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Die Pulvermuhle war ein Gebaudekomplex im Dresdner Stadtteil Lobtau Sie diente der Herstellung von Schiesspulver und befand sich etwa 200 Meter oberhalb des 1765 errichteten Kanonenbohrwerks wie dieses am linken Ufer des Weisseritzmuhlgrabens Sie wurde 1576 als zweite Dresdner Pulvermuhle erbaut mehrfach zerstort und wiederaufgebaut bis sie 1875 ihre Funktion verlor Bis zur fast vollstandigen Zerstorung 1945 wurden die Gebaude zeitweise als Getreide Mahlmuhle aber auch zu Wohn und Geschaftszwecken genutzt Inhaltsverzeichnis 1 Bau und Nutzung als Pulvermuhle im 16 und 17 Jahrhundert 2 Die Pulvermuhle im Jahre 1709 3 Nutzung bis zur Einstellung der Pulverherstellung im Jahre 1875 4 Nutzung nach 1875 bis zur Zerstorung 1945 5 Heutiger Zustand 6 Einzelnachweise 7 WeblinksBau und Nutzung als Pulvermuhle im 16 und 17 Jahrhundert BearbeitenDer Vorgangerbau dieser Pulvermuhle befand sich auf dem spateren Gelande des Zwingers gegenuber dem Schloss 1573 erfolgte ihr Abbruch wegen Erweiterung der Festungswerke Wegen der mit der Pulverherstellung verbundenen Gefahren wahlte man fur den Neubau ein weit ausserhalb der Stadt gelegenes Grundstuck und fand dies oberhalb des Kupferhammers am Weisseritzmuhlgraben 1574 wurde vom kurfurstlichen Oberzeugmeister Paul Buchner ein entsprechender Plan vorgelegt schon 1576 war der Bau der neuen Pulvermuhle nahe dem Dorf Lobtau vollendet In der Folgezeit kam es wiederholt zu verheerenden Explosionen die Teile des Komplexes zerstorten Uberliefert sind solche fur die Jahre 1613 1638 1640 und 1689 Bei der ersten Explosion 1613 wurde das Stampfhaus Muhle zerstort und die Kornstube beschadigt unmittelbar anschliessend kam es zum Wiederaufbau bzw Neubau mit Erweiterungen 1638 und 1640 verursachten die Explosionen nicht nur Gebaudeschaden sondern auch Todesfalle waren zu beklagen Erneut wurde die dringend benotigte Muhle wieder aufgebaut und erweitert 1689 schliesslich kam es sowohl im Juli wie auch im November zu Explosionen in deren Folge fast alle Gebaude ausser der Muhle selbst zerstort wurden Nach Stillstand uber einen langeren Zeitraum folgte erneut der Wiederaufbau Die Pulvermuhle im Jahre 1709 BearbeitenEin Lageplan aus dem Jahre 1709 zeigt den Aufbau der Anlage 1 Diese bestand aus zwei Hofen von denen der vordere Besuchern zuganglich war Dieser enthielt auf der einen Seite ein langgestrecktes Wohngebaude fur Pulverarbeiter und auf der anderen das Kohlhaus in dessen Untergeschoss die zur Pulverherstellung benotigte Holzkohle gebrannt wurde Im Obergeschoss dieses Gebaudes befand sich eine Gaststatte denn die Pulvermuhle hatte zu dieser Zeit wie fast alle in landesherrlichem Besitz befindlichen Gebaude das Recht des Bierschanks Im hinteren Hofe streng abgeschlossen und bewacht von hohen Mauern umgeben und durch einen Garten isoliert standen die eigentlichen Fabrikationsgebaude Dazu zahlte die Muhle welche die Wasserkraft des Muhlgrabens zum Stampfen des Pulvers nutzte das Lauterhaus in dem Rohsalpeter und Schwefel gereinigt wurden und das Kornhaus in dem man das zuvor gepresste Pulver zerschlug und siebte Ein Munitionsgewolbe und ein Turm komplettierten die Anlage Ausser diesen zur Pulverherstellung notigen Gebauden hatte hier ein Haus seinen Platz welches neben der Wohnung des Leiters der Anlage Raume fur den Fursten und sein Gefolge enthielt Oft weilten namlich die hohen Herrschaften in der Pulvermuhle um von hier aus Schiess und Feuerwerksproben auf dem vor der Muhle gelegenen Ubungsplatz zu beobachten 2 Nutzung bis zur Einstellung der Pulverherstellung im Jahre 1875 BearbeitenDie Regierungszeit Augusts des Starken brachte der Pulvermuhle starke Auftrage Besonders intensiv war die Belastung vor und wahrend des 1730 durchgefuhrten Lustlagers von Zeithain die Hauptproben zu den dort veranstalteten Feuerwerken fanden vor der Muhle statt Im selben Jahr ereignete sich eine kleinere Explosion nur das Muhlengebaude wurde zerstort 1775 hingegen wurde fast die gesamte Anlage zerstort es gab zahlreiche Verletzte und auch Tote Erst 1777 war der Wiederaufbau beendet dabei kam es zu durchgreifenden Veranderungen Das Grundstuck wurde vergrossert die Fabrikationsgebaude im hinteren Teil wurden neu gruppiert und erhielten weitere Abstande voneinander Trotzdem kam es 1796 zu einer letzten Explosion Auch im vorderen Teil der Anlage kam es nach 1775 zu Veranderungen Das Haus mit dem furstlichen Saal wurde abgebrochen dafur entstand das Herrenhaus 1798 99 schliesslich fanden umfangreiche Umbauten am Arbeiterwohnhaus statt Beide Gebaude erhielten damals das Aussehen welches bis zur Zerstorung 1945 erhalten blieb 3 nbsp Muhlgraben und Herrenhaus der Pulvermuhle um 1910Nutzung nach 1875 bis zur Zerstorung 1945 BearbeitenIm Zuge der Beteiligung Sachsens an den Kriegen zur Reichseinigung erreichte die Pulvermuhle ihre Kapazitatsgrenzen Um die Erzeugung den Erfordernissen anzupassen ware ein fast vollstandiger Neubau erforderlich gewesen Diesem standen am Ort der alten Anlage unuberwindliche Hindernisse im Wege Deshalb beschloss man die Pulverherstellung an einen anderen Ort zu verlegen Die Wahl fiel auf das ostsachsische Dorf Gnaschwitz bei Bautzen Am 1 Juli 1875 nahm die dortige Koniglich Sachsische Pulverfabrik ihre Arbeit auf gleichzeitig erfolgte die Ubergabe der Pulvermuhle an das Finanzministerium Damit endete nach fast genau drei Jahrhunderten die Pulverproduktion an diesem Ort Um 1900 wurden das Muhlengebaude und das Kornhaus als abgebrannt bezeichnet 1910 befand sich im umgebauten ehemaligen Salpeterhaus eine Getreide Mahlmuhle angetrieben durch ein unterschlachtiges Wasserrad im Weisseritzmuhlgraben Das ehemalige Herrenhaus auch Turmhaus genannt war zum Wohn und Geschaftshaus geworden auf dem Gelande hatten sich Kleinbetriebe angesiedelt 1937 verlor die Anlage mit der Verfullung des Weisseritzmuhlgrabens die Wasserkraft als Antrieb Im Jahre 1945 schliesslich kam es durch Bombenangriffe zur weitgehenden Zerstorung samtlicher Gebaude 4 nbsp Modell der alten Muhlrader im heutigen PulvermuhlenparkHeutiger Zustand BearbeitenBis ca 1990 wurde das Gelande noch fur gewerbliche Zwecke genutzt dabei wurden Reste der einstigen Gebaude und Mauern nach und nach zerstort 2002 uberflutete das Hochwasser der Weisseritz das Gelande Die letzte originale Mauer mit Inschriftstein des einstigen Pulvermuhlengebaudes wurde 2005 ohne erkennbare Grunde abgetragen Im Rahmen der Stadtentwicklung sind gefordert durch den Europaischen Fonds fur regionale Entwicklung EFRE seit 2007 entlang der Weisseritz offentliche Grun und Freiflachen entstanden die durch einen bis in die Innenstadt reichenden Fuss und Radweg verbunden wurden Teil dieses Projektes ist die Anlegung eines Stadtparkes auf dem ca 1 67 ha grossen Gelande der ehemaligen Pulvermuhle an der Oederaner Strasse zwischen Weisseritz und Nossener Brucke In Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt Dresden dem Umweltamt dem Amt fur Stadtgrun und Abfallwirtschaft einem Dresdner Landschaftsarchitekturburo sowie dem Kulturverein Zschonermuhle e V wurden diese Arbeiten zur Gestaltung einer interessanten grunen Oase durchgefuhrt Im Oktober 2014 erfolgte die Ubergabe des Pulvermuhlenparks an die Bevolkerung Einzelnachweise Bearbeiten Dr Ing Hanns Frommhold Spiegelschleife Pulvermuhle und Kanonenbohrwerk 3 churfurstliche Industrieanlagen an der Weisseritz in Dresden Seite 41 Dresden 1929 Mitteilungen des Landesvereins Sachsischer Heimatschutz Band XXII Heft 7 9 Seite 204f Dresden 1933 Mitteilungen des Landesvereins Sachsischer Heimatschutz Band XXII Heft 7 9 Seite 206f Dresden 1933 Wolfgang Muller Geschichten aus dem alten Dresden Mit dem Weisseritzmuhlgraben durch unsere Stadt 1 Auflage Hille Dresden 2011 ISBN 978 3 939025 23 8 Weblinks BearbeitenPulvermuhle Schnitt durch die Produktionsgebaude Kornhaus maschine Raderwerk Flutgerinne 1786 1800 Deutsche Fotothek Pulvermuhle um 1900 Deutsche Fotothek Pulvermuhle Ansicht des Muhlengebaudes 1786 1800 Deutsche Fotothek Pulvermuhle Ansicht des Wohnhauses fur Beschaftigte der Pulvermuhle nach 1775 Deutsche Fotothek Die Pulvermuhle auf weisseritzmuehlgraben de51 040555555556 13 706388888889 Koordinaten 51 2 26 N 13 42 23 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pulvermuhle Dresden amp oldid 205901610