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Reaktives Ionentiefenatzen englisch deep reactive ion etching DRIE eine Weiterentwicklung des reaktiven Ionenatzens RIE ist ein hoch anisotroper Trockenatzprozess fur die Herstellung von Mikrostrukturen in Silicium mit einem Aspektverhaltnis Verhaltnis von Tiefe zu Breite von bis zu 50 1 wobei Strukturtiefen von einigen 100 Mikrometern erreicht werden konnen Dies wird beispielsweise fur die Herstellung von Silizium Durchkontaktierungen eingesetzt benotigt Es gehort zu den Verfahren des Plasma unterstutzten Atzens Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Prozessbeschreibung 3 Anwendungsbereiche 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas reaktive Ionentiefenatzen wurde ursprunglich Anfang der 1990er Jahre von Franz Larmer und Andrea Urban geb Schilp 1 in Form eines Trockenatzprozesses fur Silicium entwickelt Sie waren Angestellte der Robert Bosch GmbH deren Vermarktung des Prozess Patents dazu fuhrte dass sich die Bezeichnung Bosch Prozess als Synonym fur das reaktive Silicium Ionentiefenatzen einburgerte 2 In den folgenden Jahren wurde das ursprungliche Verfahren mit den Kooperationspartnern Surface Technology Systems Plc STS und Alcatel Vacuum Technology weiterentwickelt Ausserdem wurde die benotigte Anlagentechnik verfeinert an den Prozess angepasst und kommerziell vertrieben So vermarktet STS seit einigen Jahren einen verbesserten Prozess zusammen mit der Anlagentechnik unter dem Namen Advanced Silicon Etching ASE Prozessbeschreibung BearbeitenDRIE Leistungsdaten Aspektverhaltnis Tiefe Breite bis 50 1Flankenwinkel 90 2 Atzrate max 20 µm min standard 1 2 µm minOberflachenrauhigkeit 10 nm nbsp Verfahrensschritte des DRIEDer DRIE Prozess ist wie der ursprungliche Bosch Prozess ein zweistufiger alternierender Trockenatzprozess bei dem sich Atz und Passivierungsschritte abwechseln Ziel ist es moglichst anisotrop zu atzen das heisst richtungsabhangig senkrecht zur Wafer Oberflache Auf diese Weise konnen beispielsweise sehr schmale Graben geatzt werden Die Prozesse lassen sich wie folgt zusammenfassen Zunachst wird der Silicium Wafer maskiert beispielsweise mit Fotolack oder mit einer Hartmaske aus Siliciumdioxid Siliciumnitrid und anderen Stoffen die jene Stellen des Wafers abdeckt die nicht geatzt werden sollen Anschliessend beginnt der eigentliche Atzprozess Dazu wird Schwefelhexafluorid SF6 in einem Tragergas meist Argon in den Reaktor mit dem darin befindlichen Substrat eingeleitet Durch Erzeugen eines energiereichen Hochfrequenzplasmas entsteht aus dem SF6 ein reaktives Gas Zusammen mit der Beschleunigung der Ionen in einem elektrischen Feld wird eine chemische isotrope Atzreaktion durch aus SF6 gebildete Radikale und ein physikalischer anisotroper Materialabtrag durch Sputtern mittels Argon Ionen uberlagert Der Atzprozess wird nach kurzer Zeit gestoppt und ein Gasgemisch aus Octafluorcyclobutan C4F8 und Argon als Tragergas eingeleitet auch andere Gasgemische sind moglich beispielsweise CF4 H2 Im Plasma des Reaktors wird Octafluorcyclobutan aktiviert und bildet auf dem gesamten Substrat eine Polymer Passivierungsschicht das heisst sowohl auf der Maske als auch auf dem Boden und den vertikalen Seitenwanden des Grabens Lochs Auf diese Weise werden die Seitenwande im Folgenden vor weiterem chemischen Materialabtrag geschutzt um die Anisotropie des Gesamtprozesses zu gewahrleisten Denn durch den anschliessend wiederholten Atzschritt mit SF6 wird die Passivierungsschicht der horizontalen Flachen Grabenboden durch die gerichtete physikalische Komponente Ionen der Atzreaktion deutlich schneller entfernt als die Schicht an den Seitenwanden Beide Schritte werden nun so lange wiederholt bis die gewunschte Bearbeitungstiefe erreicht ist Wichtig ist dabei die Balance zwischen dem Atz und Passivierungsschritt Wird beispielsweise die Polymerschicht zu dick aufgetragen wird ein Grossteil des Atzgases und der Prozesszeit fur den Abtrag des Polymers am Grabenboden verwendet was zu hoheren Prozesskosten fuhrt Wird die Schicht jedoch zu dunn aufgetragen oder ist das elektrische Feld fur den Ionentransport zum Substrat zu gering gewahlt werden die Seitenwande zu stark geatzt Die Prozessparameter haben auch entscheidenden Einfluss auf die Struktur der Seitenwande diese sind aufgrund des alternierenden Prozessablaufs in der Regel nicht glatt sondern leicht gewellt Die Starke der Wellen kann jedoch durch geeignete Wahl der Prozessparameter minimiert werden so dass sie die nachfolgenden Prozesse in der Herstellung nicht negativ beeinflusst Nach dem Atzen mussen abschliessend das Maskenmaterial das ebenfalls teilweise geatzt wird und die Passivierungschicht an den Grabenwanden entfernt werden Ein Nachteil des Verfahrens sind die im Vergleich zum Nassatzen sehr hohen Anlagenkosten sowie der geringe Fertigungsdurchsatz Neben dem alternierenden Prozess gibt es auch das Verfahren des gleichzeitigen Atzens und Passivierens ein sogenannter kontinuierlicher Prozess Anwendungsbereiche BearbeitenHauptanwendungsgebiet ist die Herstellung von Mikrosystemen 3 Durch Anwendung verschiedener Maskenstoffe konnen mehrere Tiefenebenen realisiert werden deren Zahl jedoch aufgrund des hohen Aufwandes sehr beschrankt bleibt 2 D Strukturen Weitere Anwendungsgebiete finden sich in der Halbleitertechnik beispielsweise fur die Fertigung von tiefen Graben fur den Speicherkondensator bei einigen DRAM Technologien oder fur das Isolationsoxid in der Grabenisolation wobei hier keine hohen Aspektverhaltnisse benotigt werden In den letzten Jahren ruckt eine weitere mogliche Anwendung in den Mittelpunkt des Interesses Fur eine 3D Integration von Schaltkreisen das heisst eine Stapelung von Bauelementen z B Transistoren und Leiterbahnen ist es notwendig leitfahige Kanale durch das abgedunnte Siliciumsubstrat zu erzeugen Diese Kanale mussen ein extrem hohes Aspektverhaltnis von mehr als 50 1 aufweisen und werden daher mit reaktivem Ionentiefatzen hergestellt und anschliessend mit Kupfer gefullt Weblinks BearbeitenMikrostrukturtechnik Vorlesung an der Universitat Uppsala Nicht mehr online verfugbar In Universitat Uppsala Archiviert vom Original am Marz 2007 abgerufen am 3 April 2020 schwedisch Literatur BearbeitenW Menz J Mohr Mikrosystemtechnik fur Ingenieure VCH Verlag Weinheim 1997 ISBN 3 527 30536 X F Laermer A Urban Challenges developments and applications of silicon deep reactive ion etching In Microelectronic Engineering Band 67 68 Juni 2003 S 349 355 doi 10 1016 S0167 9317 03 00089 3 Einzelnachweise Bearbeiten Franz Larmer Andrea Urban Verfahren zum anisotropen Atzen von Silicium abgerufen am 13 Juni 2023 Patent DE4241045C1 Verfahren zum anisotropen Atzen von Silicium Angemeldet am 5 Dezember 1992 veroffentlicht am 26 Mai 1994 Anmelder Robert Bosch GmbH Erfinder Franz Larmer Andrea Schilp Funf Milliarden MEMS Sensoren von Bosch Nicht mehr online verfugbar In bosch presse de 18 Februar 2015 archiviert vom Original am 3 April 2020 abgerufen am 3 April 2020 nbsp 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