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Als Ringelmann Effekt bezeichnet man die Tatsache dass Menschen in der Gruppe eine geringere kollektive physische Leistung erbringen als aufgrund der summierten Einzelleistungen zu erwarten ware 1974 griffen Ingham und Kollegen den Ringelmann Effekt auf und umschrieben ihre Forschungsergebnisse als Soziales Faulenzen Beide Begriffe bedeuten einen Motivationsverlust in Gruppen und einen daraus bedingten Leistungsabfall Beim Ringelmann Effekt ist allerdings unklar ob der Leistungsverlust motivations oder koordinationsbedingt ist Da mangelnde Koordination einfacher behoben werden kann als mangelnde Motivation ist der Ringelmann Effekt im Gegensatz zum Sozialen Faulenzen kaum noch Gegenstand der Forschung Inhaltsverzeichnis 1 Namensgebendes Experiment 2 Neuere Untersuchungen 3 Physikalische Erklarung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksNamensgebendes Experiment BearbeitenDer franzosische Agraringenieur Maximilien Ringelmann 1861 1931 untersuchte von 1882 bis 1887 die Effizienz der Arbeit von Pferden Ochsen Maschinen und Menschen und fand bei Versuchen zum Ziehen von Lasten heraus dass die Leistung von Menschen in Gruppen kleiner ist als die Summe der Leistungen die jeder fur sich alleine erbringen wurde Je mehr Menschen Ringelmann gleichzeitig an der Last ziehen liess desto weniger Leistung erbrachten die einzelnen Teilnehmer er testete einen sieben und vierzehn Manner Ringelmann war als Ingenieur nicht an den Grunden fur diesen Leistungsverlust interessiert und spekulierte nur dass der Leistungsabfall sowohl an mangelnder Koordination denn die Teilnehmer mussten ja moglichst simultan ziehen als auch an verringerter Motivation der Teilnehmer liegen konnte Das Ringelmann Experiment wird vielfach selbst in gangigen Lehrbuchern falsch wiedergegeben da das Originaldokument lange nicht auffindbar war Kravitz und Martin haben den Artikel jedoch 1986 neu publiziert und dabei unter anderem klargestellt dass die Leistung pro Person nicht immer kleiner wird je grosser die Gruppe ist Ob es eine oder zwei Personen sind macht noch einen grossen Unterschied Aber ob es nun sechs oder funfzehn Personen sind ist fast irrelevant fur die Leistung des einzelnen der Leistungsabfall ist also nicht linear Da das Ringelmann Experiment irgendwann zwischen 1882 und 1887 stattgefunden hat gilt es heute als das erste sozialpsychologische Experiment uberhaupt auch wenn es erst 1913 publiziert wurde also nach Tripletts Experimenten zu Social Facilitation Neuere Untersuchungen BearbeitenBis in die 1970er Jahre war nicht genau bekannt was Ringelmann herausgefunden hatte da die einzige verfugbare Quelle eine Erwahnung in einem Buch von Moede 1927 war Erst im Jahr 1974 setzten sich Ingham und Kollegen wieder aktiv mit dem Ringelmann Effekt auseinander Als Psychologen waren sie dabei vor allem daran interessiert Motivations und Koordinationsverluste zu trennen Daher wahlten sie mit Tauziehen eine ahnliche Aufgabe wie Ringelmann und variierten systematisch die Gruppengrosse Neu war allerdings dass sie den Versuchspersonen die Augen verbanden und sie zum Teil in Pseudogruppen ziehen liessen Die Teilnehmer dachten dass sie in der Gruppe zogen doch in Wirklichkeit waren sie alleine Auf diese Weise konnte man den Koordinationsverlust ausschliessen Dennoch zeigte sich weiterhin eine reduzierte Kraft der einzelnen Personen in der vermeintlichen Gruppensituation die mit steigender Gruppengrosse immer extremer wurde Problematisch an diesem Experiment war allerdings dass die Gruppengrosse mit der Anzahl der Zuschauer konfundiert war Je weniger Personen zogen desto mehr Personen standen als Zuschauer daneben Man konnte also nicht ausschliessen dass statt reduzierter Anstrengung in der Gruppensituation das Phanomen der Social Facilitation in der Einzelsituation durch die hohere Anzahl der Zuschauer fur den gefundenen Effekt verantwortlich war Streng genommen ist das Experiment von Ingham und Kollegen das letzte zum Ringelmann Effekt und das erste zu Sozialem Faulenzen denn hier wurde bereits der Koordinationsverlust vom Motivationsverlust getrennt Weitere Experimente zum Ringelmann Effekt gibt es nicht denn die Psychologen interessieren sich vor allem fur den Motivationsverlust Dass es bei mehreren Personen an einem Tau schwieriger ist gleichzeitig zu ziehen verwundert ja auch niemanden weiter Warum man weniger motiviert ist ist dagegen nicht so einfach erklarbar Physikalische Erklarung BearbeitenDer koordinationsbedingte Leistungsverlust beim Tauziehen lasst sich physikalisch folgendermassen erklaren Am Seil zieht jede Person schrag in eine etwas andere Richtung und wirkt somit mit einer leicht reduzierten Vektor Komponente verglichen mit ihrer jeweiligen maximal moglichen Kraft Jeder zieht nicht dauernd mit der gleichen Kraft sondern ab und zu mit einem Ruck Dieser Ruck kommt nicht immer gleichzeitig Auch wenn geubte Mannschaften dies trainieren konnen wird durch das Koordinations Problem die theoretisch maximale Leistung reduziert Bei Problemen die eine grosse Organisation erfordern wird das Koordinationsproblem noch grosser Siehe auch BearbeitenListe der klassischen Experimente in der Psychologie GruppenleistungLiteratur BearbeitenRingelmann M 1913 Recherches sur les moteurs animes Travail de l homme In Annales de l Institut National Agronomique 2e serie tome XII S 1 40 Kravitz D A and Martin B 1986 Ringelmann rediscovered The original article Journal of Personality and Social Psychology 50 936 941 Ingham A G Levinger G Graves J and Peckham V 1974 The Ringelmann Effect Studies of group size and group performance Journal of Experimental Social Psychology 10 S 371 384 Jeannine Ohlert Teamleistung Social Loafing in der Vorbereitung auf eine Gruppenaufgabe Verlag Dr Kovac Hamburg 2009 ISBN 978 3 8300 4001 9 Hunt Morton 1991 Die Praxis der Sozialforschung Reportagen aus dem Alltag der Wissenschaft Campus Frankfurt M 1991 ISBN 3 593 34278 2 Oelsnitz Dietrich von der amp Busch Michael W 2006 Social Loafing Leistungsminderung in Teams Personalfuhrung 39 Jg 2006 Heft 9 S 64 75 Weblinks BearbeitenDietrich von der Oelsnitz Michael W Busch Faulenzen in der Gruppe faz net 7 April 2008 Print FAZ 7 April 2008 Nr 81 S 24 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ringelmann Effekt amp oldid 207519809