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Der russisch belarussische Energiestreit ist der Konflikt zwischen Belarus und Russland um den Verkauf und den Transit russischer Energietrager Er betrifft den damaligen Teilverkauf des Betreibers des belarussischen Pipeline Netzes Beltransgaz an Gazprom und den Preis fur russisches Erdgas Anfang Januar 2007 entstand ein weiterer Konflikt uber den Transit des russischen Erdols nach Westeuropa der in einem mehrtagigen Stopp des Oltransports via Belarus eskalierte Deutschland ist neben anderen europaischen Staaten indirekt durch diesen Streit betroffen da ca 20 des importierten Erdols durch Belarus fliessen Bereits ein Jahr zuvor kam es zwischen Russland und der Ukraine zum Gasstreit Pipelines in OsteuropaSeit 2011 gehort Beltransgaz zur Ganze der russischen Gazprom 1 Inhaltsverzeichnis 1 Energiepolitik Konflikt um Erdgas 2 Energiepolitik Konflikt um Erdol 2 1 Hintergrund 2 2 Einfuhrung des Transitzolls 2 3 Blockade der Pipeline 2 4 Losung des Streits 3 Russlands weitergehende Unterstutzung 4 Literatur 5 Weblinks 6 QuellenEnergiepolitik Konflikt um Erdgas BearbeitenIm April 2002 hatten Russland und Belarus russische Gaslieferungen zu russischen Inlandspreisen vereinbart Bedingung war die Bildung eines Joint Ventures zwischen dem russischen Gasmonopolisten Gazprom und dem Betreiber des belarussischen Erdgasnetzes Beltransgaz Dabei sollte Gazprom 50 Prozent an Beltransgaz kaufen Uber den Kaufpreis gab es jedoch keine Einigung Belarus verlangte von Gazprom 2 5 Milliarden US Dollar sowie einen Gaspreis von 75 Dollar von dem 45 Dollar monetar und 30 Dollar durch Aktienubertragung auf mehrere Jahre hinaus finanziert werden sollen Gazproms Angebot belief sich zunachst auf 200 US Dollar fur das Gas und 700 Millionen bis eine Milliarde fur das 50 Prozent Paket am belarussischen Erdgasversorger Als keine Einigung zustande kam reduzierte Gazprom seine Gaslieferungen stark Am 18 Februar 2004 stellte Gazprom die Lieferungen ganz ein und warf Belarus vor illegal fur Westeuropa bestimmtes Gas zu entnehmen Nach zehn Stunden wurde das Gas zwar wieder angestellt doch waren in der EU ernste Besorgnisse entstanden Um seinen Ruf als verlasslicher Handelspartner nicht zu gefahrden schloss Russland einen Kompromiss Der Erdgaspreis wurde leicht erhoht ebenso die Transittarife die Beltransgaz fur die Benutzung seines Pipeline Netzes erhielt Bei der Beteiligung an Beltransgaz kam Russland jedoch nicht weiter 2006 betrug der Preis zu dem Gazprom Erdgas nach Belarus geliefert hatte 46 US Dollar pro 1000 m Es handelte sich um einen stark ermassigten Preis der ca 1 6 des in Westeuropa ublichen Preises betrug Im Lauf des Jahres kundigte Gazprom an den Preis fur Belarus fur das Jahr 2007 zu verdreifachen Der Konzern begrundete das mit der Notwendigkeit marktwirtschaftlicher Geschaftsbeziehungen Der belarussische Prasident Aljaksandr Lukaschenka weigerte sich bis zuletzt einer Anhebung zuzustimmen und drohte damit das Gas notfalls aus den durch Belarus nach Westeuropa verlaufenden Pipelines abzuzapfen Seine Forderung ging dahin dass die Preise fur Belarus auf dem Niveau der russischen Oblast Smolensk liegen sollen was seinen Worten nach die Voraussetzung fur eine weitere Integration der beiden Lander sei Diese Integration hatte er jedoch in den letzten Jahren aus Angst vor personlichem Machtverlust stark abgebremst Am 31 Dezember 2006 Minuten vor Ablauf des alten Liefervertrages konnten beide Seiten folgende Einigung erzielen Belarus kauft russisches Erdgas 2007 fur 100 US Dollar fur 1000 Kubikmeter Gas Gazprom kauft belarussische Aktien fur den maximalen Preis d h fur 2 5 Milliarden Eine schrittweise Preisanhebung zum westeuropaischen Preisniveau findet bis 2011 statt Russland zahlt eine um 70 Prozent erhohte Transitgebuhr an Belarus 1 45 US Dollar fur 1000 Kubikmeter Gas Gazprom erhalt 50 Prozent der Aktien von Beltransgaz fur 2 5 Milliarden US Dollar die in vier Jahresraten zu zahlen sind Zwischen der Ukraine und Russland gab es im besonders kalten Winter 2009 2010 einen Streit die Ukraine wollte massive Preiserhohungen fur russisches Gas nicht hinnehmen Russland drosselte die Gaslieferungen so stark und so lange dass es auch zu Lieferengpassen in Landern der Europaischen Union kam 2010 gewahrte Russland der Ukraine einen deutlichen Rabatt fur Gaslieferungen im Gegenzug darf die russische Flotte langer im Schwarzen Meer kreuzen 2 2010 eskalierten die Streitigkeiten zwischen Russland und Belarus erneut am 23 Juni 2010 drosselte Russland seine Lieferungen an Belarus weiter um 60 taglich nur 18 Millionen Kubikmeter Gas statt 45 erklarte der Gazprom Chef Alexej Miller Minsk mache keine Anstalten die geforderten Schulden in Hohe von 156 Millionen Euro zu bezahlen Belarus wirft Gazprom vor 211 7 Millionen Euro Schulden fur Durchleitungsgebuhren nicht beglichen zu haben Russland lehnte es zunachst ab die beiden Summen miteinander zu verrechnen 3 Energiepolitik Konflikt um Erdol BearbeitenHintergrund Bearbeiten Mitte der neunziger Jahre einigten sich beide Staaten im Rahmen einer angestrebten bilateralen Zollunion darauf dass Russland keine Exportzolle auf sein nach Belarus exportiertes Rohol erhebt und im Gegenzug die Exportzolle die Belarus fur daraus hergestellte und weiter exportierte Olprodukte erhebt zwischen beiden Staaten aufgeteilt werden 1995 war ursprunglich vereinbart worden dass Belarus 85 Prozent des Zolls den es bei Ausfuhr in Drittlander erhebt als Kompensation fur den zollfreien Import aus Russland an Russland abtritt Belarus kundigte jedoch diese Vereinbarung 2001 einseitig und behielt das Zollaufkommen vollstandig fur sich selbst Im Folgenden vermied Belarus Konsultationen zu diesem schwelenden Problem An den in den letzten Jahren stark angestiegenen Weltmarktpreisen verdiente Belarus besonders stark Innerhalb von vier Jahren hatte sich seine Gewinnmarge fast verdreifacht Im Mai 2006 unterzeichnete Putin eine Verfugung zur Handels Wirtschafts sowie Finanz und Kreditpolitik gegenuber Belarus Jegliche direkte oder indirekte Subventionierung der belarussischen Wirtschaft sei zu unterbinden Als Belarus sich weiterhin weigerte die Vereinbarungen der bilateralen Zollunion umzusetzen fuhrte Russland auf sein Rohol einen Exportzoll von 180 7 pro Tonne ein Einfuhrung des Transitzolls Bearbeiten Aus der Unzufriedenheit uber den abgeschlossenen Gasvertrag und als Antwort auf den ab Januar 2007 gultigen russischen Exportzoll kundigte am 4 Januar Belarus an ruckwirkend ab dem 1 Januar neben den Transitgebuhren zusatzlich einen Transitzoll von 45 US Dollar auf jede Tonne Ol zu erheben das belarussisches Territorium passiert Russland weigerte sich diese Zollgebuhr zu akzeptieren und begrundete dies damit dass dies gegen die weltweite Praxis und gegen belarussisches Recht verstosst Nach der weltweiten Praxis werden nur Guter mit Zoll belegt die in einem Land produziert oder verbraucht werden Blockade der Pipeline Bearbeiten Am 8 Januar erklarte der Konzernchef des russischen Pipelinebetreibers Transneft Semjon Wainstock dass illegale belarussische Entnahmen in der Hohe von 79 000 Tonnen Ol festgestellt wurden Der belarussische Konzern Belneftechim hatte die Druzba Pipeline angezapft und fur Westeuropa bestimmtes Ol entnommen Die Regierung Lukaschenkas motivierte dies mit Schadensersatz fur den nunmehr illegal gewordenen russischen Transit fur den Russland sich weigerte den neu eingefuhrten Transitzoll zu zahlen Es blieb zunachst unklar ob der am gleichen Tag aufgetretene Lieferstopp von der russischen oder von der belarussischen Seite initiiert wurde Am darauffolgenden Tag bekannte die Transneft Fuhrung dass sie die Ollieferungen vollstandig eingestellt hatte 4 Sie begrundete dies mit der Sinnlosigkeit des Transits solange die Belarussen einen grossen Teil des Ols entnahmen Deutschland Polen Ungarn Slowakei und Tschechische Republik erhielten kein Erdol mehr durch diese Pipeline Der Lieferstopp verursachte zwar keine unmittelbaren Engpasse in Westeuropa wurde von der EU aber als inakzeptabel kritisiert Losung des Streits Bearbeiten Nach einem Telefonat zwischen Aljaksandr Lukaschenka und Wladimir Putin erklarte die belarussische Seite am 10 Januar dass sie den umstrittenen Transitzoll fur russisches Ol nach Europa zurucknimmt Damit gab sie der Forderung Moskaus nach wonach die Abschaffung der Transitgebuhr als Bedingung fur die Aufnahme von Verhandlungen galt Das Einlenken geschah auf die russische Ankundigung hin die Zollunion komplett aufzuheben und die bisherige Zollfreiheit fur zahlreiche belarussische Waren die nach Russland exportiert werden zu beenden Diese machen ca 50 des gesamten belarussischen Exportumfangs aus 5 Auch bemuhte sich Belarus darum 79 000 Tonnen entnommenes Ol zuruck in die Pipeline einzuspeisen Daraufhin nahm Russland die Lieferungen des Ols durch die Druzba Pipeline wieder auf In den darauf folgenden Verhandlungen wollte die belarussische Seite erreichen dass Moskau zu seiner Sonderbehandlung von Belarus durch exportzollfreie Ollieferungen zuruckkehrt Im Gegenzug will Belarus alten Vereinbarungen uber die Aufteilung seiner Olproduktzolle nach Europa nunmehr real nachgehen Am 12 Januar einigten sich der russische Premierminister Michail Fradkow und sein belarussischer Kollege Sergei Sidorski auf einen Kompromiss Russland erhebt einen Exportzoll auf jene Rohollieferungen nach Belarus die dort weiterverarbeitet und als Olprodukte anschliessend reexportiert werden Die Hohe des Exportzolls richtet sich nach einem bestimmten Verrechnungsschema dem die Zolleinkunfte von Belarus bei der Ausfuhr dieser Olprodukte zugrunde liegen Russlands weitergehende Unterstutzung BearbeitenAm 15 Januar unterstrich Wladimir Putin in einer Regierungssitzung Russland unterstutze Belarus auch weiterhin wenn auch im abnehmenden Mass Allein im Jahr 2007 wird die russische Unterstutzung durch ermassigte Gaspreise immer noch 3 3 Milliarden US Dollar und beim Erdol insgesamt 2 5 Milliarden betragen Das mache insgesamt 5 8 Milliarden US Dollar was ca 41 des belarussischen Staatsbudget gleichkommt 6 Diese Angaben berucksichtigen jedoch nur russische Zugestandnisse bei Preisen und Zollen und beinhalten nicht die entgangenen Steuereinnahmen durch Unternehmensmigration ins privilegierte Belarus Im Jahr 2006 hatte die Subventionierung von Belarus noch ca 7 Milliarden Dollar betragen 7 Literatur BearbeitenFolkert Garbe Energische Integration Russlands Energiekonflikt mit Belarus In Osteuropa 57 Jg Heft 4 April 2007 S 65 75 Roland Gotz Energietransit von Russland durch die Ukraine und Belarus In SWP Studie Dezember 2006 ISSN 1611 6372 PDF Rainer Lindner Blockaden der Freundschaft Der Russland Belarus Konflikt als Zeitenwende im postsowjetischen Raum SWP Aktuell Januar 2007 Sebastien Rippert Die energiepolitischen Beziehungen zwischen der Europaischen Union und Russland 2000 2007 Europaische und russische Interessen im Spannungsfeld zwischen Annaherung und Entfremdung Bouvier Verlag Bonn 2009 ISBN 978 3 416 03253 7 http www bouvier verlag com index php buch id 350Englisch Center for Eastern Studies Warsaw End of the Russian Belarussian oil conflict in East Week 18 Januar 2007 PDF Datei 251 kB Center for Eastern Studies Warsaw Russia stops oil transit through the Druzhba pipeline in East Week 67 12 Januar 2007 PDF Datei 187 kB Center for Eastern Studies Warsaw Russia and Belarus sign new gas deal in East Week 66 4 Januar 2007 PDF Datei 155 kB Weblinks BearbeitenFAZ NET Spezial Putins Petromacht FAZ NET 10 Januar 2007 abgerufen am 1 November 2012 Harald Meyer Belarus muss neue Gas Importtarife einpreisen bfai Bundesagentur fur Aussenwirtschaft 25 Januar 2007 archiviert vom Original am 28 September 2007 abgerufen am 1 November 2012 Belarus zahlt deutlich mehr fur Energieimporte aus Russland PDF 58 kB Nicht mehr online verfugbar bfai Bundesagentur fur Aussenwirtschaft 11 Januar 2007 ehemals im Original abgerufen am 1 November 2012 1 2 Vorlage Toter Link www bfai de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Quellen Bearbeiten Russia secures ownership of Belarus gas pipelines france24 com 25 November 2011 Russland verbilligt Gas fur Ukraine Zeit Online 21 April 2010 abgerufen am 1 November 2012 Russisches Gas stromt wieder nach Weissrussland Spiegel Online 24 Juni 2010 abgerufen am 1 November 2012 Pipeline Monopolist stoppt Olexport Focus Money Online 9 Januar 2007 abgerufen am 1 November 2012 Zuerst soll Ol zuruck nach Moskau fliessen Kolner Stadt Anzeiger 11 Januar 2007 Putin RF prodolzhit okazyvat podderzhku Belorussii Vz Ru 15 Januar 2007 Ein Mann der mit einem Knopfdruck Weltpolitik machte Spiegel Online 15 Januar 2007 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Russisch belarussischer Energiestreit amp oldid 228885070