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Dieser Artikel behandelt die Redewendung Zur Columbo Episode siehe Columbo Schreib oder stirb Publish or perish engl fur veroffentliche oder gehe unter sinngemass wer schreibt der bleibt ist eine im Wissenschaftsbetrieb gangige Redewendung insbesondere an Universitaten Ausgedruckt wird mit dieser Hyperbel dass Forscher einem starken informellen Druck ausgesetzt sind ihre Ergebnisse moglichst zahlreich und in moglichst angesehenen Verlagen oder Fachzeitschriften zu veroffentlichen um ihr wissenschaftliches Renommee zu steigern entfristet zu werden oder die nachste Karrierestufe zu erreichen Der Druck resultiert aus einer wachsenden Konkurrenzsituation um Personalstellen und Forschungsmittel bei der seitens der Geldgeber oft anhand von bibliometrischen Kriterien entschieden wird Die Verlangerung der haufig befristeten Personalstellen wird nicht selten an Forschungserfolge gemessen in entsprechenden Publikationen geknupft Wer schreibt der bleibt Wissenschaftler versuchen daher in der Regel an moglichst vielen Publikationen als Haupt oder Koautor mitzuwirken Eine negative Folge dieses Profilierungsdrucks ist in den Naturwissenschaften die haufige Ehrenautorschaft der Leiter von Forschungsinstituten in den Geisteswissenschaften die Neigung der Autoren zu Selbstplagiaten Dieses Publish or Perish Geschaft ist eine Katastrophe Die Leute schreiben Dinge die niemals hatten geschrieben werden durfen und die niemals gedruckt werden sollten Niemanden interessiert das Aber damit sie ihren Job behalten und die richtige Beforderung bekommen mussen sie es tun Es erniedrigt das ganze geistige Leben Hannah Arendt 1972 1 Inhaltsverzeichnis 1 Auswirkungen 1 1 Auswirkungen auf den Informationsmarkt 1 2 Auswirkungen auf Wissenschaftler 2 Kritik an der Bevorzugung der Quantitat 2 1 Gegenmassnahmen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Rundfunkberichte 6 EinzelnachweiseAuswirkungen BearbeitenAuswirkungen auf den Informationsmarkt Bearbeiten Auf dem wissenschaftlichen Informationsmarkt wird durch starkes publish or perish die Fulle der Veroffentlichungen sehr unubersichtlich und ist fur Aussenstehende kaum noch uberschaubar Selbst grosse Bibliotheken sind nicht in der Lage einen auch nur annahernd vollstandigen Literaturbestand vor Ort bereitzustellen Dies liegt auch daran dass die Spezialisierung der Fachliteratur oft zu kleinen Auflagen und hohen Preisen fuhrt Auswirkungen auf Wissenschaftler Bearbeiten Wissenschaftler verbringen durch starkes publish or perish einen nicht unbetrachtlichen Teil ihrer Zeit damit Veroffentlichungen ihres Fachgebiets zu sichten mittels Peer Review zu beurteilen und nach Publikationsmoglichkeiten fur ihre eigenen Arbeiten zu suchen Dabei stehen sie oft unter Zeitdruck und mussen gelegentlich auch Zwischenergebnisse veroffentlichen die einer genauen Uberprufung nicht standhalten und spater wieder korrigiert werden Ausserdem wird der Anreiz erhoht unter eigenem Namen Forschungsergebnisse von unterstellten Mitarbeitern oder Hilfskraften zu publizieren Auf Grund des enormen Zeitdrucks und der Bewertungskriterien ist mit einer Vernachlassigung der Lehre sowie der Studienbetreuung durch die Wissenschaftler zu rechnen Auch die inhaltliche Qualitat der publizierten Daten leidet unter der Arbeitsuberlastung der Wissenschaftler Im Extremfall werden Forschungsergebnisse nicht mehr tatsachlich erhoben sondern frei erfunden um eine Forschungsarbeit moglichst schnell zur Veroffentlichungsreife zu bringen siehe Betrug und Falschung in der Wissenschaft Kritik an der Bevorzugung der Quantitat BearbeitenDie Deutsche Forschungsgemeinschaft hat 1998 in ihren Empfehlungen zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis alle in der Wissenschaft tatigen Personen und Institutionen ausdrucklich aufgefordert Originalitat und Qualitat stets Vorrang vor Quantitat 2 bei der Beurteilung wissenschaftlicher Leistungen zuzumessen um so den Druck des Publish or perish zu mindern Auch die Europaische Charta fur Forscher halt fest dass die Beurteilung des Verdienstes von Forschern nicht nur auf die Anzahl von Veroffentlichungen gestutzt werden sollte Gegenmassnahmen Bearbeiten In Zukunft sollen Projektantragsteller bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG nur noch 5 Titel aus ihrer eigenen Produktion anfuhren um die personliche Eignung fur die Bearbeitung des vorgeschlagenen Unternehmens zu belegen 3 so dass die reine Lange der eigenen Publikationsliste zumindest hier nicht mehr von Bedeutung sein sollte Siehe auch Bearbeitenh Index Impact FactorLiteratur BearbeitenJohn Bohannon Who s Afraid of Peer Review In Science Vol 342 no 6154 vom 4 Oktober 2013 pp 60 65 doi 10 1126 science 342 6154 60 Bohannon berichtet von einem eigenen Feldversuch mit einem mangelhaften Fake Artikel den er bei uber 300 wissenschaftlichen Open Access Journals eingereicht hat und der von 157 Redaktionen akzeptiert wurde Daniele Fanelli Do Pressures to Publish Increase Scientists Bias An Empirical Support from US States Data PLoS ONE 5 4 e10271 doi 10 1371 journal pone 0010271Rundfunkberichte BearbeitenBernd Schuh Ein stumpfer Stich Wie zuverlassig sind Open Access Journale Science zieht gegen Open Access zu Felde in dradio Forschung aktuell vom 16 Oktober 2013Einzelnachweise Bearbeiten The Hannah Arendt Center Crises in Academia Today In medium com 21 September 2018 abgerufen am 21 Dezember 2021 englisch Im englischen Original This business of publish or perish has been a catastrophe People write things which should never have been written and which should never be printed Nobody s interested But for them to keep their jobs and get the proper promotion they ve got to do it It demeans the whole of intellectual life Deutsche Forschungsgemeinschaft Hrsg Vorschlage zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis Empfehlungen der Kommission Selbstkontrolle in der Wissenschaft Wiley VCH Weinheim 2013 S 20 Empfehlung 6 online verfugbar auf einer Webseite der Deutschen Forschungsgemeinschaft Publish first filter later abgerufen am 22 Februar 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Publish or perish amp oldid 236461617