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Sanierputz ist ein Putz mit speziellen Eigenschaften der fur das Verputzen von salzbelasteten und feuchten Mauerwerken geeignet ist indem er baustoffschadigende Salze im Putz einlagert und so von der Putzoberflache fernhalt Ein Sanierputz weist eine hohe Porositat und Wasserdampfdiffusion sowie eine verminderte kapillare Leitfahigkeit auf Inhaltsverzeichnis 1 Wirkprinzip 2 Herstellung und Verarbeitung 3 Anwendungsgrenzen und Probleme 4 Literatur 5 EinzelnachweiseWirkprinzip BearbeitenSanierputze sind ein geeignetes Mittel um feuchte und salzbedingte Putzschaden zu bekampfen Salze im Mauerwerk losen sich im Wasser und konnen so uber die Kapillaren an die Oberflache transportiert werden Kommt es zur Verdunstung des Wassers kristallisieren die Salze Es entstehen haufig Ausbluhungen und mit der Kristallisation geht zudem eine Volumenvegrosserung einher die Spannungen erzeugt Bei zu hohen Spannungen werden Beschichtungen und Putze auf langere Zeit zerstort Wenn kein Putzmaterial mehr vorhanden ist greifen die Salze auch das Mauerwerk an Besonders bei Baudenkmalern ist dies problematisch wenn historische Substanz unwiederbringlich zerstort wird Die fur das Bauwerk schadlichen Salze meist Sulfat Chlorid und Nitratverbindungen erhohen zusatzlich den Feuchtegehalt im Bauwerk durch hygroskopische Effekte Dadurch steigt auch die Gefahr fur Frostschaden Da es sehr schwer ist ein Mauerwerk komplett zu entsalzen und zu entfeuchten bedienen sich Sanierputze einer anderen Wirkungsweise bei der die Form und die Grosse der Poren eine entscheidende Rolle spielt Bei geeigneter Qualitat und richtiger Verarbeitung entstehen im Sanierputz vorzugsweise grossvolumige kugelformige Poren Sie bieten den Salzen genugend Raum um schadfrei im Inneren des Putzes auszukristallisieren Durch eine reduzierte hydrophobe Ausstattung der Sanierputze wird erreicht dass die im Untergrund vorhandene Feuchtigkeit wenigstens teilweise in den Putz eindringt aber seine Oberflache moglichst nicht erreicht Um den Verbleib der Salze im inneren des Putzes zu unterstutzen wird der Sanierputz in vielen Fallen in zwei Lagen aufgebracht wobei die zweite Lage erst nach ausreichender Trocknung der ersten aufgetragen werden darf Dadurch wird verhindert dass die Salze aus dem Untergrund den Putz im noch frischen und feuchten Zustand komplett durchwandern konnen Durch die beschriebenen Verfahren wird nun die Verdunstungs und Salzablagerungszone von der Putzoberflache in den Querschnitt des Sanierputzes verlagert es treten an der Oberflache keine Ausbluhungen mehr auf Dennoch kann die Feuchtigkeit aufgrund der hohen Porositat in Form von Wasserdampf entweichen Spatere Anstriche mussen daher in jedem Fall diffusionsoffen sein damit sie die Verdunstung nicht behindern Auf diese Weise konnen Schaden auch an aufgebrachten Beschichtungen langfristig vermieden werden Theoretisch funktioniert ein Sanierputz so lange bis die Salzablagerungen gross genug werden um auch dessen Poren zu verstopfen Dies tritt jedoch wenn uberhaupt in der Regel erst nach mehreren Jahren oder Jahrzehnten ein Sanierputze sind keine Sperrputze Die Feuchtigkeit kann durch die hohe Porositat aus dem Bauteil diffundieren Ebenso sind Sanierputze keine Opferputze deren Ziel es ist das Salz und die Feuchtigkeit uber Kapillaren aus dem Mauerwerk zu saugen und dabei selbst zerstort zu werden Mit einem Sanierputz wird der Salzgehalt im Mauerwerk nur geringfugig sinken Herstellung und Verarbeitung BearbeitenBei der Herstellung von Sanierputzen ist das Merkblatt 2 9 05 D Sanierputzsysteme der wissenschaftlich technischen Arbeitsgemeinschaft fur Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege WTA zu beachten Sanierputze welche die Anforderungen des Merkblattes erfullen werden auch Sanierputz WTA genannt Die Eigenschaften von Sanierputzen hangen entscheidend von der Zusammensetzung und Homogenitat ab Weil bei Baustellenmischungen die Qualitat nicht gewahrleistet werden kann werden Sanierputze nur als Werktrockenmortel gemass DIN EN 998 1 hergestellt Neben den Sanierputzen die einlagig aufgebracht werden gibt es auch Sanierputzsysteme aus mehreren Lagen Ublicherweise wird dann zunachst ein Spritzbewurf auf die Oberflache aufgebracht der die Haftung verbessert Danach folgt ein Grundputz WTA und anschliessend ein Sanierputz WTA Der Grundputz kann entweder als Ausgleichsputz oder als Porengrundputz fungieren Als Porengrundputz hat er ein Mindestporenvolumen von 45 Vol und dient vorwiegend der Speicherung der Salze Es soll verhindert werden dass die Salze in den eigentlichen Sanierputz wandern Bei Bedarf kann auf dem Sanierputz noch ein Oberputz und darauf ein Farb Anstrich hergestellt werden Es ist aber darauf zu achten dass die Wasserdampfdiffusion gewahrleistet bleibt Als Bindemittel kommen nur hydraulisch abbindende Bindemittel in Frage Die Gesteinskornung muss inert sein um gegen Salz resistent zu sein Teilweise werden auch Leichtzuschlage wie Bims oder Perlit manchmal auch Blahglas eingesetzt Der Sanierputz muss folgende Anforderungen erfullen Ausbreitmass Frischmortelkonsistenz 170 5 mm Wasserruckhaltevermogen uber 85 Luftgehalt uber 25 Vol kapillare Wasseraufnahme nach 24 unter 0 3 kg m Porositat uber 40 Vol Koeffizient fur Wasserdampfdiffusionswiderstand m lt 12Anwendungsgrenzen und Probleme BearbeitenDer erste Sanierputz wurde 1975 angeboten Verglichen mit anderen Putzen ist der Sanierputz noch relativ jung Mittlerweile hat er sich bewahrt und die Probleme und Anwendungsgrenzen bei der Verwendung sind besser untersucht Gegen Druck oder Stauwasser sind Sanierputze nicht geeignet In dem Fall sind bessere Abdichtungsmassnahmen zum Beispiel Dichtputze Sperrputze erforderlich Gegen aufsteigende Bodenfeuchtigkeit sind immer Horizontalabdichtungen einzubauen Ein weiteres Problem gibt es wenn der Taupunkt langere Zeit innerhalb des Sanierputzquerschnitts liegt Dann kann Tauwasser trotz Hydrophobierung in den Poren kondensieren Eine Durchfeuchtung des Sanierputzes ist zu verhindern Daher ist ein wassergesattigtes Mauerwerk vor dem Aufbringen eines Sanierputzes zu trocknen oder abzudichten Des Weiteren gibt es teilweise Verarbeitungsfehler dazu gehort ein unsachgemasses Auftragen des Spritzbewurfs ein nur einlagiges statt zweilagiges Arbeiten auf zerkluftetem Untergrund eine zu geringe Putzdicke und ein durch zu kurze Mischzeit zu geringes Porenvolumen Es ist darauf zu achten dass die relative Luftfeuchtigkeit unter 65 liegt damit der Sanierputz vernunftig austrocknen kann Es kann sonst vor allem in Kellerraumen im Sommer dazu kommen dass der Sanierputz erhartet aber nicht ausgetrocknet ist und dadurch die Hydrophobierung nicht richtig funktioniert Dann konnen Salze an die Oberflache gelangen und dort ausbluhen was der Sanierputz eigentlich verhindern sollte Der Spritzbewurf darf in der Regel nicht vollflachig aufgetragen werden um keine Sperrschicht zu erzeugen Der Deckungsgrad sollte unter 50 liegen Zudem muss er ausreichend salzbestandig sein Insgesamt sind Sanierungsmassnahmen immer auf das jeweilige Bauwerk abzustimmen daher sind unbedingt Voruntersuchungen durchzufuhren 1 Literatur BearbeitenTanja Dettmering und Helmut Kollmann Putze in Bausanierung und Denkmalpflege 2012 ISBN 978 3 410 21929 3 Hermann G Meier Sanierputze Ein wichtiger Bestandteil der Bauwerksinstandsetzung 1999 ISBN 3 8169 1547 7 2 erw Auflage 2002 ISBN 3 8169 2141 8 Hermann G Meier und Sylvia Sturmer Sanierputzsysteme Planung Ausfuhrung Fehlervermeidung 2021 ISBN 978 3 7388 0507 9 Einzelnachweise Bearbeiten S Sturmer H G Meier Sanierputz ist kein Alleskonner Vorbereitung Ausfuhrung Risiken In DABonline Deutsches Architektenblatt 30 Marz 2020 abgerufen am 18 Marz 2023 deutsch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sanierputz amp oldid 237360608