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Sachalin II ist ein Projekt zur Forderung von Erdgas und Ol nordlich der russischen Pazifikinsel Sachalin im Ochotskischen Meer Es wird von dem internationalen Konsortium Sakhalin Energy betrieben Das Projekt enthielt die zeitweise weltweit grosste Anlage zur Forderung von verflussigtem Erdgas und war fur einige Jahre das bis dahin grosste Investment auslandischer Konzerne in Russland Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung 1 2 Beginn der Forderung 1 3 Umweltbelastungen 1 4 Einschreiten der Umweltbehorde 1 5 Beteiligung von Gazprom 1 6 Flussiggas Anlage in Betrieb 2 Siehe auch 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEntstehung Bearbeiten Das Projekt wurde 1994 zwischen der russischen Regierung unter Prasident Boris Jelzin und dem Konsortium Sakhalin Energy Investment Company Ltd SEIC im Rahmen eines Production Sharing Agreement geschlossen Das Konsortium war von dem niederlandisch britischen Energiekonzern Royal Dutch Shell den US Unternehmen Marathon und McDermott sowie den japanischen Unternehmen Mitsui und Mitsubishi gegrundet worden Kreditgeber fur das Projekt waren die Japan Bank for International Cooperation JBIC die US amerikanische Overseas Private Investment Corporation OPIC die Europaische Bank fur Wiederaufbau und Entwicklung EBRD und die US amerikanische staatliche EximBank Das staatliche britische Export Credits Guarantee Department ECGD erwog eine Unterstutzung Die Refinanzierung des Projektes sollte durch eine Vereinbarung erfolgen wonach erst ab Erreichen der Gewinnschwelle beim Verkauf des Gases Steuern an den russischen Staat zu leisten sind Product Sharing Modus Bis Dezember 2006 wurden etwa 12 Milliarden Dollar investiert Vor der Insel Sachalin lagen die grossten damals bekannten unerschlossenen Ol und Gasreserven der Welt Die gesamte Energieausbeute von Sachalin wurde auf insgesamt 700 Millionen Tonnen Ol und 2500 Milliarden Kubikmeter Gas geschatzt Die durch Sachalin II erschlossenen Ol und Gasvorrate wurden auf einen Rechenwert von 4 Milliarden Barrel Ol beziffert 1 das sind etwa 150 180 Millionen Tonnen Ol uber eine Milliarde Barrel und 500 800 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr 9 6 Millionen Tonnen Zum Vergleich in Deutschland werden jahrlich etwa 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht Es wurden Forderplattformen in Piltun Astochskoje und Lundkoje errichtet sowie ein Netz von Pipelines die uber etwa 800 Kilometer an den sudlichsten Punkt der Insel fuhrten Dort sollte das Gas in zwei Anlagen zu Flussigerdgas LNG verwandelt werden Beginn der Forderung Bearbeiten 1999 begann die Forderung in Piltun Astochskoje Hauptabnehmerlander waren anfangs Japan Korea und die USA Fur mindestens 98 der Gasfordermengen lagen zum Jahresende 2006 bereits feste Liefervertrage vor Seit 2000 bestand das Konsortium nur noch aus Shell 55 Mitsui 25 und Mitsubishi 20 Umweltbelastungen Bearbeiten Verschiedene Umweltorganisationen protestierten immer wieder gegen das Projekt Die Assoziation der indigenen Volker des Russischen Nordens beklagte dass die quer uber die Insel und etwa 1000 Flusse und Bache verlaufenden Pipelines bei einer Leckage die wichtigsten Laichgrunde des Lachses gefahrden Lachs ist das wichtigste Nahrungsmittel der Ureinwohner von Sachalin einer seismisch relativ aktiven Region Auch Greenpeace wehrte sich schon in der ersten Phase des Projektes dem Beginn der Bohrungen gegen die Ol und Gasforderung vor der Kuste Sachalins da sie die Nahrungsgrunde der weltweit letzten Population von nur noch hundert westpazifischen Grauwalen gefahrde Der WWF kritisierte die Nichteinhaltung von Walschutz Auflagen bei Errichtung und Betrieb der Offshore Erdolplattformen durch Shell Die regionale Umweltorganisation Okowacht Sachalin Sakhalin Environment Watch legte im April 2006 eine Liste von Verstossen gegen das geltende Umweltrecht vor 2 Einschreiten der Umweltbehorde Bearbeiten Das dem russischen Ministerium fur naturliche Ressourcen nachgeordnete Umweltaufsichtsamt Rosprirodnadzor und die regionale Wasserrechtsbehorde veranlassten Anfang September 2006 wegen uber 100 schwerwiegender Verstosse gegen russische Umweltgesetze durch einen Subunternehmer die Firma Starstroy die Einschaltung der Staatsanwaltschaft die Rucknahme eines positiven Umweltgutachtens und die Stornierung von zwolf erforderlichen wasserrechtlichen Genehmigungen fur den Bau der Uberland Pipelines Phase 2 des Projektes Sachalin II und stoppten damit faktisch die Bauarbeiten Ausserdem wurde bemangelt von der Olplattform Molikpaq seien riesige Mengen Industrieabwasser ins Meer geleitet worden SEIC habe zudem entgegen den Vorschriften die moglichen Gefahren durch aufgegebene Bohrlocher nicht gepruft und der Umweltbehorde nicht regelmassig uber seinen Wasserverbrauch berichtet Das Umweltamt teilte Anfang Dezember mit es werde im Marz 2007 eine Klage in Hohe von 30 Milliarden US Dollar gegen Shell erheben da der bereits begonnene Pipelinebau zu bedeutenden Erosionsproblemen gefuhrt habe geologischen Gefahren durch Uberflutungen zu wenig beachtet und Baume illegal gefallt worden seien 3 In verschiedenen Medienanalysen wird der eigentliche Anlass fur den Baustopp jedoch in einer politischen Einflussnahme der Regierung Putin gesehen Selbst die Organisation Greenpeace sah im Vorgehen der russischen Regierung nur einen Vorwand Als Indiz fur einen Zusammenhang wird zum Beispiel angefuhrt dass der Entzug der Umweltgenehmigung genau 15 Tage nach einer drastischen Aufstockung der Projektkostenschatzung seitens Shell erfolgte siehe unten 4 Hintergrund fur die Einflussnahme sei dass Sachalin II bislang das einzige Projekt der Region war an dem russische Unternehmen zunachst nicht beteiligt waren und die russische Regierung unter Wladimir Putin die volle staatliche Kontrolle uber die Rohstoffvorrate behalten bzw wiedererlangen mochte Beteiligung von Gazprom Bearbeiten Der grosste russische Energiekonzern Gazprom der bisher das Exportmonopol fur russisches Erdgas besitzt aber noch kein Engagement und wenig Technologieerfahrung im Flussiggasgeschaft hatte sich zunachst erfolglos um eine nachtragliche Beteiligung an dem Konsortium bemuht Gazprom wollte eine Sperrminoritat an SEIC erwerben und bot im Gegenzug einen Anteil von 50 an einem anderen noch nicht erschlossenen Gazprom Forderprojekt dem auf uber 3 3 Billionen Kubikmeter Gas taxierten Vorkommen Sapolarnoje Neokom Schicht in Westsibirien uber das Europa mit Erdgas versorgt wird Kurz darauf im Sommer 2005 setzte Shell jedoch angeblich ohne Gazprom vorab zu informieren 5 den Ansatz fur die bei Vertragsabschluss veranschlagten Projektentwicklungskosten von 10 bis 12 Milliarden US Dollar auf etwa 20 bis 22 Milliarden US Dollar bis 2014 hoch Dies hatte zur Folge dass die geplante Zeit bis zum Erreichen der Gewinnschwelle sich ebenfalls fast verdoppelte der russische Staat seine Abgaben erst wesentlich spater erhalt alle Anteile entsprechend weniger werthaltig sind und die Investitionen entsprechend aufgestockt werden mussen Die russischen Behorden und Gazprom weigerte sich zunachst dieser Erhohung zuzustimmen und nahmen den Umstand zum Anlass eine Neubewertung des Engagements zu fordern jedoch nicht mehr mittels Product Sharing sondern in bar 6 Da Gazprom nicht genugend eigene Finanzmittel fur die Neuerschliessung russischer Gasvorkommen hat benotigt es namlich harte auslandische Investitionen Anfang Juli 2005 vereinbarten Shell und Gazprom dementsprechend ein Tauschgeschaft Neben zahlreichen weiteren Detailvereinbarungen sieht es im Kern vor dass Shell zum Jahresende 2006 25 der Anteile abgibt im Gegenzug erhalt Shell von Gazprom wie vorgeschlagen 50 an dem Vorkommen Sapolarnoje Neokom 7 Ausserdem bedeutet der Ausstieg aus dem Product Sharing Modus dass das Projekt nicht mehr verzogert besteuert wird und zudem ein vor einiger Zeit neu erlassenes Gesetz uber russische Gasexporte nun greift Dieses hat moglicherweise zur Folge dass der gesamte Flussiggas Export von Sachalin II vom Staatskonzern Gazprom durchgefuhrt wird 8 Im Dezember 2006 stimmten Shell Mitsui und Mitsubishi dem Verkauf der Mehrheit der SEIC Anteile fur 7 45 Milliarden US Dollar umgerechnet 5 66 Milliarden Euro an Gazprom zu Shell senkt seinen Anteil auf 27 5 behalt damit noch eine Sperrminoritat Mitsui auf 12 5 und Mitsubishi auf 10 Gazprom erhalt damit 50 plus einen Anteil 9 Auch wurde vereinbart dass die Erschliessungsinvestitionen um 3 6 Milliarden US Dollar erhoht werden aber allein von den ursprunglichen Projektpartnern ohne Gazprom getragen werden mussen 10 Nach diesem Mehrheitswechsel erklarte der russische Prasident Putin der bei den Verhandlungen personlich anwesend war auch alle Umweltfragen seien nun beigelegt 11 Flussiggas Anlage in Betrieb Bearbeiten 2009 nahm die Flussiggas Anlage ihren Betrieb auf 12 Sie kuhlt Erdgas auf 162 Grad Celsius wandelt es in einen flussigen Zustand um und ermoglicht so den Transport mit Tankern 13 Das Verfahren ist aufwandig und selten durchgefuhrt Siehe auch BearbeitenSachalin I Sachalin III Energiewirtschaft RusslandsWeblinks BearbeitenWebseite der Sakhalin Energy Investment Company Ltd SEIC Einzelnachweise Bearbeiten Shell tritt Fuhrung im weltgrossten Forderprojekt an Gazprom ab Deutsche Welle online vom 22 Dezember 2006 englischsprachige Informationsseite von SEW Memento des Originals vom 18 Februar 2006 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www sakhalin environment ru Russland erwagt 30 Milliarden Dollar Klage gegen Shell In Spiegel online vom 12 Dezember 2006 Streit um Ol und Gasforderprojekt Sachalin II Memento vom 29 September 2007 im Internet Archive Auf greenpeace de vom 19 September 2006 Bericht von Gaseta 16 September 2005 zitiert nach russland RU Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Archivierte Kopie Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive laut einer Meldung der russischen Zeitung Kommersant vom Anfang April 2005 zitiert bei russland RU Archivierte Kopie Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Kommersant zitiert nach russland RU Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Gazprom erobert Gasfeld In Handelsblatt vom 22 Dezember 2006 Meldung von FTD Memento vom 14 Februar 2007 im Internet Archive finanznachrichten de 21 Dezember 2006 Moskau und Tokio im Gasrausch Eurasisches Magazin 2009 Von der Gefangnisinsel zum Energieparadies Neue Zurcher Zeitung 25 April 200952 87 143 77 Koordinaten 52 52 12 N 143 46 12 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sachalin II amp oldid 225811706