Zentren der Augenschichten geht gerade durch die Mitte des Nervenhohlraums 36 Dies sind also die Positionen und Proportionen 37 Die Geometrie ist fur beide Augen dieselbe 38 Die Conjunctiva ist mit je zwei Muskeln befestigt Lidern und Wimpern bedecken die Augen 39 Alles Gezeigte steht in den Anatomiebuchern Quellen Bearbeiten A C Crombie The History of Science Dover New York 1995 R L Verma Al Hazen father of modern optics Al Arabi 8 1969 S 12 13 A I Sabra The Optics of Ibn Al Haytham Books I III On Direct Vision The Warburg Institute University of London 1989 S 3 63 Abgerufen 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